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Ausgabe 213

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Das unparteiische, unabhängige Magazin für ÖsterreicherInnen in aller Welt mit dem Schwerpunkt „Österreich, Europa und die Welt“ erscheint ab 2025 drei Mal im Jahr.

ÖSTERREICH JOURNAL NR.

ÖSTERREICH JOURNAL NR. 213 / 19. 12. 2024Wissenschaft142des eindrucksvollen Gebäudes auf. Es liegtan der Stelle, wo der antike Historiker Strabonin seinem 8. Buch das berühmte Heiligtumdes Poseidon lokalisiert. Dieses stelltedas religiöse und ethnische Zentrum des be -deutenden Bundes triphylischer Städte dar.Nun haben ForscherInnen mit Beteiligungder Österreichischen Akademie der Wissenschaften(ÖAW) das Bauwerk in seiner ganzenLänge freigelegt und zudem neue Fundegemacht.Der 28 Meter lange und knapp 9,5 Meterbreite Tempel unterteilt sich in zwei großeRäume, die jeweils durch zentrale Innenpfeilerund eine Vorhalle mit zwei Säulen gegliedertsind. „Nach derzeitigem Kenntnisstandhandelt es sich um einen archaischen Doppel -tempel, der vermutlich aus dem 6. Jahrhundertv. Chr. stammt. Das Dach wurde offenbarin den Jahren um 300 v. Chr. abgebaut undim Inneren des Gebäudes deponiert“, erklärtBirgitta Eder, Forscherin am ÖsterreichischenArchäologischen Institut der ÖAW,die auch die Außenstelle in Athen leitet.Marmorbecken undBronzetafel entdecktZudem haben die ArchäologInnen Fragmenteeines beeindruckenden archaischenMarmorbeckens von zirka einem MeterDurchmesser entdeckt, ein sogenanntes Pe -rirrhanterion. Dieses rituelle Reinigungsgefäßimitiert eine Bronzeschale und weistbereits antike Reparaturen mit Eisenklammernauf. Zusammen mit einem 2022 entdecktenBestandteil kann es fast vollständigrekonstruiert werden.Bemerkenswert ist auch der Fund einergroßformatigen Bronzetafel, die ursprünglichan einer der Lehmziegelmauern desTempels befestigt war. Aufgrund ihres fragilenZustands wurde die Tafel im Block ge -© ÖAW/ÖAINach dem derzeitigen Kenntnisstand handelt es sich um einen archaischen Doppeltempel,der wahrscheinlich ins 6. Jahrhundert v. Chr. datiert, und dessen Dach in den Jahren um 300v. Chr. innerhalb des Gebäudes deponiert wurde. Nach den Ergebnissen der diesjährigenKampagne ist es wahrscheinlich, daß der Bau zu dieser Zeit niedergelegt und aufgegebenwurde. In der zweiten Halle lagen die Fragmente eines archaischen Marmorbeckens (Perirrhanterion)von ca. 1 m Durchmesser auf dem Fußboden.borgen. „Erste Röntgenaufnahmen zeigenTeile einer umfangreichen Inschrift, die al -lerdings erst nach einer aufwendigen Restaurierungvollständig lesbar sein wird“, erklärtArchäologin Eder. Die Lesung dieser In -schrift könnte weitere wertvolle Einblicke indie Geschichte und Nutzung des Heiligtumsliefern, das einen Kommunikationsort derantiken Region bildete.Mauern aus einer anderen ZeitBei der Befreiung des Geländes von dichterVegetation nördlich des Tempels konnteauch der Verlauf einer mächtigen zweischaligenMauer dokumentiert werden. DieseMauer, die möglicherweise den heiligen Be -zirk des Poseidon markiert, wurde erstmalsvom deutschen Wilhelm Dörpfeld (1853–1940) zu Beginn des 20. Jahrhunderts er -wähnt. Sie diente vermutlich als Schutz vorden damals nahegelegenen Lagunen. ÖAW-Forscherin Birgitta Eder ist sich jedenfallssicher: „Die fortschreitenden archäologischenArbeiten werfen ein neues Licht aufdas Heiligtum des Poseidon, das über Jahrhunderteeine zentrale Bedeutung in derRegion spielte.“Die Ausgrabungen werden von der GerdaHenkel Stiftung und dem ÖsterreichischenArchäologischen Institut der ÖAW finanziert.nhttps://www.oeaw.ac.at/© ÖAW/ÖAIIn diesem Jahr wurde der Großbau in seiner gesamten Länge von 28 m freigelegt. Die Breite des Gebäudes erreicht nahezu 9,5 m. DerTempel gliedert sich in zwei große innere Räume mit jeweils zwei zentralen Innenstützen und jeweils einer Vorhalle mit zwei Säulen in antis.»Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at

ÖSTERREICH JOURNAL NR. 213 / 19. 12. 2024WissenschaftFrühchristliche Basilikaim italienischen AquileiaForscherInnen des Österreichischen Archäologischen Instituts derÖsterreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) haben jetzt inAquileia eine bislang unbekannte frühchristliche Basilika entdeckt.Der Kirchenbau offenbart die Verbindungender römischen Metropole Aquileiazur Architektur des oströmischen Reichesunter dem berühmten Kaiser Justinian I. –und weist Parallelen zu einer Kirche aus dem6. Jahrhundert in Kärnten auf. Die Basilikaist der seit Jahrzehnten intensiver archäologischerForschungen in Aquileia erste neuentdeckte Großbau.Die heutige Größe von Aquileia steht imumgekehrten Verhältnis zu seiner großen hi -storischen Bedeutung: Die heutige Kleinstadtmit 3.000 EinwohnernInnen in kargerLandschaft, etwa zehn Kilometer von derLa gune von Grado am Golf von Triest entfernt,war in der Antike eine wirtschaftlichwichtige Stadt des Römischen Reiches. Ge -gründet 181 v. Chr. als römische Militärkolonie,lag sie strategisch günstig am Ende derBernsteinstraße und auf dem Weg in die ProvinzNoricum, dem heutigen Österreich.ForscherInnen des Österreichischen Ar -chäologischen Instituts der ÖsterreichischenAkademie der Wissenschaften (ÖAW) habenjetzt in Aquileia eine bislang unbekanntefrüh christliche Basilika entdeckt. Die monumentaleKirche nach byzantinischem Vorbildwirft ein neues Licht auf die religiöseEntwicklung und die geopolitische Bedeutungder Stadt. „Die Stadt wird unter Kaiser JustinianI. mit einer mächtigen Zick-Zack-Mau -er befestigt, für die es die besten Vergleichein Thessaloniki gibt. Der Fund der neuenBasilika läßt wohl auf ein größeres by zantini -sches Bauprogramm schließen“, sagt ÖAW-Archäologe Stefan Groh. Kaiser Justinian I.regierte als römischer Kaiser von 521 bis 527.Symbol einer geopolitischen ÄraWestlich von Aquileia, nahe der Via An -nia, einer wichtigen Handelsstraße, die dieStadt mit Mailand und Rom verband, wurdengeophysikalische Messungen und geoarchäologischeBohrungen durchgeführt. Die -se führten zur Entdeckung eines Kirchenbausaus dem 4. Jahrhundert, der im Laufeder Zeit zu einer dreischiffigen Transeptbasilikaausgebaut wurde.© ÖAW/ÖAIDie Lage der neu entdeckten Kirche im Stadtplan von Aquileia„Diese Basilika ist seit Jahrzehnten intensiverarchäologischer Forschungen in Aquileiader erste neu entdeckte Großbau“, soStefan Groh. Wahrscheinlich in der erstenHälfte des 6. Jahrhunderts wurde die Basilikaunter Kaiser Justinian I. zu einem imposantenBau mit drei Apsiden erweitert. Die Architekturweist auffällige Parallelen zum oströmischenReich auf, wie sie in Ägypten, derTürkei und auf dem Balkan zu finden sind.Architektur als Zeichender Macht und Kultur„Transeptbasiliken mit Apsiden lassensich im oströmischen Reich von Ägyptenüber den Nahen Osten wie in Bethlehem, dielykische Küste, im Südwesten der Türkeiund den Balkanraum in Durrës, Albanien,nun auch bis zur Oberen Adria nachweisen“,erklärt Groh. Die Basilika ist wohl nicht nurein religiöses Bauwerk, sondern auch einZeichen der Rückeroberung Oberitaliens»Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at143durch Justinian I. Der Bau, der nach Südostenin Richtung Konstantinopel und Jerusalemausgerichtet ist, wird als Reaktion aufdie Vertreibung der arianischen Goten interpretiert.Die Forschungen, die durch den ÖsterreichischenWissenschaftsfonds (FWF) gefördertwurden und in Kooperation mit der„Soprintendenza Archeologia, belle arti epae saggio del Friuli Venezia Giulia“ erfolgtsind, geben Einblick in die historische StadtentwicklungAquileias und ihre Verbindungzu byzantinischen Baustrukturen. „Wie sehrdiese antiken ‚geopolitischen‘ Baumaßnahmenselbst in unsere Region ausstrahlten istanhand der Bischofskirche von Teurnia imOrt St. Peter in Holz, Kärnten, zu erkennen,die im 6. Jh. n. Chr. mit einem ähnlichen Bau -plan wie die neue Basilika von Aquileiaadaptiert wurde“, unterstreicht ÖAW-ArchäologeStefan Groh.nhttps://www.oeaw.ac.at/

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