ÖSTERREICH JOURNAL NR. 211 / 31. 07. 2024 Österreich, Europa und die Welt / Burgenländische Gemeinschaft Ein junger Amerikaner entdeckt seine Vorfahren 116 Entdeckungsreise des jungen Studenten Brian Poandl aus New Jersey Mein Name ist Gabriele Petersen, ich kam 1983 als junge Frau aus dem ober - österreichischen Salzkammergut ins wunder - schöne, liebliche Südburgenland, um zu blei - ben. Der Wunschtraum einen kleinen Bauernhof zu führen, war groß. Es gelang mir, einen kleinen Hof in Königsdorf/Bergen zu erwerben, der 1985 zu einem der ersten Biobetriebe wurde. Somit wurde ich Vorreiterin für Selbstvermarktung. Auf meinen bun ten Selbstversorgerhof können seit zehn Jahren interessierte Menschen aus der ganzen Welt kommen, um dieses Leben am Land kennen zu lernen. Durch Zufall oder Gottes Fügung wurde ich Glücksfee für einen jungen Amerikaner aus New Jersey, der mit mei ner Hilfe seine Vorfahren im Burgenland ent deckte. Im Herbst 2023 meldete sich ein junger Mann aus den USA mit der Frage, ob er im Sommer 2024 zu mir auf den Hof kommen dürfte. Ich schenkte dem keine größere Aufmerksamkeit, weil ich die Erfahrung ge - macht habe, daß so lange geplante Aufenthalte selten Wirklichkeit wurden, sich meist nur als Spontanideen von jungen Leuten er - weisen. Doch er meinte es ernst, und er wollte weiter per E-Mail mit mir in Verbindung bleiben. So schrieb ich ein paar höfliche, freundliche Worte zurück und wollte gerade „senden“, da erst fiel mein Blick auf seinen Nachnamen – „Poandl“ … aha, ein Amerikaner namens Poandl!!?? Ich wurde stutzig und meine Neugier war geweckt! Statt mein E-Mail zu senden, ergänzte ich sie, neugierig fragend, wie er zu seinem Namen komme, und ob da ein Uropa vielleicht etwa aus dem Burgenland stamme? Er antwortete, daß er erstaunt sei über meine Frage, aber er glaube, gehört zu haben, daß da ein Vorfahre von ihm von der ungarischen Grenze kam. Und damit ging es dann los. Immer wieder fragte ich nach, ob er den Vornamen seines Vorfahren erfragen könnte, oder aus welchem Ort er stamme. Bald darauf antwortete er, er laute Stephan. Meine Re - cherchen brachten aber leider kein Ergebnis. Drei Monate später schrieb Brian, er habe nun den Namen der Ehefrau seines Vorfahren Foto: privat Von Gabriele Petersen Brian Poandl mit Gabriele Petersen (r.) und Stephan und Agnes Csekits aus Gerersdorf http://www.burgenlaender.com/ erfahren können und die hieß Rose Zach. Nun, mein Feuer war geweckt! Diesen Namen fand ich auch sehr schnell heraus, samt Wohn - ort, Eltern und Kindernamen. Ich schickte sofort alle Daten an Brian, der binnen weniger Minuten erfreut antwortete, er kenne die Vornamen von Großonkel und Großtanten. Noch in selbiger Nacht buchte er den Flug nach Graz, dem nächstliegenden Flughafen. Nun war klar, er kann den Ort, aus dem seine Ururgroßmutter als blutjunges Mädchen mit 17 Jahren ausgewandert war, Rudersdorf, damals ungarisch Radafala, bei seinem Aufenthalt hier am Hof in Königsdorf mit dem Fahrrad besuchen. Welch ein „Zu fall“? Einige Wochen später erhielt ich ein er - freuliches E-Mail und mit einem Anhang: Brian hatte sich mächtig ins Zeug gelegt und mit Hilfe eines Verwandten einen kompletten Stammbaum erarbeitet, der noch weiter zurück reicht, als zum Auswanderer-Ururopa. Nun war auch der Geburtsort geklärt, nämlich – Gerersdorf bei Güssing. Also noch ein Ort, den er bequem mit dem Fahrrad besuchen kann. Denn mein Hof, den er „zufällig“ oder instinktiv für seinen freiwilligen Sommereinsatz gewählt hatte, liegt genau mittig zwischen den Herkunftsorten seiner Ururgroßeltern. Auch gelang es ihm, alte Dokumente von der Einwanderungsstelle Ellis Is - land zu bekommen. Doch zu aller Überraschung tauchte dann nach weiteren Wochen noch ein Name auf, einer noch lebende Verwandte hier in Ge - rersdorf, die Schwester einer seiner Großtanten. Ich machte mich daran, die Telefonnummer herauszufinden und rief dort an. In we - nigen Worten erklärte ich ihr den Grund meines Anrufes. Wir hatten eine sehr nette Plauderei und fixierten einen Termin für ein Treffen mit ihrem jungen, bis dato unbekannten Verwandten. Ende Mai kam der Tag, an dem ich Brian in Graz am Flughafen abholte. Als ich ihm von dem bevorstehenden Treffen mit Großtante Agnes in zwei Tagen erzählte, erfuhr ich, Achtung – jetzt wird es fast unglaubwürdig – noch ein „Zufall“, daß er genau an dem Tag des Treffens Geburtstag haben würde und noch dazu seinen zwanzigsten. Und so kam der Nachmittag, an dem wir Agnes und Stefan Csekits in ihrem Haus mit einem beeindruckenden Garten in Gerersdorf besuchten. Die Freude war überwältigend. Auch die Tochter und eine Bekannte kamen dazu. Agnes, die inzwischen von mir
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 211 / 31. 07. 2024 Österreich, Europa und die Welt / Burgenländische Gemeinschaft 117 Foto: privat Bei einem gemütlichen Kaffeetratsch mit Gabriele Petersen und Brian Poandl informiert worden war, hatte ein großes Ge - burtstagsessen mit allem drum herum gezaubert. Wir verbrachten wunderbare Stunden zu sammen. Ein überglücklicher Brian, der nun seine familiären Wurzeln in Wirklichkeit erkunden konnte und eine herzliche Aufnahme im Hau se Csektis erfuhr, genauso wie ich, die Glücks fee, die Übersetzerin, Vermittlerin und Ge burtshelferin. GP https://www.workaway.info/de/host/138471458363 Liebe Landsleute! Es gibt manchmal Zufälle, die mit einem normalen, gesunden Hausverstand oft nicht zu begreifen sind und daher schon eher als Gottes Fügung gesehen werden müssen. Eine solche Gottes Fügung scheint die Entdeckungsreise des jungen Studenten Brian Poandl aus New Jersey gewesen zu sein, der heuer in seinen Ferien nach Europa reiste, um die Wurzeln seiner Vorfahren zu suchen. Sein von den Altersgenossen und Lehrern kaum aussprechbarer, seltsamer Familienname „Poandl“, der laut seiner Familie österreichischer Herkunft sein sollte, war schlußendlich der Anstoß, eine Reise nach Österreich zu planen, um einerseits den Freunden die Herkunft seines Namens besser erklären zu können und andererseits auch die Heimat seiner Vorfahren kennen zu lernen. Dafür schickte ihm Gott einen Engel in der Person der Biobäuerin Gabi Petersen. Der in Amerika so seltene, aber bei uns im Südburgenland nicht ungewöhnliche Name Poandl wur - de für den jungen Studenten schließlich der Wegweiser, die Wurzeln seiner Vorfahren, die vor mehr als 100 Jahren an der un garischen Grenze zu Österreich, im heutigen Burgenland, lebten, aufzuspüren. Es war der innere Drang, der ihn antrieb, sich mit der Heimat seiner Vorfahren zu verbinden. Nicht selbstverständlich, da der Begriff Heimat in einer Foto: First Burgenlander Austria Social Club. NY Liebe Landsleute! Dear friends of the „First Burgenlander Austria Social Club. NY“ Vor 101 Jahren mußten viele unserer Vorfahren aus wirtschaftlicher Not, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit ihre Heimat verlassen. Viele fanden in Amerika ein neues Zuhause. Neben dem Notwendigsten, was sie zum Leben brauchten, nahmen sie vor allem auch ein Stück Heimat mit, mit der sie stets tief verwurzelt blieben. Es war die Heimatverbundenheit, die Lie - be und Zugehörigkeit zu ihrer alten Heimat, die ihr Leben in der neuen Heimat prägten und ein Gefühl von Identität und Gemeinschaft aufkommen ließ. Ein großes Zeichen der Verbundenheit setzte „Der Erste Burgen - länder Kranken-Unterstützungsverein New York“, der am 1. Mai 1923 gegründet wurde. Es war die Zeit, wo die frühen Einwanderer keine soziale Absicherung hatten. Daher halfen sie sich gegenseitig bei der Hausarbeit, lernten miteinander die englische Sprache http://www.burgenlaender.com/ Welt, die sich immer schneller dreht und vernetzt, immer mehr als anachronistisch, also als nicht mehr in die heutige Zeit passend, gesehen wird. Dennoch hat der Begriff Heimat in den vergangenen Jahren eine beachtliche Re - naissance erfahren. Gerade in einer Welt, in der man jederzeit vermeintlich überall sein kann, wird die Frage immer lauter: „Woher komme ich, wo liegen meine Wurzeln?“ Diese Heimatverbundenheit zu fördern, ist das Ziel und die Aufgabe der Burgenländischen Gemeinschaft. Wir werden alles daran setzen, daß diese Heimatverbundenheit, die uns ein Gefühl von Identität und Gemeinschaft vermittelt, weiterhin gepflegt wird. Edi Nicka, Präsident der BG 100 Jahre ASC New York Gruppenfoto mit Österreichs Botschafterin In den USA, Petra Schneebauer (5.v.l.) und Landes - hauptmann Hans Peter Doskozil (5.v.l.) anläßlich der 100-Jahr-Feier am 22. Oktober 2023 und unterstützten ihre Landsleute, wenn sie durch eine längere Krankheit oder auch durch einen Todesfall plötzlich in Not geraten waren. Durch die vielen Veranstaltungen, wie zum Beispiel den „Katharina-Ball“, wurde der Verein zum Anker für burgenländische Kultur und Tradition und vor allem zum Garant, daß die Verbindung zur alten Heimat gefördert wird und nicht abreißt. Als Präsident der Burgenländischen Ge - meinschaft bedanke ich mich bei allen Mitarbeitern und Funktionären für die Pflege und Bewahrung der Heimatverbundenheit und für die gute Zusammenarbeit auch in schweren Zeiten. Im Namen des gesamten Vorstandes der Burgenländischen Gemeinschaft gratuliere ich euch recht herzlich zu eurem heurigenJubiläum. Mögen eure zukünftigen Jahre genauso erfolgreich sein wie die vergangenen 100 Jahre. Congratulations and Best Wishes on your 100. Anniversary! Mit heimatlichen Grüßen Edi Nicka, Präsident der BG
Ausg. Nr. 211 • 31. Juli 2024 Das
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