ÖSTERREICH JOURNAL NR. 203 / 04. 07. 2022 Religion und Kirche 142 Generalvikar Kolasa über die ostkirchlichen Gemeinden und deren soziales Engagement Kolasa ging näher auf die katholischen Ostkirchen und ihre Tätigkeiten in Österreich ein. Hier verzeichne die ukrainische griechisch-katholische Kirche die meisten Mitglieder. Vor dem Ukraine-Krieg sei die Zahl aller Gläubigen des Ostkirchenordinariats auf 22.000 geschätzt worden. Laut Kolasa habe sich dieser Zahl mittlerweile verviel - facht, doch genaue Daten gebe es nicht. Die Zahl der Gottesdienstbesucher habe sich je - denfalls verzehnfacht. Die Frage der Integration stelle für 25 ostkatholische Gemeinden ein ernsthaftes An - liegen dar, wie Kolasa erklärte. Diese würden sich vor allem im sozialen Bereich sehr en ga - gieren, was sich mit dem Ukraine-Krieg noch verstärkt habe. Hunderte Tonnen an Hilfsgütern seien bereits in die Ukraine be fördert worden und oftmals stellten die Ge meinden die erste Anlaufstelle für Geflüchtete dar. In diesem Bereich habe es eine sehr gute Zusammenarbeit mit den entsprechenden Stellen des Bundes und der Länder ge geben, führte Kolasa aus und sprach der öster rei - chischen Bevölkerung seine Dankbarkeit für die „spontane Welle der Solidarität“ aus. Foto: Parlamentsdirektion / Thomas Jantzen Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka bei der Begrüßung der Vertreter der Ostkirchen Austausch über die Herausforderungen der katholischen Ostkirchen Im Gespräch mit den Vertretern der unierten Ostkirchen fragte Wolfgang Sobotka nach den größten Herausforderungen speziell im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine. Der ukrainisch-katholische Pfarrer Taras Chagala aus Wien berichtete in diesem Kontext von den Anstrengungen seiner Gemeinde, um sowohl den Menschen in der Ukraine als auch den nach Österreich Geflohenen zu helfen. Viele seien privat untergebracht, doch diese Lösung könne nicht über einen längeren Zeitraum aufrecht erhalten werden. 1.700 UkrainerInnen würden täglich ihr Land verlassen und 800 jeden Tag wieder zurückkehren. Laut Chagala würden 90 Prozent der Geflohenen eine möglichst baldige Heimkehr bevorzugen, was in vielen Fällen jedoch nicht möglich sei. Habe die Hilfsbereitschaft der ÖsterreicherInnen zu Anfang des Krieges noch ein sehr hohes Ausmaß erreicht, sei diese bereits wieder im Sinken be griffen. Neben seiner Hauptsorge, den Ge - flüchteten eine Unterkunft zu organisieren, befasse sich seine Gemeinde vornehmlich mit der Linderung des seelischen Leides. Sobotka sprach von 4.000 Quartieren für Geflüchtete, die zum Teil aus den Jahren ab Foto: Parlamentsdirektion / Thomas Jantzen Christoph Kardinal Schönborn bei der Begrüßung der Vertreter der Ostkirchen »Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at 2015 stammen und die der Bund wieder re - aktivieren könne. Er interessierte sich auch für den Integrationsprozeß insbesondere der orientalischen unierten Christen aus dem Na - hen Osten, die auch in diesen Jahren nach Ös - terreich kamen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten sei ein Großteil von ihnen gut integriert, erklärte ein Vertreter dieser Gemeinden. Probleme gebe es aber nach wie vor mit einer aus seiner Sicht überbordenden Bürokratie, was die Asylverfahren bzw. den Einbürgerungsprozeß betreffe. Sobotka zeigte Verständnis für die individuelle Sicht auf die - se Fälle, erklärte aber, daß die Politik einen ganzheitlicheren Blick anwenden müsse. Ös terreich habe in den letzten Jahren enorm viele Menschen aufgenommen, so, daß mittlerweile 25 Prozent der Menschen einen Mi - grationshintergrund aufwiesen – so viele wie in keinem anderen EU-Land. Oftmals stehe Österreich in der Kritik, Fremden gegenüber abweisend zu sein, so Sobotka. Ein Blick auf die nüchternen Zahlen würde jedoch ein an - deres Bild ergeben. Er gestand jedoch zu, daß die Wartezeiten in den Asylverfahren reduziert werden müssten. Weitere Themen waren das humanitäre Bleiberecht, der gemeinsame hohe Wert der Familie in den verschiedenen Konfessionen und das Zölibat. n https://www.parlament.gv.at/ https://www.erzdioezese-wien.at/ https://www.katholischeostkirchen.at/ Quelle: Parlamentskorrespondenz
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 203 / 04. 07. 2022 Religion und Kirche »Friede sei ihr erst Geläut« Am 26. April 1952 ist die neugegossene Pummerin in Wien angekommen – Die größte Glocke Österreichs ist bis heute Symbol österreichischer Identität Auf der Linzer Promenade wird Ende April 1952 die im nahen St. Florian gegossene, neue Pummerin verabschiedet und beginnt festlich geschmückt auf einem Tieflader ihren Triumphzug nach Wien. Tausende Menschen säumen unterwegs den Zug. Bei der Überquerung der Alliiertengrenze sa - lutieren auch die sowjetischen Besatzungssoldaten und lassen die künftige „Stimme Ös terreichs“ ohne die üblichen Formalitäten passieren. Zehntausende WienerInnen nehmen die neue Pummerin am Nachmittag des 26. April auf dem Stephansplatz in Empfang. Die Historikerin Annemarie Fenzl erin - nert sich bis heute an diesen historischen Tag, den sie mit ihrer Mutter auf der äußeren Mariahilfer Straße miterlebt hat: „Daran kann ich mich heute noch erinnern Es war ein Riesenlärm. Die Pummerin kam vom We - sten über den Riederberg, von Schönbrunn herein und fuhr an uns vorbei. Sie stand auf dem Tieflader und hat schön geglänzt, hat einen Blumenkranz gehabt rundherum und die Leute haben Blumen auf sie geworfen.“ Erstmals seit den Jahren des „Anschlusses“ an Hitlerdeutschland und der Katastrophe des Zweiten Weltkrieges wird so etwas wie eine neue österreichische Identität spürbar. Die Glocke wird zum Sinnbild von Neubeginn, Wiederaufbau und vor allem Frieden. „Friede sei ihr erst Geläut!“ formuliert auch Dompfarrer Karl Raphael Dorr un - mittelbar vor dem ersten Einsatz der neuen Glocke, die zuvor von Kardinal Theodor In - nitzer im Rahmen der feierlichen Wiedereröffnung des Stephansdomes am 27. April ge - weiht worden ist. Zeitgleich mit der Pummerin läuten zum Zeichen der Verbundenheit mit Österreich auch die Glocken der Petersbasilika in Rom. Seit 1952 läutet die Pummerin über den ORF zu Silvester das neue Jahr ein. Ansonsten erklingt sie zu den kirchlichen Hochfe - sten, aber auch zu historischen Anlässen, et - wa zur Wahl oder zum Tod eines Papstes. So erklingt sie etwa bei der Unterzeichnung des Staatsvertrags 1955, anläßlich der Ermordung John F. Kennedys 1963 oder zuletzt anläßlich eines Friedensgebetes für die Ukraine. Das „Herz des Stephansdomes“ hat seit 1953 ein elektrisches Geläut und hängt seit 1957 am Nordturm. Mit ihren 21.383 Kilo Foto: Archiv der Dompfarre Wien Zehntausende Wienerinnen und Wiener nehmen am Nachmittag des 26. April die neue Pummerin auf dem Stephansplatz in Empfang. »Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at 143 und einer Höhe von 314 Meter ist sie die größte Glocke Österreichs. Außerdem ist sie die zweitgrößte freischwingende Kirchenglocke Europas und als solche auch die fünftgrößte weltweit. Ihre Vorgängerin war etwas kleiner und hing im Südturm. Sie war 1711 aus Kanonenkugeln der Besatzer Wiens als Zeichen des Friedens und Neubeginns gegossen worden. Am 12. April 1945 fiel sie dem verheerenden Dombrand zum Opfer. Aus geborgenen Teilen dieser Vorgängerglocke und den Resten anderer zerschellter Domglocken wurde in St. Florian bei Linz die neue Domglocke gegossen. Der oberösterreichische Bildhauer Franz Forster fertigte ihre Reliefs an. Sie zeigen Motive der alten Glocke: die Belagerung Wiens, den Brand des Stephansdoms 1945 und die Muttergottes. Den lautmalerischen Namen „Pummerin“ führen manche auch auf den wienerischen Ausdruck „Pumpern“ zurück. Web-Ausstellung zur Bummerin Zum 70. Jahrestag der berühmten Glocke im wiedereröffneten Dom erzählt eine Web- Ausstellung des Hauses der Geschichte Ös - terreich (hdgö) unbekannte oder vergessene Geschichte rund um den Wiederaufbau. Mit zahlreichen historischen Fotos beleuchtet sie, wie der Dom und seine Pummerin zu zentralen Symbolen Österreichs als Nation wurden. n https://www.hdgoe.at/ https://www.erzdioezese-wien.at https://de.wikipedia.org/wiki/Pummerin
Ausg. Nr. 203 • 4. Juli 2022 Das
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Foto: Parlamentsdirektion / Johanne
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