ÖSTERREICH JOURNAL NR. 195 / 29. 10. 2020 Chronik Neun tierische Jahrzehnte Aus dem 1930 gegründeten »Hirschenpark« wurde im Laufe der Jahrzehnte mit dem Tiergarten eine der beliebtesten Freizeiteinrichtungen der Stadt Wels. Foto: Stadt Wels Foto: Stadt Wels Das Bild oben zeigt ein Blick in den Tiergarten mit Kinderspielplatz Buffet, das Bid unten die jüngste Neuerung, die Volière für die Riesentukane Im Rahmen eines Pressegesprächs zogen Bürgermeister Andreas Rabl und Vi ze - bürgermeisterin Silvia Huber der Stadt Wels Resümme über die vergangenen neun Jahrzehnte und präsentierten Pläne für die Zu - kunft des Tiergartens. Bürgermeister Rabl: „Der Tiergarten mitten in der Stadt ist seit jeher ein Besuchermagnet. In den vergangenen 90 Jahren ist er gewachsen und vieles hat sich verändert. Unser Tierpark vermittelt Wissen, es wird in vielen Bereichen ge - forscht und er trägt wesentlich zum Klimaschutz bei. Und das Wichtigste: Er gibt Tieren, die vom Aussterben bedroht sind, ein Zu hause.“ Vizebürgermeisterin Huber: „Im Tiergarten sollen sich Tiere und Gäste auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten wohlfühlen. Und das auf jeden Fall weiterhin ko - stenlos! Besonders wichtig ist mir als Um - weltreferentin im Sinne des Klimaschutzes auch die Erhaltung und Weiterentwicklung des Areals als Parkanlage.“ 1930 wurde im Zuge der Erweiterungen des 1880 angelegten Volksgartens ein „Hirschenpark“ angelegt. Dieser bestand bis 1940 auf einer Fläche von 14.000 Quadratmetern östlich der Transformatorstation bis zum heutigen Welldorado. 1933 errichteten die Vereine der Vogelfreunde und der Kanarienzüchter das erste Vogelhaus am Gelände samt Volière (Freiflugkäfig). Diese Anlage überdauerte den Zweiten Weltkrieg und wurde 1947/48 von der Stadt übernommen. 1950 war ein Jahr des Neubeginns: Es entstanden eine neue Fasanerie und neue Vo - gelunterkünfte für asiatische Fasane, Greifvögel, Dohlen, Enten, Gänse, Schwäne und Pfauen. In den folgenden Jahren kamen Af - fen, Ziegen, Wiesel, Waschbären, ein Meerschweinchen-Dorf und 1956 ein Alpina- rium mit Steinböcken dazu. 1961 kam es dann zur Katastrophe: Alle Affen starben. 1962 folgte logischerweise ein weiterer Neubeginn mit zwei Rhesusaffen. In den folgenden Jahren bevölkerten auch Ponys, Esel, Zwergziegen und die überaus beliebten Hängebauchschweine die Anlage. 1978 gab der Gemeinderat den Startschuß für eine generelle Erneuerung als „Heimtiergarten“ mit Konzentration auf in Österreich heimische Tierarten und verbesserter Tierhaltung. Eckpfeiler dieser Re form waren 1981 die Eröffnung einer Streichelwiese, 1985 die Errichtung einer neuen Fa - sanerie und eines neuen Affenhauses mit Freigehege sowie 1987 die Fertigstellung des neuen Wirtschaftsgebäudes. Nach einer Zeit der Unsicherheit um die Jahrtausendwende trug ab 2002 der Verein „Freunde des Welser Tiergartens“ maßgeblich zum Weiter - bestehen als Gratisnaherholungsgebiet mit wissenschaftlich geführtem Tiergarten bei. »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at 108 2007 stellte der Gemeinderat mit dem Masterplan „Die kunterbunte Welt der Tiere“ die im Wesentlichen bis heute gültigen Wei - chen für den Tiergarten. Dieses konzeptionelle Fundament wurde 2011 und 2018 evaluiert und angepaßt. In den vergangenen knapp eineinhalb Jahrzehnten gab es für die Gäste unzählige sichtbare Zeichen der konsequenten Umsetzung des Masterplans. Seit 2011 gibt es etwa den Märchenwald mit Volièren-Anlage, Block-Haus und Wald-
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 195 / 29. 10. 2020 Chronik 109 Spielplatz und das Haus der Primaten samt Baumkronenweg. Seit 2015 vermitteln eine neue Terrasse und ein Beobachtungssteg neue Perspektiven des Tiergartenteiches. Seit 2019 haben die Störche samt Verwandten in der Storchenanlage ein eigenes Platzl. Eine Liveschaltung zu den klappernden Kooperationspartnern in der Storchenstadt Rust im Burgenland gibt es via QR-Code. Jüngste Neuerung ist die Volière für die Riesentukane samt passendem Aufenthaltsort für die Be - sucher. Auch die technische Infrastruktur (Sanierung des Schöpfrades, Verlegung des Wirtschaftsplatzes, Adaptierung des Wirtschaftsgebäudes) und die Spielangebote für Kinder (Wasserspielplatz etc.) wurden laufend ausgebaut. Sehr beliebt ist etwa die seit 2004 von März bis Oktober aufgestellte Hüpfburg samt aufblasbarer Rutsche von Richard und Mathias Mauhart. Seit 2009 sorgt Betreiberin Marietta Baur im neuen Buffet für das leibliche Wohl der Tiergartengäste. Artenschutz und Forschung Rund ein Viertel der gehaltenen Tierarten sind artenschützerisch relevant – von den „in Österreich in freier Wildbahn beinahe ge - fährdeten“ Schwarzstörchen bis zu den „welt - weit in freier Wildbahn ausgestorbenen“ So - corrotauben. Eine große Rolle spielt die Teilnahme an Erhaltungszuchtprogrammen, wie etwa beim Habichtskauz, der nun in Österreich in freier Wildbahn nicht mehr als ausgestorben gilt. Ähnliches ist etwa bei den Schwarzstirnwürgern oder den Blauracken angedacht. Selbstverständlich werden derartige Wie - deransiedelungsprojekte grundlegend wissen - schaftlich begleitet und sind somit Gegenstand der Forschung. Diese ist auch ein wichtiges Hilfsmittel bei Entscheidungen in Bezug auf die Tierhaltung und für die Wissensvermittlung an die Besucher (zum Beispiel, wie Tiere die Welt sehen). Aus diesem Grund gab und gibt es immer wieder Studentenarbeiten in Kooperation mit den Universitäten Salzburg, Wien oder anderen Instituten. Die Themen sind hier breit gestreut und reichen von den Problemlösungsfertigkeiten der Affen über die Kommunikation bei Vö - geln bis hin zum Bildungseffekt bei den Tiergarten-Besuchern. Neue Anlagen und Zukunftspläne Der Masterplan Tiergarten wird auch die Entwicklungslinien für die kommenden Jahre vorgeben. Wie schon in den vergangenen 90 Jahren werden auch in Zukunft die Foto: Stadt Wels Bei den springfreudigen afrikanischen Guereza-Mantelaffen wird die Außenanlage saniert. Haltung von Vögeln, Affen, Schildkröten, heimischen Wildtieren und Nutztieren sowie anderen zugkräftigen Tieren eine zentrale Rolle spielen. Darüber hinaus soll der Tiergarten unter dem Motto „Tiere entdecken und erforschen“ auch in der Wintersaison – und somit ganzjährig – attraktiver werden. Ein zentrales Projekt bildet hier das ge - plante Haus der Kobolde beim Buffet: In diesem eingeschossigen Haus sollen die Be - sucherInnen auf voller Länge zwischen vier Tierbuchten durchspazieren können. Neben Löwenkopf- und Lisztäffchen sowie Rotbauch- und Springtamarinen als Hauptdarsteller sollen darin auch Schildkröten, Agutis, Gürteltiere sowie Arassari und andere exotische Vögel wohnen. Auch Bänke zum Verweilen und Beobachten und ein Versuchskasten für Kinder sind geplant. Mit der Optimierung bestehender Anlagen werden bisweilen – wie zuletzt die Brüll - affen und die Kunekune-Schweine – auch neue Tiere nach Wels kommen: Etwa die »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at Rosa-Pelikane, die nun ganz neu am großen Teich zu bewundern sind. Aber auch bereits ansässige Tiere bekommen ein an- gemesseneres Zuhause: Bei den springfreudigen afrikanischen Guereza-Mantelaffen wird die Außenanlage saniert, die Luchse sollen mit - telfristig eine größere Bleibe neben dem Was serspielplatz am Teich bekommen, aus dem alten Luchsgehege wird dann eine be - gehbare Flugvolière mit Kuhreihern, Austernfischern, Kampfläufern, Säbelschnäblern und Flamingos und noch vieles andere mehr. Auch die Frei- und Grünraumentwick - lung ist ein wichtiger Bestandteil der weiteren Masterplan- Umsetzung. Vorgesehen sind hier eine weitere Verbesserung der Spielangebote, der Umbau des Baumbestandes auf klimafitte Baumarten und die vermehrte Pflanzung von heimischen Wildblumen und -stauden als Lebensräume für Wildbienen und andere Tiere. n https://www.wels.at/tiergarten
Ausg. Nr. 195 • 29. Oktober 2020
Foto: © The Schwarzenegger Climate
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Foto: HBF / Peter Lechner ÖSTERREI
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