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Ausgabe 211

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Das unparteiische, unabhängige Magazin für ÖsterreicherInnen in aller Welt mit dem Schwerpunkt „Österreich, Europa und die Welt“ erscheint vier Mal im Jahr.

ÖSTERREICH JOURNAL NR.

ÖSTERREICH JOURNAL NR. 211 / 31. 07. 2024 Österreich, Europa und die Welt 30 »Verbündete finden und die richtigen Signale senden« Die Gespräche bei der Konferenz waren positiv motivierend, ich spüre viel gegenseitigen Respekt“, erklärte der österreichische Regierungschef am 17. Juni im Rahmen der beiden Verhandlungstage in der Schweiz. Er bezeichnete das Treffen als wichtigen ersten Schritt. „Überall auf der Welt gibt es Verbündete für den Frieden. Schließlich sind von diesem Krieg nicht nur europäische Länder betroffen“, so der Kanzler. Beim ersten derartigen Treffen sei es darum ge - gangen, einen Friedensprozeß einzuleiten, in den langfristig auch Rußland eingebunden werden solle. Partnerländer Rußlands einbinden „Insgesamt ging es uns darum, Verbündete zu finden und die richtigen Signale zu senden. Wir wollten gemeinsam einen ersten Schritt gehen“, erläuterte Nehammer. Auch wenn wichtige Staaten nicht hochrangig vertreten gewesen seien, sei es ermutigend ge - wesen, daß dennoch viele Delegationen an - wesend waren. Eines der Themen auf der Agenda der Konferenz war die Ernährungssicherheit. „Wir sind wie in einer westlichen Echokammer. An afrikanische Staaten müssen wir die Botschaft vermitteln, daß wir mit ihnen auf Augenhöhe reden“, betonte der Bundeskanzler, der die Einbindung von Partnerländern Rußlands wie China und Indien als notwendig erachtete, um Fortschritte er - zielen zu können. „Ich möchte gegenüber dem globalen Süden Respekt zeigen. Letztendlich braucht es beide Seiten für den Frieden: Es wurde klar kommuniziert, daß es keinen Frieden ohne Rußland gibt. Es besteht der Wunsch, daß eine Folgekonferenz mit konkreten Verhandlungen organisiert wird“, sagte Nehammer. Auf der Tagesordnung der Konferenz, die auch die Möglichkeit zu bilateralen Ge - sprächen mit Staats- und Regierungschefs bot, standen auch der Schutz des russisch be - setzten AKW Saporischschja, der Verzicht auf den Einsatz von Atomwaffen, Getreideexporte und Gefangenenaustausch. n Indien als wichtiger Partner für Frieden und Wirtschaftswachstum Bundeskanzler Karl Nehammer hat am 10. Juli den indischen Premierminister Narendra Modi im Bundeskanzleramt zu einem offiziellen Besuch empfangen. „Es ist eine große Ehre, den Premierminister in Ös - terreich begrüßen zu dürfen. 2024 begehen wir den 75. Jahrestag der diplomatischen Foto: BKA / Dragan Tatic Foto: BKA / Andy Wenzel Am 15. Juni nahm Bundeskanzler Karl Nehammer (l.) am Ukraine Gipfel in der Schweiz teil – im Bild mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron (r.). Beziehungen zwischen unseren beiden Na - tionen. Es gibt ein sehr vertrauensvolles Verhältnis zwischen Indien und Österreich, das vor allem historisch gewachsen ist. Indien war für Österreich ein wichtiger Partner und Unterstützer, als es darum ging, die Friedens - verhandlungen nach dem Zweiten Weltkrieg, die dann am Ende in den Staatsvertrag ge - mündet haben, voranzubringen. 1955 konnten dann die Verhandlungen mit dem Staatsvertrag positiv abgeschlossen werden“, sagte der Bundeskanzler bei einer gemeinsamen Pressekonferenz anläßlich des ersten Besuchs eines indischen Premierministers in Österreich seit 41 Jahren. »Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at „Damals wie heute verbindet uns die Sorge um die Entwicklung der geopolitischen Lage. Vor diesem Hintergrund waren die Ge - spräche gestern Abend und heute Vormittag besonders vom russischen Angriffskrieg in der Ukraine geprägt. Als österreichischer Bundeskanzler war es mir besonders wichtig, die Sichtweise Indiens kennenzulernen und zu verstehen und gleichzeitig auch Indien mit der europäischen Sorge vertraut zu machen“, so Nehammer. Darüber hinaus war der Konflikt im Na - hen Osten ein großes Thema. Neben dieser herausfordernden geopolitischen Sicherheitslage wurden die wirtschaftliche Zusam - Am 10. Juli empfing Bundeskanzler Karl Nehammer (r.) den indischen Premierminister Narendra Modi zu einem Arbeitsgespräch im Bundeskanzleramt

ÖSTERREICH JOURNAL NR. 211 / 31. 07. 2024 Österreich, Europa und die Welt 31 Foto: BKA / Andy Wenzel Bundeskanzler Karl Nehammer (r.) mit dem indischen Premierminister Narendra Modi und Außenminister Alexander Schallenberg bei einem abendlichen Spaziergang in der Innenstadt menarbeit, die Möglichkeit der Kooperation in Forschung, Innovation, aber vor allem auch in Investitionen in die Zukunft thematisiert. Ukraine/Rußland: Gemeinsames Ziel ist ein umfassender, gerechter und dauerhafter Frieden Vor seinem Besuch in Österreich hat Premierminister Modi in Moskau den russischen Präsidenten zu einem Austausch getroffen. Dazu erklärte der Kanzler: „Für mich war es besonders wichtig, die persönliche Einschätzung von Premierminister Modi zu den Ab - sichten Rußlands in Bezug auf einen Friedensprozeß zu erfahren. Unser gemeinsames Ziel muß ein umfassender, gerechter und dauerhafter Frieden im Einklang mit der UN-Charta sein. Wesentlich ist die Unterstützung von Seiten der Europäischen Union für eine freie und prosperierende Ukraine. Österreich leistet hier einen wesentlichen Bei - trag, indem wir mittlerweile direkt 250 Mil - lionen Euro an humanitärer, bilateraler Hilfe geleistet haben.“ Es sei ein wichtiges Zeichen, daß Indien, als Gründungsmitglied der BRICS-Staaten, im Juni am Schweizer Friedensgipfel in Bürgenstock teilgenommen habe. Die BRICS- Staaten, zu denen auch Indien gehört, sind wichtige Partner. „Wir haben heute über ein noch stärkeres gemeinsames Engagement und weitere Möglichkeiten gesprochen, den Friedensprozeß wieder in Gang zu bringen. In - dien hat eine einzigartige Stellung im sogenannten Globalen Süden und ist die größte Demokratie der Welt“, betonte Nehammer, der sich davon überzeugt zeigte, daß „die Rol - le Indiens entscheidend sein wird, um den auf dem Friedensgipfel begonnenen Prozeß fortzusetzen.“ Österreich werde dabei als verläßlicher Part ner und Ort des Dialogs zur Verfügung stehen, um aufgrund seiner einzigartigen Stel lung als neutrales Land, das Teil der Eu - ropäischen Union, nicht aber Teil eines Militärbündnisses ist, zu vermitteln. „Wir stehen als Brückenbauer für eine Lösung auf dem Weg hin zum Frieden zur Verfügung.“ Wirtschaftsbeziehungen: Großes Potential bei erneuerbaren Energien, Stadt- und Umwelttechnologien sowie Infrastruktur Darüber hinaus wurden bei dem gemeinsamen Austausch auch die wirtschaftlichen Beziehungen zueinander thematisiert: „Wir sehen, daß sich die Weltwirtschaft derzeit in einer zunehmend herausfordernden Situation befindet. Vor diesem Hintergrund ist es, ge - rade für Österreich, dessen Wirtschaft sehr stark auf Export ausgerichtet ist, wichtig, neue Formen und Möglichkeiten der wirtschaftli - chen Zusammenarbeit zu entwickeln. Es gibt bereits jetzt hervorragende Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zu Indien, die von Vertrauen und guten Erfahrungen geprägt sind“, erklärte Bundeskanzler Karl Nehammer. Indien ist mit einem Handelsvolumen von rund 2,7 Milliarden Euro im Jahr 2023 schon jetzt einer der wichtigsten Handelspartner Ös - terreichs außerhalb der Europäischen Union. Derzeit sind mehr als 150 österreichische Un - ternehmen und Tochtergesellschaften in Indien aktiv. Und es sollen noch mehr werden, denn „es gibt einen großen Bedarf an wirtschaftlicher Zusammenarbeit“. „Ich bin zuversichtlich und sehe großes Potential in den Bereichen erneuerbare Energien, Stadt- und Umwelttechnologien sowie Infrastruktur. Es ist sehr beeindruckend, wenn man sich die Erfolge Indiens ansieht, wenn es darum geht, die Digitalisierung in die Ge - sellschaft hineinzubringen und die entsprechende Infrastruktur in derselben Geschwindigkeit auszubauen“, so Nehammer. Business Forum in der Hofburg Mit dem Business Forum in der Hofburg wurden rund 40 Unternehmen aus Indien und Österreich zusammengebracht. „Dabei geht es um Kooperation und Partnerschaft und dar - um, gemeinsam neue wirtschaftliche Möglichkeiten zu erarbeiten. Was besonders wich - tig ist, daß es auch eine Kooperation im Wissenschaftsbereich und eine intensivierte Zu - sammenarbeit zwischen den Universitäten in Österreich und den Universitäten in Indien gibt. Es gibt kein besseres Mittel, um verschiedene Kulturkreise zusammenzubringen, als wenn junge Menschen einander begegnen und gemeinsam an Projekten forschen. Ziel ist es, daß wir auf der wissenschaftlichen Seite und auch im Bereich der Forschung die Zusammenarbeit intensivieren“, bekräftigte der Kanzler. Zum Abschluß seines Statements bedankte sich der österreichische Regierungschef für die Zusammenarbeit und den Austausch. „Ich freue mich über den Besuch des Premierministers und darüber, daß wir die Zusammenarbeit mit der größten Demokratie der Welt weiter ausbauen können – für eine gemeinsame, gute Zukunft für die nächsten Generationen“, so Nehammer abschließend. n »Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at

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