ÖSTERREICH JOURNAL NR. 198 / 19. 04. 2021 Kultur 112 unermesslich bis zum Horizont erstreckenden Flachlandschaft, Veduten, Seestücke oder Winterszenen. Der Handel in Amsterdam floriert, und niederländische Landschaftsbilder werden in ganz Europa hoch geschätzt. Herzog Albert und seine Gemahlin Marie Christine residieren 1781– 1792 als Statthalter der Österreichischen Niederlande in Schloß Laeken bei Brüssel und nutzen die geografische Nähe für den Erwerb zahlloser Zeichnungen und Druckgrafiken. Zu den Höhepunkten zählen dabei zweifellos die Werke Rembrandts. Sie reichen vom Realismus schlichter Skizzenbuchblätter mit Motiven aus der Umgebung Amsterdams bis zu für den Verkauf bestimmten Radierungen mit dramatisch inszenierten imaginären Landschaften. Lagunenzauber und fantastische Architektur Raum 3, Italien: Canaletto, Tironi, de’ Barbari, Pannini Seit der Renaissance ist die Kavaliersreise („Grand Tour“), auf der europäische Kunstmetropolen besucht und Sammlungen besichtigt werden, selbstverständlicher Be - standteil adeliger Bildung. 1776 unternimmt auch Herzog Albert, der Gründer der Albertina, mit seiner Gemahlin Erzherzogin Marie Christine eine mehrmonatige Italienreise, von der sie nicht nur vielfältige Eindrücke, sondern auch eine Fülle von Kunstwerken mit nach Hause nehmen. Veduten wie die ge zeig - ten Ansichten von Venedig und der um lie - genden Inseln sind damals beliebte Souvenirs. Wie kaum ein anderer führt Giovanni Antonio Canal, genannt Canaletto, die venezianische Vedutenmalerei zur Perfektion. Sei - ne vermutlich mithilfe einer Camera obscura erstellten Zeichnungen vereinen eine mo - dern anmutende, nüchterne Sachlichkeit und Wirklichkeitstreue mit einem großen Feingefühl für atmosphärische Wirkung. Zu den bedeutendsten Vedutenmalern Roms gehört Giovanni Paolo Pannini: Neben topografischen Ansichten von Plätzen, Monumenten und Galerien schafft er malerische Ruinenbilder, die im 18. Jahrhundert beispielsweise dem Franzosen Hubert Robert als Vorbild dienen und europaweit bewundert werden. Das Licht des Südens RAUM 3 Franzosen – Poussin, Lorrain In Frankreich erlebt die Landschaftszeich - nung im 17. und 18. Jahrhundert eine besondere Blüte. Doch nicht Paris, sondern Rom mit seiner südlichen Atmosphäre und den pit - toresken antiken Ruinen wird zu einem zentralen Thema der französischen Kunst und zur zweiten Heimat vieler Künstler. Nicolas Poussin und Claude Lorrain zeichnen die rö - mi sche Campagna mit ihren sanften Hügeln und lieblichen Flusstälern. Dabei geht es allerdings nicht um Naturtreue, sondern um das Einfangen der atmosphärischen Stimmung; Lichteffekte werden durch Lavierungen unterschiedlicher Dichte erzeugt. Solche Studien dienen als Formenrepertoire, die bei Bedarf in Gemälde, Radierungen oder andere Zeichnungen integriert werden. Kunstvolle Natur Raum 4 Franzosen II: Boucher, Fragonard, Pillement, Hubert Robert Die französische Kunst des 18. Jahrhunderts, die als Rokoko bekannt ist, zelebriert wie keine andere eine übersteigerte Künst- © Albertina Wien Emil Nolde, Die Wintersonne, 1908, Tempera und Aquarell auf Bütten »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 198 / 19. 04. 2021 Kultur 113 © Albertina Wien, Sammlung Forberg Paul Klee, Landgut bei Fryburg, 1915, Aquarell und Goldfarbe auf Papier auf Karton lichkeit, die sich auch in den Landschaftsdarstellungen spiegelt. François Boucher, der gefragteste Künstler seiner Zeit, arrangiert topografische Gegebenheiten zu idealisierten Ansichten, die den idyllischen Naturvorstellungen des Städters entsprechen und dem Betrachter auch die Möglichkeit geben, einzelne architektonische Elemente zu identifizieren. Kunstvolle Natürlichkeit charakterisiert ebenso die stimmungsvollen Flußlandschaften von Jean-Baptiste Pillement, der sich an niederländischen Vorbildern schult. Auch Jean-Honoré Fragonard ist ein großer Bewunderer Rembrandts und führt die la - vierte Pinselzeichnung zu einem neuen Höhepunkt. Seine lichtflirrenden Ansichten von Rom sind hoch geschätzt, gehört doch die „Grand Tour“, eine Besichtigungsreise durch Italien, zum festen Bestandteil adeliger Bildung. Für Hubert Robert bilden die realen antiken Baudenkmäler den Ausgangspunkt für fantasievolle Architektur- und Ruinenlandschaften, die er theatralisch-dekorativ ausgestaltet. Natur im Wandel Raum 5: Klassizismus, Romantik, Realismus Mit dem Zeitalter der Aufklärung entwikkelt sich eine neue Sicht auf die Welt. Forschungsreisen, Naturwissenschaften und technische Neuerungen ermöglichen neue Erkenntnisse, die Städte wachsen kontinuierlich. Dies spiegelt sich auch in der Kunst des 18. und frühen 19. Jahrhunderts, die zwischen den beiden Polen des Ideals und der Naturnachahmung pendelt und so gegensätzliche Strömungen wie Klassizismus, Ro - man tik und Realismus vereint. Als Gegenbewegung zum vorangegangenen üppig-verspielten Rokoko prägen klassizistische Ideallandschaften eine puristische Formensprache, die an klassische Vorbilder des 17. Jahrhunderts, insbesondere Nicolas Poussin und Claude Lorrain, anschließt. »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at
Ausg. Nr. 198 • 19. April 2021 Da
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