ÖSTERREICH JOURNAL NR. 201 / 20. 12. 2021 Kultur Gerhard Haderer – Kosmos Ausstellung im Schlossmuseum Linz bis 27. Feber 2022 162 © Wikimedia Commons / Manfred Werner (Tsui) / CC by-sa 4.0 Gerhard Haderer © Gerhard Haderer Gerhard Haderer, Enttäuschte Österreicher, 2017 für „news“, Acryltusche auf Karton Gerhard Haderer geht seit 40 Jahren mit dem Blick eines Karikaturisten durch die Welt, dessen moralischer Kompaß sehr fein justiert ist. Kein schöner Schein blendet ihn, in Worten sieht er Taten, das Grauen hin - ter der Idylle. Unermüdlich und schonungslos hält er sich und der Welt den Spiegel vor, selbstironisch und respektlos entlarvt er Eng - stirnigkeit, Herzlosigkeit, die Feigheit der An gepaßten und den Raubbau an Mutter Erde. Kein Politiker, nicht die Kirche und auch keine fragwürdige Institution ist vor seiner spitzen Feder sicher, ihnen hat er den Kampf an gesagt, ohne Skrupel aber mit großem Vergnügen. Haderer wurde 1951 in Leonding bei Linz geboren. Nach der Fachschule für Ge - brauchs- und Werbegrafik in Linz arbeitete er bis 1984 als selbständiger Grafiker, Zeichner und Illustrator für Werbeagenturen, ge - staltete Panoramakarten für die Tourismuswerbung und spezialisierte sich auf fotoreali - stische Darstellungen in allen Bereichen der Werbe-Illustration. Angefangen hat er damit, weil man ihm sagte, damit könne er viel Geld verdienen, ein schönes Haus kaufen, eine Familie gründen, glücklich werden. Richtig wohl fühlte er sich jedoch nicht da - bei, speziell was die Konsumgesellschaft an - belangt. Er war um die Dreißig, als er be - schloß, den Spieß einfach umzudrehen. An - statt seine damaligen Auftraggeber mit seinen Zeichnungen zu begeistern, zeichnet er seither diese lieber in Grund und Boden. Seine erste Karikatur veröffentlichte er 1985. Seit 1991 sind seine Zeichnungen wöchentlich als „Haderers Wochenschau“ im deutschen „stern“ zu sehen. 1997 startete Haderer sein eigenes Co - mic-Projekt: MOFF. In 36 Ausgaben er - schien es bis 2000. „Ursprünglich hatte ich geplant, das drei Jahre lang zu machen, aber dann ist so schnell eine Fangemeinde entstanden und ich bin so oft angesprochen worden auf dieses kleine Format, daß es unmöglich war, aufzuhören“, so Haderer. Im April 2008 griff er für MOFF wieder zum Zeichenstift. Seither publiziert er monatlich schnelle schwarz-weiß Cartoons in der Scherz & Schund Fabrik. Für seine klassischen Farbkarikaturen benötigt er 10 Stunden, sie un - terwerfen sich einer bestimmten Ästhetik, die zu einem Printmedium paßt. Mehr politische Schärfe und Schlagkraft attestiert er jedoch seinen MOFF Cartoons. »Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 201 / 20. 12. 2021 Kultur 163 © Gerhard Haderer © Gerhard Haderer Gerhard Haderer, Achtung, Achtung!, 2014 für den „stern“, Acryltusche auf Karton Gerhard Haderer, Festung Europa, 2013 für den „stern“, Acryltusche auf Karton Ein weiteres Projekt, das Gerhard Haderer sehr am Herzen liegt, ist „Die Schule des Ungehorsams“. In ihr geht es darum, den Un - gehorsam nicht zu glorifizieren, sondern zu kultivieren. In den ersten drei Jahren war die se in der Tabakfabrik in Linz vor Ort, mittlerweile ist sie mobil. Es gibt Vorträge und Diskussionen mit spannenden Menschen, die sich mit Ungehorsam beschäftigen. Zu Haderers Werk zählen außerdem knapp 30 Bücher, die er seit 1987 entweder alleine oder gemeinsam mit Autoren wie Pe ter Turrini, Elfriede Hammerl oder Josef Hader veröffentlicht. Auf große Kritik, insbesondere seitens der katholischen Kirche, stieß Haderer mit seinem Buch „Das Leben des Jesus“ (2002). In Griechenland wurde er deshalb wegen Blasphemie angeklagt und in seiner Abwesenheit im Jänner 2005 in erster Instanz zu sechs Monaten Haft verurteilt. Im April 2005 wurde er von einem Athener Berufungsgericht von allen Vorwürfen, die orthodoxe Re - ligionsgemeinschaft mit seinem Buch beleidigt zu haben, freigesprochen. Seit 10. November sind in der Ausstellung „Gerhard Haderer. Kosmos“ im Schlossmuseum Linz knapp 80 Werke des österreichischen Künstlers zu sehen. Seine Ölbilder und Grafiken, vorrangig in Acryltusche auf Papier oder Karton ausgeführt, dokumentieren die vergangenen Jahre mit all ihren Höhepunkten, Widrigkeiten und Skandalen. Herzstück der Ausstellung ist das Gemälde „Messias im Vatikan“, ein großformatiges Ölbild, 2014 entstanden, im barocken Goldrahmen präsentiert. Dieses Bild spiegelt Gerhard Haderers Art zu sagen: Bild rechts: Gerhard Haderer, Mein schönstes Urlaubsfoto, 2013 für den „stern“, Acryltusche auf Karton © Gerhard Haderer »Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at
Ausg. Nr. 201 • 20. Dezember 2021
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