ÖSTERREICH JOURNAL NR. 203 / 04. 07. 2022 Wissenschaft & Technik 148 und physikalische mit geisteswissenschaftlichen Methoden kombiniert. Offen für alle Doch nicht nur die Forschung, auch die Öffentlichkeit profitiert vom Campus Akademie. Ein Prunkstück des Areals ist die frühere Bibliothek der Alten Universität mit ihrem 240 Quadratmeter großen barocken Deckenfresko von Anton Hertzog. Hier finden auf 350 Quadratmetern mit einer imposanten Galerie die tausenden Bücher der Bibliothek der ÖAW ihr Zuhause – für Wissenschaft und Öffentlichkeit gleichermaßen und barrierefrei zugänglich. Die Öffnung der Wissenschaft hin zur Gesellschaft findet auch architektonischen Widerhall, etwa im Innenhof des Campus- Bauwerks in der Bäckerstraße: Über das verglaste Entrée erreicht man den einst vermauerten und nun wieder freigelegten Arkadengang zur Bibliothek. Auch der Innenhof des 1630 errichteten Gebäudeensembles ist wieder zugänglich: vor der Sanierung eine – auf Wienerisch – „G’stettn“, eröffnet sich den Be sucherInnen nun eine Grünzone als Oase der Ruhe und des Nachdenkens. Foto: ÖAW / Daniel Hinterramskogler Der einst vermauerte Arkadengang des 1630 errichteten Gebäudeensembles ist wieder geöffnet und bietet Zugang zu Bibliothek und Seminarräumen. Zwei Veranstaltungsräume im Erdgeschoß bieten zusammen mit den Sälen im Hauptgebäude der Akademie zudem die Möglichkeit für vielfältige Veranstaltungsformate und den unmittelbaren Austausch mit an Wissenschaft und Forschung interessierten Menschen, wie es zum Beispiel bei der Langen Nacht der Forschung am 20. Mai zu erleben war. Wissenschaft wird somit an diesem Ort erfahrbar und der Campus Akademie zu einem Campus der Neugierde. n https://www.oeaw.ac.at/ Foto: ÖAW / Daniel Hinterramskogler Die revitalisierte Bibliothek mit ihrem barocken Deckenfresko im Campus Akademie. »Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 203 / 04. 07. 2022 Wissenschaft & Technik Neu entdecktes Lipid stoppt den Zelltod ForscherInnen der Universität Innsbruck haben einen grundlegenden Mechanismus in menschlichen Zellen identifiziert. Der programmierte Zelltod ist ein wichtiges Werkzeug, mit dem ein Organismus sich gesund hält. Wenn eine Zelle nicht so funk tioniert wie sie sollte, werden verschiedene Streßreaktionen aktiviert. Das Ziel die - ser Reaktionen ist es, die ursprüngliche Zellfunktion wiederherzustellen. Ein Beispiel ist die Autophagie, ein Vorgang bei der die Zelle sich teilweise selbst ver - daut und so Energie gewinnt, die sie in ihre Reparatur stecken kann. Falls diese Versuche jedoch fehlschlagen, stirbt die Zelle. Damit kann der Körper Erkrankungen wie Diabetes, Krebs, Neurodegeneration und Infektionen bekämpfen. Ein zweischneidiges Schwert Stressreaktionen sind allerdings ein zweischneidiges Schwert und müssen im Gleichgewicht gehalten werden, um für den Körper förderlich zu sein. Deswegen gibt es auch kör pereigene Stoffe, die Streßreaktionen un - terbinden und den Zelltod aufhalten. Ein internationales Konsortium von Forschungsgruppen unter der Leitung von An - dreas Koeberle vom Michael-Popp-Institut der Universität Innsbruck konnte nun nachweisen, daß ein Membranlipid namens PI (18:1/18:1) maßgeblich an diesem Vorgang beteiligt ist. Die im Forschungsmagazin „Na - ture Communications“ publizierte Studie er - öffnet viele interessante medizinische Möglichkeiten. Foto: Uni Innsbruck / Alena Klinger Andreas Koeberle, Leiter des Michael-Popp-Instituts der Universität Innsbruck Streß durch Fettsäuren An der Regulation von Streßreaktionen sind viele Enzyme beteiligt. Dazu gehört auch das Enzym SCD1. Dieses wandelt ge - sättigte Fettsäuren in ungesättigte um und wirkt deswegen vor allem gegen Streß, der durch Fette in schädlichen Konzentrationen ausgelöst wird. Dieser prinzipiell gesundheitsförderliche Vorgang kann jedoch gefährlich werden, wenn er exzessiv betrieben wird. In der Forschung wird schon seit langem ein deutlicher Zusammenhang zwischen SCD1 und Entzündungen, Stoffwechselerkrankungen und Krebs gesehen. Der vollständige Funktionsumfang dieses Enzyms ist nach wie vor nicht bekannt. Deswegen führen Behandlungen, die gezielt SCD1 hemmen, mitunter zu starken Nebenwirkungen und sind zur Therapie nicht zugelassen. ForscherInnen konnten die Streßreaktions-hemmende Wirkung von SCD1 nun auf ein indirektes Produkt dieses Enzyms zurück - führen: Das Membranlipid PI(18:1/18:1). Dieses setzt sich zum großen Teil aus einer Fettsäure zusammen, die von SCD1 produziert wird. »Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at 149 Einen grundlegenden Vorgang entschlüsselt Das Lipid PI (18:1/18:1) könnte nun ge - zielt verabreicht oder in seiner Bildung ge - hemmt werden, um Krankheiten zu bekämpfen, ohne dabei den vollen Funktionsumfang des Enzyms SCD1 stören zu müssen. Dazu muß aber zunächst die genaue Funktionswei - se von PI(18:1/18:1) erforscht und verstanden werden. „Ganz besonders interessant ist: Streßassoziierte Vorgänge, wie der Alterungsprozeß, Resistenzen gegen Chemotherapie oder die Entstehung von Tumoren haben alle einen Einfluß auf die Menge von PI(18:1/18:1) in den betroffenen Geweben. Es gibt da also einen klaren Zusammenhang, der neue therapeutische Ansätze eröffnet“, sagt Andreas Koeberle. „Wir haben hier einen ganz grundlegenden Vorgang entschlüsselt“, fügt er hinzu. „Das ist ein Startschuß und gibt neue Richtungen für weitere Forschung vor.“ Pflanzliche Wirkstoffe als Ideengeber Am Michael-Popp-Institut der Universität Innsbruck wird die molekularpharmakologische Wirkung von pflanzlichen Arzneimitteln erforscht. Auch die nun veröffentlichte Forschungsarbeit geht auf Pflanzenwirkstoffe zurück. „Wir wollten einen übergeordneten Me - chanismus finden, der im Körper immer ab - läuft, egal auf welchem Weg der Zelltod eintritt“, sagt Koeberle. „Dazu haben wir Pflanzenstoffe benutzt, die auf Zellen toxisch wirken, zum Beispiel Myrtucommulon A, das aus der Myrte gewonnen wird. Bei der Zugabe dieses Stoffes konnten wir deutliche Veränderungen in der Zusammensetzung der zel - lulären Lipide beobachten und so kamen wir auf die Idee zu diesem Projekt. Die Naturstoffe waren also gewissermaßen der Startpunkt um Ideen zu sammeln und zu lernen, was in der menschlichen Zelle vorgeht.“ n https://www.uibk.ac.at/
Ausg. Nr. 203 • 4. Juli 2022 Das
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Foto: Parlamentsdirektion / Johanne
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