ÖSTERREICH JOURNAL NR. 195 / 29. 10. 2020 Innenpolitik 80 Endergebnis der Bezirkswahlbehörde im Vergleich zu 2015 tabellarisch Endergebnis der Bezirkswahlbehörde im Vergleich zu 2015 nach Parteien © Stadt Wien / Wahlen und verschiedene Rechtsangelegenheiten (Magistratsabteilung 62) Ergebnisse der ORF/SORA/ ISA Wahltagsbefragung Die Wahltagsbefragung wurde von SORA/ ISA im Auftrag des ORF durchgeführt, um der Öffentlichkeit am Wahlabend em pirisch fundierte Analysen bieten zu können und sie beruht auf telefonischen und online-Interviews unter 2.074 Wahlberechtigten, die zwi - schen 7. und 10. Oktober durchgeführt wurden. m Befragung unmittelbar vor der Wahl, um den last minute swing mit zu erfassen; m Zufallsstichprobe und soziodemographische Gewichtung, um die wahlberechtigte Bevölkerung repräsentativ abzubilden; m endgültige Gewichtung mit der Hochrechnung am Wahltag, um dem Endergebnis so nahe wie möglich zu kommen. Aufgrund von Stichprobenschwankung, Ge wichtung und Rundungen sind geringe Ab weichungen der Wahltagsbefragung vom endgültigen Wahlergebnis möglich. Wahlverhalten Unterschiede nach Alter und Geschlecht Bei der Gemeinderatswahl 2020 wählten Frauen überdurchschnittlich oft die Grünen und die SPÖ, Männer hingegen die FPÖ. Bei den anderen Parteien hielt sich das Stimmverhalten die Waage. Nach dem Alter konnten SPÖ und ÖVP bei älteren WählerInnen punkten, gemeinsam kamen sie hier auf über drei Viertel der Stimmen. Bei den unter 30jährigen erreichten die Grünen 27 %. Die NEOS wurden etwas häufiger von Personen unter 44 Jahre gewählt, bei der FPÖ gab es nur geringe Abweichungen. Noch ausgeprägter sind die Unterschiede nach Alter und Geschlecht. Junge Frauen wählten zu 36 % die Grünen, ältere Frauen nur zu 5 %. Bei der SPÖ gab es unter den Personen ab 60 hingegen kaum Geschlechterunterschiede. Die FPÖ gewann in allen Altersgruppen deutlich mehr Stimmen von Männern. Wahlverhalten nach Erwerbsstatus Unter ArbeiterInnen war bei dieser Wahl die SPÖ mit 37 % stärkste Partei, ge folgt von der FPÖ mit 26 %. Die Liste HC erreichte hier mit 19 % ihr stärkstes Ergebnis. In der deutlich größeren Gruppe der Angestellten kam die SPÖ ebenfalls auf 37 %, dahinter lagen die ÖVP mit 19 % und die Grünen mit 18 %. Die NEOS waren bei Selbständigen mit 13 % stärker, dort war die ÖVP die stärkste Partei mit 30 %. Öffentlich Bedienstete wählten mehrheitlich die SPÖ, auch unter PensionistInnen erreichte die Partei eine ab - solute Mehrheit. »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 195 / 29. 10. 2020 Innenpolitik 81 Wahlverhalten nach formaler Bildung Die Unterscheidung nach formaler Bildung zeigt, daß die SPÖ bei Personen mit Pflichtschul-, Lehr oder BMS-Abschluß am besten abschnitt, sie kam hier jeweils an die 50 %-Marke heran. Die FPÖ war bei Personen mit Pflichtschul- und Lehrabschluß stärker als sonst, die ÖVP bei WählerInnen mit Matura. Unter Personen mit Hochschulabschluß kamen die Grünen auf 25 %. Unterschiede nach Wahrnehmung der Lebensqualität in Wien Der größte Unterschied im Wahlverhalten zeigt sich bei dieser Wahl in Abhängigkeit davon, wie die Befragten die Entwicklung der Lebensqualität in Wien einschätzen: Unter jenen, die eine sinkende Lebensqualität sehen, wählten 28 % FPÖ (27 % ÖVP und 17 % SPÖ). – Unter Personen, die eine weiterhin hohe Lebensqualität sehen, liegt die FPÖ mit 3 % hingegen hinter SPÖ (48 %) , Grünen (18 %) , ÖVP (16 %) und NEOS (9 %) auf dem letzten Platz. Wahlmotive und Themen Wien ist eine sehr lebenswerte Stadt, finden rund drei Viertel der Wahlberechtigten (74 %) . – Im Vergleich zu 2015 ist dies ein Anstieg von 10 %-Punkten. Daß Wien stark abgewirtschaftet und viel an Lebensqualität verloren hat, denken aktuell 23 % der Wahlberechtigten, allen voran FPÖ-WählerInnen (74 %) , jedoch auch Wahlberechtigte, deren Einkommen nicht ausreicht (45 %) und über - durchschnittlich viele ÖVP-WählerInnen (29 %). Hingegen sehen die WählerInnen von SPÖ (91 %), den Grünen (97 %) und den NEOS (90 %) Wien als sehr lebenswerte Stadt. Eine Mehrheit ist mit der Corona-Politik der Stadtregierung zufrieden 16 % der Wahlberechtigten sind sehr, 44 % ziemlich zufrieden damit, wie die Stadtregierung mit der Corona-Pandemie umgeht. 26 % äußern hingegen wenig und 11 % gar keine Zufriedenheit in dieser Hinsicht. Besonders hoch ist die Zufriedenheit unter den WählerInnen der SPÖ (86 %) und der Grünen (91 %) , geringer ist sie unter den NEOS-WählerInnen (48 %) und ÖVP-WählerInnen (40 %). Die überwiegende Mehrheit der FPÖ-WählerInnen ist mit der Corona-Politik der Wiener Stadtregierung wenig oder gar nicht zufrieden (82 %). Die Corona-Politik der Bundesregierung bekommt von den Wiener Wahlberechtigten ein etwas weniger gutes Zeugnis ausgestellt: Insgesamt 54 % sind mit dieser sehr bzw. ziemlich zufrieden. Eine besonders hohe Zu - friedenheit äußern ÖVP-WählerInnen (90 %, davon 38 % sehr zufrieden). Für FPÖ-WählerInnen gilt das Gegenteil: Nur 20 % von ihnen sind sehr oder ziemlich zufrieden. Wenige Grün-WählerInnen (7 %) sind sehr, mehr als die Hälfte (56 %) jedoch ziemlich zufrieden mit dem Corona-Management der Bundespolitik. Corona, Arbeitsplätze und Wirtschaft haben die Wahlberechtigten am meisten beschäftigt Das unter den Wahlberechtigten allgemein am häufigsten diskutierte Thema war die Corona-Pandemie: Während des Wahlkampfes diskutierten 46 % sehr häufig darüber, gefolgt von Arbeitsplätzen und Wirtschaft (31 %) . Für die WählerInnen der einzelnen Parteien waren darüber hinaus Arbeitsplätze und Wirtschaft (SPÖ, ÖVP), Bildung (NEOS), Zuwanderung (FPÖ) sowie Klima und Umweltschutz (Grüne) wichtige Themen. Mit der Corona-Pandemie bzw. dem Thema Arbeitsplätze und Wirtschaft hängen auch die Sorgen der Wahlberechtigten zu - sammen: Am meisten Sorge im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie bereitet den Wahlberechtigten, daß die Schere zwischen Arm und Reich weiter aufgeht (85 % sehr bzw. ziemlich besorgt). Einzig unter den ÖVP-WählerInnen ist weniger als die Hälfte diesbezüglich besorgt (47 %) . Ihre eigene finanzielle Situation bereitet 38 % der Wahlberechtigten sehr bzw. ziemlich große Sorgen, unter den FPÖ-Wähler ist dieser Anteil deutlich höher (57 %) . SPÖ: Top-Themen Corona, Arbeitsplätze und Wirtschaft, Gesundheitsversorgung Die Top-3-Themen im Wahlkampf waren für SPÖ-WählerInnen die Corona-Pandemie (42 % sehr häufig diskutiert), Arbeitsplätze und Wirtschaft (32 %) sowie die Gesundheitsversorgung (32 %). Als ihren Hauptgrund dafür, diese Partei zu wählen, nannten die SPÖ-WählerInnen al - len voran den Spitzenkandidaten (20 %), die inhaltlichen Standpunkte und die bisherige Arbeit der Partei (je 18 %). FPÖ: Top-Themen Zuwanderung und Integration, Sicherheit und Corona FPÖ-WählerInnen haben mit deutlichem Abstand am häufigsten über Zuwanderung und Integration (73 %) und Sicherheit bzw. Kriminalität (60 %) diskutiert, gefolgt von der Corona-Pandemie (51 %). Für FPÖ-Wäh - lerInnen standen bei dieser Wahl die inhaltlichen Standpunkte der Partei im Vordergrund (für 21 % das Haupt-Wahlmotiv). 11 % nannten als wichtigstes Motiv den Spitzenkandidaten. 8 % sagen, daß die FPÖ die beste Partei für die Zukunft der Stadt Wien sei. Grüne mit Kernthemen Umwelt/Klima, Verkehr und Bildung Im Wahlkampf diskutierten 66 % „sehr häufig“ über Umwelt- und Klimaschutz sowie 37 % über Verkehr und 36 % über Bildung und Schulen sowie „Corona“. Die Inhaltlichen Standpunkte der Partei sind für die Grün-WählerInnen der Hauptgrund, dieser Partei ihre Stimme zu geben (44 %). Für 11 % war die bisherige Arbeit der Partei, für 8 % ihre Glaubwürdigkeit das zentrale Wahlmotiv. ÖVP: Top-Themen Corona, Arbeitsplätze und Wirtschaft, Zuwanderung Am meisten diskutiert haben ÖVP-WählerInnen im Wahlkampf über Corona (47 %), Arbeitsplätze und Wirtschaft (33 %) sowie Zuwanderung und Integration (31 %). Gefragt nach dem Hauptgrund für ihre Wahlentscheidung geben 26 % der ÖVP- WählerInnen die inhaltlichen Standpunkte der Partei an, 10 % nennen den Spitzenkandidaten als zentrales Wahlmotiv und 9 % die bisherige Arbeit der Partei. NEOS mit Corona, Bildung und Wirtschaft Top-Themen für NEOS-WählerInnen wa - ren die Corona-Krise (40 %), Bildung und Schulen (35 %) sowie Arbeitsplätze und Wirtschaft (30 %). Die inhaltlichen Standpunkte waren für 30 % der NEOS-WählerInnen der Hauptgrund, ihre Partei zu wählen, 12 % wollen die NEOS in der Stadtregierung sehen und für 10 % war die Glaubwürdigkeit das Haupt-Wahlmotiv. Koalitionspräferenzen In der Wahltagsbefragung wurde auch ge - fragt, welche Parteien nach Meinung der Befragten in der nächsten Regierung vertreten sein sollten. 36 % aller Wahlberechtigten wünschen sich eine Fortsetzung der rot-grünen Koalition, 14 % möchten, daß die SPÖ mit der ÖVP koaliert und 9 % wünschen sich eine Koalition zwischen SPÖ und NEOS. m Unter den SPÖ-WählerInnen sprechen sich 54 % für eine Fortsetzung der Koalition mit den Grünen aus, 12 % möchten es mit der ÖVP versuchen und 10 % mit den NEOS. »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at
Ausg. Nr. 195 • 29. Oktober 2020
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