ÖSteRReIcH JOuRNAl NR. 212 / 29. 10. 2024 Kultur 172 sterhaften Farbeinsatz der beiden Maler. Mit ihrer virtuosen Farbgebung gelingt ihnen eine naturgetreue Darstellung von Licht und Schatten, die den Werken eine effektvolle Dreidimensionalität und sogar die Illusion einer leichten Bewegung verleiht. Besonders eindrucksvoll zu beobachten ist das bei Rem - brandts Die heilige Familie mit dem Vorhang der Museumslandschaft Hessen Kassel, Schloß Wilhelmshöhe. Im Zentrum steht hier auch Van Hoogstratens Malereitraktat Inleyding. Es ist eine einzigartige schriftliche Quelle für das Verständnis von Rembrandts Kunst und ist ein unschätzbarer Beitrag des Schülers zum Nachruhm seines Lehrers. Van Hoogstraten bewundert in dieser Publikation insbesondere die unvergleichliche Kraft der Farben in Rembrandts Bildern, den verblüffenden Illusionismus seiner Werke und seine einzigartige Gabe, Affekte in faszinierender Vielfalt wiederzugeben. Exemplarisch erwähnt er das in der Ausstellung präsentierte Historienbild Predigt Johannes des Täufers von Rembrandt, in dem mehr als 100 ausdrucksstarke Figuren zu entdecken sind. Augenbetrügerei Der zweite Ausstellungsraum befaßt sich mit dem faszinierenden Thema illusionistischer Effekte. Essentiell für die wirksame „Augenbetrügerei“ sind die Rahmung, Positionierung, Farbgebung und Beleuchtung eines Werks, die von Künstlern im Hinblick auf den Anbringungsort von Anfang an mitgedacht werden. Rembrandt beherrscht sie meisterhaft und spielt besonders in seinen Porträts mit den Grenzen menschlicher Wahrnehmungsfähigkeit zwischen Bild- und Betrachterraum. Er verleiht seinen Figuren durch das Integrieren von fingierten Bilderrahmen und architektonischer Durchblicke sowie den dramatischen Einsatz von Licht eine außergewöhnliche Präsenz und Tiefe. Erstmals ist es gelungen, alle Gemälde Rembrandts, in denen er diese illusionistischen Kunstgriffe einsetzt, in einer Ausstellung zu vereinen. Sein ambitionierter Schüler Van Hoogstraten eifert ihm nach und versucht, Rembrandt beim Erzielen dieser optischen Täuschungen noch zu überbieten. Die Werke mit Darstellungen von Menschen, die den ge - malten Rahmen förmlich sprengen – dazu zählen Rembrandts Mädchen im Bilderrahmen oder auch Van Hoogstratens Alter Mann im Fenster – werden ergänzt durch illusionistisch gemalte Steckbretter. Diese Trom - pel’œil Gemälde, die dazu verführen, nach © Muzeum umění Olomouc – Arcidiecézní muzeum Kroměříž (Olomouc Museum of Art – Archdiocesan Museum Kroměříž), Foto: Zdeněk Sodoma Samuel van Hoogstraten, Stillleben mit Brief, 1651-1654, Leinwand, 90 x 70,8 cm täuschend echt gemalten Alltagsgegenständen zu greifen, werden zu Van Hoogstratens Markenzeichen. Als er 1651 eine Audienz beim Habsburger Kaiser Ferdinand III. er - hält, gelingt es ihm, den begeisterten Kunstsammler mit einem solchen Werk zu „betrügen“. Eklektizismus und täuschende Architektur Samuel van Hoogstraten entwickelt sich zu einem eklektischen Künstler, der sich rasch unterschiedlichste Malstile aneignet und auf die Vorlieben seiner Auftraggeber einzugehen weiß. Stillleben, Genrebilder und Allegorien zeugen von der außergewöhnlichen Bandbreite von Van Hoogstratens Œuvre. Seine täuschenden Architekturperspektiven zählen zu seinen ausgeklügeltsten Bilderfindungen. Der Innere Burgplatz in Wien, ein Trompe-l’œil par excellence, das ursprünglich »Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at sogar eine kleine gangbare Uhr enthielt und damit viele Sinne anspricht, verhilft ihm zu einer erfolgreichen Karriere am Wiener Kaiserhof. Ebenso in der Ausstellung zu sehen ist Van Hoogstratens Perspektivische An - sicht mit einem lesenden jungen Mann in einem Renaissance-Palast, die bereits von Saal I aus ihre Sogwirkung entfaltet. Rembrandt, der sich auch als forschender Künstler versteht, gibt diese Rolle an Van Hoogstraten weiter. Dabei gilt das naturwissenschaftliche Interesse beider Maler insbesondere der Optik, Natur-Lichtspielen und dem Kammerlicht. Hintergrundwissen zu diesem faszinierenden Thema, zu Perspektive, Farbe und Illusion wird in den Kabinetten der Ausstellung vermittelt. Neben Eindrücken von Werkstattpraktiken, durch die Inleyding untermauert, werden Untersuchungen an Gemälden Rembrandts und Van Hoogstratens gegenübergestellt, die ihre Maltechniken beleuchten.
ÖSteRReIcH JOuRNAl NR. 212 / 29. 10. 2024 Kultur 173 © KHM-Museumsverband Samuel van Hoogstraten, Der Innere Burgplatz in Wien in einem fingierten Rahmen, 1652, Holz, 78,6 × 84,5 cm Universalkünstler Der abschließende Ausstellungssaal fo - kussiert auf die Historienmalerei – biblische, mythologische und historische Szenen – die als höchststehende Gattung in der Hierarchie der Malerei gilt. Gezeigt werden Gemälde Rembrandts, die seinen meisterhaften Um - gang mit Licht sowie sein Gespür für Inszenierung und Theatralik veranschaulichen, bei spielhaft dafür ist seine Juno aus dem Hammer Museum in Los Angeles. Erstmals öffentlich zu sehen ist Van Hoogstratens Auseinandersetzung mit der Antike in dem Gemälde Triumph der Wahrheit und Gerechtigkeit. Selbstbewußt nehmen sowohl Rembrandt als auch Van Hoogstraten in Anspruch, Universalkünstler zu sein, deren Expertise die ganze sichtbare Welt umfaßt. Und so treffen die beiden arrivierten Maler am Ende der Schau in zwei späten Selbstbildnissen wieder aufeinander. Zeitloses Phänomen Der Illusionismus des 17. Jahrhunderts fasziniert bis heute, in einer Zeit, in der virtuelle Realitäten und AI-generierte Bildwelten sehr präsent sind. Dem Publikum bietet ein interaktiver Raum am Ende der Ausstellung die Möglichkeit, mit diesem zeitlosen Phänomen zu spielen. Eine extra für die Schau angefertigte 3D-Rekonstruktion von Van Hoogstratens Perspektivkasten (das Original befindet sich in der National Gallery, London), eine interaktive Projektion seines Schattentheaters und ein digitales Mitmach- Steckbrett mit Objekten aus Kompositionen Van Hoogstratens und Gegenständen des 21. Jahrhundert schlagen eine Brücke zur Jetztzeit. Auch die begleitende digitale CGI-Kampagne (Computer Generated Images) zur Schau illustriert eindrücklich die Größe und Bedeutung des Werks der beiden Meister. Die beiden Hauptsujets der Ausstellung fliegen in täuschend echten Animationen – larger than life – über den Maria-Theresien- Platz ein und landen schließlich vor dem Kunsthistorischen Museum. • https://www.youtube.com/@khmwien https://www.khm.at/ »Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at
Ausg. Nr. 212 • 29. Oktober 2024
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