ÖSTERREICH JOURNAL NR. 212 / 29. 10. 2024 Österreich, Europa und die Welt / PaN 105 Jahre Wiener Kinder Gedenkveranstaltung der Österreichisch-Dänischen Gesellschaft-PaN im Salon der Wiener Sängerknaben unter Beisein des Dänischen Botschafters in Wien, S.E. Christian Grønbech Jensen, des Gesandten Mathias Vaa mit Gattin und Sigrid Grassmugg von der Königlisch Dänischen Botschaft in Wien 82 Foto: Österreichisch-Dänische Gesellschaft Ein Bruder des Rechtsanwalts Sigurd Jacobsen arbeitete in den Jahren 1918/ 1919 als Arzt am Wiener Allgemeinen Krankenhaus. *) Die kranken und ausgehungerten Kinder, die er hier zu behandeln hatte, lagen ihm sehr am Herzen. Dies ging so weit, daß er sich eines Tages nicht mehr zu helfen wuß - te und an seinen Bruder nach Dänemark mit Nachdruck einen verzweifelten Hilferuf rich - tete. In etwa in dem Wortlaut: „Wir brauchen hier dringend Hilfe und dies sofort!“ Sigurd Jacobsen, der eine Rechtsanwaltskanzlei in Dänemark führte, handelte rasch und sehr effizient. Er schloß seine Kanzlei, holte sich eine Lehrerin zur Mitarbeit und be - gann sein Werk. Vorerst mobilisierten Sie dänische Familien, die bereit waren, Kinder aus dem Nachkriegswien, für einige Zeit aufzunehmen. Nachdem dies geschafft war, wurden noch Sponsoren aufgetrieben, die be reit waren, die Kohle zu kaufen, damit der Zug überhaupt von Wien nach Dänemark fah - ren konnte. Ja, und dann war es endlich so - *) Die historische Einleitung ist Teil einer umfangreichen bebilderten Information aus der Webseite der Österreichisch-Dänischen Gesellschaft-PaN Foto: Österreichisch-Dänische Gesellschaft Franz Haberhauer, Präsident der Österreichisch-Dänischen Gesellschaft-PaN weit, alles war am Platz und der große Au - genblick rückte immer näher. Am 16. September 1919 kam dann zum ersten Mal das grüne Abfahrtssignal für einen Zug mit mehr als 500 kranken und ausgehungerten Kindern vom Wiener Franz Josefs Bahnhof nach Dänemark. Damit war der Beginn einer großartigen humanitären Aktion geschehen. In der Folge gab es monatlich Züge mit Kindern nach Dänemark. Das Schicksal dieser Wiener Kinder be - wegte ganz Dänemark. In einem Buch über Sigurd Jacobsen in dänischer Sprache, mit dem Titel „ Wiener Kinder auf Landflucht“ wird beschrieben, wie Kinder Briefe an das Aktionsbüro und sogar an den dänischen Kö nig geschrieben haben, damit sie länger in Dänemark bleiben dürfen. Ein achtjähriger Bub, namens Franzi schrieb: „Bitte lieber Herr König, darf ich länger in Dänemark bleiben?“ Denn es war ursprünglich vorgesehen, daß diese „Wiener Kinder“ nur für drei Monate bleiben dürfen. Doch viele Schicksale in Wien (Vater im Krieg gefallen, oder in Gefangenschaft, weitere Geschwister, keine Arbeit usw.), machte eine Rück - kehr nach Wien beinahe unmöglich. Kinder zurück ins Elend schicken, das konnten die herzensguten dänischen Eltern nicht zulas- »Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 212 / 29. 10. 2024 Österreich, Europa und die Welt / PaN 83 sen. Dies ging soweit, daß Pressekampagnen in Dänemark gestartet wurden, um die Kinder länger als ursprünglich vorgesehen in Dänemark belassen zu dürfen. Schlußendlich kam die „Aktion Wiener Kinder“ ins dä - nische Parlament. Dort wurde dann beschlos - sen, daß bezüglich der Aufenthaltsgenehmigung der Wiener Kinder individuell entschieden werden darf. Dies hatte zur Folge, daß es heute sehr viele Mischehen zwischen Dänen und Österreicher gibt, die zum Teil in Dänemark und zum Teil in Österreich gelebt werden. Die Aktion „Wiener Kinder“ wurde auch nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aktiviert und auch diese Kinder wurden mit derselben Liebe und Herzlichkeit von den dänischen Familien aufgenommen und zum Teil auch integriert. Es waren insgesamt an die 40.000 Kinder nach den beiden Kriegen die in Dänemark wieder lachen lernten, keinen Hunger leiden mußten und den Glauben ans Leben wieder gefunden haben. Diese „Wiener Kinder“ sind zum Großteil heute noch in großer Dankbarkeit mit Dänemark verbunden und denken an diese Zeit mit Freude und Demut zurück. Ein Denkmal mit der Büste Sigurd Jacobsen steht in einer großen Siedlung der Gemeinde Wien unweit des Matzleinsdorfer Platzes mit der Inschrift: „Sigurd Jacobsen, der Retter Wiener Kinder.“ Die Gedenkveranstaltung M **) it großer Freude, ja auch mit etwas Stolz, und immer noch etwas beeindruckt berichte ich von unserer sehr großartig gelungen Ge denkveranstaltung „105 Jahre Wiener Kinder“ am 23. September. Durch die großartige Unterstützung und Gastfreundschaft der Verantwortlichen der Wiener Sängerknaben konnte dieser Nachmittag so erfolgreich gelingen. Natürlich kam auch noch dazu, daß der „Chorus Primus“ der Wiener Sängerknaben einen Teil des musikalischen Rahmens gestaltete. Da - bei darf aber nicht vergessen werden, daß Yoko und Jörgen Fog in sehr bewährter Ma - nier den musikalischen Rahmen ebenfalls wieder sehr schön gestalteten. Allen, sowohl Yoko und Jörgen, als auch den Mädchen und Buben des Chorus Primus sei hier bereits ein herzliches „Danke“ zum Ausdruck gebracht. Jeder Beitrag für sich war eine wirklich sehr schöne Bereicherung des Programms. Doch nun aber der Reihe nach. **) Dieser Beitrag stammt von Franz Haberhauer, dem Präsidenten der Österreichisch-Dänischen Gesellschaft-PaN mit Sitz in Wien Alle Fotos: Österreichisch-Dänische Gesellschaft S.E. Botschafter Christian Grønbech Jensen Abg. z. Nationalrat Romana Beckenbacher Finn Djurslev war extra aus Dänemark angereist Bei herrlichstem Herbstwetter erschienen seine Exzellenz Botschafter Christian Grønbech Jensen, der Gesandte Mathias Vaa mit Gattin und Sigrid Grassmugg von der Kö - niglich Dänischen Botschaft zum Beginn der Veranstaltung, zur Kranzniederlegung. Unter den Ehrengästen durfte ich noch be grüßen: Abgeordnete zum Nationalrat Ro - mana Beckenbacher, PaN-Präsident Univ.- Prof. Hermann Mückler, PaN-Vorstandsmitglied Marguerite Machek-Vos, aus Dänemark Finn Djurslev, die Landesgeschäftsführerin des Vereins 50plus des Seniorenbundes, Gerda Müller, sowie den Präsidenten der Österreichisch-Armenischen Gesellschaft-PaN, Beransch Hartunian-Tahmasians mit Gattin. Die Veranstaltung begann mit einer Kranzniederlegung vor dem Relief des „Retters der Wiener Kinder“ Sigurd Jacobsen, welches an der Außenwand des ehemaligen „Josefs Stöckl“ angebracht ist. Als Präsident unserer Gesellschaft hatte ich die Ehre, sowohl alle Ehrengäste als auch natürlich die Mitglieder, Freunde und Gäste unserer Gesellschaft begrüßen zu dürfen. Nach seiner Begrüßung wies Botschafter Grønbech Jensen auf die großartige Leistung des Rechtsanwalts Sigurd Jacobsen hin und meinte, daß es begrüßenswert sei, daß dies nie in Vergessenheit geraten möge. Danach führte der Weg aller Anwesenden in den Salon der Wiener Sängerknaben, wo dann die große Gedenkveranstaltung fortgesetzt wurde. Kaum hatten alle Gäste ihre Plät - ze eingenommen, erschien der Chorus Primus der Wiener Sängerknaben und eröffnete mit einem sehr schön gesungenen Lied diesen Festakt. Botschafter Christian Grønbech Jensen hielt in seinen Worten fest, daß durch diese Hilfsaktion über Jahrzehnte hinaus eine großartige Freund schaft, ja sogar Ehen, zwischen den Menschen in Dänemark und Ös - terreich entstanden sind. Eine Verbundenheit zwischen diesen beiden Ländern, welche Dankbarkeit und Freude zeigt, welche aber auch eine beispielhafte Aktion war, die ihres - gleichen sucht. Er beendete seine Worte mit dem Dank für die Einladung zu dieser Veranstaltung. Abgeordnete zum Nationalrat Romana Beckenbacher brachte in ihren Worten die Be deutung der Hilfsbereitschaft und des Ge - fühls der Zusammengehörigkeit der Menschen zum Ausdruck. Dies sei im Moment auch durch die Hilfsbereitschaft bei der furchtbaren Hochwasserkatastrophe zu be - merken. Aber an diese Zeit zurückdenkend, »Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at
Ausg. Nr. 212 • 29. Oktober 2024
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