ÖSTERREICH JOURNAL NR. 205 / 19. 12. 2022 Wissenschaft & Technik 142 Foto: ÖAW-ÖAI / Niki Gail Bislang wurde auf einer Fläche von rund 170 m² eine kleinteilige Verbauung bestehend aus mehreren Geschäftslokalen freigelegt. viertel konnten die Archäologinnen und Ar - chäologen der ÖAW freilegen. Die Auswertung der Fundstücke wird noch viele neue Erkenntnisse über die damalige Zeit und die Hintergründe der plötzlichen Zerstörung bringen. Die ganze Akademie freut sich mit Grabungsleiterin Sabine Ladstätter und ihrem Team”, sagt ÖAW-Präsident Heinz Faßmann. Zerstörung des Viertels und die Sasaniden „Der archäologische Befund zeigt uns eine massive Brandzerstörung, die plötzlich, dramatisch und folgenschwer gewesen sein muß“, erklärt Sabine Ladstätter. „Den ge - nauen Tag der Zerstörung wird man nicht mehr feststellen können, aber die Auswertung der vorgefundenen Früchte wird zumindest die Jahreszeit klären.“ War es ein Erdbeben? Darauf gibt es keinerlei Hinweise. Weder sind Mauern verschoben, noch Böden aufgewölbt. Es wurden auch keine menschlichen Überreste geborgen. Es fanden sich aber etliche Pfeil- sowie Lanzenspitzen, die einen Hinweis auf eine kriegerische Auseinandersetzung liefern. Dazu paßt, daß um dieselbe Zeit in der rund 100 Kilometer von Ephesos entfernten türkischen Stadt Sardis Münzfunde ebenfalls Zerstörungen belegen. Diese wurden bereits früher mit Einfällen der persischen Sasaniden ins westliche Kleinasien in Verbindung ge - bracht, was aber bisher in der Forschung um - stritten ist. Foto: ÖAW-ÖAI / Niki Gail Entdeckt werden konnte auch ein Lagerraum, der vollgeräumt war mit Gefäßen, die noch mit ihrem ursprünglichen Inhalt gefunden werden konnten. Zudem fand sich in diesem Raum eine Geschäftskasse mit über 400 Kupfermünzen. Rätsel der Stadtgeschichte könnte gelöst sein Die neuen Funde am Domitiansplatz könnten nun ein Rätsel der Stadtgeschichte von Ephesos lösen. Dazu Ladstätter: „Zwar konnte man bislang archäologisch beobachten, daß die Stadt im 7. Jahrhundert sprunghaft kleiner wurde und der Lebensstandard deutlich gesunken war, jedoch waren die Gründe dafür nicht klar.“ Auch der Münzumlauf brach stark ein und fiel auf ein deutlich niedrigeres Niveau als in den Jahrhunderten davor. „Man wird diese Zäsur in der »Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at Stadtgeschichte von Ephesos nun wohl mit den Sasanidenkriegen in Zusammenhang bringen müssen“, so die ÖAW-Archäologin. Grabungsteam Die Auswertung der Funde und Befunde erfolgt durch ein Team von Forschern der ÖAW um Sabine Ladstätter: Helmut Schwaiger (Archäologie), Alfred Galik (Archäozoologie), Andreas G. Heiss (Archäobotanik) und Nikolaus Schindel (Numismatik). n https://www.oeaw.ac.at https://de.wikipedia.org/wiki/Ephesos
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 205 / 19. 12. 2022 Wissenschaft & Technik Luftmassentransport bei El Niño-Phänomen 143 Transport von Luftmassen im Zusammenhang mit »El Niño« erklärt Wetterkapriolen von Amerika über Australien bis zum Mittelmeerraum © Baier et al. 2022, Geophysical Research Letters. CC BY 4.0 Zusammenfassung des atmosphärischen Transports aus dem Tropischen Pazifik: Die durchgezogenen Pfeile zeigen eine Zunahme des Massentransports während El Niño, während gestrichelte Pfeile eine Abnahme zeigen. Blaue Pfeile zeigen den Transport von relativ feuchter Luft an; braune von relativ trockener Luft. Blaue Schattierungen zeigen anomal feuchte lokale Bedingungen (braune Schattierungen trockene). Rote Kreise zeigen den Transport warmer Luft in der Höhe, die stabile Bedingungen begünstigt. Die orangen Schattierungen zeigen den Transport der anomal größeren Wärmemenge aus dem Pazifik in den Tropischen Atlantik. Das El-Niño-Phänomen beeinflußt das Wetter in weit entfernten Gegenden, bis hin nach Australien, Indien oder dem Mittelmeer, doch wie diese so genannten Telekonnektionen genau funktionieren, war bisher noch nicht geklärt. AtmosphärenforscherInnen der Universität Wien konnten nun zeigen, daß für diese Klima-Anomalien Schwankungen des Transports von Luftmassen, Wär - me, Feuchtigkeit und Energie aus dem tropischen Pazifik verantwortlich sind. Und: El Niño wärmt auch den Atlantik auf, so die aktuell im Fachjournal „Geophysical Research Letters“ publizierte Studie. Die El-Niño-Südliche Oszillation (EN- SO) – eine der wichtigsten Klimaschwankungen weltweit – sorgt regelmäßig für weltweite Wetterkapriolen mit großen Auswirkungen etwa auf Fischerei oder Landwirtschaft. ENSO steht im Zusammenhang mit Veränderungen der Oberflächentemperatur des tropischen Pazifiks. Alle zwei bis sieben Jahre gibt es Perioden mit höheren Temperaturen – diese verursachen dann das so genannte El-Niño-Phänomen, welches wie - derum in vielen Regionen der Welt zu ausgeprägten Wetteranomalien führt, wie zum Bei - spiel Dürren im Amazonasbecken und in Au - stralien, verstärkten Niederschlägen im Süden der USA oder stärkeren Monsunereignissen in Indien. Diese weitreichenden Auswirkungen bzw. ihre Zusammenhänge werden als Telekonnektionen bezeichnet. Die Mechanismen hinter diesen Telekonnektionen waren bisher – trotz zahlreicher Forschungsarbeiten über ENSO – noch nicht ausreichend geklärt. Am Institut für Meteorologie und Geophysik der Universität Wien gelang nun ein Durchbruch im Verständnis der Rolle des Luftmassentransports bei Telekonnektionen: Ein Forschungsteam konnte zeigen, daß Schwankungen des Transports von Luftmassen, Wärme, Feuchtigkeit und Energie aus dem tropischen Pazifik für viele der beobachteten Klimaanomalien kausal ver antwortlich sind. „In unserer Studie betrachteten wir diese Telekonnektionen aus einer neuen Perspektive – konkret untersuchten wir, wie die Wär - me und Feuchtigkeit aus dem Pazifik über die Atmosphäre transportiert wird. Dadurch können wir eine direkte Verbindung zwischen dem Pazifik und entfernten Regionen herstellen“, erklärt Katharina Baier, Erstautorin und Nachwuchswissenschafterin der Vienna International School of Earth and Space Sciences. So zeigt sich beispielsweise in der Studie, daß während El Niño anomal trockene Luft in Richtung Amazonasbecken transportiert wird und dort Dürren verursacht. „Im Gegensatz dazu wird besonders feuchte Luft in Richtung des Südostens der USA »Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at transportiert, was dort wiederum vermehrte Niederschläge begünstigt“, erklärt Baier. Auch Atmosphärenforscher Andreas Stohl von der Universität Wien, der Leiter der ak - tuell im Journal Geophysical Research Letters publizierten Studie, betont: „Unsere Er - gebnisse tragen zum Verständnis von Wetterphänomenen weltweit bei, zum Beispiel auch in Australien, Afrika oder dem Mittelmeerraum. Außerdem können wir zeigen, daß während El Niño anomal große Wärmemengen aus dem tropischen Pazifik in den Atlantik transportiert werden, der daraufhin mit einer Erwärmung reagiert“, so der Leiter des Instituts für Meteorologie und Geophysik und des Forschungsverbundes VINAR. Methodisch setzte das Forschungsteam der Universität Wien auf atmosphärische Aus breitungsmodelle, die so genannten La - grangeʼschen Modelle. Während herkömmliche Modelle meteorologische Parameter wie Luftfeuchtigkeit oder Temperatur an fixen Punkten erfassen, folgen die sogenannten Lagrangeʼschen Modelle den einzelnen Partikeln und erfassen, wie sich die meteorologischen Parameter entlang deren Weges ändern. Mithilfe dieser Modelle kann auch die Ausbreitung von Partikeln wie Ruß oder Mikroplastik beziehungsweise von Treibhausgasen analysiert werden. n https://www.univie.ac.at
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Foto: BMEIA / Michael Gruber ÖSTER
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