ÖSTERREICH JOURNAL NR. 193 / 31. 07. 2020 Personalia 92 „Am Bestand einer Persönlichkeit wie Lot te Tobisch zeigt sich, daß es keine eindeutige Grenze zwischen einer sogenannten ‚High Society‘ und einer intellektuellen Hochkultur gibt“, betont Wienbibliothek- Direktorin Anita Eichinger. „Für die Forschung relevant ist sicherlich auch, daß durch diesen Teilnachlaß einmal mehr zahlreiche Verbindungslinien zu den bereits in der Wien - bibliothek im Rathaus vorhandenen Beständen gezogen werden können, z. B. zu den Nachlässen Günther Hamann, Fritz Hochwäl - der, Ernst Lothar, Marcel Prawy, Friedrich Torberg oder Hans Weigel.“ Mit 90 Jahren wurde Lotte Tobisch noch als Kolumnistin des Wochenmagazins „News“ engagiert und äußerte sich bis kurz vor ihrem Tod in ihren Texten zu gesellschaftlichen und politischen Themen. Eine Sammlung dieser Kolumnen liegt als Zeitschriftenausschnitte vor. Auch ihr soziales Engagement hielt Tobisch bis zuletzt aufrecht und nutzte ihre Bekanntheit, um als Präsidentin Spenden für den Verein „Künstler helfen Künstlern“ zu sammeln. Bühne, Film und Fernsehen Bereits 1945 stand Lotte Tobisch auf der Bühne des Burgtheaters und arbeitete später als Schauspielerin außerdem für Rundfunk, Fernsehen und Film. Die Dreharbeiten zum Musikfilm „Don Juan“ (1955), in dem To bisch u. a. an der Seite von Josef Meinrad die Donna Elvira spielte, werden im Nachlaß ebenso durch Fotos dokumentiert wie je ne zum Führerbunkerdrama „Der letzte Akt“ (1955), in dem sie u. a. neben Oskar Werner in der Rol - le der Eva Braun zu sehen ist: https://www.youtube.com/watch?v=F7-16eQDptQ Am Burgtheater lernte Tobisch in den 1940er Jahren den Schriftsteller und Dramaturgen Erhard Buschbeck (1889–1960) kennen, mit dem sie bis zu dessen Tod eine Le - bensgemeinschaft verband. Im Teilnachlaß liegen Korrespondenzen und Dokumente betreffend die Zeitschrift „Der Ruf“ aus der Zeit der Mitherausgeberschaft Buschbecks und danach vor, u. a. ein Brief von Rainer Maria Rilke an Buschbeck. Weitere Korrespondenzen finden sich in einem AutorInnenkonvolut (Franz Werfel u. a.) und einem SchauspielerInnenkonvolut (Käthe Dorsch u. a.). Nach den nötigen archivarischen und konservatorischen Maßnahmen werden die Dokumente aus dem Nachlaß so aufgearbeitet, daß sie in die Benützung gehen können. In der Regel wird jeder Bestand dazu in vier Foto: PID / Alexandra Kromus / Wienbibliothek im Rathaus Foto: PID / Alexandra Kromus / Wienbibliothek im Rathaus Teilnachlaß Erhard Buschbeck, beschriftet von Lotte Tobisch Hauptgruppen unterteilt: Werke, Korrespondenzen, Lebensdokumente – wie Fotos oder Adreßbücher – sowie unterschiedliche Samm - lungen wie z. B. die Dokumentation des »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at Opernballs in Form von Zeitungsausschnitten. n https://www.wienbibliothek.at/ https://de.wikipedia.org/wiki/Lotte_Tobisch Übergabe durch Tobischs langjährige Vertraute Barbara Urbanek (r.) an Kulturstadträtin Veronika Kaup-Hasler (l.) und Wienbibliothek-Direktorin Anita Eichinger
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 193 / 31. 07. 2020 Personalia Lore Krainer † Die Kabarettistin, Sängerin, Komponistin und Autorin ist am 3. Juli 2020 im niederösterreichischen Oberwaltersdorf im 90. Lebensjahr gestorben. 93 Foto: ORF Ab 1978 gehörte Lore Krainer dem „Guglhupf“-Team an, das über 30 Jahre Radiosatire produzierte – hier im Bild (v.l.) mit den Kabarettlegenden Gerhard Bronner (1922-2007), Kurt Sobotka (19030-2017) und Peter Wehle (1914-1986) Die Kabarettistin, Sängerin, Komponistin und Autorin Lore Krainer kam im No - vember 1930 als Lore Huttegger in Graz zur Welt. Schon als Vierjährige erhielt sie Klavier- und Akkordeonunterricht. Nach dem Be - such des Gymnasiums studierte sie Klavier bei Rudolf Stejskal am Grazer Konservatorium. Erste Engagements bekam sie am Theater Neuber, daneben gründete sie ein Studentenkabarett. Ab 1950 ging sie mit ihrem Mann, dem Tenor-Buffo Günther Krainer, als Pianistin und Entertainerin auf Tournee, die beiden arbeiteten bis 1965 in der Schweiz. 1968 kehrte das Ehepaar nach Graz zurück und übernahm das Spezialitätenrestaurant „Girardi-Keller“ im Geburtshaus von Alexander Girardi in der Leonhardstraße, wo Lore Krainer, nunmehr Wirtin, auch mit ei - genen Liedern und Texten auftrat. Von Gerhard Bronner „entdeckt“, produzierte sie mit diesem eine erste Schallplatte („Menschen, Mäuse, Lipizzaner“) und zog mit ihrem Mann nach Wien, wo sie ab 1972 im Kabarett Fledermaus auftrat. 1975 entstand in Zusammenarbeit mit Gerda Klimek das Kabarettprogram „Weiber, Weiber, Weiber“, das nicht nur auf Bühnen in ganz Österreich gespielt, sondern auch ins Fernsehen übertragen wurde. Im selben Jahr übersiedelte Krai - ner nach Oberwaltersdorf bei Baden. Mit Kurt Sobotka gründete Krainer im ORF Radio das satirische Ö1-Format „Guglhupf“, das ab 1978 sonntäglich jeweils eine halbe Stunde gesendet wurde. Von 1988 bis zur Einstellung im Jahr 2009 leitete sie die Sendung. Im Laufe ihrer Karriere bespielte Krainer zahlreiche Tonträger. Insgesamt schrieb und vertonte sie rund 3.000 Lieder, Chansons und Couplets, weiters bearbeitete sie Theaterstücke und verfaßte und präsentierte Solo- Programme. Sie trat auch als Buchautorin an die Öffentlichkeit. Die Künstlerin wirkte nicht nur mehrere Jahre lang in der ORF-TV-Serie „Seniorenclub“ mit, sondern auch in Spielfilmen, etwa in Axel Cortis „Herrenjahre“ (1983). »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at Staatssekretärin Andrea Mayer würdigte die Kabarett-Pionierin „Österreichs Kabarettszene hat mit dem Ableben von Lore Krainer einen großen Verlust erlitten. Sie gehörte zu den ersten Frauen, die die gläserne Decke der Kleinkunst in unserem Land durchbrechen konnten“, so Kunst- und Kulturstaatssekretärin. „Ihre Stimme war eine der wichtigsten kabarettistischen Stimmen in der Nachkriegszeit. Als eine der größten satirischen Sprachkünstlerinnen im deutschsprachigen Raum hat sie über Jahrzehnte den Österreichern und Österreicherinnen Wahrheiten ge - sagt, die treffend aber wohl auch zuweilen schwer verdaulich gewesen sind. Ihre Re - zeptur blieb immer gleich: Sich niemals eng an die Mächtigen anlehnen, immer den Ab - stand davor zu wahren, vereinnahmt zu werden und immer den Blick auf das Wesentliche behalten. Diese Rezeptur hat ein altes Backwerk – den Guglhupf – populär ge - macht und den Narrenturm zu einer zeitgemäßen Institution. Sie wird in unserem Ge - dächtnis einen steten Platz haben.“ n Hier finden Sie einige Videos: https://www.youtube.com/results?search_query=%22lore+krainer Und hier finden Sie unzählige Ausgaben der legendären Sendung „Guglhupf“: https://www.mediathek.at/portalsuche/?q%5B%5D=lore+krainer Quelle: CC BY-NC-ND 4.0 https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/
Ausg. Nr. 193 • 31. Juli 2020 Das
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Foto: BMEIA / Gruber ÖSTERREICH JO
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