ÖSTERREICH JOURNAL NR. 194 / 17. 09. 2020 Österreich, Europa und die Welt 56 Umrahmt von der anekdotischen Moderation von Liliana Nisielska schwebten die VirtuosInnen beim „Nocturno“ in den Äther der Muse empor. lem) Musikerinnen und der Musiker (Cello) des Artel Quartetts, Absolventinnen der Klas - se Johannes Meissl (mdw) legten in beethovens „Rasumovsky“ Quartett trotz ihrer jungen Jahre eine unbändige Reife. In der Ur - fassung von Chopins 2. Klavierkonzert, für Streichquintett (zusätzlicher Kontrabaß: Jo - hannes Eder) und Klavier entstand neben den vielen virtuosen Stellen des Werkes dank des Dialogs mit Meisterpianist Boris Bloch eine unglaublich spannungsgeladene Mo - ment aufnahme. Dinnerkonzert Das Dinnerkonzert zur samstäglichen Mit - tagsstunde bot zwischen den traditionell ku - linarischen Genüssen aus der Kartausenküche als eigentliche Hauptgänge ebenso ge - spannte Musikdialoge zwischen den musikalischen Jahresregenten. Christiane Karajeva legte Beethovens „Grande Sonate Pathétique“ mit einer unerhört feinen, und gerade da durch hörenswerten Subtilität an. Yves Henrys Zugang zu Chopins Meisterwerken ist international berühmt: in As-Dur Valse wie As-Dur Polonaise-Fantaisie op. 61 er - lebte das begeisterte Publikum höchste Klangkomplexität, eine Verdichtung par excellence, die mit einer Prise melancholischem Laissez-Faire nichts an den Reizen der melodien einbüßte. Johannes Kropfitschs Interpretationen von Chopin-Balladen (op. 38 und 47) machten einmal mehr die Verpflichtung der heimischen Ausbildungsstätten deutlich, mit den vom Pianisten ebenso gepflegten weichen „Wiener Klang“ nicht nur hochzuhalten, sondern auch weiterzutragen. Soviel Zartheit im Diskant, untermauert freilich von dramatischer Wucht, und immer die Spange der heimischen Weichheit darüber. Bravo! Konnte das Nocturno, das Konzert bei Kerzenschein in der Barockbibliothek, derart viele Genüsse noch übertreffen? Ohne eine polemisierende Wertung (denn das wäre nicht gerecht) vornehmen zu wollen: ja, es kam noch intensiver. Umrahmt von den ge - liebten anekdotischen Moderationen von Li - liana Niesielska schwebten die Virtuosinnen und Virtuosen des 36. Chopin-Festivals in Gaming empor in den Äther der Muse. Foto: ICG / 2020 FotoLois / Alois Spandl Foto: ICG / Sebastian Kocon Junge Musiker aus Wien, das „Artel Quartett“, verstärkt durch Kontrabassist Johannes Eder im Dialog mit Meisterpianist Boris Bloch PaN – Partner aller Nationen – http://www.dachverband-pan.org/
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 194 / 17. 09. 2020 Österreich, Europa und die Welt 57 Auf klassische Klarheit folgte atemlos machende Schönheit Mit Beethoven schien noch alles klar. Die subtil getragene Eröffnung durch Johannes Kropfitschs „Mondscheinsonate«“, die vornehme „Kuckucks-Sonate“ op.79 mit Manfred Wagner-Artzt (was für ein Hazard-Finale!) und die amikale Landpartie in Beethovens G-Dur Violinsonate op.30/3 (ja, zwei Musikfreunde erster Güte: Edward Zienkow - ski und Manfred Wagner-Artzt) legten ein gerades Bild von Ludwig van Beethoven zu - recht. Unterwegs in Frédéric Chopins Klanguniversum wurde die Diversität des Schönklangs offenbar: Christiane Karajevas Zu - gang etwa zur Fis-dur Barcarolle op.60 wur - de ein transzendentales Erlebnis voller Poesie, maestro Boris Bloch bewegte sich in Rondos und Études zwischen Zauber und Dra men, Lachen und weinen waren hier im - mer nah beieinander. Als heroisches Epos begegnete dem Pu - blikum Martin Hughes schreitender Zugang zum Fis-Dur Impromptu op.36. Mit Yves Henry schwebte das gesamte Auditorium schlußendlich, etwa in Nocturne op.62/1 und in der Ballade Nr.4 f-Moll op.52 davon – und fast zu Mitternacht schon mitten in den letzten Festivaltag. Foto: ICG / 2020 FotoLois / Alois Spandl Foto: ICG / 2020 FotoLois / Alois Spandl Begeisterungsstürme beim letzten Konzertereignis… Dieser Festivalsonntag in Gaming sollte freilich von vielen lachenden wie weinenden Augen begleitet sein. Weinend angesichts der Tatsache, daß in diesem besonderen Jahr die Gesundheitsauflagen wie ökonomische Herausforderungen bei Zustandekommen des hervorragenden Programms keine zwei Events zum Finaltag zuließen: das Nachmittagskonzert auf der Lunzer Seebühne wird hoffentlich ab 2021 wieder möglich sein. Doch die lachenden Augen sollten durch wahre Begeisterungsstürme beim letzten Konzertereignis 2020 in der Kartausenkirche Gaming noch verstärkt werden: Seit Februar 2020 hat sich auf Initiative von Prima La Musica Wien Landesgeschäftsstellenleiterin Angelika Persterer- Ornig unter der Patronanz der Wiener Philharmoniker ein selten in der Güte da gewesenes Jugendorchester formiert. Um genau zu sein, ist die Camerata Prima La Musica Wien ein – Nomen est Omen – Kammerorchester, sprich Streichorchester in kleinem Ensemble, das sich aus den hervorragendsten jungen NachwuchsmusikerInnen Wiens, die sich bei Prima La Musica Wien hervortaten, zusammensetzt. Unter der profunden Leitung von Philharmonikervorstand Harald Krumpöck und Johannes Kostner erarbeitete dieser junge, aber strahlende Stern am Ju - gendorchesterhimmel ein besonderes Programm für das besondere Gaminger Ereignis (und in Folge als Reprise beim ein Festkonzert beim Dachverband aller österreichischausländischen Gesellschaften „PaN“ gegeben): in der thematischen Spange von Mo - zarts „Kleiner Nachtmusik“ Serenade be - wegte sich das Ensemble unter Dirigent Ha - rald Krumpöck auf Zeitreise von Georg Phi - lipp Telemann bis Arvo Pärt (hervorragende Fassung für Streicher mit schlagwerk. „Fratres“), mit populären Ausritten in Gounods PaN – Partner aller Nationen – http://www.dachverband-pan.org/ „Faust“ und Dvoráks „Rusalka“ wurde die sonntäglich strahlende Barockbibliothek beinahe zu einem zweiten „Proms“-Konzert. Ja, es war ein erhebendes, ein befreiendes und schließlich ein heilendes Erlebnis, bei diesem Chopin-Festival 2020 dabei gewesen zu sein. Ein großer Moment des Wachsens europäischer Kultur, vorurteilsfreier Völkerverständigung, voller virtuoser Momente und exzellenter Nachwuchsförderung. So geht Kulturnation 4.0! Dafür lohnt es sich, weiterhin in der Öf fentlichkeit auf die Relevanz der Kreativindustrie, besonders in herausfordernden Zeiten wie diesen aufmerksam zu machen. n https://www.chopin.at/ v.l.: PaN-Generalsekretär und ICG-Vorstand Walter J. Gerbautz, Univ.Prof. Alois Woldan, Präsident der Ö.-Ukrainischen Gesellschaft-PaN und ICG-Vorstand Liliana Nisielska zeigen Maske PaN-Generalsekretär und ICG-Vorstand Walter J. Gerbautz und Botschafter Ernst-Peter Brezovsky, Leiter der UNESCO-Abteilung im Außenministerium
Ausg. Nr. 194 • 17. September 202
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Foto: Leopold Museum, Wien / Ouriel
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