ÖSteRReIcH JOuRNAl NR. 212 / 29. 10. 2024 chronik »Wiener Drehorte« – 5 Minuten Wien im Film 128 Der Wien- und Filmfan und Youtuber Helmuth M. Wolf im Interview Foto: Helmuth M. Wolf / Youtube Helmuth M. Wolf geht Am Hof einem Drehort der im Jahr 1947 entstandenen Wili Forst-Produktion „Der Hofrat Geiger“ auf die Spur. In den Hauptrollen des erfolgreichen Films brillierten die Publikumslieblinge Hans Moser, Paul Hörbiger, Maria Andergast und Waltraud Haas. In welchem Haus wohnte Edmund Sack - bauer? Was macht James Bond im süßen Eck? Wo ermittelte der Kottan? Welche Hollywoodstars spazierten durch Wien? Diese und andere Fragen beantwortet Helmuth M. Wolf auf seinem YouTube-Kanal „Wiener Drehorte“. Der 1974 in Wien Geborene arbeitet, neben seiner Leidenschaft für Wiener Drehorte, Filme, Musik und Bücher, als Buch- und Offsetdrucker. Und er schreibt, komponiert, spielt und singt Lieder über und aus Wien. In seinen sehr aufwenigen Videos nimmt seine Zuschauer zu kleinen Stadtführungen quer durch Wien zu Plätzen mit, die in Film und Fernsehen eine Rolle gespielt haben und er zeigt bei seinen „5 Mi nuten Wien im Film“ auch den Wandel des Wiener Stadtbildes auf. Wien im Film – wie kamen sie zu diesem Thema? Darauf gibt es wahrscheinlich mehrere Antworten. Ich habe einerseits ein großes Herz für popkulturell relevante Orte, aber vor al - lem ein sehr großes Interesse an Wien, an der Geschichte und den unzähligen Geschichten dieser Stadt. Und der dritte Punkt ist: Ich bin einfach ein großer Filmfan. Und da war für Sie ein Videopodcast die naheliegende Verbindung dieser Interessen? Nein – eigentlich überhaupt nicht. Im Jahre 2013 machte ich mich auf die Suche nach den Drehorten des Filmes „Before Sun rise“ – und bei den Recherchen merkte ich, daß mich das Thema grundsätzlich sehr in - teressiert. Und da kam mir sehr schnell der Gedanke: Warum gibt es eigentlich kein um - fangreiches Buch, in dem man nachschlagen kann, wo in Wien welche Filme und Serien gedreht wurden? Also lag der Gedanke nahe: Ich schreibe dieses Buch selbst – und so hab ich begonnen Unmengen an Material für so einen Drehorte-Stadtführer zu sammeln. Ich hatte aber ein wenig unterschätzt, wieviel Zeit so ein Projekt braucht. Im Laufe der Jahre, in denen ich mich mit dem Thema beschäftigte, hat aber auch der Filmtourismus viel mehr Be deutung bekommen. Letztes Jahr hab ich dann tatsächlich mein Buch an diverse Verlage geschickt. Tatsächlich kamen sehr positive Rückmeldungen – »Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at aber alle hatten Bedenken, ob der finanzielle Aufwand für so ein Buch (Fotos, Bildrechte usw.) sich rechnen würde. So entstand mein Videopodcast – einfach als Notlösung. Wenns niemanden interessiert, hatten die Verlage wohl recht. Aber ich war mir eigentlich si - cher, daß sie unrecht hatten – es hat allerdings schon gedauert, bis die Videos wirklich bemerkt wurden. Aber jetzt läuft es wirklich sehr gut. Wenn Sie Ihre Videos machen, wie gehen Sie dabei vor? Die Recherche ist ja nur ein Teil der Arbeit… Ein sehr spannender Teil! Ich könnte mit dem Buchmaterial, das ich in den letzten elf Jahren gesammelt habe, sehr sehr viele Vi - deos machen. Und es kommt ständig neues Material dazu – mit Wien wird man nie fertig, auch nicht beim Thema „Wien im Film“. Von der Recherche bis zum Filmen mach ich fast immer alles allein. Ich schreibe mir ein kurzes Drehbuch, wo ich welche Szenen dre - hen möchte – und wie ich die jeweilige Sendung aufbauen möchte, packe Kamera und Stativ ein – und dann geht es schon los.
ÖSteRReIcH JOuRNAl NR. 212 / 29. 10. 2024 chronik 129 Wir sind von Ihren Überblendungen in den Vi deos begeistert, mit welcher Genauigkeit Sie den Vergleich von Filmszenen zum heutigen Stadtbild zeigen… Ich mag solche Vergleiche von alt und neu – es sind so kleine Zeitreisen. Daher wollte ich sowas unbedingt in meinen Videos haben. Ich hatte das früher schon mit alten Fotos getestet – es ist zwar ein bißchen Aufwand und Spielerei, aber ich war vom Ergebnis angetan und ich finde, auf diese Art sind die Stadtbildveränderungen und die Stadtbildver - luste sehr deutlich erkennbar. Wenn Sie dann allein an einem Platz in Wien stehen und in die Kamera sprechen, dann fällt das natürlich auf. Gab es da schon Reaktionen von Menschen? Ja, und das ist auch spannend, ich dachte ja, daß es mittlerweile schon alltäglich ist – ich meine, TouristInnen filmen sich beim Frühstücken im Kaffeehaus – ständig wird Content erzeugt. Aber eben nicht überall. Und wenn ich dann an einem besonders „faden“ Ort filme, seh ich es in den ratlosen Gesichtern der Passanten: „Was filmt der da eigentlich?“. Das ist lustig. Spricht man Sie an? Manchmal. Da gab es schon sehr schöne Be - gegnungen. Als ich eine Szene in einer sehr ruhigen Gasse in Hietzing filmte, war mir klar, daß das nicht unbemerkt bleiben wird. Eine Dame tritt zu mir – ein Wort ergibt das andere, und ich erfahre Geschichten über Dreharbeiten in den 50er-Jahren, die sie als Kind miterlebt hat. Herrlich! Wie recherchieren Sie die Drehorte? Mit googeln wird es ja nicht gemacht sein… Nein, ich glaube man könnte wirklich nur einen sehr minimalen Teil meines Materials per Suchmaschine herausfinden. Am Ende muß man selbst vor Ort überprüfen, ob man an der richtigen Stelle ist. Aber am Anfang steht immer der Film – den schaue ich mir mehrmals an und mache dann Szene für Szene Screenshots und schreib ein erstes Pro - tokoll der Drehorte, die mir sofort ins Auge springen. Vieles kenne und erkenne ich na - türlich durch die ständige Beschäftigung mit dem Thema: einerseits durch meine Spaziergänge durch Wien und andererseits von anderen Filmen, die ich schon dokumentiert hab. Da bleibt dann noch ein Teil, der mehr Foto: Helmuth M. Wolf / Youtube Foto: Helmuth M. Wolf / Youtube Joseph Cotten im Carol Reed-Film „Der dritte Mann“ (1949) als amerikanischer Autor Holly Martins: Helmuth M. Wolf überblendet das Original mit exakt dem Ort, wie er sich heute zeigt. Es ist bewundernswert, mit welcher Genauigkeit er das bewerkstelligt. Peter Alexander und Conny Froboess vor der Kaasgrabenkirche in Grinzing, einem der Dreh - orte der Komödie „Der Musterknabe“ (1963). In weiteren Rollen sind u.a. Gunther Philipp, Theo Lingen, Adrienne Gessner, Gusti Wolf, Rudolf Carl und Franz Stoß zu sehen. Detektivarbeit erfordert, manchmal dauert es ewig, bis ich ein bestimmtes Haus, einen Hauseingang finde. Wien verändert sich ja von Tag zu Tag. Hilfreich sind dabei auch alte Stadtpläne und Wien-Fotobücher. Suchen Sie bei schwierigen Fällem auch Kontakt zu Filmleuten? Nein, das ist irgendwie ein ungeschriebenes Gesetz: Was ich als leidenschaftlicher Dreh - ort-Detektiv nicht selbst finde, bleibt eben ein offener Fall. Dafür ist die Freude dann umso größer, wenn ich auf einmal bei einem meiner Spaziergänge wo vorbeikomme, und plötzlich sehe: Das – dieses Haus, diese Türe, diese Straßenecke – suche ich doch schon so lange! Wie wählen Sie aus, welche Drehorte für sie interessant sind? »Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at Grundsätzlich suche ich nur solche Orte, die öffentlich zugänglich sind, die man also bei Stadtspaziergängen ohne Aufwand selbst er - kunden und besuchen kann. Das war ja auch der Ansatz meines Buches. Innenaufnahmen nehme ich eigentlich nur auf, wenn man sie auch gut für eine kleine Pause bei einem Spa - ziergang einbauen kann, wie z.B. Kirchen und Kaffeehäuser. Für die Videos breche ich die Regel, wenn mich ein bestimmter Dreh ort reizt, wie z.B. die Sophien Säle oder die Rudolf Steiner Schule in Pötzleinsdorf. Aber da frage ich dann an, ob es möglich wäre ein paar Szenen zu drehen. Danke für das interessante Gespräch – wir freuen uns schon auf die weiteren Ihrer bisher 14 Folgen der Serie „5 Minuten Wien im Film“! https://www.youtube.com/@WienerDrehorte
Ausg. Nr. 212 • 29. Oktober 2024
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