ÖSTERREICH JOURNAL NR. 213 / 19. 12. 2024dent, Johann Werner, durch einen NS-Parteigängerersetzt. Neun Beamte verlieren um -gehend ihren Arbeitsplatz. Drei Mitarbeiter,namentlich Stefan Jellinek, Paul Karplusund Heinrich Lichtblau werden in Folge derShoah ermordet.Bibliotheksbestand wird nach Retz gebrachtUm sie vor Bombenangriffen zu schützen,wird die Bibliothek des Patentamtes imJahr 1944 in einen Weinkeller nach Retz inNiederösterreich ausgelagert. Dort sind dieBü cher zwar vor dem Kriegsgeschehen si -cher, nicht aber vor Feuchtigkeit: Ein großerTeil des Buchbestandes fällt dem Schimmelzum Opfer.NeubeginnNach dem 2. Weltkrieg bezieht das Pa -tentamt ein historisches Gebäude am WienerKohlmarkt. Weite Teile der Belegschaft sindals Nazis belastet, sodaß von acht JuristInnennur einer und von 70 TechnikerInnen nur22 in die wiedererrichtete Institution übernommenwerden können. Ab 13. August1945 nimmt das Österreichische Patentamtwieder Anmeldungen entgegen.WirtschaftswunderDie Patentanmeldungen steigen in den1950er-Jahren fast auf das Doppelte undbringen wichtige Innovationen wie das Linz-Donawitz-Verfahren der VOEST oder dieAnti-Baby-Pille des Wiener Chemikers CarlDjerassi. Erstere revolutioniert das Stahlverfahren,zweitere das Sexualleben – und dasweltweit.The Swinging SixtiesHippiebewegung & Woodstock ziehenfast unmerklich am Patentamt vorbei, die na -tionalen Patentanmeldungen hingegen erreichen1968 ein Rekordhoch von 12.732. Aufgrunddes Platzmangels wird großzügig um -gebaut und erweitert. Neue Räume werdenin der Habsburgergasse angemietet und imKaiserhaus stehen die barocken Privaträumevon Franz Stephan von Lothringen, Gemahlvon Kaiserin Maria Theresia, für Veranstaltungenzur Verfügung.München wird zur DrehscheibeIn München steigt 1977 der Preis für eineMaß Bier am Oktoberfest auf DM 4,25 – nurdrei Kilometer von der Festwiese entfernt er -öffnet das Europäische Patentamt seine Pforten.Schon bald wird auch Österreich dasEuropäische Patentübereinkommen ratifizieren.Foto: Österreichisches PatentamtChronikInternationaler Patentschutz wird einfacherÖsterreich tritt 1979 dem EuropäischenPatentübereinkommen (EPÜ) und dem Pa -tent Cooperation Treaty (PCT) der WorldIntellectual Property Organisation (WIPO)bei. Der Vertrag erleichtert heute Patentanmeldungenin über 150 Staaten.100 Jahre PatentamtAnläßlich des 100-jährigen Jubiläums desÖsterreichischen Patentamtes werden 1999al le MitarbeiterInnen zum Festakt eingeladen.Parallel dazu erscheint eine Sondermarkeder Österreichischen Post. Auch BundespräsidentThomas Klestil feiert mit.Patenturkunde aus der 1. RepublikIm selben Jahr führt eine umfassendeMarkenrechtsnovelle zu einer Harmonisierungmit dem europäischen und internationalenMarkenschutzsystem. In den 1990ern fin -den auch zahlreiche Ausstellungen im ÖsterreichischenPatentamt statt.Neue Adresse: Dresdner Straße 87Das Patentamt übersiedelt vom Kohlmarktin die Dresdner Straße in Wien-Brigittenau.Die Tageszeitung „Der Standard" ti -telt: „Patentamt zieht an die Peripherie“. Derneue Standort bietet zwar weniger k.u.k.-Flair, dafür aber eine moderne Ausstattungsowie geringere Mietkosten.Online-AnmeldungenDas Zeitalter der Digitalisierung erreichtdie Patentanmeldungen. Erstes online angemeldetesPatent im Jahr 2011: „Zahnrad füreine spielfreie Stirnradstufe“ der FirmaMIBA Sinter Austria GmbH.108Erstmals eine Frau an der SpitzeMariana Karepova wird 2015 die ersteFrau an der Spitze des Österreichischen Pa -tentamtes. Unter ihrer Leitung wird aus deraltehrwürdigen Behörde ein moderner Dienst -leister, der sein gesamtes Serviceangebotonline ausrichtet.Staatspreis Patent2016 wird erstmals der Staatspreis Patentverliehen und seither alle zwei Jahre in denKategorien Patent, Marke und einer Spezialkategorievergeben. Im feierlichen Rahmenwerden die Trophäen durch das Ministeriumfür Innovation und das Patentamt überreicht.Von den Profis lernen2018 wird die IP Academy des Patentamtesgegründet. Ab sofort können sowohl Profisals auch EinsteigerInnen alles rund umPatente, Marken und Designs lernen. DasProgramm der Workshops reicht von denBa sics bis hin zu speziellen Themen, wieetwa „Kann ich meine Software patentieren?"oder „Gibt es ein Patent auf Leben?".100 Prozent digital2019 steht das gesamte Angebot des Pa -tentamtes steht zu 100 Prozent digital zurVerfügung. Alle Eingaben – egal ob zuPatenten, Marken oder Designs – können dieKundInnen über Online-Formulare schicken.Das letzte Fax erreicht das Patentamtkurz vor dem Jahreswechsel.Grenzenloser AustauschDer Austausch mit anderen Patentämternund internationalen Institutionen ist seit vielenJahrzehnten fixer Bestandteil unsererArbeit.Ein bedeutender Meilenstein nach jahrzehntelangenVerhandlungen war die Einführungdes Einheitspatents am 1. Juni 2023.Seit September 2024 nehmen 18 europäischeLänder daran teil. PatentanmelderInnenersparen sich dadurch viel Papier, Zeit undGeld. So wird nur eine einzige Gebühr füralle teilnehmenden Staaten verrechnet – undnicht wie bisher pro Land.nhttps://www.patentamt.at/Lesen Sie dazu auch unseren Beitrag in der„Österreich Journal“-Ausgabe 212 vom 29.Oktober 2024 zum Thema „Österreich rücktim Global Inno va tion Index vor“: Im Vergleichzum Vorjahr ist Österreich um einenPlatz nach vorne gerückt, vom 18. auf den17. Platz. Bei der Branchenvielfalt be legtÖsterreich sogar Platz 3.https://is.gd/uEfJ4r»Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 213 / 19. 12. 2024ChronikDurchstich geschafftSemmering-Basistunnel ist von Gloggnitz bis Mürzzuschlag verbunden109Foto: ÖBB / EbnerEs ist geschafft! Rund zehn Jahre nachdem Baustart im Fröschnitzgraben ist derletzte Meter Tunnel erledigt worden und so -mit der Vortrieb komplett abgeschlossen. Bei -de 27,3 km langen Röhren sind damit vomniederösterreichischen Gloggnitz bis inssteirische Mürzzuschlag fertig gegraben. Fürdie Mineure endete am 29. November damitihr Beitrag zu diesem Jahrhundertprojekt fürÖsterreich. Schwierige Bedingungen konntenmit größtem Einsatz und technischemKnow-how gemeistert werden. Jetzt wird inden nächsten Monaten die Betoninnenschalefertig gestellt, und dann kann die technischeTunnelausrüstung starten.Andreas Matthä, Vorstands-Vorsitzenderder ÖBB Holding AG: „Ich möchte an diesemhistorischen Tag allen am Bau Beteiligtenherzlich gratulieren, besonders den Mi -neuren. Nach zehn Jahren Tunnelvortrieb istder letzte Meter geschafft und ein wichtigerMeilenstein erreicht. Es liegt aber auch nochviel Arbeit vor uns, bis unsere Fahrgäste2030 komfortabel in weniger als zwei Stundenvon Wien nach Graz fahren können. Fürdie Zukunft des Bahnverkehrs ist der Semmering-Basistunneleine nachhaltige Investition.Als Teil der neuen Südstrecke stärkt erden Baltisch-Adriatischen Korridor und dieheimische Wirtschaft.“Klimaschutzministerin Leonore Gewessler:„Mit dem Semmering-Basistunnel werdenwir auf dem Weg in und durch die Stei -ermark einen massiven Fahrzeitgewinn aufder Schiene erleben. Der Zug wird damitauch auf dieser Strecke zu einer noch schnelleren,leistbaren und dabei nachhaltigen Al -ter native zum PKW. Mit dem Abschluß derGrabungsarbeiten kommen wir der Fertigstellungeines der wichtigsten InfrastrukturprojekteÖsterreichs immer näher. Ich be -danke mich herzlich bei den involvierten Per -sonen für die hervorragende Leistung unterschwierigen Bedingungen und wünschestellvertretend für alle zukünftigen BahnfahrerInnendie durch den Semmering fahrenwerden ein herzliches Glück Auf.“So geht es weiterDie 27,3 Kilometer des zweiröhrigenTunnels sind also gegraben und alle 14 Vortriebeerfolgreich abgeschlossen. 2020 hatauch der „Innenausbau“ der Tunnelröhren be -gonnen. Dabei wird der Tunnel mit einer Be -toninnenschale ausgekleidet, fast 45 km (voninsgesamt 55 km in zwei Röhren) sind bislanggebaut. Nach Fertigstellung der Innenschaleerfolgt als letzter Schritt noch diebahntechnische Tunnelausrüstung (Gleise,Leitungen, technische Anlagen), bevor letztendlichdie Züge durch den Tunnel fahrenkönnen. Baubeginn für die Tunnelausrüstungist im Sommer 2025. Die ersten Zügefahren 2030 durch den Tunnel – damit istdann der historische Ausbau der Südstreckeabgeschlossen und die neue Bahn-Qualitätim Süden Österreichs für unsere Fahrgästedurchgängig Realität.Die Südstrecke: Vom Reisenund Befördern der ZukunftAn mehr als 100 großen und kleinen Projektenarbeitet die ÖBB-Infrastruktur AGderzeit entlang der Südstrecke, einem Teildes Baltisch-Adriatischen Korridors. 200Kilometer Bahnlinie werden modernisiert,170 Kilometer neu gebaut. 80 km neue Tunnelund 150 neue Brücken errichtet. Über5.000 Menschen arbeiten daran. Nach Fertigstellungder Projekte eilen die Züge in 2Stunden 40 Minuten von Wien nach Klagenfurt,von Graz nach Klagenfurt in 45 Minuten.Sie passieren, auf insgesamt 470 km,viele neue Bahnhöfe und durchqueren mithohen Geschwindigkeiten zwei Berge – denSemmering und die Koralpe.Das Projekt Südstrecke umfaßt: denNordbahn-Ausbau, den Ausbau Wien-Bratislava,den neuen Wiener Hauptbahnhof, dasGüterzentrum Wien Süd, den Ausbau derPottendorfer Linie, den Bau des Semmering-Basistunnels, acht modernisierte Bahnhöfeauf dem Weg von Bruck nach Graz, denmodernisierten Grazer Hauptbahnhof und130 Kilometer neue Koralmbahn. Gemeinsamschaffen sie die Voraussetzungen füreinen zukunftsorientierten Personen- undGüterverkehr.nhttps://www.oebb.at»Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at
Ausg. Nr. 213 • 19. Dezember 2024
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