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Ausgabe 212

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Das unparteiische, unabhängige Magazin für ÖsterreicherInnen in aller Welt mit dem Schwerpunkt „Österreich, Europa und die Welt“ erscheint vier Mal im Jahr.

ÖSteRReIcH JOuRNAl NR.

ÖSteRReIcH JOuRNAl NR. 212 / 29. 10. 2024 Religion und Kirche Grabesritter feierten Investitur im Stift Klosterneuburg Prominentestes neues Ordensmitglied ist der Klosterneuburger Propst Anton Höslinger 148 © kathbild.at / Franz Josef Rupprecht Prälat Anton Höslinger Can.Reg., Propst des Stiftes Klosterneuburg (kniend), bei der Investitur durch Abt Raimund Schreier OPraem, Großprior des Ritterordens vom heiligen Grab zu Jerusalem in Österreich neue Mitglieder wurden am 21. und 2122. September in Klosterneuburg feierlich in den Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem aufgenommen. Im Rahmen der Investiturfeier im Stift Klosterneuburg haben zudem 350 Ordensdamen und -Ritter ihr Versprechen bekräftigt, sich für die Christen im Heiligen Land einzusetzen. Im Rahmen der mehrtägigen Feierlichkeiten wurde nicht nur die Unterstützung für Bildungsprojekte im Heiligen Land betont, sondern auch eine spontane Sammlung in Hö he von 6.000 Euro zugunsten der Hochwasseropfer in Klosterneuburg und Umgebung durchgeführt, teilte der Orden mit. Prominentestes neues Ordensmitglied ist der Klosterneuburger Propst Anton Höslinger. In seiner Dankesrede zog er Parallelen zwischen der biblischen Geschichte der Er - kundung Kanaans und der heutigen Aufgabe »Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at der Ordensmitglieder, „mit Rücksicht und Respekt“ für das Wohl anderer einzustehen. Er betonte, daß Rücksicht nicht nur eine soziale, sondern auch eine göttliche Tugend sei, die die Gesellschaft und die Kirche leiten sollte. Höslinger bezog sich in seiner Rede auf das alttestamentarische Buch Numeri, in dem die Kundschafter Israels das Gelobte Land erforschen. Die Weintraube, die sie zurück - brachten, symbolisiert in der christlichen Kunst das Blut Christi, das in der Eucharistie vergossen wird. Ein zentrales grafisches Motiv der Investiturfeier war eine Darstellung dieser Szene auf dem berühmten Verduner Altar aus dem Jahr 1181, der im Stift Klosterneuburg aufbewahrt wird. Diese Darstellung zeigt die zwei Kundschafter, die eine große Weintraube auf einer Stange tragen, wobei der vordere Kundschafter nach hinten blickt. Diese symbolische Geste wird als Darstellung des Alten Testaments gedeutet, das zurückblickt, um das Neue Testament vorausgehen zu lassen. „Was wäre das für eine Gesellschaft, in der man gegenseitig aufeinander schaut mit den Augen des Himmels!“, so Höslinger in seiner Ansprache. „Rücksicht und Respekt sind Tugenden, die uns leiten müssen – sowohl in unseren Gemeinschaften als auch in der Gesellschaft“, schloß der Propst. Nächstenliebe im Zentrum des Ordenslebens Neben dem religiösen Aspekt betonte auch Markus Bugnyar, Rektor des Österreichischen Pilgerhospizes in Jerusalem, die Be - deutung der praktischen Nächstenliebe. In seinem Festvortrag sprach er von seinen Er - fahrungen im Gazastreifen und der Notwen-

ÖSteRReIcH JOuRNAl NR. 212 / 29. 10. 2024 Religion und Kirche 149 digkeit, über religiöse und politische Grenzen hinweg zu helfen. Er schilderte bewegende Episoden, wie etwa seine Begegnung mit den Kindern im Heim der Mutter-Teresa- Schwestern in Gaza, die aufgrund von schweren Behinderungen und Krankheit oft keine Überlebenschancen haben. „Niemand hat ein Monopol auf den Schmerz“, zitierte Bugnyar den Lateinischen Patriarchen von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa. Die Hilfe des Ordens richte sich an alle Bedürftigen – unabhängig von Religion oder Herkunft. So unterstützt der Orden derzeit Christen in Gaza, finanziere Trauma-Be handlungen für jüdische Kinder und hilft muslimischen Familien in der West - bank. Bedeutung der Investitur und die Berufung zur Nachfolge Christi P. Raimund Schreier, emeritierter Abt von Wilten und Großprior der Österreichischen Statthalterei, hob in seiner Predigt die Be - deutung der Berufung zur Nachfolge Christi hervor. Am Beispiel des Evangelisten Matthäus betonte er, daß die Investitur nicht nur eine Ehre, sondern auch eine Verpflichtung zur aktiven Nächstenliebe sei. „Wir sind ge - rufen, durch unser Wort und unser christliches Leben Zeugen seines Todes und seiner Auferstehung zu sein, vor allem Zeugen der Liebe“, so Schreiber. Die neuen Ordensdamen und -Ritter be - kräftigten in der feierlichen Zeremonie ihr Versprechen, im Geist der Nächstenliebe und Solidarität den bedürftigen Christen im Heiligen Land zur Seite zu stehen. Dabei betonte Schreier, daß der christliche Glaube und die Feier der Eucharistie eine zentrale Rolle im Leben der Ordensmitglieder spielen. Im Rahmen des Festkapitels zeichnete zu - dem der Statthalter für Österreich, Andreas Leiner, 28 Ordensmitglieder durch eine Rang - erhöhung aus. Leiner ist, wie der Großteil der Ordensmitglieder Laie. Für ihn war es die letzte Investiturfeier unter seinem Vorsitz, seine Amtsperiode neigt sich dem Ende zu. »Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem« Der „Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem“ („Grabesritter“) entstand aus einem mittelalterlichen Brauchtum, bei dem adelige Pilger am Heiligen Grab zu Jerusalem zum Ritter geschlagen wurden. Der heutige Orden, eine eigenständige juristische Per - son des Kirchenrechts, ist eine vorwiegend von Laien getragene humanitäre Organisation zur Unterstützung der im Heiligen Land © kathbild.at / Franz Josef Rupprecht © kathbild.at / Franz Josef Rupprecht Vor dem Portal der Stiftskirche: Abt Raimund Schreier OPraem (Mitte rechts) mit den Neuinvestierten und ihren Paten der Komturei Klosterneuburg Ein Blick in die Klosterneuburger Stiftskirche zeigt einen Teil der 350 Ordensdamen und -Ritter, die ihr Versprechen bekräftigten, sich für die Christen im Heiligen Land einzusetzen. lebenden und von den politischen Auseinandersetzungen betroffenen Christen. Das Lateinische Patriarchat von Jerusalem ist für Israel, Palästina, Jordanien und Zypern zuständig. Das Patriarchat unterhält 33 Kindergärten und 44 Schulen, in denen 20.000 Schüler von ca. 1.600 Lehrern unterrichtet werden. Die Grabesritter finanzieren 95 Prozent der entsprechenden Aufwendungen des Patriarchats. Der Orden hat weltweit 30.000 Mitglieder und wird vom Kardinal- Großmeister in Rom geleitet. Auf Ernennung von Papst Franziskus übt Kardinal Fer - nando Filoni seit 2019 dieses Amt aus. In Österreich gehören den Grabesrittern derzeit rund 550 Personen – Männer wie Frauen – an. Großprior der Grabesritter in Ös terreich ist aktuell der Wiltener Altabt »Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at Raimund Schreier. Unter den geistlichen Mitgliedern der „Österreichischen Statthalterei des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem“ finden sich Kardinal Christoph Schönborn, der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, St. Pöltens Diözesanbischof Alois Schwarz, Militärbischof Werner Freistetter, Altbischof Paul Iby aus Eisenstadt sowie zahlreiche Äbte. Die weltlichen Mitglieder, die die große Mehrheit der Ordensangehörigen ausmachen, sind Menschen aus verschiedenen Berufen und Altersgruppen, die ein christliches Leben führen und denen das Heilige Land und die dort lebenden Christen ein persönliches Anliegen sind. KAP http://www.oessh.at/ https://www.stift-klosterneuburg.at

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