ÖSTERREICH JOURNAL NR. 214 / 06. 05. 2025Österreich, Europa und die Welt14Nachkommen oder Geschwistern. In ihrenBriefen an Frau Trauneck 2) haben einige vonIhnen auch einige Details über Ihre Familiengeschichteerwähnt. Jede dieser Ge -schichten hat ihre eigene Tragödie. Fast allevon Ihnen hatten Vorfahren, die ermordetwurden, alle wurden aus Österreich vertriebenoder überlebten die Verfolgung untergroßen Qualen. Israel war für viele IhrerVorfahren ein Zufluchtsort, wohin sie währendder Nazi-Diktatur, während des Krieges,manche erst nach dem Krieg oder sogarerst nach der Staatsgründung Israels 1948flüchteten.Ich weiß, wie wichtig der Staat Israel für diemeisten Juden auf der Welt ist. Er ist vielmehr als nur ein Staat unter vielen.Er ist ein sicherer Hafen, den man hoffentlichnie brauchen wird. Er ist ein Land, dasJuden Selbstbewußtsein gibt. Ein Land, dases nach vielen Jahren der Verfolgung einfachermacht, bewußt als Juden zu leben undin dieser Welt erhobenen Hauptes zu stehen.Für manche ist er Heimat, für manche ist ereine Heimat unter anderen, für manche ist erein Land, zu dem man familiäre Verbindungenhat.Meine Damen und Herren,vor eineinhalb Jahren, am 7. Oktober 2023,verübte die Hamas einen brutalen Angriffauf Israel, auf friedliche Bürger. Ich weiß,daß dieser 7. Oktober für viele Menschennoch nicht vorbei ist.Und ich verstehe das. Er kann noch nichtvorbei sein, solange die Hamas noch Geiselnunter unmenschlichen Bedingungen alsmenschliche Verhandlungsmasse festhält.Der österreichisch-israelische DoppelstaatsbürgerTal Shoham war über 500 Tage langGefangener der Hamas, bevor er am 22. Fe -bruar dieses Jahres freigelassen wurde, worüberich sehr erleichtert bin. Aber das reichtnicht: Alle Geiseln müssen sofort freigelassenwerden!Wenn Juden wieder gejagt, verfolgt undermordet werden, dürfen Österreich und dieWelt nicht schweigen.„Nie wieder“ ist heute!Gleichzeitig bedaure ich zutiefst das Scheiternder Waffenruhe in Gaza und den TodAlle Fotos: Peter Lechner / HBF»Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 214 / 06. 05. 2025Österreich, Europa und die Welt15von Zivilisten, darunter viele Kinder, bei denwieder aufgenommenen israelischen Luftangriffen.Die Waffenstillstandsvereinbarungwar ein lang ersehnter Silberstreif der Hoffnungfür beide: für die unschuldige Zivilbevölkerungin Gaza und für die Familien derverbliebenen Geiseln.Meine Damen und Herren,Ihr Besuch in Österreich ist mir sehr wichtig.Weite Teile der Gesellschaft und des offiziellenÖsterreichs haben viele Jahre gebraucht,um zu verstehen und auch anzuerkennen,was Ihren Vorfahren und vielen tausend an -deren Juden während des NS-Regimes angetanwurde.Mir ist auch bewußt, daß Antisemitismus inÖsterreich bereits weit verbreitet und alltäglichwar, bevor die Nazis an die Macht ka -men. Viele jüdische Familien wurden, wie Siewissen, bereits vor 1938 ins Visier genommen.Nach der Befreiung Österreichs undder Wiederherstellung der Republik habenviele Österreicher, darunter auch Politiker,lange Zeit einen Großteil der unangenehmenWahrheiten verdrängt und verschwiegen.Österreichs Haltung gegenüber seiner eigenenGeschichte änderte sich erst in den1980er Jahren.Jüngere Generationen setzten sich unbefangenerund kritischer mit der VergangenheitÖsterreichs auseinander und stellten ihrenEl tern und Großeltern unbequeme Fragen.Ein neues Bewußtsein entstand in der Ge -sellschaft und Anfang der 90er-Jahre diskutierteauch das offizielle Österreich öffentlichund unmissverständlich über diese un -rühmliche Epoche unserer Geschichte.Bereits 1980 gründeten Leon Zelman unddie Stadt Wien den Jewish Welcome Service.Mehrere tausend aus Österreich vertriebeneJuden und viele ihrer Nachkommen wurdennach Österreich eingeladen. 1994 gründetendie Israelitische Kultusgemeinde und dieGe meinde Wien das psychosoziale ZentrumESRA, das nicht nur Überlebende des Nationalsozialismusin Österreich betreut und be -handelt, sondern auch aus Österreich vertriebeneMenschen unterstützt, insbesondere beider Durchsetzung ihrer Ansprüche in Österreich.1995 wurde der Nationalfonds der RepublikÖsterreich eingerichtet, um Überlebende desFoto: Peter Lechner / HBF Foto: Peter Lechner / HBFNationalsozialismus in schwierigen Lebenssituationensowie Gedenk- und Bildungsprojekteim Kampf gegen Antisemitismus zuunterstützen.In mehreren Novellen zum Staatsbürgerschaftsrechtwurde ein erleichterter Zugangzur österreichischen Staatsbürgerschaft fürNachkommen von Menschen, die von denNa zis verfolgt worden waren, eingeführt.Da durch wird auch die Beziehung zwischenden Familien ehemaliger österreichischjüdischerFamilien und dem heutigen Österreichgestärkt und vertieft.Ich freue mich, daß vielen von Ihnen bereitsdie österreichische Staatsbürgerschaft verliehenwurde, andere planen, diese zu beantragen.Ich bin fest davon überzeugt, daß dieoben genannten Organisationen und Initiativenin Österreich nicht nur für Sie, die nachÖsterreich eingeladen werden, oder für IhreFamilienmitglieder, die Hilfe und Unterstützungerhalten, wertvoll sind.Es ist uns wichtig, daß die Republik Österreich,daß die österreichische Gesellschaft dasLeid Ihrer Familien nicht nur wahrnimmtund anerkennt, sondern daß wir auch Verantwortungübernehmen und entsprechend handeln.Ich möchte meine tiefe Überzeugung unterstreichen,daß Sie ein Teil Österreichs sind.Ob Sie zum ersten Mal in Österreich sind,regelmäßig zu Besuch kommen oder die ös -terreichische Staatsbürgerschaft besitzen.Auch wenn Sie jetzt geografisch weit wegleben, gehören Sie zu diesem Land.Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthaltin Wien!Vielen Dank für Ihren Besuch. n»Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at
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Foto: Erich LessingÖSTERREICH JOUR
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