ÖSTERREICH JOURNAL NR. 192 / 02. 06. 2020 Wissenschaft & Technik 74 lichkeiten zwischen den Signal- und Idler- Photonen die Unterscheidung der Signal- Pho tonen (die vom Zielobjekt empfangen wer den) vom Umgebungsrauschen erleichtern. Barzanjeh, der mittlerweile Assistenzprofessor an der University of Calgary ist: „Die zentrale Aussage unserer Forschung ist, daß Quantenradare und Mikrowellen Quantenillumination nicht nur in der Theorie existieren, sondern auch in der Praxis möglich sind. Im Vergleich zu klassischen kohärenten De - tektoren sehen wir unter denselben Bedingungen und bei sehr geringer Signalstärke, daß die quantenverstärkte Detektion überlegen sein kann.“ Wichtiger Meilenstein zur Weiterentwicklung 80jähriger Radartechnologie Grundlagenforschung war stets einer der wichtigsten Treiber für Innovation, Paradigmenwechsel und technologischen Durchbruch. Die neuesten Forschungsergebnisse der Fink-Gruppe gelten zwar lediglich als „Proof of Concept“, also als praktischer Nachweis eines theoretischen Konzepts, je - doch konnten Barzanjeh et al. eine neue De - tektionsmethode demonstrieren, die in einigen Fällen dem klassischen Radar überlegen sein kann. „Im Laufe der Geschichte waren Proofs of Concept wie unseres oft wichtige Meilensteine auf dem Weg zu zukünftigen technologischen Entwicklungen. Wir sind gespannt auf die Auswirkungen unserer Forschung, insbesondere für Mikrowellensensoren mit kurzer Reichweite“, so Barzanjeh. Letztautor und Gruppenleiter Johannes Fink ergänzt: „Dieses wissenschaftliche Er - gebnis war nur möglich durch die enge Zu - sammenarbeit von theoretischen und experimentelle Physikern die neugierig sind wie man Quantenmechanik nutzen kann um klas - sische Schranken in der Sensorik zu durchbrechen. Um einen Nutzen aus unserer Forschung zu ziehen, brauchen wir darüber hinaus aber auch die Unterstützung erfahrener Elektroingenieure denn es gibt noch viel zu tun bevor das Konzept in der Praxis angewendet werden kann.“ Foto: IST Austria / Anna Stöcher Die IST Austria Physiker Shabir Barzanjeh (Erstautor) und Johannes Fink (Gruppenleiter and Co-Autor) an ihrem Arbeitsplatz Über die Fink-Gruppe am IST Austria Professor Johannes Fink leitet am IST Austria eine Forschungsgruppe an der Schnitt stelle zwischen Quantenoptik und mesoskopischer Festkörperphysik. Das Team untersucht Quantenphysik in elektrischen, mechanischen und optischen chip-basierten Bauteilen mit dem Ziel, die Quantentechnologie für Simulation, Kommunikation, Me - trologie und Sensorik weiterzuentwickeln Der Informatiker und Präsident des Institute of Science and Technology Austria (IST Austria), Thomas Henzinger, wird Mitglied in der 1780 gegründeten US National Academy of Sciences und in der American Academy of Arts and Sciences. Diese honoriert herausragende Wissenschafter, Führungspersönlichkeiten, Künstler und Innovatoren und en gagiert sich für den Wissensaustausch und die Bewältigung weltweiter Herausforderungen. Zu ihren Mitgliedern zählen Ikonen der amerikanischen Geschichte, Kunst und Wissenschaft von Benjamin Franklin bis Albert Einstein und Bob Dylan. Thomas Henzinger bedankt sich für die Ehre, diesen ausgewählten Kreisen beitreten zu dürfen: „Ich fühle mich geehrt, daß meine Kollegen mich ausgewählt haben, Mitglied dieser renommierten Akademien zu werden. Spitzenforschung ist immer eine gemeinschaftliche Anstrengung. Deshalb möchte ich auch allen meinen Studenten und Mitarbeitern im Laufe der Jahre danken.“ Wissenschaftliche Karriere und Errungenschaften Thomas Henzinger wurde in Linz geboren. Er erhielt sein Diplom in Informatik von der Johannes-Kepler-Universität in Linz und sein Doktorat in Computer Science von der Stanford University (1991). Er war Direktor am Max-Planck-Institut für Informatik in »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at und zu integrieren. n https://ist.ac.at/de/forschung/fink-gruppe/ Thomas Henzinger in zwei renommierte amerikanische Akademien gewählt Foto: IST AUstria / Johannes Zinner Prof. Thomas Henzinger Saarbrücken, sowie Professor an der EPFL in Lausanne und an der University of California in Berkeley. Im Jahr 2009 wurde Thomas Henzinger zum ersten Präsidenten des IST Austria ernannt und hat das Institut in den letzten zehn Jahren zum weltweiten Erfolg geführt: Während Henzingers dritter Amtszeit belegte das IST Austria im Juni 2019 den dritten Platz der weltweit führenden Forschungseinrichtungen auf dem Nature Index (normalisiertes Ranking). Mit seiner Berufung wird er neben Herbert Edelsbrunner das zweite Mitglied des IST Austria in der American Academy of Arts and Sciences. n https://ist.ac.at/
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 192 / 02. 06. 2020 Wissenschaft & Technik Hinweise auf steinzeitliches Bierbrauen in Mitteleuropa 75 Ein internationales Forschungsteam rund um die Österreichische Akademie der Wissenschaften hat eine Methode entwickelt, mit der sich malzbasierte Lebensmittel auch anhand verbrannter archäologischer Speisereste belegen lassen Es zählt zu den ältesten und weitest verbreiteten Nahrungsmitteln der Menschheit: das Bier. Als Getränk mit Wurzeln, die bis zur Entstehung der Landwirtschaft in der Jungsteinzeit zurückreichen, spielte es quer durch die Kulturen eine große rituelle und soziale Rolle – und nicht zuletzt auch als wichtiges Lebensmittel. Bierherstellung und -konsum in archäologischen Befunden zu finden ist jedoch schwierig, ein Nachweis ist oft nur eingeschränkt möglich. Für die Erforschung „alten Biers“ wird deshalb ständig nach besseren Methoden gesucht. Im Rahmen des vom Europäischen Forschungsrat (European Research Council, ERC) geförderten Projekts PlantCult hat nun ein internationales Forschungsteam unter der Leitung des Archäobotanikers Andreas G. Heiss vom Österreichischen Archäologischen Institut der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) eine neue Methode entwickelt, um archäologische Belege von stark verarbeitetem Getreidemalz eindeutig zu identifizieren, und damit auch einen der wichtigsten Schritte der Bierbereitung nachzuweisen. Die Ergebnisse wurden nun in der Fachzeitschrift „PLOS ONE“ veröffentlicht. Experimentelles Malz Ein entscheidender Schritt beim Bierbrauen ist das Mälzen, bei dem Getreide – heute meist Gerste – zum Keimen gebracht und dann getrocknet oder geröstet wird. Bei diesem Keimungsvorgang wird die im Mehlkörper enthaltene Stärke verzuckert, ebenso wird die Zellulose der Zellwände abgebaut und dem Keimling als Energie für das Wachs - tum zur Verfügung gestellt. Mikroskopische Strukturveränderungen dieses „Aussaugens“ des Korns sind unter anderem die immer dünner werdenden Zellwände des Mehlkörpers und der sogenannten Aleuronschicht. Die vorliegende Studie konnte das Merkmal dünner Aleuron-Zellwände nun erstmals zum Nachweis von Malz in verkohlten archäologischen Resten nutzen, also selbst dann, wenn die Körner bis zur Unkenntlichkeit zermahlen wurden und anschließend verbrannten. Foto: ÖAW / Niki Gail Foto: ÖAW-ÖAI / Niki Gail Ohne Mikroskop sind die meisten archäologischen Lebensmittelreste äußert unscheinbare Funde. Der vielleicht älteste Braurest Mitteleuropas: Ein napfförmiger Speiserest aus der Seeufersiedlung Hornstaad-Hörnle IA (Deutschland) »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at
Ausg. Nr. 192 • 2. Juni 2020 Das
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