ÖSTERREICH JOURNAL NR. 200 / 15. 10. 2021 Gastronomie & Kulinarisches Geburtsort des Lagerbieres Ein wesentlicher Meilenstein in der fast 400jährigen Geschichte der Brauerei Schwechat ist Anton Dreher, der vor 180 Jah - ren eine Bierrevolution auslöste. Nach ersten durchaus erfolgversprechenden Brauversuchen gelingt es ihm, im Frühjahr 1841 sein erstes helles untergäriges Bier zu brauen, das bei niedrigen Temperaturen vergoren und we - gen der vorherigen Lagerung in kalten Kellern in der Brauerei bald „Lagerbier“ ge - nannt wird. Erst dann wird es zu den Wirten ausgeliefert und hat in den Wiener Wirtshäusern „Zur Kohlkreunze“ in Fünfhaus und „Zur blauen Flasche“ in Neulerchenfeld den ersten sensationellen Erfolg, der die Erfolgsgeschichte der Schwechater Brauerei einleitet. Der akribischen Konsequenz Anton Drehers in der Weiterentwicklung der untergärigen Gärmethode ist es zu verdanken, daß die - ser Biertyp von Wien aus Weltruhm er langt. Der große Erfolg des Lagerbiers ist aber auch auf den Einsatz von technischen Geräten und Maschinen zurückzuführen. Dreher verwendet als erster Brauer in Wien ein Ther - mometer und ein Saccharometer und setzt ab 1850 eine Dampfmaschine ein. Diese ist heu - te im Technischen Museum in Wien ausgestellt. Für Dreher gelten die vier Elemente Eisen (statt Holz), Maschine, Kohle und Dampfkraft, welche Voraussetzung für die Umstellung auf die industrielle Herstellungsmethode sind. Dreher kauft in diesen Jahren umfangreiche Grundstücke in Schwechat, um seine Kapazitäten zu erweitern und umfangreiche Lagermöglichkeiten zu besitzen. Im Laufe der 1860er Jahre wird die Brauerei Schwechat zur größten des europäischen Festlandes. Die Fässer des „Klein Schwecha - ter Lager“ werden weit über die Grenzen Österreichs und sogar Europas hinaus geliefert. Dreher kauft 1859 die böhmische Brauerei Michelob bei Saaz und 1862 die Brauerei Steinbruch/Kobanya in Budapest. 1869 wird als dritter Tochterbetrieb eine Brauerei in Triest erworben. Wo die Schwechater Brauerei ihr Lagerbier präsentiert, erhält sie die höchsten Auszeichnungen, so auch bei der ersten Weltausstellung 1862 in London und bei fast allen folgenden Weltausstellungen. Die größte Eh - rung wird Anton Dreher sen. am 26. November 1861 zu teil: Kaiser Franz Josef besucht Bierige Geschichte über die Brauerei Schwechat Foto: Brau Union Österreich Foto: Brau Union Österreich »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at 106 Das Schwechater Wiener Lager überzeugte zuletzt bei der Austrian Beer Challenge mit Silber Bild links: Anton Dreher (1810-1863) das Brauhaus Schwechat und zeichnet ihn mit dem Ritterkreuz des Franz Josef-Ordens aus. Nach seinem frühen Tod im Jahr 1863 ge - lingt einer Interimsdirektion, die aus Franz Anton Aich, August Deiglmayr und dem späteren Wiener Bürgermeister Cajetan Felder besteht, eine erfolgreiche Weiterentwick - lung der Brauerei. Der wichtigste Erfolg dieser Jahre ist die Teilnahme an der Weltausstellung 1867 in Paris, wohin erstmals Bierfässer in gekühlten Bahnwaggons gebracht werden.
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 200 / 15. 10. 2021 Gastronomie & Kulinarisches 107 Heute ist die Brauerei einer jährlichen Produktion von mehr als 1 Million Hektolitern eine Großbrauerei und entwickelt sich aufgrund der Abfüllung des Bieres in Dosen zum Kompetenzzentrum in der Brau Union Österreich AG. Die moderne Brauerei entsteht westlich der heutigen Mautner-Markhof Straße, die das alte vom neuen Gelände trennt. Ein Teil der alten Gebäude wie das alte Brauhaus und der Pavillon bleiben als letzte Reste unter Denkmalschutz bestehen. Die Marke Schwechater erfährt seit 1999 durch das Schwechater Zwickl in der Nostalgieflasche und dem alten Etikettenaussehen sowie ab 2016 mit dem neuen „Wiener La - ger“ in der Gastronomie einen Aufschwung durch seine einzigartig hohe Qualität. Das „Wiener Lager“ ist eine Neuinterpretation des 1841 von Anton Dreher sen. kreierten Bierstils und wird auch ihm gewidmet. Auf den Geschmack gekommen Auch heute, in Zeiten großer Biervielfalt kommen immer mehr Bierliebhaber (wieder) auf den Geschmack von Lager. Zwar greift noch mehr als jeder Zweite (59 Prozent) zum Märzen, aber über ein Drittel (35 Prozent) trinkt bereits am liebsten Lager und die Fans werden jährlich mehr. Seit 2016 gibt es als Andenken an den großen Gründer aus der Schwechater Brauerei wieder ein Wiener Lager, dessen Rezeptur an das Original angelehnt ist. Generell kann der Biertyp wieder häufiger genossen werden, wie Braumeister und Präsident des Braumeisterbundes Andreas Ur - ban weiß: „Es ist schön, daß sich nicht nur wir in Schwechat an der Geburtsstätte des Wiener Lagers, sondern auch andere österreichische Brauereien dieses schon fast vergessenen Biertyps erinnern – und die Bierlandschaft damit entscheidend belebt ha ben.“ Die Geschichte der Brauerei Schwechat Anläßlich des 100. Todestages von Anton Dreher dem Jüngeren ist im August das Buch „Die Geschichte der Brauerei Schwechat – Von den Bierbaronen Dreher und Mautner Markhof in die Gegenwart“ erschienen, die diese Erfolgsgeschichte nacherzählt. Braumeister Andreas Urban hat als einer der Autoren die historische Entwicklung im Buch mitgezeichnet und gemeinsam mit Al - fred Paleczny beim Musikfestival „Klang & Kulinarik“ in Schloß Rothmühle vorgestellt. Dabei wurden auch viele Erinnerungen aus der Erfolgsgeschichte des Schwechater Bieres geweckt, wie das „Plopp“ aus der legendären TV-Serie „Ein echter Wiener geht Foto: Stadtgemeinde Schwechat Foto: Brau Union Österreich v. l.: Bierpapst Conrad Seidl, Buchautor Alfred Paleczny, Bürgermeisterin Karin Baier, die Dreher-Nachfahrinnen Diana Wünschek-Dreher und Serena Hamberg sowie Braumeister und Co-Buchautor Andreas Urban. nicht unter“ oder die ersten Trikots mit Werbung des Fußballvereins Wiener Austria. Legendärer Bieranstich Passend zur bierigen Lektüre lud Bürgermeisterin Karin Baier auch zu einem feierlichen Bieranstich, bei dem natürlich eines nicht fehlen durfte, das Schwechater Original Wiener Lager. Seit 2016 wird in der Brauerei Schwechat wieder ein Original Wiener Lager gebraut, in Anlehnung an Drehers legendäres Lagerbier. »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at Das Schwechater Original Wiener Lager ist bernsteinfarben mit orangen Reflexen, in der Nase findet man feine hopfige Noten unterstrichen durch leicht biskuitartige Töne. Im Trunk wird die dezente Bittere durch röstige, malzige Aromen unterstützt. Kulinarisch schätzen Bierliebhaber das Wiener Lager als perfekte Begleitung zu Klassikern der österreichischen Küche wie Gulasch oder Fa - schiertem Braten. n ISBN 978-3-205-21325-3 https://www.brauunion.at/ In der Brauerei Schwechat entsteht die Abwärme beim Brauprozeß und wird zum Heizen von 900 Wohnungen genutzt.
Ausg. Nr. 200 • 15. Oktober 2021
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