ÖSTERREICH JOURNAL NR. 212 / 29. 10. 2024 Österreich, Europa und die Welt 16 Sobotka: Vertriebene sind Teil der „gelebten Geschichte“ Österreichs 18 Millionen deutschsprachige Vertriebene teilten ein Schicksal der persönlichen Ent - behrungen und Demütigungen, unterstrich Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka die Tragweite der Umwälzungen nach dem Zweiten Weltkrieg – viele hätten auch mit ihrem Leben bezahlt. Die Schicksale der Be - troffenen gehörten als „gelebter Teil der Ge - schichte“ zu Österreich dazu und dürften nicht „unter den Teppich gekehrt“ werden. Nicht nur, um deren historisches Vermächtnis zu hüten, sondern auch, um ein Bewußtsein für die Bedeutung von Vertreibung in die Gegenwart zu tragen. Nur wenn man zu seiner Geschichte stehe, könnten sowohl die hellen als auch die dunklen Seiten betrachtet werden, ohne in Revanchismus zu verfallen, so Sobotka. Davon hänge letztendlich auch die Zukunft der europäischen „Friedensunion“ ab. Es gehe darum, die kulturellen Identitäten zu wahren und gleichzeitig „am Gemeinsamen weiterzubauen“. Sobotka habe sich in diesem Sinne immer als „Ansprechpartner und Sprachrohr“ für die altösterreichischen Landsmannschaften verstanden, wie er erklärte. Damit das Parlament dieser Rolle auch weiterhin gerecht wer de, kümmere sich künftig eine eigene Abteilung unter anderem um die Anliegen der Volksgruppen. Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer erinnerte in seiner Grußbotschaft daran, daß Linz im Jahr 1954 „die Wiege des VLÖ“ gewesen sei und verwies auf den „wesentlichen Beitrag“, den die Vertriebenen zur „Erfolgsgeschichte“ der Zweiten Republik geleistet hätten. Es gelte nun, deren Geschichten lebendig zu halten, da dies auch helfe, Brücken in jene Nachbarländer zu schlagen, aus denen sie stammten. Foto: Parlamentsdirektion / Thomas Topf Foto: Parlamentsdirektion / Thomas Topf VLÖ-Generalsekretär Norbert Kapeller Philipp Strobl, Zeithistoriker Universität Wien Unter den 18 Millionen Deutschsprachigen, die ihre Heimat verlassen mußten, seien gut sechs Millionen AltösterreicherInnen gewesen, von denen wiederum nur etwa 600.000 nach dem Zweiten Weltkrieg in Österreich hätten bleiben dürfen, berichtete VLÖ-Präsident Norbert Kapeller. Deren oft tausendjährige Ansiedelungsgeschichte in den ehemaligen habsburgischen Kronländern sei damit auf einen Schlag beendet worden. Österreich habe die Vertriebenen in Folge „ger ne weitergewunken“ in das ebenfalls zer - störte Deutschland, was eine „Kindesweglegung“ und „Mißachtung der eigenen Ge - schichte“ gewesen sei, so Kapeller. 1954 sei schließlich der VLÖ gegründet worden, deren Kernaufgaben sich zu Beginn über sozial- und staatbürgerschaftsrechtliche Fragen sowie die Linderung der Wohnungsnot erstreckten. In späteren Phasen sei die Erinnerungskultur und die Schaffung von Kulturstätten in den Vordergrund getreten, um ein „Heimatgefühl“ zu erlangen und kollektive Traumata aufzuarbeiten, wie Kapeller erzählte. Schließlich habe sich der VLÖ auch bei der erfolgreichen Verhandlung von Restitutionsfragen verdient gemacht. Auch Zeit- und Migrationshistoriker Philipp Strobl sah einen Wandel der Aufgabenfelder des VLÖ, da dieser sich immer an die Lebenssituationen seiner Mitglieder an - gepaßt habe. Fungierte er anfangs noch als Selbsthilfeverband für Menschen „am Rande der Gesellschaft“, habe er sich mit der Zeit immer mehr der Kulturpflege zugewandt. Ak - tuell gelte es vor allem, die Geschichten der deutschsprachigen Vertriebenen zu bewahren und zu erforschen, meinte Strobl. Dafür seien gegenwärtig Projekte wie ein „hybrides Archiv“ in Planung, die sich auch der Möglichkeiten der Digitalisierung bedienten. Die Nachkommen der Vertriebenen seien ihren Ahnen verpflichtet, damit diese „nicht auch aus der Geschichte vertrieben werden“, unterstrich auch Kapeller die Notwendigkeit, das Erbe zu wahren. n http://www.vloe.at/ Foto: Parlamentsdirektion / Thomas Topf »Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 212 / 29. 10. 2024 Österreich, Europa und die Welt 17 Ehrenzeichen an Markéta Pekarová Adamová Bei seiner letzten Auslandsreise in der Funktion als Nationalratspräsident traf Wolfgang Sobotka am 16. Ok tober mit Markéta Pekarová Adamová, der Vorsitzenden des Abgeordnetenhauses der Tschechischen Republik, in Prag zusammen. Bei der bilateralen Aussprache standen vor allem die in - nenpolitischen Entwicklungen in beiden Län - dern, die aktuelle außenpolitische Situation in der Ukraine und im Nahen Osten sowie die Herausforderungen für die Demokratien insbesondere aufgrund der sozialen Medien, der zunehmenden Polarisierung der Gesellschaft sowie des Anstiegs des Antisemitis - mus im Mittelpunkt. Beim anschließenden Empfang in der österreichischen Botschaft überreichte Sobotka seiner tschechischen Amtskollegin das Große Goldene Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich. Mit der Verleihung des Ehrenzeichens werde der besondere Einsatz von Markéta Pe karová Adamová zur Stärkung der bilateralen, parlamentarischen Beziehungen mit Ös terreich sowie zur Vertretung gemeinsamer Anliegen in der EU und in multilateralen Gremien gewürdigt, betonte Sobotka. Gerade in Zeiten multipler Krisen, die die europäische Sicherheitsarchitektur und de - mokratische Grundsätze und Werte gefährdeten, sei dies von zentraler Bedeutung. Ebenso habe Pekarová Adamová sich sehr darum bemüht, angesichts des russischen Angriffskriegs in der Ukraine „die Einheit Europas“ und damit die Stärke der Union zum Ausdruck zu bringen, führte So - botka weiter aus. Auf parlamentarischer Ebe - ne seien die Ausrichtung des zweiten Parlamentarischen Gipfels der Internationalen Krim-Plattform im Oktober 2023 sowie der EU-ParlamentspräsidentInnenkonferenz im April 2023 in Prag hervorzuheben. Weiters ver wies der Nationalratspräsident auf die ge - meinsame Solidaritätsreise der ParlamentspräsidentInnen im „Austerlitz-Format“ (Tschechien Slowakei, Österreich) nach Georgien im Juni 2023. Auch die EU-Integration der Staaten des Westbalkans sowie die östliche Partnerschaft seien auf parlamentarischer Ebene mit Unterstützung der Vorsitzenden des Abgeordnetenhauses be - sonders vorangetrieben worden. Insgesamt trage Markéta Pekarová Adamová durch ihren besonderen Einsatz zur Förderung des gegenseitigen Verständnisses und der Vertiefung der Beziehungen zwischen den beiden Parlamenten bei. Sie habe wie - Foto: Büro der Tschechichen Abgeordnetenkammer / Lukáš Janičina Foto: Büro der Tschechichen Abgeordnetenkammer / Lukáš Janičina Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka überreichte auch das Große Goldene Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich an die Vorsitzende des Abgeordnetenhauses der Tschechischen Republik, Markéta Pekarová Adamová Ein Blick auf Markéta Pekarová Adamová und Wolfgang Sobotka mit ihren Teams derholt internationale Initiativen des österreichischen Parlaments unterstützt, wie die Abhaltung der ParlamentspräsidentInnenkonferenz im Rahmen des österreichischen Vorsitzes der Donauraumstrategie im März 2024 oder die Antisemitismus-Konferenz im September 2024, unterstrich Sobotka. Präsidentin Pekarová Adamová seien zu - dem Zukunftsthemen wie zum Beispiel die Bedeutung der repräsentativen Demokratie in Zeiten von sozialen Medien sowie der »Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at Aus bau erneuerbarer Energieformen immer besondere Anliegen gewesen. Ein Ausdruck dafür sei unter anderem die hervorragende Kooperation auf regionaler Ebene wie etwa im Rahmen von „Centrope“, bei dem das Bur genland, Niederösterreich und Wien mit Südmähren sowie Regionen in der Slowakei und Ungarn kooperieren, resümierte der Na - tionalratspräsident. n https://www.parlament.gv.at/ Quelle: Parlamentskorrespondenz
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Foto: Technisches Museum Wien ÖSte
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