ÖSTERREICH JOURNAL NR. 201 / 20. 12. 2021 Österreich, Europa und die Welt Jugend ohne Heimat. Kindertransporte aus Wien 80 Das Jüdische Museum Wien widmet von 10. November 2021 bis 15. Mai 2022 eine Ausstellung jenen Wiener Kindern, die ab Winter 1938 bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im Herbst 1939 elternlos ins Ausland geschickt wurden. © USHMM Ankunft der Kinder in Harwich, einer englischen Hafenstadt im Südosten des Vereinigten Königreich. Bild unten: Zeichnung von Ruth Morley Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Österreich und dem „An- schluß“ im März 1938 begann für Jüdinnen und Juden die brutale Ausgrenzung und Verfolgung. Innerhalb kurzer Zeit schlossen die meisten Länder ihre Grenzen. Umso intensiver wurde das Ringen um Ausreisemöglichkeiten. Mit Hilfe sogenannter Kindertranspor - te sollten gefährdete Kinder in Sicherheit gebracht werden. Erst nach den massiven Gewaltausbrüchen gegen Jüdinnen und Juden im Novemberpogrom erklärten sich verschiedene Länder dazu bereit, unbegleitete Kinder aufzunehmen, allen voran Großbritannien. In weiterer Folge wurden auch die Niederlande, Bel - gien, Frankreich, Schweden, die USA und die Schweiz zu Zufluchtsländern. Zwischen Dezember 1938 und September 1939, dem Beginn des Zweiten Weltkriegs, konnten mehr als 12.000 Kinder gerettet werden, darunter mehr als 3.200 aus Österreich. Die El - tern mußten die schwere Entscheidung tref- © Privatbesitz_Courtesy Emily Hacker PaN – Partner aller Nationen – http://www.dachverband-pan.org/
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 201 / 20. 12. 2021 Österreich, Europa und die Welt 81 fen, ihre Kinder allein in einen Zug zu setzen. Der Plan, so bald wie möglich zu folgen, ge - lang vielen aber nicht, sie wurden deportiert und ermordet. Die Kindertransporte retteten viele Leben, doch hatten sie eine Jugend ohne Heimat und meist ohne Familie zur Folge. Reise ans Ende der Kindheit Die Kinder, die in Länder geflohen waren, in denen später die Nationalsozialisten einmarschierten, erfuhren mehrfache Verfolgung, die nicht alle überlebten. Großbritannien, das die größte Anzahl der Kinder aufnahm, er - weckte den Schein eines sicheren Hafens. Doch die Ankunft auf der Insel bedeutete das abrupte Ende der Kindheit. Allein in einem fremdsprachigen Land mit der ständigen Sor ge um das Überleben der Familie, mußten die Kinder aus eigener Kraft belastende und unsichere Situationen durchstehen. Man - che wurden von einer Pflegefamilie zur näch - sten gereicht, andere wurden in Heimen oder Internaten untergebracht, Mädchen muß ten oft als Haushaltshilfen arbeiten. Das sofortige Finden einer geeigneten Unterkunft oder gar die Wiedervereinigung mit ebenfalls ge - flüchteten Eltern stellte die Ausnahme dar. Während die jüngeren Kinder oftmals ihre Muttersprache verlernten, wurden ältere Bu - ben mit Kriegsausbruch für mehrere Monate interniert. Nicht selten kämpften sie später in der britischen Armee für die Befreiung Ös - terreichs. Lange Zeit wurde den „Kindern“, wie sie sich heute noch nennen, keine oder nur ge - ringe Aufmerksamkeit gezollt. Ihr Trauma wurde im Vergleich mit KZ-Überlebenden re - lativiert. Bestärkt von der zweiten Generation haben die Kinder der Kindertransporte ab den 1980er-Jahren ihre Geschichten er - zählt und dokumentiert. Auch die Präsidentin der New Yorker Kindertransport Association ist die Tochter eines Wiener „Kindes“. Der zweiten Generation wird in der Ausstellung ebenso Raum gegeben, wie dem weiteren Leben der Kinder. Ausstellung bis 15. Mai 2022 zu sehen „Jugend ohne Heimat. Kindertransporte aus Wien“ ist von 10. November 2021 bis 15. Mai 2022 im Museum Judenplatz, einem Museum der Wien Holding, zu sehen. Zur Ausstellung, die von Sabine Apostolo und Caitlin Gura-Redl kuratiert und von GABU Heindl und Toledo i Dertschei gestaltet wur - de, ist ein Katalog zum Preis von 24,90 € im Eigenverlag erschienen. n http://www.jmw.at/ Foto: JMW / Barbara Nidetzky © DÖW © USHMM Verschickte Kinder vor der Freiheitsstatue in New York Ausweis der Zentralstelle für jüdische Auswanderung für Franzi Löw Ausstellungsansicht PaN – Partner aller Nationen – http://www.dachverband-pan.org/
Ausg. Nr. 201 • 20. Dezember 2021
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© Privatbesitz, Foto: Leopold Muse
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