ÖSTERREICH JOURNAL NR. 192 / 02. 06. 2020 Personalia Kirche in Österreich trauert um Bischof Johann Weber 68 Der emeritierte Grazer Bischof ist in der Nacht auf den 23. Mai im 94. Lebensjahr verstorben. Er leitete von 1969 bis 2001 die Diözese Graz-Seckau und war von 1995 bis 1998 Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz. Voll Trauer gibt die Katholische Kirche Steiermark bekannt, daß Altbischof Johann Weber, der 56. Bischof der Diözese Graz-Seckau, am 23. Mai friedlich verstorben ist, nachdem er zuletzt noch gemeint hat, er blicke voll Dankbarkeit auf sein Leben zu - rück und sei bereit, über die letzte Brücke zu gehen. Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl zeigte sich tief betroffen vom Tod von Bischof Johann. „Das hat mich schwer ge - troffen, auch wenn wir uns ob seines hohen Alters und seines eigenen, offenen Um gan - ges mit dem Tod seelisch vorbereiten konn - ten. Seine Herzlichkeit, seine Offenheit und sein tiefer Glaube waren über Jahrzehnte das Rückgrat unserer Diözese. Er hat Generationen von Menschen und unsere Steiermark ge - prägt. Ich bin dankbar für dieses Gottesgeschenk an geistlichem Leben. Ich bitte um das Gebet für unseren verstorbenen Bi - schof.“ Krautwaschl hat seinerzeit mit Bi - schof Johann, dessen Wahlspruch „den Ar - men das Evangelium verkünden“ war, als des - sen Zeremoniär viel Zeit verbracht. „Ich er - innere mich noch gut an eine Begebenheit in Bischof Webers Amtsräumen. Einer der Kollegen fragte ihn, wieso denn sein Schreibtisch so leer sei, ob er denn keine Arbeit hät - te. Bischof Johann meinte darauf: ‚Ich habe bei einem Kurs im Vatikan gelernt: Der volle Schreibtisch eines Bischofs ist nur ein Hinweis darauf, daß er seinen Mitarbeitern nicht traut.‘“ Foto: Gerd Neuhold / Sonntagsblatt Altbischof Johann Weber ist am 23. Mai im 94. Lebensjahr friedlich verstorben. Bundespräsident Alexander Van der Bellen „Mit dem Tod des Altbischofs der Diözese Graz-Seckau, Johann Weber, verliert die Katholische Kirche in der Steiermark einen weit über die Diözesangrenze hinaus ge - schätzten Oberhirten. Seine Volksnähe und Bescheidenheit werden vielen Menschen, die dem Bischof begegnet sind, in Erinnerung bleiben. Höhepunkt seiner Amtszeit war zweifellos der Besuch von Papst Johannes Paul II. im steirischen Wallfahrtsort Maria Zell im Jahr 1983 sowie die Übernahme des Vorsitzes in der österreichischen Bischofskonferenz“, würdigte Bundespräsident Alexander Van der Bellen den verstorbenen Altbischof. Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer Auch Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer ist tief betroffen vom Ableben des Altbischofs: „Bischof Johann hat in den Herzen der Steirerinnen und Steirer einen ganz besonderen Platz. Er war über Jahrzehnte das geistliche Herz einer aufblühenden Stei - ermark. Sein aufbrechender offener Geist verpflichtet dem 2. Vatikanischen Konzil prägte als Bischof der kleinen Leut Generationen von SteirerInnen. Ich konnte ihm im April noch zu seinem Geburtstag gratulieren und war sehr berührt von seiner Antwort.“ Der Landeshauptmann erinnert sich an die Fähigkeit von Bischof Johann, auf die Menschen zuzugehen. Sein Gespür für die Leute werde unvergessen bleiben. Er sei ein Bischof gewesen, der mit offenem Herzen auf die Menschen zuging, um mit ihnen gemeinsam den Weg des Glaubens zu gehen. „Er war ein Steirer, den die Steiermark als Land von Offenheit und Herzlichkeit betrauert, weil Johann Weber uns mit seinem Geist »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at in das Herz geschrieben hat“, so der Landeshauptmann. Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl Auch der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl ist vom Tod des Altbischofs ergriffen: „Der Ehrenbürger der Stadt Graz Bischof Weber war ein selbstbewußter Religionsverbinder, der in Demut seine Glaubensbotschaft mit allen in der Bevölkerung teilte. Mit seiner Gabe, Menschen für den Glauben und die Stille des Gebets zu begeistern, wird er uns immer in Erinnerung bleiben. Sein religiöses Wirken und seine Verbinderrolle in der Ökumene in Graz und darüber hinaus bleien uns immer ein Vorbild. Der Tod von Bischof Weber geht mir nahe, da auch Bi - schof Weber immer den Menschen nahe war.“ Erzbischof Pedro López Quintana, Apostolischer Nuntius in Österreich „Ich verbinde mich mit Ihnen, den Priestern und den Gläubigen der Diözese Graz- Seckau im fürbittenden Gebet um die ewige Ruhe für den so beliebten Bischof Johann Weber. Er bleibt uns allen als eifriger Hirte in Erinnerung, der sich dem Dienst an der Kirche verschrieben hatte und der den ihm anver-
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 192 / 02. 06. 2020 Personalia 69 trauten Gläubigen uneingeschränkt in einer beispielhaften Nähe und in einem Geist der Demut und Sympathie stets nahestand.“ Erzbischof Franz Lackner „Tief bewegt habe ich heute frühmorgens vom Tod Bischof Webers erfahren. Große Dank barkeit stillt die Trauer. Ein gutes Stück Kirchen- wie Glaubensgeschichte hat in Bi - schof Weber einen ehrlichen wie begeisterten Zeugen verloren. Sein Glaube war geprägt von Hoffnung und Menschenfreundlichkeit. Die Sorge um den Menschen begleitete ihn bis in die letzten Stunden seines Lebens. Nun ist er, wie er gestern einigen Weggefährten angekündigt hatte, heimgegangen. Lieber Bischof Johann, ein herzliches Vergelt’s Gott!“ Evangelische Kirche Steiermark Die Nachricht vom Ableben von Altbischof Johann Weber bewegt die Evangelische Kirche in der Steiermark: Superintendent Wolf - gang Rehner und Superintendentialkurator Mi - chael Axmann zeigten sich tief betroffen. Rehner: „Als Bruder in Christus war der nun Heimgegangene den Superintendenten unserer Kirche in seiner zugewandten Art brüderlich nahe; in seinem theologischen Denken und kirchenleitenden Handeln ein Wegbegleiter unserer Kirche, der Geschwisterlichkeit glaubhaft gelebt hat. Dankbar für sein Wirken und in der Zuversicht des Lebens in Gottes Licht sprechen wir unserer Schwesterkirche un - ser Beileid aus.“ Axmann bezeichnet Bi schof Weber als „großen Mann der Ökumene.“ Und weiter: „Ich verneige mich vor ei nem mutigen Vorreiter. Er hat mit seiner Of fenheit und Dialogbereitschaft entscheidend beigetragen die Basis für das vorbildliche ökumenische Kli - ma in der Steiermark zu le gen.“ Caritas-Direktor Herbert Beiglböck Mit dem Wahlspruch „den Armen das Evangelium verkünden“ habe sich Bischof Weber von Anfang das Handeln der Caritas zu einer wesentlichen Dimension seines seel - sorgerischen Wirkens gemacht, sagte Caritas-Direktor Herbert Beiglböck: „Ganz nahe bei den Menschen und bei Gott, aufmerksam und interessiert für unsere Arbeit war er der Caritas bis zuletzt verbunden. Persönlich war er mir Weggefährte – ein Wort, das er gerne gebrauchte – der mich entscheidend geprägt und behutsam begleitet hat.“ Katho lischen Aktion: Er war ein liebenswürdiger Kirchenbotschafter Andrea Ederer, die Präsidentin der Katho - lischen Aktion, die dem verstorbenen Priester und Bischof stets ein Anliegen war, sag - te: „Er war ein liebenswürdiger Kirchenbotschafter und sah seinen Platz ,bei den Leuten‘. Im Geiste des II. Vatikanums forderte und förderte er die Mitgestaltung der Laien in Kirche und Welt. Das Prinzip von Joseph Kardinal Cardajn ‚Sehen – urteilen – handeln‘ leitete das Wirken von Bischof Johann. Geprägt von seiner Zeit in der Katholischen Arbeiterjugend war er der Katholischen Ak - tion stets verbunden. So wie diese hatte er den kirchlichen Auftrag, die Gesellschaft menschenfreundlich zu gestalten, für seinen Hirtendienst im Blick.“ Der Seelsorger der Arbeiter Am 26. April 1927 kommt Johann Weber in Graz-St. Veit zur Welt. Bis zur Schließung des Bischöflichen Seminars 1938 ist Johann Weber dort Schüler, anschließend besucht er das Akademische Gymnasium in Graz. Ein Studienjahr widmete der Student Weber der Germanistik, der Geschichte und der Geografie, danach steigt er auf das Studium der Theologie um, welches er 1950 abschließt. Am 2. Juli 1950 wird Johann Weber im Grazer Dom zum Priester geweiht. Nach jeweils drei Jahren als Kaplan zuerst in Kapfenberg und dann in Köflach wird er Diözesanseelsorger der Katholischen Arbeiterjugend. Noch viele Menschen erinnern sich gern an ihre Begegnung mit Johann Weber, dem Seelsorger der Arbeiter, aus dieser Zeit. Von 1962 bis 1969 war Johann Weber Pfarrer der Stadtpfarre Graz-St. Andrä. Sein Einsatz für die Armen und Bedürftigen zeichnet sein Wirken in diesen Jahren aus. Beispielhaft dafür war die Errichtung des „Heimes der offenen Tür“, eines Hauses für Schwangere, die in Not geraten sind. Am 10. Juni 1969 ernennt Papst Paul VI. ihn zum Nachfolger von Bischof Josef Schoiswohl, der am 1. Jänner 1969 zurückgetreten war. Er reiht sich damit als 56. Bischof der Diözese Graz-Seckau ein. Diözesaner Aufbruch Der 28. September 1969, der Tag der Bi - schofsweihe von Johann Weber, wurde auch zu einem Aufbruchsfest für die Diözese Graz-Seckau. Historisches Detail am Rande: Zur gleichen Zeit, als Johann Weber vom Salzburger Erzbischof Andreas Rohracher und seinem Vorgänger Bischof Josef Schoiswohl geweiht wurde, zeigte der ORF die er - sten Bilder von der Mondlandung der US- Amerikanischen Apollomission gezeigt. Die Aufgaben, denen sich Bischof Johann Weber stellen mußte, waren nicht leicht. Es galt, die Polarisierung im Klerus über die Ausrichtung nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil in der Diözese zu überwinden und gleichzeitig das Konzil umzusetzen. Die Einrichtung des Diözesanrates und der Pfarrgemeinderäte, aber auch die Bestellung von Laien zu PastoralassistentInnen und in Aufgabenfelder, die bislang Priestern vorbehalten waren, sind Teile davon. Unter seine Ära fällt auch die Errichtung des Kulturzentrums bei den Minoriten und des Welthauses. »Herzbischof« Weber Über 30 Jahre prägte Bischof Johann We - ber als Hirte die Diözese Graz-Seckau und auch die ganze Kirche in Österreich mit. Eini - ge große Ereignisse zeugen davon: Die Ös - terreich-Synode 1973/74, der „Tag der Stei - ermark“ 1993, die „Wallfahrt der Vielfalt“ 1996, die Zweite Europäische Ökumenische Versammlung 1997 in Graz und der „Dialog für Österreich“ 1998. Zu den Höhepunkten seiner Amtszeit zählt auch der Besuch von Papst Johannes Paul II. im Jahr 1983 in Ma - riazell und der Katholikentag 1981 in Graz, zu dem 70.000 Gläubige in den Stadtpark gekommen waren. Sie feierten das „Fest der Brüderlichkeit“ gemeinsam mit Bischof Johann Weber, der – passend zum Logo des Katholikentages – zum „Herzbischof“ er - nannt wurde. 2001 legt Bischof Johann Weber sein Amt aus gesundheitlichen Gründen zu rück. Der Papst ernannte Bischof Egon Ka pellari zum Nachfolger und 57. Bischof in der Stei - ermark. Bischof Johann Weber schreibt zum Abschied im Sonntagsblatt: „Beinahe 32 Jah - re war ich nun Bischof unserer Diözese Graz-Seckau. Da ist es an der Zeit, für einen neuen Bischof Platz zu machen. Ich hab mir das gut und lange überlegt, und ich glaube, daß nun der richtige Zeitpunkt gekommen ist. […] Es gibt einem viel Freude, in der Steiermark Bischof zu sein, das ist meine Erfahrung. Danke!“ Danach war Bischof We - ber als Seelsorger im Pfarrverband Graz- St. Leonhard, Graz-Ragnitz und Graz-Kroisbach tätig. Zuletzt lebte Bischof Johann Weber im Alten- und Pflegeheim der Dienerinnen Christi in Graz-Andritz, jenem Teil der steirischen Landeshauptstadt, wo er vor 93 Jahren das Licht der Welt erblickt hatte. n Sie können hier Möglichkeit wahrnehmen, sich im Kon dolenzbuch für Bischof Weber ein zutragen: https://www.katholische-kirche-steiermark.at/portal/home/aktuellesneu/article/16247.html https://www.katholische-kirche-steiermark.at/ Quelle: Katholische Kirche Steiermark »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at
Ausg. Nr. 192 • 2. Juni 2020 Das
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