ÖSTERREICH JOURNAL NR. 213 / 19. 12. 2024Wirtschaft96strie sind die Energiepreise in den letztenJahren stark gestiegen und belasten nun dieWettbewerbsfähigkeit in wichtigen Branchenwie dem Fahrzeugbau. Gleichzeitig sind dieLohnkosten gestiegen. Das erhöht den Ko -stendruck auf die Unternehmen weiter. DerProduktivitätsrat empfiehlt die Beschleunigungdes Ausbaus von erneuerbaren Energienund der Energieinfrastruktur zur langfristigenStärkung der Wettbewerbsfähigkeit.Gleichzeitig sollte Österreich seinen Gasbezugweiter diversifizieren. Kurzfristige Entlastungenbei allen Bestandteilen des Energiepreises,wie z. B. bei den Energiesteuern,könnten Unternehmen helfen, mit den aktu -ellen Herausforderungen umzugehen. Mittel -fristig ist es wichtig, industrielle Prozessestärker auf Elektrizität umzustellen, energieeffizienterzu machen und klimaneutraleEnergieträger zu nutzen. Auch die Gestaltungder Netzgebühren und Energiesteuern solltediesen Entwicklungen Rechnung tragen.Maßnahmen zur Mobilisierung desArbeitskräfteangebots sind erforderlichDie Bevölkerung im erwerbsfähigen Alterwird durch die demografische Entwicklungbis 2060 stark zurückgehen. Modell-Simulationendes Produktivitätsrates zeigen, daßsich das Wirtschaftswachstum durch dieschrumpfende Erwerbsbevölkerung erheblichverlangsamt, sofern das Produktivitätswachstumnicht deutlich zunimmt. Dies istjedoch angesichts des langfristigen Wachstumstrendsder Arbeitsproduktivität unwahrscheinlich.Eine Mobilisierung des Arbeitskräftepotenzialsist daher notwendig, um dielangfristige Verlangsamung des Wirtschaftswachstumseinzudämmen. Maßnahmen wiedie Erhöhung der Erwerbsbeteiligung vonFrauen und älteren Menschen sowie die Verbesserungdes Qualifikationsniveaus könntenden Wohlstand (gemessen als BIP proKopf) signifikant steigern. Dafür sind mehrKinderbetreuungsplätze und flexible Arbeits -zeitmodelle für Frauen notwendig. EineKoppelung des Pensionsantrittsalters an dieLebenserwartung würde ebenfalls zur Mobilisierungdes Arbeitskräftepotentials beitragen.Migration kann zusätzlich helfen, dasArbeitskräfteangebots zu stabilisieren. Diestärksten Effekte ergeben sich aus kombiniertenMaßnahmen. Der Produktivitätsratempfiehlt ein umfassendes Maßnahmenpaketzur Mobilisierung des Arbeitskräfteangebots,das diese Punkte abdeckt.Chancengleichheit am ArbeitsmarktBildung und Qualifikation sind entscheidendfür individuelle Arbeitsmarktchancenund für das wirtschaftliche Wachstum. InÖsterreich hängen schulische Leistungen undBildungswege stark vom familiären Hintergrundab. Zwar wurden im Finanzausgleich2024–2028 zusätzliche Mittel für die Verbes -serung der frühkindlichen Betreuung und Bil -dung bereitgestellt, es fehlen jedoch weiterhineinheitliche Qualitätsstandards und klareZiele. Sprachförderung für Kinder mit Mi -grationshintergrund, ein zweites verpflichtendesKindergartenjahr sowie Unterstützungfür sozial benachteiligte Kinder sind notwendig,um sozioökonomische Ungleichheitenzu reduzieren. Die frühe Differenzierungder Bildungswege beeinträchtigt die Chancengleichheitvieler SchülerInnen und finanzielleund soziale Hürden erschweren den Er -werb von Qualifikationen. Der Produktivitätsratempfiehlt daher Maßnahmen, die allenBevölkerungsgruppen den Zugang zuqualitativ hochwertiger Bildung und den Erwerbzusätzlicher Qualifikationen ermögli -chen. Dazu sind einheitliche Qualitätsstandardsund ausreichende Ressourcen für alleBildungsbereiche notwendig. Ausbildungsinitiativenund verbesserte Arbeitsbedingungenim Bildungsbereich sind entscheidend,um Personalengpässe zu vermeiden.Aufgaben und Zusammensetzungdes ProduktivitätsratesDer 2022 gegründete Produktivitätsratanalysiert die langfristige Produktivität undWettbewerbsfähigkeit Österreichs und gibtin seinem jährlichen Bericht an den Nationalratauch Empfehlungen an die Bundesregierung.Das fünfköpfige Gremium unter demVorsitz von Prof. Christoph Badelt, auch Prä -sident des Fiskalrates, wird von einem Bürounterstützt, das an der Oesterreichischen Na -tionalbank angesiedelt ist.nhttps://www.produktivitaetsrat.at/»Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 213 / 19. 12. 2024WirtschaftTrump 2.0 und die Folgen …… für die Weltwirtschaft, Europa und Österreich – Stabilisierung der globalenWirtschaftsdynamik 2025/26 bei knapp über 3 Prozent zu erwarten – Aussichtendurch geopolitische Unsicherheiten und steigenden Protektionismus begrenztDie Wiederwahl Donald Trumps zumUS-Präsidenten hat die Weichen für dieWeltwirtschaft neu gestellt. Für die mit nurgeringem Tempo voranschreitende globaleWirtschaft besteht nur eine begrenzte Aussichtauf Verbesserung, zumal sich die ohnehinschon großen geopolitischen Unsicherheitennoch verstärken dürften. Die angekündigtenprotektionistischen Maßnahmenwerden die Industrie weltweit belasten, dasie den globalen Handel dämpfen, die Stimmungin der Wirtschaft beeinträchtigen unddie Aussichten für Investitionen trüben“,meint UniCredit Bank Austria ChefökonomStefan Bruckbauer einleitend zum aktuellenKonjunkturüberblick der UniCredit BankAustria und ergänzt: „Die globale Industrieschwächesollte jedoch durch den Dienstleistungssektorkompensiert werden können, sodaß sich das Wachstum der Weltwirtschaft2025 und 2026 bei knapp über 3 Prozent stabilisierensollte.“Eine expansive Fiskalpolitik, geprägthauptsächlich von Steuersenkungen, sowieDe regulierungsmaßnahmen werden in denUSA ein Wirtschaftswachstum von 2,1 Prozent2025 und 2,3 Prozent 2026 ermögli -chen, allerdings begleitet von einem Aufwärtsdruckauf die Inflation durch höhereZölle. Vor dem Hintergrund steigender Handelsschrankendürfte das US-Wachstum nurwenig Impulse für die globale Wirtschaftbringen. In China sollten sich die Konjunkturmaßnahmenwahrscheinlich als ausreichenderweisen, um die Finanzstabilität zuerhalten und das Risiko einer regelrechtenDeflation zu mindern, doch ist es unwahrscheinlich,daß sie den privaten Konsumspürbar ankurbeln und das Land von seinemstrukturell schwächeren Wachstumspfadabbringen können.In der Eurozone wird neben dem verstärktenProtektionismus im Welthandel dieSituation durch den laufenden Prozeß derHaushaltskonsolidierung und das Fehlen einerklaren strategischen Ausrichtung in der In -dustriepolitik erschwert. Allerdings sollte dieweitere Lockerung der Geldpolitik die wirtschaftlichenRahmenbedingungen positiv be -einflussen, sodaß sich das Wirtschaftswachstumleicht steigern dürfte.„Wir gehen davon aus, daß die Wirtschaftim Euroraum nach einem auf die Inlandsnachfragegestützten Anstieg des BIP um 0,8Prozent im laufenden Jahr ihr Wachstumstempo2025 schrittweise auf 0,9 Prozent undim Jahr 2026 auf 1,2 Prozent steigern kann.Der Gegenwind im Außenhandel durch hö -here Zölle in den USA, dem wichtigstenHandelspartner des Euroraums, wird die eu -ropäische Wirtschaft damit jedoch ihr Potenzialkaum erreichen lassen“, meint Bruck -bauer.Für diese Wachstumsprognosen überwiegendie Abwärtsrisiken, da die Ökonomen derUniCredit Bank Austria von einer teilweisenund gestaffelten Einführung von US-Zöllensowie von keiner Eskalation der Spannungen»Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at97im Nahen Osten ausgehen. „Eine aggressivereUS-Politik würde zu deutlich größerenAuswirkungen auf den globalen Handel, dasVertrauen, die Investitionen und die Arbeitsmärkteführen. Sollten die Spannungen imNahen Osten zunehmen, würden die Ölpreisesprunghaft ansteigen“, nennt Bruckbauereinige Risiken und betont: „Ein solcherSchock würde den Euroraum viel stärkertreffen als die USA und eine weitere Divergenzzwischen den beiden Volkswirtschaftenauslösen.“Europa und die USA driften auchin der Geldpolitik auseinanderTrotz der hohen geopolitischen Unsicherheitenscheint ein größerer Energiepreis-
Ausg. Nr. 213 • 19. Dezember 2024
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© Museum Ortner, Wien, courtesy Ku
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Foto: Tiroler Landesmuseen / Maria
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