ÖSTERREICH JOURNAL NR. 197 / 12. 02. 2021 Kultur 110 © Belvedere, Wien Habsburg – Mythos und Wahrheit Die Habsburger gehören bis 1918 zu den mächtigsten Dynastien Europas und stellen über Jahrhunderte den Kaiser des Heiligen Rö mischen Reichs. Um das Herrschergeschlecht ranken sich viele Legenden – von der Begründung des Hauses durch Rudolf von Habsburg bis zum Ende der Monarchie 1918. Besonders im 19. Jahrhundert haben Mythen rund um die Habsburger Hochkonjunktur. Ihre Verbreitung in Historienbildern soll dem Machterhalt im 1804 gegründeten Kaisertum Österreich dienen. Überdies be - schwören Denkmäler die Tugenden und Er - rungenschaften einzelner Familienmitglieder herauf. Wie sehr den Regenten selbst an ihrem „Image“ gelegen war, zeigen die Darstellungen von Leopold I. bis Franz II. (I.) – wie sehr der Mythos Habsburg gegen 1900 seinen Glanz verlor, äußert sich in der „Affäre Mayerling“ rund um den Kronprinzen Ru - dolf. Österreich im Aufbruch Ende des 19. Jahrhunderts erlebt Österreich-Ungarn enorme Umbrüche: Eisenbahn © Belvedere, Wien / Foto: Johannes Stoll Oskar Kokoschka, Tigerlöwe, 1926 Ausstellungsansicht und Dampfschiff ermöglichen ungeahnte Mo bilität, Industrieanlagen ersetzen Manufakturen, aus Städten werden Metropolen. Kunstschaffende beteiligen sich aktiv an diesem Veränderungsprozeß. Romakos Admiral Tegetthoff erscheint als souveräner Herrscher seines gepanzerten Dampfschiffs. Lautischars Fabrikarbeiter nimmt eine ganz ähnliche Pose ein, sein Stolz beruht jedoch auf po litischem Selbstbewußtsein. Bürgerliche tre ten mit herausragenden Leistungen an die Stelle von antiken Helden oder Feldherren. Nach dem Zweiten Weltkrieg müssen sich Kunstschaffende moderne Ausdrucksweisen zurückerobern. Abstraktion steht nun für De - mokratie und Freiheit. Der vernunftorientier - ten Moderne hält Hundertwasser eine ökologische Kunst entgegen. Österreich im Exil Künstlerinnen und Künstler im Exil – Schicksale in dunklen Zeiten Der Erste Weltkrieg und das Ende des Kaiserreichs Österreich-Ungarn sind gleichzeitig der Beginn großer Migrationsbewegungen. Zahlreiche Intellektuelle und Kunstschaffende strömen aus den Kronländern nach Wien. Auf die Gründung der Ersten Re - publik 1918/19 folgen schwere soziale und ökonomische Krisen. Antisemitische Aus- »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 197 / 12. 02. 2021 Kultur 111 brüche häufen sich genauso wie Anfeindungen gegen „ausländische“ MitbürgerInnen. Die Etablierung des austrofaschistischen, au - toritären Ständestaats 1934 befördert diese Situation. Schwierige Arbeitsbedingungen veranlassen viele, Wien den Rücken zu kehren, noch bevor sie durch den „Anschluß“ Österreichs 1938 ins Exil gezwungen werden. Nach 1945 wollen einige Emigrantinnen und Emigranten in ihre alte Heimat zu - rückkehren. Selten ist das erfolgreich, sind doch genau jene an der Akademie und den Kunstschulen beschäftigt, die an der Vertreibung Mitverantwortung getragen haben. Die Klimt-Räume Mit 24 Werken besitzt das Belvedere die größte Sammlung an Gemälden von Gustav Klimt. Darunter Der Kuß als weltweit be - rühmtestes Bild eines österreichischen Künst - lers. Es lockt jährlich mehr als eine Million BesucherInnen aus aller Welt in das Mu - seum. Die Schausammlung stellt Klimts Werke in einen räumlichen und kunsthistorischen Kontext und bettet sie in das historische Kunstgeschehen ein. Werke anderer KünstlerInnen aus dieser Zeit sind in den Räumen zu sehen, wie beispielsweise im Kuß-Raum das Bild Die Schwestern Karoline und Pauline Fey, dessen Maler Richard Gerstl sich ganz bewußt gegen die Malerei Klimts wandte. Oder das Gemälde Ver Sacrum von Elena Luksch-Makowsky, einer der bedeutendsten Künstlerinnen Anfang des 20. Jahrhunderts. Auch Klimts Judith wird in einem Umfeld mit Werken der beiden Künstlerinnen Broncia Koller-Pinell und Elena Luksch-Makowsky präsentiert. Carlone Contemporary Die Reihe „Carlone Contemporary“ präsentiert halbjährlich im Carlone-Saal des Oberen Belvedere zeitgenössische Werke. KünstlerInnen schlagen mit ihren Positionen eine Brücke zum barocken Bildprogramm, von der antiken Götterwelt der Fresken in die Gegenwart. Zu sehen waren in diesem speziellen Format bislang unter anderem KünstlerInnen wie Ines Doujak, David Zink Yi oder Ulli Aigner. Im Blick In der Reihe „Im Blick“ werden dreimal im Jahr im Oberen Belvedere spezielle A - spekte der hauseigenen Sammlung beleuchtet. Kunstwerke werden unter neuen wissenschaftlichen Gesichtspunkten analysiert und der Öffentlichkeit präsentiert. In dieser Rei - he zeigte etwa der Künstler Vik Muniz seine Referenz auf die Schlüsselwerke des Belvedere. Bisherige Ausstellungen behandelten Themen wie Der Kremser Schmidt, Der Ca - nalettoblick, Spontan erfaßt. Faszination Öl - skizze oder Leopold Kiesling. Der Mythos von Mars und Venus mit Amor. n https://www.belvedere.at/ Teilnehmende KünstlerInnen …in der Schausammlung Rudolf von Alt Martino Altomonte Friedrich von Amerling Alexander Archipenko Johann Wolfgang Baumgartner Max Beckmann Wilhelm Bernatzik Albert Birkle Tina Blau Carl Blechen Herbert Boeckl Johann Christian Brand Leonhard von Brixen Paul Cézanne Lovis Corinth Gustave Courbet Josef Danhauser Charles-François Daubigny Jacques-Louis David Eugène Delacroix Franz Dobiaschofsky Josef Dobrowsky Georg Raphael Donner Thomas Ender Josef Engelhart Anton Faistauer Josef Feid Peter Fendi Josef Floch Greta Freist Theodor Friedl Caspar David Friedrich Konrad von Friesach Rueland Frueauf d. Ä. Friedrich Heinrich Füger Joseph von Führich Helene Funke Akseli Gallén-Kallela Friedrich August Mathias Gauermann François Pascal Simon Gérard Richard Gerstl Vincent van Gogh Urban Görtschacher Daniel Gran Albert Paris Gütersloh Jacob Philipp Hackert Johann Baptist Hagenauer Philipp Ferdinand de Hamilton Felix Albrecht Harta Johann Jakob Hartmann Carry Hauser August Heinrich Ferdinand Hodler Karl Hofer Adolf Hölzel Theodor von Hörmann Innsbrucker Hofmaler (Ludwig Konraiter [?]) Franz Christoph Janneck Alexej von Jawlensky Jakob Kaschauer (Werkstatt) Fernand Khnopff Ernst Ludwig Kirchner Erika Giovanna Klien Gustav Klimt Max Klinger Hans Klocker Johann Knapp Josef Anton Koch Oskar Kokoschka Anton Kolig Broncia Koller-Pinell Barbara Krafft Johann Peter Krafft Josef Kreutzinger Johann Kupetzky Max Kurzweil Andreas Lackner Conrad Laib Johann Baptist Lampi d. Ä. Oskar Laske Fernand Léger Wilhelm Leibl Franz Lerch Max Liebermann Friedrich Loos Elena Luksch-Makowsky Hans Makart Édouard Manet Franz von Matsch Franz Anton Maulbertsch Meister der Anbetung mit dem Bindenschild Meister der St. Lambrechter Votivtafel (Werkstatt) Meister der Veitslegende Meister der Wiener Anbetung Meister des Albrechtsaltars Meister des Albrechtsaltars Meister des Krainburger Altars Meister des Schottenaltars Meister von Großgmain Meister von Großlobming Meister von Laufen Meister von Mondsee Meister von Schloß Lichtenstein Meister von Uttenheim Franz Xaver Messerschmidt Martin van Meytens d. J. Michael Pacher (Werkstatt) Michaelermeister Jean-François Millet Martin von Molitor Carl Moll Claude Monet Marie-Louise von Motesiczky Leopold Carl Müller Michael Neder Josef Nigg Emil Nolde Maximilian Oppenheimer Max Pechstein Balthasar Permoser August von Pettenkofen Anton Petter Johann Georg Platzer Anna Maria Punz Josef Rebell Marx Reichlich Johann Baptist Reiter Pierre-Auguste Renoir Auguste Rodin Anton Romako Johann Michael Rottmayr Johann Nepomuk Schaller Otto Rudolf Schatz Johann Evangelist Scheffer von Leonhardshoff Egon Schiele Carl Schindler Emil Jakob Schindler Johann Josef Schindler Ludwig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld Carl Schuch Fritz Schwarz-Waldegg Moritz von Schwind Franz Sedlacek Giovanni Segantini Christian Seybold Franz Steinfeld Franz von Stuck Toyen Paul Troger Rudolf Wacker Ferdinand Georg Waldmüller Franz Wiegele Michael Zürn d. J. Zeitgenössische KünstlerInnen Manfred Erjautz Christian Hutzinger Gudrun Kampl Gerold Tusch Erwin Wurm »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at
Ausg. Nr. 197 • 12. Februar 2021
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