ÖSTERREICH JOURNAL NR. 201 / 20. 12. 2021 Kultur 158 soll te der einstige Schüler von Franz von Matsch, Josef Hoffmann und Willibald Schulmeister als Professor an die k.k. Kunstgewerbeschule zurückkehren und als Berater des Museums für Kunst und Industrie (heute MAK) tätig sein. Als Architekt entwarf Prutscher private Wohnsitze sowie Gemeindebauten, gestaltete die Innenarchitektur von Geschäftslokalen und Kaffeehäusern und entwarf Ausstellungen. Zudem schuf er Mö - bel, Glas, Beleuchtungskörper, Uhren, Keramik, Porzellan, Metallarbeiten, Textilien, Leder sowie Schmuck. In ihrem Katalogbeitrag hebt Daniela Gregori hervor, mit wie viel Kompromißbereitschaft Prutscher sowohl bei privaten Aufträgen als auch bei Entwürfen für die industrielle Produktion agierte – sei es durch Zugeständnisse an die persönlichen Vorlieben der Kunden oder durch die Anpassung an die Bedingungen des Herstellers. Prutscher arbeitete mit allen namhaften Tischlermeistern und Produzenten in Wien, darunter Bugholzpionier und Marktführer Thonet, so - wie mit sämtlichen bedeutenden Glasherstellern des Landes zusammen. Als Prutschers Markenzeichen bezeichnet Gregori „die sorg - same Auswahl des Materials, das der Form und Funktion des Objektes gerecht werden muß, die wohldurchdachten Entwürfe, die handwerkliche Qualität der Ausführung“. Die Ausstellung im Leopold Museum Anhand von rund 220 sorgfältig ausgewählten Exponaten, darunter Möbel, Gemälde, Arbeiten auf Papier, Skulpturen, kleine kunstgewerbliche Objekte und Fotografien, vermittelt die Präsentation in drei Räumen die Vielfalt und Qualität der Sammlung Schedlmayer. Nach einer Einleitung im Atrium, bei der zum Auftakt u.a. die Zeichnung einer dynamischen „Tänzerin“ der Kinetistin Erika Gio vanna Klien zu sehen ist, werden im ersten Saal anhand von Entwürfen und dokumentarischem Material der Umbau der Villa Rothberger durch Otto Prutscher und das heutige, vom Sammlerpaar geschaffene Ambiente thematisiert. Im zweiten Ausstellungsraum bilden das Kunstgewerbe und zwei herausragende Porträts von Broncia Koller- Pinell den Schwerpunkt. Im dritten Raum wird Hermi und Fritz Schedlmayers Interesse für die Malerei durch Werke von Anton Faistauer, Anton Kolig, Franz Wiegele, Josef Floch, Karl Hofer, Christian Rohlfs, Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner, Karl Schmidt-Rotluff oder Ernst Wilhelm Nay veranschaulicht. © Privatbesitz, Foto: Leopold Museum, Wien / Manfred Thumberger Ausstellungsansicht Die Sammlung Schedlmayer „Der partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit der Familie Schedlmayer ist es zu verdanken, daß eine Anzahl herausragender musealer Werke als Dauerleihgabe für das Leopold Museum gesichert werden konnte und somit auch künftig in einer Wechselwirkung mit jenen des Leopold Museum stehen wird“, so Hans-Peter Wipplinger, Direktor des Leopold Museum. »Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at Hermi und Fritz Schedlmayer Hermi Schedlmayer (geb. Weber) wurde 1941 als Angehörige der deutschstämmigen Minderheit in Bulkesch (Bălcaciu), Siebenbürgen (Rumänien) geboren. Die Spuren ihres Vaters verloren sich im letzten Kriegsjahr an der Ostfront, ihre Mutter wurde 1945 für vier Jahre in das ostukrainische Arbeitslager Gorlowka (Horliwka) deportiert. Nach ihrer Entlassung fand sie in Niederösterreich Arbeit. Durch familiäre Unterstützung gelang es, Susanna Weber wieder mit ihren Töchtern Hermi und Hilde zu vereinen. Nach Ab - schluß einer kaufmännischen Ausbildung arbeitete Hermi Schedlmayer im administrativen Bereich, machte sich 1985 im Tätigkeitsfeld Konferenzmanagement selbständig und organisierte internationale Tagungen. Fritz Schedlmayer wurde 1939 in Klosterneuburg bei Wien geboren. Sein Vater, ein Gymnasiallehrer, verstarb als er sechs Jahre alt war, seine Mutter blieb mit drei Kindern in der Nachkriegszeit zurück. Nach dem Studium der Chemie und Betriebswirtschaftslehre stieg Schedlmayer in die Pharmabranche ein. Über Jahrzehnte prägte er das Ge - schehen auf dem Gebiet der Nuklearmedizin in Österreich und darüber hinaus. Fritz Schedlmayer war die wissenschaftliche Nach - wuchsförderung sowohl im medizinischen Bereich, als auch auf dem Gebiet der angewandten Kunst ein großes Anliegen. Als Präsident von „Stubenring 3“, dem Verein Freun - de der Universität für angewandte Kunst Wien, lobte er den Otto-Prutscher-Preis zur Förderung von künstlerischen Projekten von Studierenden an der Angewandten aus, für den er in den Jahren 2004 bis 2009 jährlich 10.000 Euro stiftete. n https://www.leopoldmuseum.org/
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 201 / 20. 12. 2021 Kultur Ida Maly – Zwischen den Stilen Das Werk der in Wien geborenen Künstlerin dokumentiert den Weg einer talentierten Malerin in den vermeintlich Goldenen Zwanzigern, die »zwischen den Stilen« zu ihrer individuellen künstlerischen Sprache fand. Das Lentos Kunstmuseum Linz widmet der 1941 in der Tötungsanstalt Schloß Hartheim ermordeten eine Ausstellung. 159 © Neue Galerie am Universalmuseum Joanneum Leben und Werk der österreichischen Künstlerin Ida Maly waren geprägt von den politischen, gesellschaftlichen und künstlerischen Umbrüchen ihrer Zeit. Sie stu - dierte zunächst in Graz und Wien. Um sich neuen Einflüssen zu öffnen, verließ sie die engen Grenzen ihrer Heimat und lebte ab 1918 in München, Berlin und Paris. Sie trieb Sport als Amateurin – Maly nahm an Wettkämpfen im Schwimmen und Turmspringen teil – und arbeitete als freischaffende Künstlerin. Dennoch kämpfte sie in den 1920er- Ida Maly, Dachau, 1920 Jahren mit zunehmend prekären Lebensumständen. Maly lebte unter anderem von der Anfertigung von Exlibris und Kopien nach Ge mälden alter Meister. Als 1921 ihre un - eheliche Tochter Elga (1921–1989) geboren wurde, versuchte sie, sich und das Kind erst alleine durchzubringen, scheiterte aber an den Lebensbedingungen und übergab ihre Tochter an Pflegeeltern in Graz. Ida Maly fertigte im Winter 1923 in Dresden in der Gemäldegalerie Alte Meister eine Kopie des Gemäldes Leda mit dem Schwan von Peter Paul Rubens an. Malys Freund Hans Carl Müller beschrieb in einer Mi - schung aus Reportage und Satire, wie das „Mal weib“ die Kopie vor dem Gemälde fa - brizierte und während dieser Arbeit mit al - lerlei kuriosen Fragen und Kommentaren der MuseumsbesucherInnen bestürmt wurde. Auch wenn die Geschichte in bewußt hu - morvollem Tonfall erzählt wird, so veranschaulicht sie doch die materiellen Nöte einer Künstlerin in den 1920er-Jahren, die kaum ihr Überleben sichern konnte. »Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at
Ausg. Nr. 201 • 20. Dezember 2021
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