ÖSTERREICH JOURNAL NR. 193 / 31. 07. 2020 Kultur 110 Ferienaufenthalte in der Normandie oder an der Côte d’Azur eingeprägt haben. Es sind Erinnerungsbilder, die nicht im Freien ge - malt werden, sondern erst nach der Rück - kehr ins Atelier. Vallotton stützt sich jedoch auf Bleistiftskizzen, die er an Ort und Stelle in einem Notizbuch festhält. Der flüchtige Augeneindruck wandelt sich im Bild zum autonomen künstlerischen Ausdruck. Aristide Maillol (1861–1944) Es ist Vallotton, der dem Sammlerpaar Hahnloser den Bildhauer Aristide Maillol empfiehlt. Die beiden Künstlern eigene klare Linienarchitektur steht im Gegensatz zu den Licht- und Farbvisionen von Renoir, Redon, Bonnard und Vuillard. Maillol führt Rodins Be wegungsdramatik auf ein archaisches Weiblichkeitsidol zurück. Mit seinen ge - spann ten Volumen reagiert er auf Vallottons stilisierte Akte und nimmt zugleich Picassos Neoklassik der 1920er-Jahre vorweg. Maillols schnörkellose Klarheit wiederum motiviert Vallotton, sich ab 1904 selbst bildhauerisch zu betätigen. Die lebensgroßen, in dieser Ausstellung vertretenen Bronzeplastiken Flora, Pomona und Venus mit Halskette werden im Garten der Villa Flora inszeniert. „Nichts ist ergreifender als zu sehen wie die Maillol-Statuen in Winterthur in wunderbaren Gärten leben, dies ist ihre ewige Bestimmung“, ruft Maillol 1933 bei seinem Besuch der Villa Flora aus. Pierre Bonnard (1867–1947) Um 1890 zählt Bonnard zu den Nabis und geht schließlich eigene Wege. Den Im - pressionismus hat er durch seine strenge Vor - stellung von Komposition und durch Farbe als zusätzliches Ausdrucksmittel zur letztmöglichen Steigerung gebracht. Sein Themenkreis mit Szenen des Pariser Stadtlebens, mit Interieurs, Landschaften und den berühmten Badezimmerbildern ist begrenzt. Denn in der Wiederholung eines Sujets er - probt er die immer wieder neue Entdeckung seiner Umgebung als eine Facette unendlich vieler Möglichkeiten. So sehr die Inspiration des Künstlers im persönlichen Umfeld und Alltag wurzelt, beschreiben seine Bilder einen allgemeinen Zustand, in dem die Zeit stillsteht. Sie fordern den Betrachter rein formal und farblich heraus. Édouard Vuillard (1868–1940) Vuillard gehört wie Bonnard und Vallotton zur Künstlergruppe der Nabis. Dekorative Flächigkeit und strenge Konturen kennzeichnen ihre Bilder; intime Interieurs und © Privatsammlung Pierre Bonnard, Das karierte Tischtuch, 1910, Öl auf Leinwand Landschaften sind ihre bevorzugten Themen. Um 1900 blickt Vuillard zurück auf den Im - pressionismus und geht über zu einer befreiten Malerei mit neuen Sujets wie dem Akt, einer lichten Farbpalette und einem lockeren, leichten Farbauftrag. Die für ihn typische zurückhaltende Beobachtung und Be - schreibung seiner Szenen hat ihm von seinem Zeitgenossen André Gide die Bezeichnung „intimiste“ eingebracht. Das Interieur mit familiären Sujets gehört zu den bevorzugten und immer wiederkehrenden Themen in Vuillards Schaffen. Wenngleich die Protagonisten seiner Bilder meist dem unmittelbaren Familien- oder Bekanntenkreis entstammen, bleiben die In - timität und ein Hauch des Ungewissen durch die Verschleierung individueller Züge stets gewahrt. Die harmonische Bildflächengestal - tung als Ganzes hat klaren Vorrang vor allem Erzählerischen oder einer detaillierten Be - schreibung der Szene. Ferdinand Hodler (1853–1918) Den internationalen Durchbruch bringt Hodlers Beteiligung an der XIX. Ausstellung der Wiener Secession 1904. In seinen Bil dern setzt Hodler die „Wahrheit“ klar über die „Schönheit“ und hat dafür eine eige - ne Abstraktionstheorie formuliert – den »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at „Parallelismus“. Sein Anliegen ist es, das für ihn Wesentliche herauszufiltern und durch kompositorische Gesetzmäßigkeiten wie Wiederholung und Symmetrie hervortreten zu lassen. Mit Rembrandt, Van Gogh und Cézanne ist Hodler einer der bedeutendsten Maler von Selbstbildnissen. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Existenz zieht sich mit fast 50 Gemälden und mehr als 70 Zeichnungen durch sein gesamtes Schaffen. Die Struktur der Malerei ist stets präsent und verweigert sich jedem fotografischen Illusionismus. Wie bei einem in der Ferne gesehenen Bergmassiv konzentrierte sich der Künstler auf die wesentlichen Flächen und Linien. Hodler hat wie in allen seinen Porträts ein über das Individuelle hinausgehendes Existenzbild von ungeheurer Präsenz gemalt. Die Gebirgsbilder Hodlers zeigen keine Freizeitziele für Touristen, sondern Monu - mente erdgeschichtlicher Kräfte. n Ausstellungsdaten Dauer: 27. August (Wiedereröffnung nach Unterbrechung) bis 15. No vember 2020 https://www.albertina.at Neu: Albertina Modern https://www.albertina.at/albertina-modern/
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 193 / 31. 07. 2020 Kultur Orte des Exils Das Museum der Moderne Salzburg präsentiert von 25. Juli bis 22. November 2020 mit »Orte des Exils« die dritte und vorerst abschließende Ausstellung der Reihe über KünstlerInnen mit Exilhintergrund. 111 © Collection Art Gallery of Ontario, Toronto, Gift of the Trier Fodor Foundation, 1977 Walter Trier, The Crazy Gang, 1943, Gouache und Pastel auf Papier Im Jahr 2017 startete das Museum der Moderne Salzburg eine Ausstellungsreihe, die sich die Aufgabe stellte, KünstlerInnen in den österreichischen und europäischen Kunstdiskurs zurückzuholen, die aufgrund ihrer Emigration in Vergessenheit geraten wa - ren oder deren Exilhintergründe noch nicht ausreichend kunsthistorisch bearbeitet worden waren. Während in Auf/Bruch (2017) biografische und künstlerische Neuanfänge und Brüche im Mittelpunkt standen, fragte die zweite Ausstellung Resonanz von Exil (2018) danach, wie KünstlerInnen die Entwicklung in ihrem Exilland beeinflußt haben und wie die eigenen Exilerfahrungen einen Nachhall in ihrem Werk fanden. Die dritte Das Museum der Moderne Salzburg – vormals „Museum für moderne Kunst und Graphische Sammlung – Rupertinum“ Foto: Museum der Moderne Salzburg »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at
Ausg. Nr. 193 • 31. Juli 2020 Das
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Foto: BMEIA / Gruber ÖSTERREICH JO
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