ÖSteRReIcH JOuRNAl NR. 212 / 29. 10. 2024 Kultur 184 zu dirigieren – zumindest lassen sich über ein Mischpult die einzelnen Stimmen einer Ka - pelle steuern. Wie Proberäume geplant werden und wie die Probe einer Blasmusikkapelle abläuft, demonstrieren Videos. Foto: vorarlberg museum / Daniel Furxer Unzählige Klarinetten, Saxofone oder Trompeten sind von der Decke hängend auf den eintretenden Besucher:in gerichtet… lerlei Wissenswertem über die Geschichte der Blasmusik auf. Auf einem großen Tisch sind verschiedene Dokumente, alle verfügbaren Festschriften der Musikvereine und Karteikarten einsehbar. Hier erfährt man, daß die Vorläufer der Blasmusik bei fahrenden oder bei Hofe angestellten Spielleuten im Mittelalter vermutet werden. Das städtische Pendant dazu waren „Ratsmusiken“ dienten der Repräsentation und Unterhaltung und sind im Bodenseeraum seit dem 15. Jahrhundert nachgewiesen. Musik war auch ein Symbol für Macht und Wohlstand. Im 19. Jahrhundert emanzipierte sich das Bürgertum. Bläser schlossen sich zu Gruppen zusammen („Harmoniemusik“). Die Vereinsbezeichnungen „Bürgermusik“ und „Musikverein“ verweisen darauf, daß Musik nun für alle zugänglich ist. Vorarlbergs „älteste“ Kapelle ist übrigens der Musikverein Hörbranz, der auf die im Jahr 1779 gegründete Feldmusik Hörbranz zurückgehen soll – ein Beispiel für die enge Verbindung zwischen Schützenwesen und Blasmusik. Bis 1850 haben etwa 20 Kapellen in Vorarlberg bestanden. Zwischen 1850 und 1900 gab es mehr als 40 Vereinsgründungen. Wesentlicher Impulsgeber für die Amateurkapellen war die Militärmusik Am 23. März 1924 wurde in Dornbirn der Vorarlberger Harmoniebund (heute: Vorarlberger Blasmusikverband) gegründet. Oberstes Ziel war die Förderung und Pflege der Blasmusik. Nach der Auflösung durch die Nationalsozialisten wurde der Verein 1948 reaktiviert. Sieben Jahre später gehörten ihm bereits 100 Vereine an. Die Militäruniformen wichen nach dem Zweiten Weltkrieg mehr und mehr den Trachten, ein Beispiel für den Einflussbereich des Verbandes. Heute sind die Musikkapellen die größte Gruppe der TrachtenträgerInnen in Vorarlberg. Wo die Musi‘ spielt … Wie sehr sich das Repertoire in den letzten 100 Jahren verändert hat, ist in der Ausstellung anhand einer Musikcollage in einem zylinderförmigen Raum erlebbar – in voller Lautstärke, ein körperliches Erlebnis! Er markiert den Übergang zu den vielen Orten, an denen die Blasmusik anzutreffen ist: der Proberaum, die Straße, Konzerte und Wettbewerbe sowie das gemütliche Beisammensein nach den Auftritten. Sarah Mistura hat diese Orte im Sommer 2023 mit ihrer Kamera dokumentiert. Entstanden ist das Panorama einer vielfältigen, lebendigen, generationenübergreifenden Szene, die für viele Vorarlbergerinnen und Vorarlberger ein wichtiger Teil ihrer Freizeit einnimmt. In kurzen Videos erzählen Menschen von ihren Tätigkeiten, die nicht im Mittelpunkt stehen, die für Vereine aber zentral sind: Jugend refe - rentInnen, MarketenderInnen, Fähn richIn nen, NotenwartInnen, InstrumentenwartInnen, BekleidungswartInnen, ArchivarInnen … Im inszenierten Proberaum haben die Besuchenden die Möglichkeit, eine Kapelle Ausrücken, marsch! Die wichtigste Aufgabe der Blasmusik ist der öffentliche Auftritt, das Ausrücken auf die Straßen der Gemeinden oder Städte. Der jeweilige Anlaß erhält durch den Klang eine festliche Bedeutung für die Gemeinschaft. Klänge unterstützen und verstärken freudige oder traurige Momente, Musik hilft, Emotionen Ausdruck zu verleihen. Inszenierte Versatzstücke deuten in der Schau eine Straße an. Schwarz-Weiß-Fotografien dokumentieren eine Vielzahl von Anlässen, bei denen Blasmusik dabei war: das Begräbnis des ehemaligen Vizekanzlers Jodok Fink 1929 in Andelsbuch, der Empfang für Olympiasieger Toni Innauer 1980 oder die Freigabe der Walgauautobahn im Jahr 1981. Letzte Station – Festzelt Der Rundgang entlang der Orte der Blasmusik endet in einem mit Textilien angedeuteten Festzelt. Wenn der Auftritt vorbei ist, Fest oder Wettbewerb gut über die Bühne ge - gangen sind, beginnt ein nicht unwesentlicher Teil des Vereinslebens – das gemütliche Zusammensein bei Bier oder Wein. Zitate auf Bierbänken und Tischen lassen Er - innerungen an gemeinsame Erlebnisse auf - leben. In Videointerviews erzählen Musi - kantInnen über ihre Motivation, in einer Ka - pelle mitzuwirken. Das Zusammengehörigkeitsgefühl ist ein wesentlicher Grund. Der Begriff „Klangkörper“ kommt nicht von un - gefähr. Und Engelbert Beck vom Musikverein Lingenau berichtet über den immensen Aufwand, ein Blasmusikfest zu organisieren. „tuten & blasen“ betrachtet das Phänomen Blasmusik aus einer ethnologischen Perspektive und rückt die Menschen in den Mittelpunkt. Eine Chance, ein spannendes Phänomen der Volkskultur zu entdecken. • https://www.vorarlbergmuseum.at/ Der gleichnamige Katalog zur Ausstellung versammelt unterschiedliche Stimmen, die das Phänomen „Blasmusik“ aus verschiedensten Perspektiven beleuchten. Mit Beiträgen u.a. von Thomas Felfer, Thomas Ludescher, Kurt Drexel, Alois Schöpf, Markus Barnay, Michael Köhlmeier, Silvia Thurner und Fotos von Sarah Mistura. Ca. 150 Seiten, Bucher Verlag, ca. 35 Euro. https://is.gd/S6TPE2 »Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at
ÖSteRReIcH JOuRNAl NR. 212 / 29. 10. 2024 185 Kultur 26 Minuten Video-Rundgang durch das Stift Heiligenkreuz Das Zisterzienserstift Heiligenkreuz ist eines der bedeutendsten und lebendigsten Klöster Österreichs. Der Konvent umfaßt mit Stand Ende 2023 nahezu 100 Mönche, die in den verschiedensten Bereichen tätig sind. Die Verantwortlichen hatten mir dankenswerterweise die Erlaubnis gegeben, auch Innenaufnahmen machen zu dürfen. Mit der von mir – mit kleinen Anleihen bei Ottorino Respighis Kirchenfenstern – komponierte und eingespielte Musik soll die faszinierende Stimmung in diesen ehrwürdigen Mauern unterstreichen. Und um diese nicht zu stören, habe auf er - klärende Kommentare verzichtet und nur kurze Informationen eingeblendet… Michael Mössmer Deutsch: https://youtu.be/EU00bJWZaOw English: https://youtu.be/N0574LjNwRg Français: https://youtu.be/aSwo8J1hi10 Ilatiano: https://youtu.be/qRikDsqsctA Español: https://youtu.be/qRikDsqsctA Videos und Musik – http://www.moessmer.at
Ausg. Nr. 212 • 29. Oktober 2024
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Foto: Technisches Museum Wien ÖSte
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