ÖSTERREICH JOURNAL NR. 202 / 21. 03. 2022 Österreich, Europa und die Welt 38 Foto: BMEIA / Michael Gruber Foto: BMEIA / Michael Gruber Außenminister Alexander Schallenberg mit dem libanesischen Präsidenten Michel Aoun … … und seinem libanesischen Amtskollegen Abdallah Bou Habib »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at Erste Auslandsreise 2022 führte Schallenberg in den Libanon Vom 10. bis 12. Jänner reiste Außenminister Alexander Schallenberg für einen dreitägigen Arbeitsbesuch in den Libanon. Neben Treffen mit dem libanesischen Präsidenten Michel Aoun, Parlamentspräsidenten Nabih Berri, Premierminister Najib Mikati und einem Arbeitsgespräch mit Außenminister Ab dallah Bou Habib standen Besuche des österreichischen UN Blauhelme-Kontingents sowie von Projekten der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit auf dem Programm. Daß seine erste Auslandsreise ausgerechnet in den Libanon führt, unterstreicht die außenpolitische Bedeutung des Landes für Österreich: „Die Entwicklung im Libanon hat ein unglaubliches Sprengpotential über die Landesgrenzen hinaus – das Land befindet sich in einer Abwärtsspirale, die sich im - mer weiter beschleunigt. Wenn die derzeitige Entwicklung weitergeht, könnte der Libanon irgendwann von einem Staat mit einer Terrororganisation zu einer Terrororganisation mit einem Staat werden“, sagte Schallenberg mit Blick auf die bewaffnete, proiranische Schiitenmiliz Hisbollah. Gleich zu Beginn seiner Reise besuchte er im Camp Naqoura im Südlibanon die ös - terreichischen SoldatInnen bei der Friedensmission der Vereinten Nationen im Libanon (UNIFIL). Mit rund 180 BundesheersoldatInnen stellen sie das größte Truppenkontingent Österreichs bei UN-Friedenseinsätzen weltweit und leisten so einen maßgeblichen Einsatz für Frieden und Sicherheit im Nahen Osten. Bereits seit 2011 beteiligt sich Österreich an der UNIFIL-Mission, die seit 1978 den Waffenstillstand im israelisch-libanesischen Grenzgebiet überwacht und Waffenlie - ferungen an die Hisbollah unterbinden soll. Am zweiten Tag setzte Schallenberg seinen Reise mit dem Besuch einer von der Caritas betriebenen Schule in Zahle sowie des Flüchtlingscamps Haouch er-Refqah in Baalbek fort. Dort unterstützt das Österreichische Rote Kreuz syrische Flüchtlinge und Aufnahmegemeinden mit Geldern der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit im Bereich der Wasser- und Siedlungshygiene. „Der Libanon hat unter schwierigsten Bedingungen eine große Zahl an Flüchtlingen aus Syrien aufgenommen. Österreich wird den Libanon auch weiter bei dieser Mammutaufgabe unterstützen“, so der Außenminister. 2021 habe man 5 Mio. Euro an humanitärer Hilfe geleistet, dieses Jahr wolle man ähnlich viel Geld in die Hand nehmen. Die verheerende Explosion im Hafen von Beirut und die seit zwei Jahren andauernde prekäre Wirtschaftssituation haben das Land in eine tiefe Krise gerissen – fast drei Viertel der libanesischen Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze. Im Fokus der am 12. Jänner stattgefundenden Gespräche von Außenminister Schal - lenberg mit seinem Amtskollegen Bou Habib und der libanesischen Staats- und Regierungsspitze standen daher die dringend nötigen Reformen im Land. Seit Oktober 2021 ist die libanesische Regierung nicht mehr zu - sammengetreten. „Es besteht kein Zweifel, daß es der libanesischen Führung obliegt, den Boden so aufzubereiten, damit unsere Unterstützung gedeihen und Früchte tragen kann. Diese Verantwortung lastet auf den Schultern der Regierung, aller politischer Parteien und ebenso der wirtschaftlichen Eliten“, der Aussenminister, der in enger Abstimmung mit der EU er auf die Aufhebung der Totalblockade der Regierungsgeschäfte hinwirken wird. n
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 202 / 21. 03. 2022 Österreich, Europa und die Welt 39 Schallenberg und Yair Lapid besuchen KZ-Gedenkstätte Mauthausen Anläßlich des Internationalen Holocaust- Gedenktages am 27. Jänner be suchte Außenminister Alexander Schallenberg ge - meinsam mit seinem israelischen Amts kol - legen Yair Lapid die KZ-Gedenkstätte Mauthausen. Die hochrangige israelische Delegation wurde von Bundeskanzler Karl Nehammer, Außenminister Alexander Schallenberg, In - nenminister Gerhard Karner, Landeshauptmann Thomas Stelzer sowie Oskar Deutsch, Präsident der israelitischen Kultusgemeinde, begleitet. Barbara Glück, Direktorin der KZ- Gedenkstätte Mauthausen, führte die Delegation zunächst zum jüdischen Denkmal, dann weiter zum Sarkophag am ehemaligen Ap - pellplatz. Dieses Denkmal trägt die Inschrift: „Aus der Toten Geschick mögen die Lebenden lernen“. Anschließend entzündete Yair Lapid im Raum der Namen eine Kerze in persönlicher Erinnerung an seinen Großvater. Für Außenminister Yair Lapid war es Ar - beitsbesuch und zutiefst persönliches Ge - denken zugleich: In seiner sehr bewegenden Ge denkrede erzählte er betroffen, wie sein Großvater Bela Lampel von den Na tional so - zialisten abgeholt und 1945, kurz vor der Befreiung des KZ-Mauthausen, im Nebenlager Ebensee ermordet worden ist. Seine Fa - milie sollte ihn nie wiedersehen. „Ich stehe heute an diesem Ort stellvertretend für meinen Großvater. Ruhe in Frieden, geliebter Großvater.“ Im Gedenken an Bela Lampel und die mindestens 90.000 Opfer des NS-Regimes, die in Mauthausen und seinen Nebenlagern ihr Leben ließen, legten die Regierungsvertreter gemeinsam mit ihrem israelischen Gast Kränze am zentralen Denkmal der Gedenkstätte, dem Sarkophag am Appellplatz, nieder. Bundeskanzler Karl Nehammer versicherte: „Österreich und Israel werden Seite an Seite stehen, nicht nur heute, sondern auch in Zukunft.“ „Es ist ein besonderer und für mich persönlich sehr berührender Moment. Am Internationalen Holocaust-Gedenktag hier Seite an Seite zu stehen, ist ein starkes Zeichen dafür, daß wir gemeinsam in die Zukunft blicken, ohne die Vergangenheit zu vergessen“, so Außenminiser Schallenberg. Gleichzeitig mahnte er Österreichs vollumfängliche historische Verantwortung für die NS- Gräueltaten ein: „Viel zu lange hat sich Öster - reich nur als Opfer des Nationalsozialismus gesehen. Wir haben uns gescheut, unsere Foto: BMEIA / Michael Gruber Foto: BMEIA / Michael Gruber v.l.: Bundeskanzler Karl Nehmammer, der israelische Außenminister und Vizepremier Yair Lapid und Außenminister Alexander Schallenberg beim Besuch des KZ-Mauthausen Der israelische Außenminister und Vizepremier Yair Lapid bei seinem Eintrag ins Gästebuch des KZ-Mauthausen historische Verantwortung anzuerkennen. Heute nehmen wir diese Verantwortung vollumfänglich wahr. Unsere Verantwortung bezieht sich dabei beileibe nicht bloß auf die Vergangenheit. Sie bedeutet entschlossenes und konsequentes Handeln ge gen jede Form von Antisemitismus – jetzt und in der Zu - kunft.“ Dazu gehört auch das besondere Verhältnis zum Staat Israel und zu seiner Sicherheit: „Nur wenn Jüdinnen und Juden auf der ganzen Welt in Sicherheit und Freiheit leben können, kann aus einem ,niemals vergessen‘ wirklich ein ,niemals wieder‘ werden“, so der Außenminister. »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at Barbara Glück, Direktorin des Mauthausen Memorial, dankte Außenminister Yair La pid für seinen Besuch und für das Teilen seiner ganz persönlichen Familiengeschichte: „Ich verspreche Ihnen, wir werden die Er - innerung an Ihren Großvater bewahren und seine Geschichte weitererzählen.“ 190.000 Menschen wurden zwischen 1938 und 1945 aus 40 unterschiedlichen Ländern in das KZ-Mauthausen und seine Nebenlager deportiert. Die Hälfte, rund 90.000 Menschen, wurden ermordet. Am 5. Mai 1945 wurde das KZ Mauthausen von US-amerikanischen Truppen befreit. n https://www.mauthausen-memorial.org/
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Foto: Missio / Katharina Schiffl Ö
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Foto: Universalmuseum Joanneum / J.
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