ÖSTERREICH JOURNAL NR. 197 / 12. 02. 2021 Wirtschaft OeNB rechnet bis 2022 mit Inflationsanstieg auf 1,7% Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) erwartet in ihrer jüngsten Inflationspro - gnose für Österreich im Jahr 2021 eine am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) gemessene Inflationsrate von 1,4 %, gefolgt von einem Anstieg auf jeweils 1,7 % in den Jahren 2022 und 2023. Eine OeNB-Umfrage unter österreichischen Haushalten stellt sehr heterogene Inflationserwartungen der Konsumentinnen und Konsumenten während der Covid-19-Pandemie fest. Trotz der im November 2020 abermals verschärften Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie wird laut OeNB-In - flationsprognose vom Dezember 2020 die HVPI-Inflationsrate 2021 einen leichten An - stieg aufweisen. Verantwortlich dafür werden das Auslaufen des inflationsdämpfenden Ölpreiseffekts und die im Jahresverlauf 2021 einsetzende Verbesserung der Nachfrage sein. Die ohne Energie und Nahrungsmittel berechnete Kerninflationsrate geht von 2,0 % im Jahr 2020 auf 1,3 % im Jahr 2021 deutlich zurück, da sich die Containment-Maßnahmen vor allem auf Industriegüter ohne Energie und Dienstleistungen inflationsdämpfend auswirken. Ab dem zweiten Quartal 2021 sollte sich die Kerninflationsrate wieder be - schleunigen und 2022 1,8 % sowie 2023 1,7 % betragen. Nachdem die österreichische HVPI-Inflationsrate im Juli 2020 auf 1,8 % gestiegen war und sich damit gegenüber Mai 2020 verdreifacht hatte, ging sie bis November 2020 auf 1,1 % zurück. Vor allem bei Industriegütern ohne Energie wirkte die Nachfrageschwäche bzw. das verschlechterte Konsumklima inflationsdämpfend. Auch die ohne Energie und Nahrungsmittel berechnete Kerninflationsrate hat sich aufgrund der zuletzt nachlassenden Preisdynamik bei Industriegü - tern ohne Energie und bei Dienstleistungen von 2,7 % im Juli 2020 auf 1,8 % im Novem - ber 2020 zurückgebildet. Ende des Jahres 2020 führte der zweite Lockdown als Eindämmungsmaßnahme des neuerlichen starken Anstiegs der Covid-19-Infektionen wieder zu weitgehenden Geschäftsschließungen und verschärften Restriktionen. Damit verbunden war abermals das Fehlen beobachtba - rer Marktpreise von im Warenkorb enthaltenen Produkten und damit die Notwendigkeit, Preisfortschreibungen bei der Inflations be - rech nung vorzunehmen. Dies betraf im No - vember 2020 18 % des österreichischen HVPI-Warenkorbs. Daher müssen vor allem 80 die zuletzt beobachteten Inflationsraten in den Bereichen Gastgewerbe und Beherbergung sowie Freizeit- und Kulturdienstleistungen mit Vorsicht interpretiert werden. Die im Rahmen einer repräsentativen OeNB-Befragung unter ca. 1.400 österreichi - schen Haushalten erhobenen quantitativen Inflationserwartungen weisen sowohl in der kurzen Frist (in den nächsten 12 Monaten) als auch in der längeren Frist (in den nächsten 5 Jahren) eine große Heterogenität auf und lagen im Mittel bei 3,1 %. Im Zuge des Covid-19-bedingten Rückgangs der HVPI- Inflation von über 2 % auf etwas über 1 % während der ersten Jahreshälfte 2020, nahm die Heterogenität der Inflationserwartungen unter den österreichischen Konsumentinnen und Konsumenten weiter zu. Gleichzeitig wurde ein durch die Krise verursachter An - stieg der Unsicherheit in Bezug auf die Bildung der Inflationserwartungen der Befragten beobachtet. Da höhere Unsicherheit tendenziell mit zunehmenden Abweichungen der Inflationserwartungen von der tatsächlichen Inflationsentwicklung einhergeht, könnte dies die hohen Inflationserwartungen trotz fallender Inflationsraten während der COVID-19- Pandemie erklären. https://www.oenb.at/ Aktienmärkte: Zwischen Impfhoffnung und Lockdown-Furcht Im internationalen Vergleich blieb der ATX 2020 klarer Under-Performer. Nach dem Gewinneinbruch sollten die ATX-Ergebnisse 2021 aber um mehr als 70% steigen. Während andere Indizes bereits neue Höchststände erreichen, konnte der österreichische Leitindex bis dato nur rund drei Vier - tel seiner, seit dem Ausbruch der Pandemie, erlitten Verluste wettmachen. Auch wenn die Pandemie noch lange nicht besiegt ist, sollte das Jahr 2021 von einer Erholung der Wirtschaft geprägt sein. Höhere Bewertungen auf Basis von KGVs sollten nicht beunruhigen, da eine vollständige Rückkehr zur Normalität und zu Gewinn-Niveaus von 2019 voraussichtlich erst 2022 erreicht werden können. Das derzeitige Zinsumfeld spricht allgemein für Aktien, der ATX könnte zusätzlich von den stabilen Rahmenbedingungen und positiven Wachstumsaussichten in der Region Zentral- und Osteuropa profitieren. „Das außerordentliche Jahr 2020 führte infolge der Pandemie weltweit zu einer schweren Rezession. Der ATX verzeichnete eine deutliche Underperformance, was nicht zuletzt auf seine Index-Zusammensetzung zurückzuführen ist. Für heuer erwarten wir eine Wirtschaftserholung und steigende Ge - winne, wovon der ATX aufgrund seines zyk - lischen Charakters besonders profitieren soll - te“, sagt Fritz Mostböck, der Leiter des Be - reichs Group Research der Erste Group. „Die Kursverluste der Monate Februar und März 2020 sind noch nicht vollständig wettgemacht. Der ATX ist trotz seiner historisch hohen Bewertung im Vergleich zu an - deren Indizes aber immer noch günstig. Die aktuellen Kurse spiegeln bereits einen Wirtschaftsaufschwung und eine Verbesserung der Unternehmensergebnisse wider. Eine voll - ständige Erholung und eine Rückkehr zu Ge - winnniveaus von 2019 sind jedoch noch nicht eingepreist“, meint Christoph Schultes, Chief Equity Analyst Österreich. Das ATX- Kursziel von 3.250 entspricht dem langfristig durchschnittlichen KGV von etwa 13x be - zogen auf die prognostizierten Unternehmensgewinne von 2022. Bei den Einzelwerten sind die Top-Picks AT&S, Andritz, RBI, CA Immo und Immofinanz. „Für die AT&S »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at als Technologiewert sprechen der langfristige Ausblick und steigende Wachstums- und Gewinndynamik, die RBI und Andritz sollten überproportional von der Wirtschaftserholung profitieren. Immobilienwerte werden ak tuell noch etwas skeptisch betrachtet, wir gehen jedoch davon aus, daß sich die Kurse mittelfristig wieder den Nettoimmobilienwer - ten annähern werden“, so Schultes. Die Entwicklung der CEE-Region bleibt für österreichische Unternehmen von großer Bedeutung. Die Pandemie hat daran nichts geändert, langfristige Wachstumsaussichten bleiben intakt. „Die CEE-Region sollte im laufenden Jahr mit durchschnittlich +3,6% stabiles BIP-Wachstum liefern und damit eine solide Basis für ATX-Unternehmen bilden. Infolge einer attraktiven Bewertung und einem kräftigen Rebound im Gewinnwachstum von 72%, besitzt die Wiener Börse einen starken Hebel für Aufholpotential. Dies sollte unterm Strich ein Kurspotenzial von etwa 10% auf Jahressicht rechtfertigen“, erklärt Mostböck. n https://www.erstegroup.com/
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 197 / 12. 02. 2021 Wirtschaft Pakt für mehr Wertschätzung, Wertschöpfung und Regionalität Köstinger, Moosbrugger und Strasser stellen regionale Qualitätsproduktion ins Zentrum Das Jahr 2020 war herausfordernd für die österreichische Landwirtschaft. Zusätzlich zu oftmals ohnehin schwierigen Rahmen - bedingungen hat die Corona-Krise einzelne Branchen, vor allem durch die Schließung der Gastronomie und Hotellerie, besonders schwer getroffen. Gerade in der Krise haben sich allerdings auch die Stärke und die Verläßlichkeit der bäuerlichen Familienbetriebe bewährt. Die österreichische Agrarspitze setzt daher 2021 einen noch größeren Schwerpunkt auf diese Strukturen und Produktionsformen, um die Versorgung mit Lebensmitteln auch in Zukunft zu sichern. Köstinger: Unsere Bäuerinnen und Bauern liefern, was wir täglich brauchen „Vor einigen Jahren war oft noch von Milchseen und einer Überproduktion an Le - bensmitteln die Rede. 2020 waren wir durch die Krise mit der Frage konfrontiert: Kann sich Österreich ausreichend selbst mit Le - bensmitteln versorgen? In Krisenzeiten wird vielen erst bewußt, wer das Land ernährt: un - sere Bäuerinnen und Bauern. Sie liefern 365 Tage im Jahr, was wir jeden Tag brauchen. Die kleinstrukturierte österreichische Landwirtschaft hat sich als krisensicher bewiesen“, sagt Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger und ergänzt: „Diesen ,österreichischen Weg‘ werden wir im Nationalen Strategieplan der Gemeinsamen Agrarpolitik festschreiben, damit unsere Betriebe auch in Zukunft unsere Lebensmittelversorgung si - cherstellen können.“ Foto: BMLRT/ Paul Gruber Landwirtschaftministerin Elisabeth Köstinger mit Bauernbund-Präsident Georg Strasser (l.) und Landwirtschaftkammer-Österreich-Präsident Josef Moosbrugger Schwerpunkte: Mehr Tierwohl und regionale Qualitätsproduktion „Die Anforderungen der Konsumentinnen und Konsumenten an die Produkte, aber auch an die Produktion werden immer grösser. Die Bäuerinnen und Bauern sind jederzeit bereit und in der Lage, diese Qualität in geforderter Menge zu liefern. Wir werden un - sere Familienbetriebe auf diesem Weg bestmöglich unterstützen. Mit höheren und zielgerichteteren Fördersystemen können wir einen Teil des Mehraufwandes im Bereich der Tierhaltung, zum Beispiel bei der Weidehaltung oder auch bei besonders tierwohlgerechten Stallungen, abgelten. Die Forcierung von regionaler Qualität bedeutet auch den Auf bau von neuen Absatzmärkten. Kalbfleisch aus Holland muß der Vergangenheit angehören, daher werden wir Vermarktungsoffensiven in diesem Bereich starten. Diese und weitere Schwerpunkte werden zentrale Elemente im nationalen Strategieplan sein“, so Köstinger, die mit einem Appell schließt: „Die Konsumentinnen und Konsumenten müs sen bereit sein, faire Preise für die Produkte zu zahlen. Förderungen alleine werden nicht reichen, um den Anforderungen ge recht zu werden. Daher brauchen wir 2021 einen ge meinsamen Österreich-Pakt für mehr Wert - schätzung, mehr Wertschöpfung, mehr Re - gionalität.“ Moosbrugger: Wir sichern regionale Versorgung „Die Corona-Krise hat gezeigt, daß die regionale Versorgung mit den wichtigsten Gütern des täglichen Bedarfs, und das sind in allererster Linie die Lebensmittel, für Si - cherheit und Stabilität der Gesellschaft und des Landes von enormer Bedeutung ist. Deshalb ist die Landwirtschaft systemrelevant. Regionalität ist kein Selbstzweck, sondern »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at 81 eine nationale Sicherheitsfrage. Ein Österreich-Pakt, abgeschlossen zwischen Landwirtschaft, Verarbeitung und Handel, muß erstklassige Lebensmittel mit regionaler Her - kunft sichern“, erklärt Landwirtschaftskammer (LK) Österreich-Präsident Josef Moosbrugger zum agrarpolitischen Jahresauftakt 2021 und ergänzt: „In laufenden Gesprächen mit dem Lebensmittelhandel wollen wir ,mehr Regal für Regional‘ erreichen. Bäuerinnen und Bauern sind stets bereit, alle Wün - sche der Konsumenten zu erfüllen, doch zum Nulltarif ist das nicht möglich.“ Transparenz ist unser Trumpf „EU-Statistiken zeigen, daß sich die Verteilung der Wertschöpfung zwischen Landwirtschaft, Verarbeitung und Handel in den letzten Jahren deutlich zugunsten des Handels und zuungunsten der beiden anderen Partner verschoben hat. Ein Weg, den Anteil der Landwirtschaft wieder zu verbessern, führt über den Handel. Ein weiterer führt über die verpflichtende Herkunftskennzeichnung. Diese ist im Regierungsübereinkommen verankert, doch nach wie vor steht der dafür zuständige Gesundheitsminister auf der Bremse. Die LK Österreich hat seit 2016 mit ,Gut zu wissen‘ ein freiwilliges System,
Ausg. Nr. 197 • 12. Februar 2021
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