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Ausgabe 205

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Magazin mit Berichten von der Politik bis zur Kultur – vier Mal jährlich mit bis zu 175 Seiten Österreich.

ÖSTERREICH JOURNAL NR.

ÖSTERREICH JOURNAL NR. 205 / 19. 12. 2022 Österreich, Europa und die Welt 24 @ European Union 2022 Katharina von Schnurbein formen verbreitet werden können. Der Digital Services Act wurde als erster Schritt zur Bekämpfung dieser Phänomene begrüßt. Wirksame Maßnahmen zur Verfolgung strafrechtlicher Inhalte sowie eine effektive Rechtsdurchsetzung seien zentral, auch zum Schutz der Demokratien. Die Bekämpfung antisemitischer Tendenzen war auch mit der Koordinatorin der Eu - ropäischen Kommission zur Bekämpfung von Antisemitismus, Katharina von Schnurbein, und der Vizepräsidentin des EP, Nicola Beer, Gesprächsthema. „Antisemitismus ist eine Bedrohung für uns alle – für unsere Demokratie, für unsere Werte sowie für die Vielfalt in der Gesellschaft – es muß unser gemeinsames Ziel sein, dem Kampf gegen Antisemitismus in Österreich und ganz Europa unbedingte Priorität einräumen“, betonte der Nationalratspräsident. „Es muß selbstverständlich sein, daß sich Menschen jüdischen Glaubens in unserer Gesellschaft frei und sicher fühlen können.“ Das österreichische Parlament verstehe sich als wichtiger Ort der Gedenk- und Er - innerungskultur und fördere seit Jahren Maß - nahmen und Projekte, „um unserer gemeinsamen historischen Verantwortung gerecht zu werden“, hielt Sobotka gegenüber von Schnurbein fest. Bei den Treffen mit der Vizepräsidentin der EU-Kommission und Kommissarin für die Themen Werte und Transparenz, Věra Jourová, mit EU-Kommissar Johannes Hahn sowie mit den beiden VizepräsidentInnen des EU-Parlaments, Nicola Beer und Othmar Karas, kamen auch die Themen Rechtsstaatlichkeit und Verteidigung der europäischen Werte zur Sprache. n @ European Union 2022 / Jennifer Jacquemart @ European Union 2022 / Aurore Martignoni @ European Union 2022 - Source : EP / Alexis Haulot Nationalratspräsident Sobotka mit EU Parlaments-Vizepräsident Othmar Karas … … mit der Vizepräsidentin der EU-Kommission und Kommissarin für die Themen Werte und Transparenz, Věra Jourová … … und mit dem aus Österreich stammenden EU-Kommissar Johannes Hahn »Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at

ÖSTERREICH JOURNAL NR. 205 / 19. 12. 2022 Österreich, Europa und die Welt 25 »Niemals wieder« heißt, Verantwortung zu übernehmen Vergiß nie, daß du ein jüdisches Kind bist“ lautet der Titel des Buchs von Anna Wexberg-Kubesch, das den sogenannten „Kindertransporten“ in den Jahren 1938/39 ge widmet ist. Er stand auch über der Ge - denkveranstaltung, zu der Bundesratspräsi - den tin Korinna Schumann am 13. Dezember ins Palais Epstein eingeladen hatte. Der Abend erinnerte an jene Gruppe jüdischer Kinder in Europa, die auf unterschiedlichste Weise den Holocaust überlebten, während rund 1,5 Millionen ihrer Altersgenoss:innen, die dem mörderischen NS-Regime zum Opfer fielen. Die Bundesratspräsidentin betonte in ihren Eröffnungsworten die Wichtigkeit einer aktiven Erinnerungspolitik für die Bewahrung des kollektiven Gedächtnisses. Die Forderung „Niemals wieder!“ bedeute, sich der Vergangenheit zu stellen und Verantwortung für die Gegenwart zu übernehmen. Das ös - terreichische Parlament trage in diesem Sin - ne mit regelmäßigen Veranstaltungen und Gedenkfeiern zur Erinnerungskultur bei. Dies - mal erinnere man an das Schicksal der Kinder, die dem so genannten „Großdeutschen Reich“ 1938 und 1939 aufgrund des Engagements von britisch-jüdischen Hilfsorganisationen entfliehen konnten. Auch sie müssten ihren Platz in der kollektiven Erinnerung er - halten, sagte Schumann. Viele der Kinder, deren Familien versuchten, sie mit einem „Kindertransport“ vor der Verfolgung zu retten, stammten aus Wien. Auch wenn sie oberflächlich betrachtet zu den „Glücklichen“ gehören würden, sei ihnen allen die Erfahrung der Entwurzelung und das Trauma der Flucht gemeinsam. Das offizielle Österreich habe nach 1945 auch dieser Gruppe gegenüber zu lange versäumt, seine Verantwortung wahrzunehmen und ein Angebot der Wiedergutmachung aus zusprechen. Erst 2019 sei vom Parlament ein neues Staatsbürgerschaftsgesetz auf den Weg gebracht worden, das sich auch an die Nachkommen von Menschen richte, die einen Anspruch auf die österreichische Staatsbürgerschaft hatten. Dieses Gesetz sei wichtig als ein später und kleiner Versuch, geschehenes Unrecht wiedergutzumachen, meinte Schumann. Serloth: Eine beispiellose Hilfsaktion Die Politikwissenschaftlerin Barbara Serloth führte aus, wie es dazu kam, daß eine kleine Gruppe von Kindern durch die Aktion „Kindertransport“ gerettet werden konnte. Foto: Parlamentsdirektion / Ulrike Wieser v.l.: Anna Wexberg-Kubesch, Autorin von „Vergiß nie, daß du ein jüdisches Kind bist“, Vizepräsidentin der IKG Claudia Prutscher, Mili Segal, Museum zur Erinnerung „Für das Kind“, Bundesratspräsidentin Korinna Schumann und Moderatorin Barbara Serloth Ausgangspunkt und Hauptziel der beispiellosen Hilfsaktion war Großbritannien, führte Serloth aus. Jüdische Hilfsorganisationen re - agierten auf den Novemberpogrom 1938, indem sie sich an offizielle Stellen wandten und erreichten, daß die strengen Visabestimmung für Kinder und Jugendliche im Alter von 4 bis 17 Jahren gelockert wurden. In Zusammenarbeit vieler Stellen gelang es, 10.000 bis 12.000 Kinder aus verfolgten Fa - milien von Dezember 1938 bis August 1939 in mehreren Gruppen ohne ihre Eltern aus dem Gebiet bzw. dem Einflußbereich des Großdeutschen Reichs herauszubringen. In Großbritannien wurden sie von Pflegefamilien, Heimen und karitativen Einrichtungen aufgenommen. Viele von ihnen sahen die Familienmitglieder, die sie zurücklassen hatten müssen, nicht wieder. Entwurzelung als nachwirkendes Trauma Serloth diskutierte in weiterer Folge mit zwei Wissenschafterinnen auf dem Gebiet der Erinnerungskultur. Anna Wexberg-Ku - besch und Milli Segal berichteten über ihre Erfahrungen mit Menschen, die als Kinder vor den Nationalsozialisten gerettet werden konnten. Die Erfahrung der Kindertransporte hat demnach bei aller Unterschiedlichkeit der Einzelschicksale eine Gruppenidentität geschaffen. Bis heute bezeichnen sich die Menschen, deren Flucht auf diese Weise organisiert wurde, als „Kinder“. Segal er - innerte daran, daß nicht nur die Entwurzelung der Flucht eine prägende und nachwirkende Erfahrung war. Die Kinder hätten be - »Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at reits vorher traumatische Erfahrungen durch - machen müssen. Sie waren ZeugInnen des NS-Terrors und erlebten, wie sich praktisch über Nacht NachbarInnen und FreundInnen von ihnen abwandten. Wexberg-Kubesch meinte, eine Rückkehr nach Österreich hätte 1945 vermutlich nur für Einzelne eine Op - tion dargestellt, da nach sieben Jahren in Großbritannien die Kinder bereits in ihre neue Heimat integriert waren. Österreich hätte aber den Überlebenden gegenüber sehr viel früher ein Angebot als alte Heimat machen sollen, meinte sie. Hier sei vieles versäumt worden, das nun nicht mehr nachgeholt werden könne. Mit Blick auf die Gegenwart thematisierte Bunderatspräsidentin Schumann die Verantwortung von Politik und Zivilgesellschaft im Umgang mit der Vergangenheit. Dem weltweit zu beobachtenden Wiedererstarken des Antisemitismus dürfe keinesfalls mit Wegschauen und Verharmlosung begegnet wer den, sondern man müsse ihm aktiv entgegentreten, mahnte die Bundesratspräsidentin. Man riskiere sonst, daß demokratiefeindliche Kräfte den Diskurs und das kollektive Gedächtnis in ihrem Sinne manipulieren können. Eine solche Relativierung und Verleugnung der Vergangenheit nicht zuzulassen, das schulde man auch den aus Österreich geflüchteten Kindern. n https://www.parlament.gv.at/ Quelle: Parlamentskorrespondenz https://www.millisegal.at/ Siehe auch den Beitrag in: https://kiosk.oesterreichjournal.at/ausgabe-187/62772364/37

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