ÖSTERREICH JOURNAL NR. 193 / 31. 07. 2020 Wissenschaft & Technik 104 Schmitt, sei faszinierend, weil hier innovativ ein ganz neuer Aspekt der Tumorzellen in den Fokus gerückt wird: ihre besonderen bio - physikalischen Eigenschaften. „Auch wenn die aktuellen Ergebnisse noch sehr weit weg von einer möglichen PatientInnenanwendbarkeit liegen, wird hier ein Weg aufgezeigt, der nun in Folgestudien konsequent weiter beschritten werden sollte.“ Erfindung mit enormem Potential Das an der JKU entwickelte Gerät ist noch kein ausgereifter Prototyp, sondern ein Demonstrator. Es zeigt, daß das Prinzip funk - tioniert, also die CTCs zerstört werden können. Sollten entsprechende Geräte entwikkelt werden, sind prinzipiell zwei Einsatzmöglichkeiten denkbar: Extrakorporal, also außerhalb des Körpers, ein Gerät ähnlich dem der Dialyse, das Blut von CTCs befreit. Diese Variante könnte vor allem nach großen Tumoroperationen eingesetzt werden. Oder auch als dauerhaftes Implantat im Körper für PatientInnen mit inoperablen Tumoren, welches die Metastasierung verhindert. Um ein klinisch einsetzbares Gerät zu entwickeln, sei noch viel Forschung und ein hoher Finanzierungsaufwand nötig: „Wir müssen den Prozeß optimieren, Limits und Energieeffizienz austesten, Lager und An - triebe entwickeln und die Strömungsmechanik verbessern, um das Gerät effizient und »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at sicher betreiben zu können“, sagt Baumgartner. Weiters müssen Tests mit unterschiedlichen Tumorzellen erfolgen und die Hämokompatibilität muß gewährleistetet werden, also die „Verträglichkeit“ von Materialien, die mit Blut in Kontakt kommen. Erst dann können klinische Studien und die Zulassung als Medizingerät erfolgen. Auch wenn der Weg bis zu den PatientInnen noch weit ist, so ist das Forscherteam vom Potential des „Tumorzellschredders“ überzeugt: „Er könnte PatientInnen mit schlechter Prognose mehr Lebenszeit und Lebensqualität schenken.“ n https://www.jku.at/ MedUni Wien: Neue Erkenntnisse zur Entstehung bestimmter Hirntumoren Ein internationales Studienteam unter maß - geblicher Beteiligung von ForscherInnen des Comprehensive Cancer Center (CCC) der MedUni Wien und des AKH Wien zeigt zum ersten Mal weltweit die molekularen Un - terschiede einzelner Tumorzellen in Ependymomen, einer aggressiven Hirntumorform. Die ForscherInnen belegen weiters, daß Epen dymome in einer bestimmten Stammzellnische des Gehirns entstehen. Auf Basis dieser Erkenntnisse konnten sie klären, war - um sich manche Ependymome sehr aggressiv verhalten und schlecht zu behandeln sind, andere dagegen eine bessere Prognose aufweisen. Die Therapieansätze, die von den Er - gebnissen abgeleitet wurden, sind in ersten Labortests vielversprechend. Die Arbeit wurde nun im Top-Journal „Cancer Cell“ publiziert. Ependymome sind seltene Hirntumoren, die bei Kindern und bei Erwachsenen auftreten können. Zudem handelt es sich um eine heterogene Tumorgruppe und es war lange nicht bekannt, warum manche eine gute Prognose und manche einen sehr aggressiven Ver lauf aufweisen, und weiters warum die Ependymome von Kindern besonders häufig mit einer schlechten Prognose verbunden sind. Modernste Analyse-Tools Die nun publizierte Studie nutzte modernste Methoden wie das Single Cell Se - quencing, um einzelne Tumorzellen genomweit zu analysieren und ihre molekularbiologischen Eigenschaften zu beschreiben. Da - bei zeigte sich, daß Ependymome sehr he– terogen sind, also aus vielen Zellen mit unterschiedlichen Eigenschaften bestehen, was die Behandlung erschwert. Das ForscherInnenteam untersuchte im Zuge seiner Arbeit Zellen von Tumoren mit guter Progno - se, ebenso wie solche mit aggressiven Verläufen. Ein Großteil der PatientInnen deren Tumoren untersucht wurden, wurden von der MedUni Wien in die Studie eingebracht (20 von insgesamt 28). Eine wesentliche Erkenntnis der ForscherInnen besteht im Nachweis, daß Ependymomzellen aus einer bestimmten Stammzell - nische des Gehirns entstehen. Damit weisen sie auch oft Eigenschaften von Stammzellen auf. Stammzellen besitzen die Fähigkeit, andere Körperzellen zu ersetzen und zu Körperzellen mit verschiedenen Funktionen (z.B. Nervenzellen) heranzureifen. ExpertInnen bezeichnen diesen Vorgang als Ausdifferenzierung. Solange sie noch unreif, also undifferenziert sind, können sie sich im Prinzip unbegrenzt vermehren. Sind die Zellen entartet, entsteht eine besonders aggressive Form von Krebs. Johannes Gojo, Facharzt und Forscher an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde der MedUni Wien und des Universitätsklinikums AKH Wien sowie am Institut für Krebsforschung der MedUni Wien, Mitglied des CCC sowie des Comprehensive Center for Pediatrics (CCP) der MedUni Wien und des AKH Wien und Erst - autor der Studie: „Wir haben gesehen, daß die einzelnen Zellen von Ependymomen in - nerhalb des Tumors verschiedene Entwikklungsstadien durchlaufen. Jene mit aggressivem Verlauf weisen viele unreife Zellen auf, das heißt, sie sind Stammzellen sehr ähnlich. Tumoren, bei denen sich ein Großteil der Zellen in einem ausgereifteren Zu - stand befand, zeigten eine günstigere Prognose. Dieses Ergebnis könnte uns einen An - satzpunkt für neue Therapiekonzepte liefern.“ Es erklärt außerdem, warum sich Ependymome bei Kindern häufig aggressiver verhalten als bei Erwachsenen: Bei ihnen ist der Anteil an undifferenzierten, stammzellartigen Ependymomzellen höher als bei Er - wach senen. Effektivere Therapieansätze Gojo: „Wir konnten darüber hinaus auch genaue Kenntnisse der molekularbiologischen Eigenschaften der Tumorzellen ge - winnen, was uns ebenfalls gestattet, neue Therapieansätze abzuleiten. Erste Tests in diese Richtung sind sehr vielversprechend, bedürfen aber noch genauerer Untersuchungen.“ Internationale Kooperation Die Studie ist ein Kooperationsprojekt der MedUni Wien, dem Dana-Farber Cancer Institute und der Harvard Medical School bzw. dem Broad Institute of MIT in Boston und dem Deutschen Krebsforschungszentrum bzw. dem Hopp Kindertumorzentrum in Heidelberg. n https://www.meduniwien.ac.at/
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 193 / 31. 07. 2020 Kultur Van Gogh, Cezanne, Matisse 105 Die Sammlung Hahnloser – von 27. August bis 15. November 2020 in der Albertina Foto: Kunstmuseum Bern, Dauerleihgabe Hahnloser/Jaeggli Stiftung / Foto: Reto Pedrini, Zürich Die Albertina widmet diese Ausstellung einer der bedeutendsten Privatsammlungen der französischen Moderne. Die Ausstellung in der Albertina zeigt ein Kondensat aus den 80 wichtigsten und schönsten Werken der ursprünglich 500 Gemälde, Papierarbeiten und Plastiken umfassenden Sammlung Hahnloser, ergänzt durch Werke, die als Hahnloser-Schenkungen von den Kunstmuseen Winterthur und Bern erworben wurden. Die Schweiz besitzt bekanntlich keine Fürstlichen Sammlungen, zugleich bewundert man auf der ganzen Welt ihre reichen Sammlungen der Klassischen Moderne. Jener Moderne, die in der Welthauptstadt der Vincent van Gogh, Der Sämann, 1888 Kunst geboren worden ist, in Paris. Schweizer Sammlungen haben keineswegs schon immer den Blick nach Frankreich gerichtet – sie tun es erst, seit Arthur und Hedy Hahnloser in der Blütezeit der Avantgarden zu Sammeln begonnen haben. Die Sammlung Hahnloser entstand zwischen 1907 und 1936 im engen freundschaftlichen Austausch zwischen dem Sammlerpaar Arthur Hahnloser (1870–1936) und Hedy Hahnloser-Bühler (1872–1952) und ihren Künstlerfreunden: Ferdinand Hodler, Félix Vallotton, Henri Manguin, Pierre Bonnard und Henri Matisse. Später wurden auch deren Vorläufer Renoir, Van Gogh, Gauguin, Cézanne und Toulouse-Lautrec Teil der Sammlung des Augenarztes und der ausgebildeten Malerin. Heute umfaßt die bedeutende Sammlung einzigartige Werkgruppen – Gemälde, Plasti - ken und Aquarelle – der schweizerischen und französischen Moderne, darunter so prominente Werke wie Bonnards Spiegeleffekt (Die Wanne), Cézannes Selbstbildnis Porträt des Künstlers, Van Goghs Sämann und das Nachtcafé in Arles, Vallottons Die Weiße und die Schwarze oder Maillols Skulptur Po mona. Bedeutende Teile der ursprünglichen Sammlung befinden sich heute im Besitz der Hahnloser/Jaeggli Stiftung, die seit 2016 im »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at
Ausg. Nr. 193 • 31. Juli 2020 Das
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Foto: BMEIA / Gruber ÖSTERREICH JO
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