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Ausgabe 192

Monatsmagazin mit Berichten von der Politik bis zur Kultur: sechs bis acht Mal jährlich mit bis zu 100 Seiten Österreich. 14.326 pdf-Downloads im Junii 2020 auf http://oesterreichjournal.at/

ÖSTERREICH JOURNAL NR.

ÖSTERREICH JOURNAL NR. 192 / 02. 06. 2020 Kultur 82 © Albertina, Wien Jan Cornelisz Vermeyen, Muley Ahmed, ca. 1536, Radierung (Ausschnitt) arbeit mit professionellen Druckern und ei - nen gut organisierten Vertrieb erreichten ihre Radierungen ein wesentlich breiteres Publikum. Die Radierung in den Niederlanden 1520‒1550 In den Niederlanden begann die Nutzung der Radiertechnik in den frühen 1520er-Jahren in den Residenz- und Hofstädten Mechelen und Wijk bij Duurstede, in Antwerpen und Leiden. Möglicherweise wurde das In - teresse für das neue Druckverfahren durch Albrecht Dürer geweckt, der während seiner Reise durch die Niederlande (1520‒1521) einen enormen Eindruck auf die ansässigen Künstler hinterließ und diese in ganz unterschiedlichen Bereichen inspirierte. Für einige, wie etwa Jan Gossaert (um 1478–1532), Lucas van Leyden (um 1494–1533) oder Dirck Vellert (um 1480 – um 1547), war die Beschäftigung mit der Radierung nur ein kurzes Intermezzo, das nach wenigen Versuchen wieder aufgegeben wurde. Andere, wie Jan Cornelisz Vermeyen (um 1504–1559), befaßten sich durchaus intensiv und über einen längeren Zeitraum hinweg mit dem Verfahren. In den Niederlanden wurde erstmals Kup - fer als Material für Radierplatten verwendet. Rezepturen für brauchbare Ätzflüssigkeiten zirkulierten nicht nur unter den Künstlern selbst, sondern wurden auch durch gelehrte Humanisten und Kunstförderer verbreitet, © The Metropolitan Museum of Art, New York »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at die der neuen Technik großes Interesse entgegenbrachten. Der erste Künstler überhaupt, der in Kupfer radierte, war Lucas van Leyden. Kupfer ist für Rost und Korrosion weniger anfällig als Eisen. Darüber hinaus er - laubt das wesentlich weichere Material eine größere Flexibilität in der Bearbeitung und ermöglicht es dem Künstler, Radierung und Kupferstich in einer einzigen Platte zu kombinieren. Stilistisch äußert sich dies jedoch nicht in einer freieren zeichnerischen Gestaltung. Ganz im Gegenteil wurde das für Kupferstiche typische enge Schraffursystem auch auf die Radierung übertragen. Parmigianino und die frühe Radierung in Italien Francesco Parmigianino (1503–1540) war der erste italienische Künstler, der die Möglichkeiten der Radierung zur Gänze ausschöpfte. Während seines kurzen Aufenthalts in Bologna zwischen 1527 und 1530 produzierte er Altartafeln, malte Porträts, zeichnete Entwürfe für Hell-Dunkel-Holzschnitte und schuf 18 Radierungen. Wo und bei wem er die Radiertechnik erlernte, ist nicht bekannt. Sein Umgang damit ist jedoch von einer großen Experimentierfreude ge - kennzeichnet. So probierte er die Wirkung von farbiger Druckertinte und Plattentönen aus, bearbeitete die geätzten Kupferplatten mit Stichel oder Kaltnadel und kombinierte erstmals Radierung und Holzschnitt. Parmigianinos Radierungen wurden so - wohl für ihre technische Ausführung als auch für ihre Kompositionen bewundert. Ihr eleganter Linienduktus sprach insbesondere Sammler von Zeichnungen an. Sein Einfluss auf nachfolgende Künstler, besonders in Ve - nedig und Verona, ist nicht zu unterschätzen. Diese übernahmen nicht nur seinen zeichnerischen Stil und seine Kompositionen, sondern versuchten sich auch in der Technik der Radierung und übertrafen das Vorbild an zeichnerischer Freiheit und Virtuosität. Die Radierung in Verona und Venedig In den Jahren von 1530 bis 1560 erlebte die Radiertechnik im Norden Italiens, insbe- Hieronymus Cock, Ruinen auf dem Palatin, 1550, Radierung und Kupferstich

ÖSTERREICH JOURNAL NR. 192 / 02. 06. 2020 Kultur 83 sondere in Verona und Venedig, eine besondere Blütezeit. Ihre Nähe zur Handzeichnung und ihre vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten machten das Verfahren besonders für Zeichner und Maler interessant, die ihre Bildfindungen auf einfache Weise in einen Druck übersetzen und vielfach reproduzieren konnten. Die radierten Motive umfaßten eine große thematische Bandbreite: Einerseits waren aufwendige Kopien nach Kompositionen führender Künstler der Zeit be liebt, andererseits wurden von Sammlern Landschaftsdarstellungen geschätzt, für die der lockere Linienduktus der Radierung beson - ders geeignet schien. In den frühen 1560er-Jahren wurde die Radierung auch von professionellen Drukkern und Verlegern entdeckt, die darin eine schnelle und damit finanzielle Vorteile versprechende Alternative zur arbeits- und zeitintensiven Produktion von Kupferstichen er - kannten. In großem Umfang wurde von da an die Radierung in Venedig und Rom als Massenmedium für Bilddruck, Buchillustration und Landkartenproduktion genutzt. Die Radierung in Frankreich Erst in den 1540er-Jahren wurde die Radierung auch in Frankreich als Druckverfahren eingesetzt. Künstler, Handwerker und professionelle Druckgrafiker wandten die neue Technik an. Besonders intensiv ge - pflegt wurde sie in Paris von dem Zeichner und Architekten Jacques Androuet du Cerceau (um 1511–1585), der mit Ornamentblättern und Architekturdarstellungen das große Interesse der „amateurs d’antiquités“ an an - tiken Motiven bediente. Zeitgleich wandte sich aber auch in Fontainebleau, unweit von Paris, eine Gruppe von Künstlern der Radiertechnik zu. Das Schloß, das König Franz I. nach italienischem Vorbild mit Fresken, Stuckdekorationen und Skulpturen ausstatten ließ, war seit den 1530er-Jahren zu einem Zentrum künstlerischer Aktivität geworden, wo insbesondere der Florentiner Künstler Rosso Fioren - tino einen neuen ornamentalen Stil entwikkelte. Innerhalb von nur fünf Jahren nutzten verschiedene Künstler die neue Drucktechnik in größerem Umfang und waren dadurch wesentlich an der schnellen Verbreitung des neuen höfischen Dekorationsstils beteiligt. Ab den 1550ern wurde in Frankreich nur noch sporadisch und vereinzelt radiert. Erst um die Wende zum 17. Jahrhundert sollte die Technik ihre triumphale Rückkehr als künstlerisches Medium feiern. © Albertina, Wien Lucas van Leyden, Maximilian I., 1520, Radierung und Kupferstich Professionalisierung der Radierung: Die Niederlande in den 1550er-Jahren Nachdem im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts in den Niederlanden nur wenige Künstler radiert hatten, entwickelte sich die Technik in den 1550ern zu einem wichtigen Bestandteil des wachsenden Marktes für ge - druckte Bilder. Insbesondere die Hafenstadt Antwerpen, die seit dem späten 15. Jahrhundert ein Zentrum für Buchdruck und Drukkgrafik war, zog sowohl geschäftstüchtige Verleger als auch Künstler und hochqualifizierte Druckgrafiker an. Die Radierung stellte gerade für gewinnorientierte Verleger wie Hieronymus Cock (1518–1570) eine interessante Alternative zum Kupferstich dar, da die Fertigung der Druckplatte wesentlich we - niger Zeit in Anspruch nahm und von ihr rund 1000 gute Abzüge genommen werden »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at konnten. Produziert wurden bald große Bildserien in hohen Auflagen, die von Künstlern entworfen und von professionellen Handwerkern radiert wurden. Neben Künstlern wie etwa Pieter Bruegel (1526/30–1569), der die Radierung als eine von mehreren Ausdrucksformen benutzte, taten sich auch professionelle Druckgrafiker wie die beiden im dritten Viertel des 16. Jahrhunderts tätigen Brüder Jan und Lucas van Doetecum oder Pieter van der Borcht (um 1535–1608) hervor, die reproduktive Blätter nach Vorlagen anderer Künstler schu - fen. Die Ausstellung „Die frühe Radierung. Von Dürer bis Bruegel“ entstand in Kooperation mit dem Metropolitan Museum in New York n https://www.albertina.at/

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