ÖSTERREICH JOURNAL NR. 196 / 07. 12. 2020 »Burgenland Journal« Festmesse zum Martinsfest Zsifkovics: Gebet, Gemeinschaft und Nächstenliebe geben Halt im Lockdown – Auch Landesregierung und Landtagspräsidentin wohnten am 11. November der Messe mit dem Bischof im Eisenstädter Dom bei 66 Foto: Diözese Eisenstadt / Franz Josef Rupprecht Am Vormittag des 11. November fand im Eisenstädter Martinsdom die traditionelle Messe zu Ehren des Landes- und Diözesanpatrons statt. Der aktuelle zweite Lockdown bringt keit“, diese Werte seien heute mehr denn je wir Gottes Barmherzigkeit, den Verletzten zwar „viele an ihre Grenzen“, und es gefordert. wünschen wir rasche Genesung, allen Be - gibt unter den Menschen „große Angst und Verzagtheit“, aber die Orientierung an Ge - bet, Gemeinschaft und Nächstenliebe – bzw. den drei „S“ Spiritualität, Synodalität und Solidarität – ist für Christen der Schlüssel zu innerem Halt in der Krise. Das betonte der Eisenstädter Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics am 11. November bei der Festmesse zum Martinsfest, dem Landespatronatsfest, im Martinsdom der burgenländischen Landeshauptstadt. Auch Landeshauptmann Hans-Peter Doskozil nahm an der Messe, die unter strengen Restriktionen stattfand, teil. Doskozil: „Die Geschichte des Burgenlandes ist eine Geschichte der Vielfalt und des Miteinanders. Besonders die Kir - chen des Landes stehen für diese Tradition und damit auch für die burgenländische Identität, für Solidarität und Menschlich- Lesen Sie hier die Predigt von Bischof Ägidius J. Zsifkovics im Wortlaut: Das Corona-Jahr 2020 ist in jeder Hinsicht anders – im Frühjahr der erste harte Lockdown, den Sommer über die langsame Rückkehr zur Normalität, jetzt im Herbst der befürchtete zweite Lockdown, der uns alle in Kirche und Gesellschaft fordert und an unsere Grenzen bringt. Nicht nur die Corona-Pandemie hat die Welt fest im Griff, auch Krieg und Terror greifen vermehrt um sich und erreichten dieser Tage auch unser Land im schrecklichen Attentat von Wien, wo vier unschuldige Menschen willkürlich und aus Haß getötet und viele verletzt wurden. Unsere Gedanken und Gebete sind in dieser Stunde bei den Familien und Angehörigen – die Toten empfehlen troffenen Trost und den Einsatzkräften gilt unser Dank für ihren Mut und die geleistete Hilfe. Unsere Antwort auf diese abscheuliche Tat soll nicht Rache und Haß, sondern Liebe, Dialog und Zusammenhalt sein! Das Corona-Jahr 2020 ist anders. Es hat schwere Auswirkungen auf unsere ganze Gesellschaft, auf die Politik, Kultur, Wirtschaft, Arbeits- und Finanzwelt, auch auf die Kirchen und Religionsgemeinschaften. Auch unsere Diözese ist davon zutiefst betroffen – wir konnten unser Diözesanjubiläum nicht wie geplant begehen, sondern wollen es mit dem Jubiläum „100 Jahre Burgenland“ im kommenden Jahr feiern. Das diesjährige Martinsfest sollte der Abschluß unseres Diözesanjubiläums sein, wird aber zum Auftakt unseres Landesjubiläums. https://www.burgenland.at
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 196 / 07. 12. 2020 »Burgenland Journal« 67 Foto: Diözese Eisenstadt / Franz Josef Rupprecht Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics bei seiner Predigt zum Feiertag des Heiligen Martin Am Fest unseres Landes- und Diözesanpatrons des hl. Martin, erlauben Sie mir zwei Fragen: Welche Konfektionsgröße haben Sie? Diese Frage ist nicht nur an die Damen unter uns gerichtet, oder an die neuen Kanoniker, die heute in ihr Amt eingeführt und eingekleidet werden, oder an jene Frauen und Männer, die heute eine diözesane Auszeichnung erhalten, sondern diese Frage richtet sich an uns alle. Und meine zweite Frage an Sie ist: Kennen Sie die Konfektionsgröße des hl. Martin, unseres Landesund Diözesanpatrons? Es ist „S“! „S“ steht für „Small“, Klein. Das deshalb, da die Men - schen früherer Zeiten körperlich kleiner waren als wir heute. Eigentlich geht es aber bei dieser Frage mir nicht um die Kleidergröße des heiligen Martin, sondern vielmehr um seine geistliche Konfektionsgröße. Das „S“ bei Martinus steht zuerst für Spiritualität. Was macht Martins Spiritualität aus? Ein fach und kurz gesagt, es ist sein geistliches Leben. Martin machte sein Ich klein, sein Ego „small“ und wurde dadurch groß für Gott und die Gemeinschaft. Haben wir moderne Christen das nicht weithin aufgegeben und uns, wie wir meinen, wichtigeren Dingen des Lebens zugewandt? Wird in un - serer Gesellschaft Spiritualität nicht oft in den privaten Bereich des Lebens verbannt, als etwas Verstaubtes, ewig Gestriges und nur für Fromme abgetan? Der Mensch braucht Spiritualität, denn er ist ein Geschöpf Gottes mit Geist, Leib und. Seele. Gerade diese Zeit der Pandemie zeigt, wie der Mensch nach Spiritualität sucht und wie er in Krisenzeiten Halt braucht. Daher meine Bitte als Hirte an Foto: Diözese Eisenstadt / Franz Josef Rupprecht alle: Praktizieren wir wie Martin wieder unser geistliches Leben, persönlich, in Fa - milie, Pfarrgemeinde und Gemeinschaften. Ohne Spiritualität gibt es kein Christsein! Das „S“ bei Martinus steht auch für Syno - dalität. Dieses altgriechische Wort bedeutet: den Weg miteinander gehen. Auch dazu muß man sich „small-klein“ machen, um auch anderen und vor allem dem Heiligen Geist, Raum zu lassen. Die Kirche ist, wie Papst Franzis - kus sagt, „kein Parlament“, sondern eine Weg gemeinschaft, in der sich die Einheit mit Gott und die Einigkeit unter den Menschen verwirklicht. Auf diesem Weg sind alle Ge - tauften berufen, mit ihren Charismen an der Sendung der Kirche mitzuwirken, um Jesus https://www.burgenland.at zu den Menschen zu bringen. Das holt uns aus der bequemen Rolle des Besserwissens, Kritisierens und Forderns heraus und nimmt uns als Christen in die Verantwortung für un sere Kirche, Diözese und Pfarre. Martinus zeigt uns in seinem Hirtendienst die Synodalität der frühen Kirche, von der wir heute wieder lernen können und müssen. Synodalität – den Weg miteinander gehen – das braucht es heute nicht nur in der Kirche, sondern auch in allen Bereichen unserer Welt. Gerade in dieser Zeit der Corona-Pandemie und des Terrors braucht es den Willen und die Bereitschaft aller in Kirche und Ge - sellschaft, den Weg miteinander zu gehen, aufeinander zu hören und Rücksicht zu nehmen, voneinander zu lernen und füreinander da zu sein. Synodalität – den Weg miteinander gehen – dazu verpflichtet uns BurgenländerInnen unser Landes- und Diözesanpatron der hl. Martin, sei es in der Kirche, Ökumene, zwischen den politischen Parteien, den Volksgruppen, den verschiedenen Bereichen und Vereinen. Den Weg gemeinsam gehen – das war, ist und bleibt der burgenländische Weg. Daher meine zweite Bitte: Gehen wir diesen Weg weiter und bringen wir unsere Talente und Fähigkeiten in Kirche und Ge - sellschaft ein – das ist gelebte Synodalität, die unser Burgenland zum Blühen bringt. Das „S“ bei Martinus steht schließlich für Solidarität. Das Teilen des Mantels mit dem Bettler am Stadttor von Amiens ist das über Jahrhunderte bleibende Markenzeichen des heiligen Martin. Die barmherzige Tat des Martin galt nur vordergründig dem Bettler, letztlich aber Christus selber: „…was ihr für einen Corona-bedingt konnten heuer nur wenige am Festgottesdienst teilhaben, viele konnten ihn aber via Livestream übers Internet mitfeiern.
Ausg. Nr. 196 • 7. Dezember 2020
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