ÖSTERREICH JOURNAL NR. 194 / 17. 09. 2020 Österreich, Europa und die Welt 66 Unser Geschäft ist an sich ein B2B-Ge - schäft. Einzige Ausnahme ist unser YouTube-Kanal. Wir haben es dort innerhalb von zehn Monaten des Bestehens auf über 120.000 Abonnenten geschafft. Und jetzt mer ken wir auch schon den Effekt, den Algorithmen haben, die laufend neue Abonnenten bringen. Positiv für uns und für die Sache ist, dort haben wir ein sehr junges Publikum. Wir spielen dort Kurzvideos zur Schönheit der Natur, aber genauso solche, in denen es um Naturschutz geht. Wir bemühen uns auch, auf die Kommentare zu reagieren. Damit entsteht eine weltweite Community, die dem Planeten nutzt, aber natürlich auch Terra Mater. Die meisten unserer Abonnenten sitzen übrigens in den USA. Wie gehen Sie generell mit den Streamern um, auch in Bezug auf Co-Produktionen? Wir arbeiten mit allen und natürlich auch mit den Streamern. Es ist aber zum Teil schwierig mit ihnen, trotzdem gehört ihnen ohne Zweifel die Zukunft. Sehr gern arbeiten wir mit CuriosityStream, das John S. Hendricks, der Gründer von Discovery, gestartet hat. Die sind spezialisiert und verstehen Dokus. Zu Netflix kann man sagen: Es ist einfach mit ihnen zu arbeiten. Bis sie aber soweit sind, zieht viel Zeit ins Land und es kostet viele Nerven. Als Produzent muß man sich natürlich auch die Frage stellen, will man tatsächlich alle Rechte abgeben und man weiß nicht, ob die dann auch wirklich genügend für das Produkt machen, damit es in der Folge am Markt funktioniert. Bei „Sea of Shadows“ war Netflix auch mal zwischendurch dabei und dann wieder weg. Aber ab einem bestimmten Punkt gibt es bei einem solchen Kino-Film kein Zurück und da geht es um enorme Kosten. Aber wir haben dieses Beispiel von Wildlife-Crime für ein so drängendes Problem gehalten, daß wir Kopf und Kragen riskiert haben. Das Risiko hat sich bezahlt gemacht, als National Geographic Documentary Films alle Weltrechte eingekauft und als Verleiher einen super Job ge - macht hat. Zu guter Letzt: Naturfilm bezieht sich nicht nur darauf, was ein Film abbildet, sondern auch wie er produziert wurde. Wir versuchen, uns völlig dem Green Producing zuzuwenden. Einer der CO 2 -relevanten Hauptfaktoren beim Naturfilm ist das Fliegen. Im Lauf der Jahre konnten wir ein Netzwerk aufbauen, das uns ermöglicht, nun viel Screenshot: Youtube / Terra Mater Factual Studios Foto: Terra Mater Factual Studios / Richard Ladkani Aus der Terra Mater-Produktion »Sea of Shadows«: Jack Hutton untersucht einen toten Totoaba, hinter ihm zwei mexikanische Marineoffiziere Sehen Sie Kurz-Videos von Terra Mater auf Youtube: https://www.youtube.com/c/terramaterofficial häufiger mit lokalen Teams zu arbeiten. Wir haben uns das auch durchgerechnet: „Sea of Shadows“ hatte natürlich einen großen ökologischen Fußabdruck, weil das gesamte Team aus Österreich nach Mexiko kommen mußte. Wir haben damit etwa 90 Tonnen CO 2 produziert. Ein anderes Beispiel ist eine Produktion, die wir in Australien für lediglich 9 Tonnen produzierten, weil nur noch die Regisseurin hingeflogen ist. Wir sind gerade in der Fertigstellung der Regeln für grüne Produktionen, die wir dem österreichischen Markt und darüber hinaus EU-weit zu Verfügung stellen werden. Für uns ist klar: Jede Produktion, egal welcher Art, muß von An - fang an in Zusammenarbeit mit einem Green Consultant stattfinden und die Ergebnisse müssen überprüfbar sein. Wir wollen mit die ser Initiative verhindern, daß eigentlich nichts geschieht und man durch den Kauf »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at von CO 2 -Zertifikaten das Auslangen findet. So ein Vorgehen bringt uns im Sinne des Naturschutzes nicht weiter. Danke für das Gespräch. n https://www.terramater.at/ https://www.youtube.com/c/terramaterofficial https://kurier.at/ Das „Österreich Journal“ bedankt sich bei der Chefredaktion der „Kurier“ dafür, daß wir Ihnen dieses interessante Interview zur Lektüre anbieten können. Die Redaktion.
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 194 / 17. 09. 2020 Rund 500 Österreicher absolvierten zwischen 1942 und 1945 das wohl speziellste Ausbildungslager der US-Armee im Zweiten Weltkrieg: das Military Intelligence Training Center in Camp Ritchie, Maryland. Die Armee pachtete das Camp Albert C. Ritchie aus Maryland für einen Dollar pro Jahr und machte es zum zentralisierten Ausbildungszentrum des militärischen Nachrichtendienstes – und der Name wurde auf Camp Ritchie abgekürzt. Bis 1944 wurde das ge - samte Personal des Spionageabwehrkorps in Camp Ritchie zu Kampfpropagandisten und zu Spezialisten in der Befragung von Kriegsgefangenen ausgebildet. Am Ende ihres achtwöchigen Kurses kann ten die Soldaten die Wehrmacht so gut wie ihre Wes tentasche und stellten für die Vereinigten Staaten aufgrund ihrer Sprachkenntnisse und ihres kulturellen Know-hows ein wichtiges Asset für den Kampf gegen Hitler-Deutschland dar. In dieser Studie von Robert Lackner liegt erstmals eine namentliche Erfassung aller ös terreichischen „Ritchie Boys“ vor. Unter ihnen finden sich etwa Georg Kreisler, Wiener Komponist, Sänger und Dichter; er war 1938 in die USA emgiriert und nach er Übernahme der amerikanischen Staatsbürgerschaft 1943 wurde er zum Militär eingezogen und verrichtete teilweise im Camp Rit - chie seinen Dienst. Marcel Prawy, der Dramaturg und „Opernführer der Nation“, emigrierte ebenfalls 1938 in die USA, war 1944 gemeinsam mit Kreisler in Großbritannien stationiert und wurde vor seiner Rückkehr nach Österreich 1946 im Camp Ritchie ausgebildet. Ein weiterer mit berühmtem Na men ist der Wiener Eric Pleskow, der als Filmregisseur („Einer flog über das Kuckucksnest) weltweit bekannt war. Er war 1939 mit seinen Eltern in die USA emigriert und nach seiner Ausbildung im Camp Ritchie 1943 nach Europa versetzt worden, wo er vor allem Verhöre in Entnazifizierungsverfahren führte. Auf fünf Seiten listet Robert Lackner die Namen jener Österreicher auf, die für die US-Army auf diese Weise im Einsatz waren. Zudem beleuchtet er anhand der Kriegserlebnisse ausgewählter Protagonisten die kollektive Kriegsbiografie dieser im deutschen Sprachraum bislang wenig er forschten Wi - derstandskämpfer gegen das NS-Regime. Österreich, Europa und die Welt Camp Ritchie … und seine Österreicher – ein Buch von Robert Lackner im Böhlau Verlag Foto: https://www.defense.gov/ Mehr als 15.000 wurden im Camp Ritchie ausgebildet, 500 von ihnen waren Östereicher Das vorliegende Buch ist in neun Bereiche gegliedert und führt den Leser in die Tä - tigkeit von Österreichern im US-Militärgeheimdienst in Europa ein. Es erläutert Lage und Funktionsweise des Military Intelligence Training Center (MITC) und geht detailliert auf die Kriegsgefangenenbefragungen beginnend in Italien und folgend Großbritannien, Frankreich sowie den Beneluxstaaten und Deutschland ein. Ein weiteres Kapitel widmet Robert Lack - ner den „Mädchen für alles“, Österreicher als Military Intelligence Interpreters. Damit sind jene gemeint, die nicht für die Befragung von Kriegsgefangenen im Einsatz wa - ren, ihre Aufgabe lag vielmehr darin, mit der Zivilbevölkerung in deren Muttersprache zu kommunizieren, um an relevante taktische Informationen für die Armee zu kommen – von großem Interesse war das Know-how der deutschen Wirtschaft und Industrie. Im Kapitel „T Force, übernehmen Sie: die Target Force der 12. Armeegruppe“ befaßt sich Robert Lackner mit einer übergeordneten Koordinierungsstelle, die die drei Allierten Armeegruppen nicht nur über die relevante Ziele in Form von Dossiers mit Angaben zur benötigten Truppenstärke für deren Sicherstellung informieren sollte, sondern auch entsprechende Einsatzpläne entwickeln und die Übergabe der sichergestellten Materialien oder Personen arrangieren. Im letzten Kapitel „Intelligence abseits der Front“ widmet sich der Autor den drei Österreichern Harry Brenton, Willy Perl und »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at Cover: Böhlau Verlag 67 dem Waffenexperten Hans Mauksch, die als Ritchie Boys in England und den USA tätig waren, etwa als Übersetzer für Kommandanten oder aufgrund ihres nachrichtendienstlichen Potentials spezielle Einvernahmen durchführten. Einer von ihnen war genannter Willy Perl, der später auch eine wichtige Rol - le bei den Kriegsverbrecherprozessen spielen sollte. Schließlich zieht Robert Lackner sein Re - sümme aus der minutiösen Arbeit und er - gänzt diese durch einen An hang zu den ös - terreichischen“ Ritchie Boys und „Das La - ger und das Geheimnis“, gefolgt von umfang - reichen Anmerkungen, Quellen-, Literaturund Abkürzungsverzeichnis – und nicht zu - letzt von der Aufzählung der Namen der Österreicher im Dienst der US-Army. Robert Lackner ist Historiker und Forschungskoordinator in Graz, wo er bis 2018 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Austrian Center for Intelligence, Propaganda & Security Studies tätig war. n Robert Lackner Camp Ritchie und seine Österreicher Seitenzahl 342 Erschienen 2020 Verlag Böhlau Wien ISBN 978-3-205-21009-2 https://www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com/
Ausg. Nr. 194 • 17. September 202
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Foto: Leopold Museum, Wien / Ouriel
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