ÖSTERREICH JOURNAL NR. 193 / 31. 07. 2020 Kultur 108 © Kunstmuseum Bern, Dauerleihgabe Hahnloser/Jaeggli Stiftung / Foto: Reto Pedrini, Zürich Henri Manguin, Hans und Lisa Hahnloser, 1910, Öl auf Leinwand diesem Jahr in den Räumlichkeiten des Fotografen Félix Nadar in Paris die erste Ausstellung in Eigenregie, um ihre vom Salon abgelehnten Werke zu präsentieren. Sieben Ausstellungen der von den Kritikern wegen ihres skizzenhaften und flüchtigen Pinselstriches als Impressionisten bezeichneten Künstler werden bis 1886 folgen. Cézanne nahm 1874 und 1877 daran teil. Beide Male sah sich seine Malerei heftiger Kritik ausgesetzt. Er lehnte es fortan ab, mit den Impressionisten auszustellen, zog sich in den Süden zurück und suchte die Abgeschiedenheit in Aix und L’Estaque. Matisse und die Fauves Henri Matisse (1869–1954) Am Herbstsalon von 1905 hatte er mit aufsehenerregenden „Orgien reiner Farbtöne“ einen Skandal verursacht und den Fauvismus begründet. Matisse’ Malerei wurde © Privatsammlung, Schweiz so populär, daß er aus Spanien, Rußland, Deutschland und Ungarn Künstler an die Édouard Vuillard, Damespiel in Amfréville, 1906, Öl auf Karton »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at von ihm und seinem Schüler Hans Purrmann 1908 begründete Académie Matisse im Couvent des Oiseaux und dann im Hôtel Biron in Paris anzog. 1911 schloß sie ihre Pforten. Der Zeitgeist hatte Matisse überholt. Der Ku - bismus und neue Avantgarden, die zur „Rück - kehr zur Ordnung“ (Retour à l’ordre) und zu einer Rückbesinnung auf die Ideale der Klassik riefen, verbannten jegliche Art von orgiastischer Farb- und Formgebung von der Leinwand. In der Folge malte Matisse zu - nächst farblich zurückhaltend, versah die Motive mit nur knappem Detail und hielt die Kompositionen mittels strenger, geometrischer Flächengliederung fest. Am Ende ging er aber dazu über, der Arabeske Bedeutung einzuräumen, und malte später sogar mit warmen, satten Farben. Henri Manguin (1874–1949) Der Fauvismus hat Farbe und Form vom Gegenstand befreit. Bei Manguin findet die - se Loslösung allerdings stärker durch die Far - be statt, die er absichtsvoll verfremdet. Die Umrissfunktion der Zeichnung behält ihre traditionelle Rolle bei. Dazu kommt Manguins Auseinandersetzung mit dem Altmeister des Divisionismus Paul Signac, dem er über die Schulter blickt, als er sich im Sommer 1905 in Saint-Tropez niederläßt. Manguin ist der Gemäßigste unter den Fauves. Sein Pinselstrich ist weniger skizzenhaft und unregelmäßig als zum Beispiel der von Matisse. Albert Marquet (1875–19147) Marquet ist ein Fauve der ersten Stunde, der an der proklamierten Revolution der Far -
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 193 / 31. 07. 2020 Kultur 109 Kunstmuseum Bern, Geschenk Prof. Hans R. Hahnloser, Bern © Kunstmuseum Bern Félix Vallotton, Entführung der Europa, 1908, Öl auf Leinwand be mitwirkt. Trotzdem ist die Farbtonalität seiner Bilder still, zurückhaltend, mitunter meditativ und kontrolliert. Viele seiner Wer - ke entstehen als Blick aus einem Fenster. Marquet hat die fauvistischen Farborgien im Sinne einer impressionistischen Auffassung gemildert. Er bevorzugt es, in großen Flächen zu komponieren und einzelne Motive mit kräftigen Konturlinien einzufassen. Marquet ist vor allem für seine Hafen- und Flußlandschaften bekannt Henri de Toulouse-Lautrec (1864–1901) Henri de Toulouse-Lautrec ist einer der sensibelsten Menschenkenner und aufmerksamsten Beobachter des Lebens in den Ca - barets, Ballsälen, Bordellen und den Gassen von Paris am Ende des 19. Jahrhunderts, der ein umfassendes Œuvre von Gemälden, Zeichnungen und Lithografien hinterlassen hat. Toulouse-Lautrec interessiert sich nicht wie seine impressionistischen Zeitgenossen für die Freilichtmalerei, en plein air. Er läßt sich von der Pariser Nachtwelt verführen: Er zeigt die Lokale und Bordelle von Montmartre und deren Protagonisten, authentisch, ohne moralische Beurteilung oder Idealisierung. Für ihn war die Prostitution ein Phänomen seiner Zeit, das er ohne Schamgefühle und Vorurteile beschreibt. Sein Interesse gilt dem Akt in Bewegung, der Handlung, im Ge - gensatz zum konventionell posierenden, liegenden oder stehenden Akt. Lautrec konzentriert sich auf die intimen Gepflogenheiten der Prostituierten beim Waschen oder Kämmen, auf die Momente des Wartens auf Kunden, ohne Letztere selbst zum Bildgegenstand werden zu lassen. Odilon Redon (1840–1916) Der Künstler hatte in Paris die Rolle des Mentors für die Künstler der Nabis übernommen, als Paul Gauguin 1891 nach Tahiti abgereist war. Bonnard und Vuillard und mit ihnen die Nabis verehren Redon als Meister der Traumwelt, „Prince du rève“. Das Verschmelzen von philosophisch-spirituellen und naturwissenschaftlichen Erkenntnissen und die unverwechselbare Farbexpressivität seiner Bilder machen ihn zu einem der kühnsten Wegbereiter der klassischen Moderne und zum Vater des Symbolismus. Félix Vallotton (1865–1925) Im Jahr 1908 lernen Arthur und Hedy Hahnloser Félix Vallotton in Paris kennen und beauftragen ihn, ihre Porträts zu malen. Noch im selben Jahr reist der Künstler nach Winterthur, wo er die Arbeit unter Zuhilfenahme von Fotos in Angriff nimmt. Die Landschaft nimmt in Vallottons Schaf - fen einen wichtigen Platz ein. Mit dem Prinzip der „paysage composé“ hat er für dieses Thema eine eigene Abstraktionstheorie formuliert. Sie erlaubt ihm, das für ihn Wesentliche herauszufiltern. Vallottons komponierte Landschaften gehen auf Eindrücke zu - rück, die sich dem Künstler während seiner »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at
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