ÖSTERREICH JOURNAL NR. 203 / 04. 07. 2022 Chronik Tracht trifft Dirndl Sonderausstellung im Marmorschlössl Bad Ischl bis 30. Oktober 2022 128 Foto: OÖ Landes-Kultur GmbH / Michael Maritsch Sensationell war der Neustart, den die OÖ Landes-Kultur GmbH vergangenes Jahr in Bad Ischl verbuchen konnte. 40.000 BesucherInnen zeigten sich von den beiden Ausstellungen „Dirndl. Tradition goes Fashion“ im Marmorschlössl der Kaiserin Elisabeth und „FranzJosef Altenburg. Ton und Form“ in den kaiserlichen Stallungen begeistert. Mit einer großartigen Schau historischer Trachten aus den Ländern der Donaumonarchie stehen auch heuer „Tracht und Dirndl“ sowie Fragen der Identität im Fokus. Aus dem Vollen geschöpft werden konnte bei der Auswahl der Objekte: In der einzigartigen Textil- und Kostümsammlung des Oberös - terreichischen Landesmuseums finden sich mehrere Tausend Kleidungsstücke und prächtige Trachten aus den Kronländern. Ein eigener Ausstellungsteil ist dem Mythos der Kaiserin Elisabeth gewidmet. Zu den Highlights der Ausstellung zählt das Original- ko - stüm von Romy Schneider aus der Sisi-Trilogie Teil I aus dem Jahr 1955, eine Interpretation des Ischler-Dirndls. Zu sehen sind auch heuer wieder Dirndl namhafter internationaler DesignerInnen, u.a. von Vivienne Westwood, Lola Paltinger und Susanne Bisovsky. „Kleider machen Leute“, betitelte Gottfried Keller 1874 seine bekannteste Novelle. Kleider machen aber auch Nationen: So steht das Dirndl heute für Österreich, der Kimono für Japan und der Kilt für Schottland. Neben Sprache, Bräuchen und Musik ist auch Kleidung ein eindeutiges Identifikationsmerkmal für Regionen und Nationen. Jahrhundertelang war die Kleidung nach dem Geburtsstand, dem Beruf und dem Familienstand in den sogenannten Kleiderordnungen fixiert. Aus dieser Standeskleidung entwickelte sich im 18./19. Jahrhundert eine Kleidung, die nun die Persönlichkeit der Träger:in in den Vordergrund stellte. Daraus entwickelte sich neben der modischen Kleidung die regionalspezifisch unterscheidbare Tracht. Das Interesse an den unterschiedlichen Trachten der einzelnen Völker im Habsbur - ger reich hat sich von Seiten des Adels über Jahrhunderte verdichtet, und war neben der Wertschätzung gegenüber der Vielfalt der Trachten in der Monarchie, auch von Nutzbarmachungen geprägt. Eignet sich doch die Kleidung hervorragend als Mittel zur Identitätsbildung und damit zur Festigung des Nationalgefühls. Die Ausstellung widmet sich dieser Trach - tenpolitik – die auch einem romantischen Zeitgeist geschuldet war – und zeigt den zeitgenössischen Blick auf das Habsburgerreich, die unzähligen Reisebeschreibungen, grafischen und malerischen Abbildungen dieser Vielfalt sowie Fotodokumentationen. Ausgewählte Trachten aus den Kronländern zeugen von einer bunten Vielfalt der vestimentären Traditionen. Gezeigt werden auch Beispiele von vorbildgebenden und wegweisenden Persönlichkeiten, die unbewußt oder bewußt Tracht tragen – und damit ihre Wertschätzung und Nähe zum Volk kundgeben. Denn letztlich hat genau diese Wertschätzung zur Beibehaltung der Tracht bis heute geführt. Der Umgang mit Tracht und Dirndl seit Maria Theresia, Marie Antoinette, Erzherzog Johann, Kronprinz Rudolf u.v.m. steht dabei neben der modischen Entwicklung im Fokus der Ausstellung. Darüber hinaus ist zu sehen, wie aus einem gar nicht royalen Kleid wie dem Dirndl – als Alltagskleid der Dirn oder Magd – ein modisches Kleidungsstück werden konnte. Die Entwicklungsgeschichte des Dirndls über 170 Jahre wird anhand von herausragenden frühen Beispielen aus der Sammlung bis zu Krea - tionen namhafter Designer wie Andreas Kronthaler for Vivienne Westwood, Susanne Bisovsky u.a. aufgezeigt, wie auch die In stru - mentalisierungen von Politik und Wirtschaft. Ein eigener Ausstellungsteil ist dem My - thos der Kaiserin Elisabeth gewidmet, Romy Schneiders Originalkostüm ist nur ein Beispiel davon. n https://www.ooekultur.at/ »Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 203 / 04. 07. 2022 Chronik ’s Gwand – zwischen Handwerk, Funktion und Mode Das Jahresthema im Österreichischen Freilichtmuseum Stübing steht im Zeichen des Gwands und widmet sich damit einem aktuellen Thema in Zeiten des verstärkten Bewußtseins zum ressourcenschonenden Leben. Die Sonderausstellung „’s Gwand – Zwischen Handwerk, Funktion und Mode“ spannt einen Bogen von der mühsamen Produktion der Rohstoffe zur Herstellung der Grundmaterialien für die Kleidung bis hin zu bäuerlichem Handwerk und zur Entstehung von Tracht, gewerblichen Betrieben und dem Einzug der Mode auf dem Land. Die Ausstellung kann bis 31. Oktober besucht werden. Die BesucherInnen sind eingeladen, die verschiedenen Stationen rund um die Bedeutung der Textilien im bäuerlichen Alltag bei der Wanderung durch das Museumstal, dem erlebnis- und aufschlußreichen „Leitfaden“ der Sonderausstellung folgend, eigenständig zu erkunden und im Rahmen von Thementagen die spannenden Geschichten rund um ’s Gwand vertiefend kennenzulernen. Die bäuerliche Kleidung von einst war vorrangig eine Arbeitskleidung, die in ihrer Funktion praktisch und vor allem strapazierfähig sein mußte. Erhaltene Arbeitskleidung ist daher eine Rarität, da sie möglichst lange getragen und dann mehrmals geflickt wurde, bis sie als Lumpen weitergebraucht oder dem bzw. der LumpensammlerIn gegeben wurde. Häufiger erhalten blieben die Fest- und Sonn - tagskleider. Sie wurden nur zu bestimmten Anlässen im Jahr getragen und oftmals an die nächste Generation weitervererbt. Neben ihrer Funktionalität hatte die jeweilige Kleidung jedoch auch Symbolcharakter. Zunächst geregelt von mittelalterlichen Klei derordnungen, war sie stets auch durch die jeweilige Standeszugehörigkeit und Re - gio nalität geprägt. Gerade wohlhabendere Bauersleute imitierten das Kleidungsverhalten des Adels und Bürgertums. Gegensätzlich entwickelte sich in der Mitte 19. Jahrhun derts vorwiegend in Sommerfrische-Destinationen ein Kleidungsstil, der in Anlehnung an das bäuerliche Arbeitskleid in aristokratischbürgerlichen Kreisen Anklang fand und bis heute die Modewelt fasziniert und zu neuen Kreationen anregt. Nicht zu vergessen ist der Einfluß der Warenkataloge und des Versandwesens um 1900 auf das Kleidungsverhalten der Landbevölkerung. Foto: Österreichisches Freilichtmuseum Stübing / M. Steinböck-Köhler Foto: Österreichisches Freilichtmuseum Stübing Das Weben hat jahrtausendealte Tradition – und im Freilichtmseum Stübing haben BesucherInnen die Möglichkeit, hautnah bei der Ausübung dieses Handwerks dabeizusein. Bis heute faszinieren althergebrachte Kleidungsstücke, die oft zu neuen Kreationen anregen. Im Zentrum dieses Themenschwerpunktes steht die Herstellung der Kleidung, vom bäuerlichen Handwerk bis zu gewerblichen Betrieben. Berufe, vom Grundstoff produzie - renden Bauern bis zum Hersteller des ge - brauchsfertigen Stoffes, vom Haftelmacher »Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at 129 bis zum Schneider, sollen das Zusammenspiel verschiedenster Akteure zum jeweiligen Produkt zeigen. Aber auch Kopfbedekkungen, Schuhe, Schürzen und vieles mehr ergänzen die Vielfalt rund um ’s Gwand. n http://www.freilichtmuseum.at
Ausg. Nr. 203 • 4. Juli 2022 Das
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Foto: Parlamentsdirektion / Johanne
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