ÖSTERREICH JOURNAL NR. 193 / 31. 07. 2020 Personalia 88 PS: …aber bekanntlich auch in den „Mann ohne Eigenschaften“ von Musil… WP: Ja, allerdings hat er etwas relativiert, daß er nämlich als eine Art Wiederentdecker von Musil hingestellt wurde. Er hat mir mal gesagt: „Das Buch hat halt grad in meinen Wintermantel hineingepaßt.“ Dieses etwas de spektierlich Distanzierende war typisch für ihn – wie überhaupt das, was man den jü - di schen Witz nennt, bei ihm in unnachahm li - cher Weise vorhanden war. Kreisky war geistig und emotional in dieser spezifischen mit teleuropäischen Tradition verankert. Das, mei ne ich, hat ihn auch befähigt, dieses Ös - terreich größer zu sehen, als es die geo - graphi schen Grenzen des Landes nahelegen. Ohne je in banale Großmannssucht zu verfallen, hat er seine Politik danach ausgerichtet. Foto: Martin Vukovits Wolfgang Petritsch beim Interview, Juli 2020 PS: Das Wien Museum hat seit 2007 einen Rover aus dem Besitz von Bruno Kreisky in der Museumssammlung. Anläßlich des 30. To - destages schenken Sie uns nun eine Aktentasche aus dem Besitz von Bruno Kreisky – können Sie uns bitte die Geschichte dazu erzählen? WP: Es handelt sich um eine von mehreren Aktentaschen, mit denen wir zahllose schrift - liche Unterlagen, Informationen und Akten mit uns geschleppt haben, wenn Kreisky z.B. zu Hause abends oder am Wochenende gearbeitet hat. Diese Tasche hat er mir an dem Tag überlassen, an dem er sein Büro das letzte Mal als Bundeskanzler verlassen hat und zum wartenden Auto gegangen ist. Ich habe ihn dabei begleitet, und als wir uns verabschiedet haben, hat er gemerkt, daß ich diese Tasche, die ich so oft getragen habe, gerne behalten würde – und meinte so in der Art „na dann behalten’s halt“. Er war in solchen Situationen nie ein Mann der großen Gesten, aber umso herzlicher... Die Tasche habe ich auf meine Dienstorte nach Paris und New York mitgenommen, aber irgendwann hab ich sie in Wien gelassen, weil sie mir ein so wertvolles Erinnerungsstück war. Eine Erinnerung an Bruno Kreisky und an meine Arbeit für ihn. Wolfang Petritsch Wolfgang Petritsch war von 1977 bis 1983 Sekretär von Bruno Kreisky und danach Spitzendiplomat in unterschiedlichen Funktionen, u.a. Botschafter in Belgrad, EU-Son - dergesandter für den Kosovo, EU-Chefverhandler bei den Kosovo-Friedensgesprächen in Rambouillet und Paris sowie Hoher Repräsentant für Bosnien und Herzegowina. Lehrtätigkeit in Harvard und Berkely, zahlreiche Buchveröffentlichungen (u.a. „Bruno Kreisky. Die Biografie“ sowie zuletzt „Epochenwechsel. Unser digital-autoritäres Jahrhundert“. Petritsch ist Präsident der Austrian Marshall Plan Foundation. Foto: http://www.defenseimagery.mil; VIRIN: DF-SC-83-11402 Bundeskanzler Bruno Kreisky mit Gattin Vera im Feber 1983 bei seiner Ankunft auf der Andrews Air Force Base zu einem Besuch in den USA, rechts im Bild: Thomas Klestil, Botschafter Österreichs in den USA und späterer Bundespräsident (1992-2004) Peter Stuiber Peter Stuiber absolvierte sein Studium der Geschichte und Germanistik in Wien und Pa - ris. Er arbeitete als Journalist, seit 2005 im Wien Museum, bis 2018 war er als Pressesprecher und im Bereich Mar keting tätig. Zu seinen Arbeiten zählen Ausstellungen und Bü - cher zur österreichischen Design- und Kulturgeschichte. Seit 2019 ist er als Leiter der Ab teilung Publikationen und Digitales Mu - seum redaktionsverantwortlich für das Wien Museum Magazin. n https://magazin.wienmuseum.at/ https://www.wolfgangpetritsch.com/ https://www.wienmuseum.at/ https://de.wikipedia.org/wiki/Bruno_Kreisky Das „Österreich Journal“ bedankt sich beim Wien Museum für die Erlaubnis, Ihnen dieses Interview zur Lektüre anbieten zu können und Martin Vukovits dafür, daß er uns sein Foto vom Interview mit Wolfgang Petritsch zur Ver fügung gestellt hat. Die Redaktion. »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 193 / 31. 07. 2020 Otto Schenk kam im Juni 1930 in Wien als Sohn katholischer Eltern zur Welt. Otto Schenks Vater, ein Notar, verlor nach dem sogenannten „Anschluß“ seine Stellung, weil dessen Eltern getaufte Juden wa - ren. Eine weitere Verfolgung unterblieb in - dessen, weil er durch die Ehe mit einer – so die Begrifflichkeiten der Nürnberger Gesetze – „Arierin“ (Otto Schenks Mutter stammte aus Triest) geschützt war. Aus dem „Jungvolk“, dem Schenk vorübergehend beitreten mußte, wurde er später als „Mischling“ wieder ausgeschlossen. Nach der Matura studierte er bis zur ersten Staatsprüfung Rechtsund Staatswissenschaften an der Universität Wien. Nach seiner Ausbildung am Max-Reinhardt-Seminar begann Schenk 1952 seine Theaterkarriere am Wiener Volkstheater. Bereits ein Jahr später machte er an Wiener Kellertheatern sowie dem „Theater am Parkring“ als Schauspieler und Regisseur auf sich aufmerksam. 1955 wurde Schenk an das „Theater in der Josefstadt“ verpflichtet. Hier gelang dem Regie-Talent 1960 mit der In - szenierung von Eugene O’Neills „O Wildnis“ der Durchbruch. Auch die Inszenierungen von Ostrowskis „Der Wald“ (1961), Anouilhs „Leocadia“ (1963) und Horváths „Kasimir und Karoline“ (1964) sind Theatergeschichte. Sein Debüt als Opernregisseur gab Otto Schenk 1957 am Salzburger Landestheater mit der „Zauberflöte“ von Wolfgang Amadeus Mozart. Der internationale Durchbruch als Opernregisseur gelang Schenk 1962 mit der Inszenierung von Alban Bergs „Lulu“ an der Wiener Staatsoper, an der er seit 1966 als ständiger Regisseur und zeitweiliger Oberspielleiter arbeitete. Auch an anderen renommierten Opernhäusern, wie der Mailänder Scala, dem Covent Garden in London oder der Metropolitan Opera in New York, wo er unter der musikalischen Leitung von Karl Böhm Wagners „Ring des Nibelungen“ erarbeitete, führte er Regie. Andere Dirigentenstars, mit denen er als Regisseur arbeitete, wa - ren Lorin Maazel („Carmen“, 1966) oder Leo - nard Bernstein („Rosenkavalier“, 1968 so - wie „Fidelio“, 1970). Kultstatus erreichte Schenks ORF-Verfilmung der „Fledermaus“ (1972), bei der er selbst den Gerichtsdiener Personalia Otto Schenk zum 90. Geburtstag Foto: ORF / Otto Schenk Privat Er ist einer der letzten Giganten des Theaters, mit seinen Lesungen füllt er die großen Hallen wie ein Popstar. „Du sollst wahrhaftig sein“, lautet sein Glaubenssatz auf der Bühne. Frosch gab. In dieser Rolle war er auch häufig auf der Bühne der Staatsoper zu sehen. Als Theaterregisseur war Otto Schenk viele Jahre am Wiener Burgtheater und bei den Salzburger Festspielen tätig, wo er 1978 und 1991 den Teufel in Hofmannsthals „Je - dermann“ gab. Außerdem drehte er Filme, so etwa an der Seite von Fritz Muliar „Der bra - ve Soldat Schwejk“. Mit Muliar war er be - reits in den frühen 1950er Jahren als Kabarettist auf der Bühne des Wiener Simpl ge - standen. Zudem arbeitete Schenk für das Fernsehen, etwa als legendärer Untermieter in der Fernsehfamilie „Leitner“. In diesem »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at 89 Medium war er vor allem in der leichten Unterhaltung tätig wie in „Unser Opa ist der Beste“ (1995, Regie: Helmuth Lohner) oder „Ein Schutzengel auf Reisen“ (1997, Regie: Peter Weck), aber er wirkte auch in Literaturverfilmungen wie „Eine blaßblaue Frauenschrift“ (1984, Regie: Axel Corti) und Kri - mis wie „Duett“ mit Agnes Baltsa und Karlheinz Hackl (1992, Regie: Xaver Schwarzenberger) mit. Von 1987 bis 1997 war Schenk Direktor des Theaters in der Josefstadt. Auch nach dem Ende seiner Amtszeit blieb er als Regisseur und Schauspieler am Haus tätig.
Ausg. Nr. 193 • 31. Juli 2020 Das
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Foto: BMEIA / Gruber ÖSTERREICH JO
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