ÖSTERREICH JOURNAL NR. 206 / 20. 03. 2023 Österreich, Europa und die Welt / Salzburg Kapuziner bleiben in Salzburg Nach intensiven Gesprächen zwischen Erdiözese Salzburg, Ordensverwaltung, Stadt und Land Salzburg konnte eine Absiedelung der Kapuziner aus Salzburg erfolgreich abgewendet werden. Ganz im Gegenteil, das Kloster wird aufgewertet, beherbergt künftig rund doppelt so viele franziskanische Brüder und fungiert als zentrale Ausbildungsstätte für junge Kapuziner aus Österreich, Deutschland und den Niederlanden. Im Zuge der Verhandlungen über die Zukunft des Kapuzinerklosters wurde auch Einigkeit über die Finanzierung der dringend erforderlichen Sanierungsmaßnahmen erreicht: Das Land investiert ein Vier tel der geplanten Gesamtkosten von rund 2,6 Millionen Euro. Untrennbar mit Salzburg verbunden „Seit mehr als vier Jahrhunderten ist der Kapuzinerorden untrennbar mit Salzburg verbunden. Es freut uns, daß wir durch diese Einigung nicht nur ihren aktiven Betrieb in Salzburg langfristig sichern, sondern gleichzeitig die Ausbildung der Deutschen Kapuzinerprovinz vor Ort ermöglichen und somit viele junge Brüder künftig in der Mozartstadt willkommen heißen dürfen. Zudem steht die Finanzierung für die erforderlichen Sanierungsmaßnahmen bereits fest“, zeigen sich Erzbischof Franz Lackner, Bruder Hans Pruckner (Leiter der Klostergemeinschaft), Bürgermeister Harald Preuner und Landeshauptmann Wilfried Haslauer zufrieden. Baustart 2023 Der Zahn der Zeit hat an den Bauwerken am Kapuzinerberg deutliche Spuren hinterlassen. Die letzte große Renovierung reicht in die frühen 1980er-Jahre zurück. Der Baustart ist für Sommer 2023 geplant. Zunächst wird mit Instandhaltungsmaßnahmen wie Heizung, Elektroinstallation, Maler- und Tischlerarbeiten im Kloster begonnen. Es folgen Instandsetzungsmaßnahmen an der Klostergartengrenzwand. Land, Erzdiözese und Stadt finanzieren mit Für das Jahr 2024 ist die Fassadenrenovierung von Kloster samt Kirche sowie die Innenrenovierung der Kapuzinerkirche vorgesehen. Insgesamt sind für die Instandhaltung und Renovierung rund 2,6 Millionen Euro vorgesehen. Das Land Salzburg stellt, gleich wie die Erzdiözese und die Stadt, je Foto: Land Salzburg / Franz Neumayr Das Kapuzinerkloster Salzburg gehört zum UNESCO-Welterbe Historisches Zentrum der Stadt Salzburg. ein Viertel der Gesamtsumme, maximal jedoch 650.000 Euro, dafür bereit. Den Rest wird der Orden durch Spenden aufbringen. Bedeutung für Kulturstandort Die Renovierung ist für Landeshauptmann Wilfried Haslauer eine Verpflichtung des Landes zur Denkmalpflege und zur Kultur: „Das Land Salzburg trägt kontinuierlich zum Erhalt seiner vielfältigen baukulturellen Schätze bei. Das Kapuzinerkloster an seiner prominenten Stelle ist hier ein optischer und spiritueller Fixpunkt sowie Teil der architektonischen DNA der Landeshauptstadt. Wir haben eine eindeutige Verantwortung gegenüber den nächsten Generationen, derartige historische Orte aufrechtzuerhalten.“ Wer sind die Kapuziner? Die Kapuziner (OFMCap) sind eine Or - densgemeinschaft, die sich als Familie von gleichberechtigten Brüdern versteht. Sie bilden neben Franziskanern (OFM) und Minoriten (OFMConv) den jüngsten Zweig der franziskanischen Männerorden („erster Or– den“), die alle auf den Hl. Franziskus von Assisi zurückgehen. Entstanden sind sie im 16. Jahrhundert. Pfeiler der Gemeinschaft sind Leben aus dem Gebet, soziales Wirken bei Bedürftigen »Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at 68 und das Leben in der Gemeinschaft untereinander und mit den Menschen. Kapuziner gibt es heute in 106 Ländern, auf der ganzen Welt sind es etwa 10.500 Brüder, sie leben in mehr als 1700 Klöstern. Die Leitung des Weltordens der Kapuziner hat ihren Sitz in Rom. Derzeitiger Generalminister (Ordensobere weltweit) der Kapuziner ist Br. Roberto Genuin. Der Kapuzinerorden in Österreich und Südtirol In Österreich und Südtirol hat der Kapuzinerorden ca. 90 Mitglieder, die in 16 Nie - derlassungen zusammenleben. Die Provinzleitung hat ihren Sitz im Kloster Innsbruck. Derzeitiger Provinzialminister (Ordensoberer) ist Bruder Erich Geir. Im deutschsprachigen Raum gibt es insgesamt drei Ordensprovinzen: Österreich- Südtirol, Deutschland und Schweiz. Die Provinz Österreich-Südtirol existiert seit 2011. 2007 wurde die damaligen Provinzen Wien und Nordtirol zur Provinz Österreich zusam - mengeschlossen, vier Jahre später erfolgte durch die Vereinigung mit der Provinz Brixen die Gründung der Provinz Österreich- Südtirol. n https://www.salzburg.gv.at/ https://www.kapuziner.at/
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 206 / 20. 03. 2023 Österreich, Europa und die Welt / Steiermark »manuskripte«-Preis 2023 geht an Yevgeniy Breyger 69 Auf Antrag von Landeshauptmann Christopher Drexler hat die Steiermärkische Landesregierung am 2. März den Vorschlag der eingesetzten Literaturjury umgesetzt, den diesjährigen „manuskripte“-Preis des Landes Steiermark an Yevgeniy Breyger zu vergeben. Der Preis dient – wie die Zeitschrift „manuskripte“ selbst – der Förderung der jungen deutschsprachigen Literatur und wird seit 1981 an AutorInnen für eine anerkennungswürdige literarische Leistung auf dem Gebiet der Lyrik, der Prosa, des Dramas oder des Essays vergeben und ist mit 10.000 Euro dotiert. Landeshauptmann und Kulturreferent Christopher Drexler: „Das herausragende literarische Schaffen von Yevgeniy Breyger spricht und füllt Bände. Viele Texte des ge - bürtigen Ukrainers sind gerade in Zeiten des russischen Angriffskrieges von geradezu er - schütternder Aktualität. Der Autor, er ist im Jahr 2018 zu den ,manuskripten‘ gestoßen, ist der steirischen Literaturzeitschrift überaus verbunden, fungiert längst auch als Werbeträger – und kann demnach auch als Botschafter für das Kunst- und Kulturland Steiermark bezeichnet werden.“ Begründung der Jury Yevgeniy Breyger versteht es, mit wenigen Zeilen ganze Königreiche zu erschaffen. Dies gilt nicht nur für den gleichnamigen Zyklus, mit dem er 2019 den renommierten Leonce-und-Lena-Preis gewann. Auch in den weiteren, mittlerweile drei Bände umfassenden Gedichten des Frankfurter Lyrikers ist ein gelehrter Demiurg am Werk, der mit ge - radezu kindlichem Eifer, zärtlich und rück - sichtslos zugleich, die Einzelteile unserer Sprache zu ungeahnten Welten zusammenbaut. Es sind verblüffend einfache, gerade deshalb atemberaubend neue Wortkombinationen, mit denen Breyger die Trägheit der alltäglichen Phrasen aushebelt. Manchmal liedhafte, dann wieder freie, zur Prosa tendie - rende Verse fügen sich wie selbstverständlich zu Rätselsprüchen, die dem lesenden Ver - stand ein Schnippchen schlagen: Noch bevor man bemerkt, daß man nicht begreift, hat Landeshauptmann und Kulturreferent Christopher Drexler freut sich über die Entscheidung der Jury Foto: Verena Stauffer Yevgeniy Breyger, Preisträger des „manuskripte“-Preises 2023 man schon – auf unbewußte, ja, körperliche Weise – verstanden: „Vergiß, was du tust, folge einem Gesang.“ Dabei handelt es sich um alles andere als weltabgewandte Elfenbeinturmlyrik. Im Gegenteil, die Gedichte stochern in den thematischen Glutnestern der Gegenwart, von digitaler Kunst (wie in seinen „Cryptopoems“) über „inhaltliche Blender blendender Inhalte“ bis zur titelgebenden Anspielung auf den im sowjetischen Lager umgekommene Dichter Ossip Mandelstam: „Gestohlene Luft“ (Titel von Breygers zweitem, 2020 bei kookbooks erschienenem Ge - dichtband) nannte dieser widerständige, weil ohne Erlaubnis von Stalins Terrorregime ver - faßte Texte. Zur Person Yevgeniy Breyger Politisches Engagement zeigt der 1988 in Charkiv in der Ukraine geborene, „Ende der Neunziger als jüdischer Kontingentflüchtling nach Deutschland“ gezogene Breyger gelegentlich auch in messerscharf argumentierten Zeitungskommentaren. Und ein Vers wie „Im Krieg spielen Knochen / die Rolle von Grüßen“ ist mittlerweile leider ohnehin von »Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at erschütternder Aktualität. Yevgeniy Breyger stieß 2018 auf Empfehlung von Olga Martynova zu den „manuskripten“. Seither künden Qualität und Timing seiner Veröffentlichungen von der gegenseitigen Wertschätzung. So schickte er etwa seine Königreiche noch direkt von der Leonce-und-Lena-Preis-Verleihung per Telefon für die manuskripte 224 oder war in der wichtigen Relaunch-Ausgabe 231 mit seinem umfangreichen Zyklus „Was lernt man ohne Absicht zu verzeihen?“ als Auftakt des ersten Kapitels prominent präsent. Auch einen Werbespruch hat er der Zeitschrift geschenkt: „Wo ich meine Ge - dichte zur Erstpublikation hingebe? Unbedingt an die ,manuskripte‘. Eine LITERA- TURzeitschrift unter den Literaturzeitschriften.“ Über »manuskripte« Die Grazer „manuskripte“ sind eine der wichtigsten Literaturzeitschriften im deutsch - sprachigen Raum. 1960 von Alfred Kolle - ritsch gegründet, wird sie heute vom Autor Andreas Unterweger herausgegeben. In den „manuskripten“ werden ausschließlich Erstveröffentlichungen publiziert. In den 1960ern und 1970ern galten die „manuskripte“ als Skandalmedium, in dem so bedeutende AutorInnen wie Peter Handke, Elfriede Jelinek, Wolfgang Bauer, Barbara Frischmuth, Ernst Jandl, Friederike Mayröcker oder Oswald Wiener das erste Mal oder sehr früh veröffentlichten. Auch in den folgenden Jahrzehnten verfolgten die „ma- nuskripte“ die von Kolleritsch umrissene Poetik des Offenen, die möglichst vielen, dabei stets hochqualitativen Schreibweisen Platz zu bieten versucht. Mit dem Relaunch im Frühjahr 2021 ist dieser Anspruch auch im Untertitel manifest: „w e i t e r schreiben“ – wobei „weiter“ auch im Sinn von „weiterdenken“, „den Horizont erweitern“ zu verstehen ist. Die deutsche Wo - chenzeitung „Die Zeit“ ur teilte 2021: „Ohne die ,manuskripte‘ sähe Österreichs Kulturlandschaft anders aus.“ n https://www.verwaltung.steiermark.at/ http://www.manuskripte.at/wordpress/
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