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© Leopold Museum, Wien

© Leopold Museum, Wien ÖSTERREICH JOURNAL NR. 203 / 04. 07. 2022 Kultur Verschollener Schiele wieder aufgetaucht 166 … nach mehr als 100 Jahren – dem Leopold Museum gelingt mit dem Gemälde »Leopold Czihaczek am Klavier« eine sensationelle Entdeckung Das 1907 entstandene und bislang als verschollen geltende Schiele-Gemälde Leopold Czihaczek am Klavier hat sich in Privatbesitz in äußerst gutem Zustand erhalten. Die BesitzerInnen erklärten sich bereit, das Gemälde dem Leopold Museum als Dauerleihgabe zur Verfügung zu stellen“, so Direktor Hans-Peter Wipplinger. „Nach der Reinigung und Restaurierung wollen wir das Gemälde in der Wien 1900-Dauerpräsentation der Öffentlichkeit zugänglich machen. Das Werk wird auch als NFT (Non Fungible Token) geminted und ein Bonus-Highlight zu jenen Werken sein, die wir für den bevorstehenden NFT Launch von Schiele-Werken der Sammlung Leopold ausgewählt haben. Der Erlös soll nicht nur die Restaurierung fi - nanzieren, sondern im Idealfall auch den An - kauf des Czihaczek-Bildnisses ermöglichen.“ Egon Schiele (1890–1918), Leopold Czihaczek am Klavier, 1907, Öl auf Leinwand mit Rahmen: 65,4 x 105,5 x 3,0 cm, Privatsammlung Leopold Czihaczek, Onkel und Vormund Schieles Das Gemälde zeigt den Onkel und Vormund Egon Schieles, Leopold Czihaczek (1842-1929), beim Klavierspiel. Czihaczek hatte das Bild, vermutlich ein Auftragswerk, direkt von seinem Neffen und Mündel Egon Schiele erhalten. Schiele porträtierte seinen Onkel in den Jahren 1907 und 1908 mehrmals. Nach dem frühzeitigen Tod von Egons Vater Adolf Schiele (1850-1905) hatte Czihaczek, der mit Marie – einer Schwester des Vaters – verheiratet war, im Jahr 1906 die Vormundschaft über Egon Schiele übernommen. Der Beamte Leopold Czihaczek war Ministerialrat und Oberinspektor der Kaiser Ferdinands-Nordbahn der k.k. österreichischen Staatsbahnen. In seiner Wohnung in der Zirkusgasse in der Wiener Leopoldstadt be fand sich ein großes Musikzimmer mit »Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at zwei Klavieren, wie Otto Kunst im Beitrag Egon Schiele und seine Tante in der Tageszeitung Der Wiener Tag vom 21. März 1937 berichtete. Egon Schieles Akademiejahre Egon Schiele überlegte ursprünglich, an die Wiener Kunstgewerbeschule zu gehen. Die Zeichnungen, die er dort vorwies, zeugten von seinem großen Talent und man empfahl ihm, sich an der Akademie der bildenden Künste zu bewerben. Am 3. Oktober 1906 telegrafierte Leopold Czihaczek an seine Frau Marie: „Egon glänzend durch“. Das Verhältnis Schieles zu seinem damals bereits 68jährigen Akademie-Professor Christian Griepenkerl (1839-1916), der auch Carl Moll, Richard Gerstl und Anton Faistauer unterrichtete, war ein schwieriges und führte im Frühjahr 1909 zum Austritt Schie-

ÖSTERREICH JOURNAL NR. 203 / 04. 07. 2022 Kultur 167 les und einiger seiner Kollegen aus der Akademie. „Stilistisch greift das Gemälde im Pinselduktus impressionistische Tendenzen auf und zeigt die gedeckte Farbpalette des Frühwerks. In kompositorischer Hinsicht schlägt Schiele eine Differenzierung in beleuchtete und verschattete Bildpartien vor, die ihn das ungewöhnlich große Querfomat trotz der gewählten Perspektive dramaturgisch bewältigen lassen. Die Nahsicht auf den Klavierspielenden, das Hinterfangen seines im verlorenen Profil gezeigten Kopfes durch die hellen Fensterscheiben und der Fokus, der dadurch auf die Notenblätter gelegt wird, vermitteln den Eindruck größter Versunkenheit in die Musik. Diese wird von den be - wußt unscharf wiedergegebenen Händen, gleichsam abgekoppelt vom Rest des Körpers, zum Erklingen gebracht“, erklärt Verena Gamper vom Leopold Museum Forschungszentrum Vorzeichnung, farbige Skizze, Gemälde Bisher kannte man das Gemälde nur aus Vorstudien und über eine Schwarz-Weiß- Fotografie einer Raumaufnahme, in der das Gemälde an der Wand hängt. Weder die Technik noch die Maße waren bis dato bekannt. Eine erste Vorzeichnung zum Ge - mälde ist mit „Schiele 17.IV.07“ datiert, eine darauf folgende farbige Skizze (Rudolf Leopold 1972, Nr. 31; Jane Kallir 1998, P35) ist undatiert. Diese 23,9 × 36,7 cm große Gouache auf Karton befindet sich heute in der Sammlung des Wien Museum. Das 60,2 x 100,7 cm große Gemälde schließlich (Ru - dolf Leopold 1972, Nr. 31 a) ist rückseitig am Keilrahmen mit „begonnen 21.IV.07“ bezeichnet sowie auf der Vorderseite rechts unten signiert und datiert mit „Schiele 12.V.07“. Schiele malte das Gemälde also im Alter von 16 Jahren, kurz vor seinem 17. Ge - burtstag. Das Gemälde befindet sich im Originalrahmen, die Leinwand ist auf dem Keilrahmen original aufgespannt mit alter Nagelung. Dieser Originalrahmen ist auch auf je - ner Fotografie zu sehen, die als Vorderseite einer Ansichtskarte von Gustav Huber (1878–1945) an Marie Czihaczek dient, versandt Anfang Dezember 1930 und eigenhändig datiert mit „6/XII 30“. Gustav Huber, den Leopold Czihaczek nach dem frühen Tod der Eltern ebenso wie Schiele finanziell unterstützte, besaß das Bild bis zu seinem Tod im Jahr 1945. Seitdem befand es sich auch weiterhin in Privatbesitz. Lückenlose Provenienz Die Provenienz des Werkes ist vollständig geklärt: Von Leopold Czihaczek, Wien (ab 1907) ging das Werk an Gustav Huber, Wien (vor 1930–1945) über und blieb auch danach in österreichischem Privatbesitz. Laut Auskunft von Melanie Schuster, der älteren Schwester Egon Schieles, an Rudolf Leopold waren Gustav Huber und Leopold Czihaczek über den Vater Hubers miteinander bekannt. Czihaczek übernahm die Ko - sten für das Jus-Studium Hubers. Anläßlich der Ernennung zu einem Direktor der Bun - desbahnen Österreich – wann genau diese erfolgte, ist nicht bekannt – soll Huber sich das Gemälde Leopold Czihaczek am Klavier gewünscht haben. Das Leopold Museum ist eines der wichtigsten Museen Europas. Es beherbergt die Sammlung von Prof. Dr. Ru - dolf Leopold (1925—2010), der seit den frühen 50er- bis in die 90er-Jahre über 5400 Kunstwerke zusammengetrug. Es besitzt die größte und bedeutendste Egon Schiele-Samm - lung der Welt und die wichtigste öffentlich zugängliche Privatsammlung österreichischer Kunst der Klassischen Moderne. n https://www.leopoldmuseum.org/ © Leopold Museum, Wien Postkarte von Gustav Huber an Marie Czihaczek, 1930. Auf der Fotografie, die das Musikzimmer in der Wohnung von Gustav Huber (1878–1945) zeigt , ist das Gemälde „Leopold Czihaczek am Klavier“ von Egon Schiele zu sehen, das sich zu diesem Zeitpunkt im Besitz Gustav Hubers befand. »Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at

Wir danken dem Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten, dem Land Oberösterreich und PaN – Partner aller Nationen für die aktive Unterstützung unserer Arbeit für Österreich.

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