ÖSTERREICH JOURNAL NR. 192 / 02. 06. 2020 »Burgenland Journal« 120 Arbeitsplätze gerettet Betriebsstandort abgesichert – Übernahme durch Landesbeteiligung sichert ehemals insolvente Sanochemia in Neufeld Eine Auffanglösung für den Standort und die MitarbeiterInnen der Firma Sanochemia in Neufeld steht fest: Die Wirtschaft Burgenland GmbH (WiBuG) hat gemeinsam mit einem privaten Konsortium die GmbH neugegründet. Dieses hat ein Angebot zum Ankauf der gesamten Vermögenswerte der ehemaligen insolventen Sanochemia AG ge - legt. Ursprünglich war eine Sanierung des Un ternehmens geplant. Aufgrund der Schliessung der Produktion – ausgelöst durch die aktuelle Corona-Krise – mußte das Management den vorgelegten Sanierungsplan zurück - ziehen und der Masseverwalter die Verwertung der Firmenliegenschaften sowie aller Ver mögenswerte in die Wege leiten. „Be- sonders in Zeiten wie diesen ist es sehr er - freulich, daß – dank des schnellen Agierens des Landes und der professionellen Sanierungskoordination – das Unternehmen gesichert und 120 Arbeitsplätze gerettet werden konnten. Nach der Krise kann die Tätigkeit wieder aufgenommen werden“, so Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und Landesrat Christian Illedits am 15. April unisono. Am 14. April wurde seitens des Handelsgerichts Wien der Verkauf an das neue Konsortium – an die neugegründete GmbH –be- stätigt. Im Wesentlichen wurden die Liegenschaften der Sanochemia in Neufeld, der Ma - schinenpark, das Lager sowie sämtliche Pa - tente, Lizenzen und Markenrechte erworben. „Ich bin sehr glücklich, daß wir den Fortbestand einer hochtechnologieorientierten Pharmazieproduktion im Burgenland absichern können. Vor allem halten wir mit unserer Beteiligung 120 sehr hochwertige Ar - beitsplätze im Land. Ich bin davon überzeugt, daß Europa – auch aufgrund der jüngsten Entwicklungen – ein großes Potential für medizinische Produktionsstätten hat und daher auch der Standort in Neufeld in seiner neuen Eigentümerstruktur und Ausrichtung wachsen wird. Für den Wirtschaftsstandort Burgenland ist das in der aktuellen Ausnahmesituation ein äußerst wichtiges Signal“, resümierte der Landeshauptmann. „Jene 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die bis da - to in der insolventen Sanochemia AG angestellt waren, werden in der neuen Gesellschaft in einem Stufenplan bis Sommer 2020 © Sanochemia Werk Neufeld / Foto Pflügl Ein Blick in die hochtechnologieorientierte Pharmazieproduktion von Sanochemia eingestellt und die Produktion wieder voll hochgefahren. Ebenso wandert die Firmenzentrale von Wien nach Neufeld ins Burgenland“, so Christian Illedits, Landesrat für Wirtschaft und Arbeitsmarkt. Sein Dank gilt auch der Wirtschaft Burgenland (WiBuG), die in einer äußerst schwierigen Phase ihre Kompetenz als Sanierungsstelle unter Be - weis stellen konnte. Dies zeige, daß sie mehr als eine Förderstelle und Betriebsansiedlungsagentur sei. Durch Beteiligungen des Landes Burgenland kann der Betrieb von in Notlage geratenen Unternehmen weitergeführt werden, was zur Sicherung zahlreicher Arbeitsplätze beiträgt. Dies entspricht dem Ziel einer möglichst hohen Beschäftigung beziehungsweise einer möglichst niedrigen Arbeitslosigkeit im Land. Diese Zielsetzung trägt zur Weiterentwicklung der Lebensstandards bei. Ihr Stellenwert wird derzeit durch die Folgen der Corona-Krise in den Bereichen Wirtschaft und Arbeitsmarkt in hohem Maße erkennbar. WiBuG-Geschäftsführer Harald Zagiczek wies darauf hin, daß es seit Weihnachten eine sehr intensive Zeit und unter widrigsten Umständen eine Blitzsanierung war, sich die Mühen aber gelohnt ha - https://www.burgenland.at 44 ben: „Das Unternehmen kann nunmehr neu und sehr effizient aufgestellt werden und ich bin davon überzeugt, daß man mit den hochqualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Standort einen wichtigen burgenländischen Leitbetrieb wieder am internationalen Pharmaziesektor plazieren wird können.“ Die Anteilsverhältnisse an dem neu ge– schaffenen Unternehmen gliedern sich nunmehr wie folgt: 49,90 Prozent werden durch die EOSS Technology GmbH, 35,81 Prozent durch die b.e.imagine GmbH und 14,29 Prozent durch die WiBuG gehalten. Das Land Burgenland sichert durch die Übernahme ei - ner Landeshaftung in der Höhe von 3,0 Mio. Euro das für das Wachstum notwendige Work - ing Capital ab. Timo Bender, ge schäfts füh - render Gesellschafter der neu gegründeten GmbH: „Die b.e.imaging GmbH als größter Abnehmer von Produkten der Sanochemia ist sehr froh darüber, daß es mit drei neuen Eigentümern – EOSS, WiBuG und b.e.imaging – nunmehr eine langfristige und stabile Perspektive für die Sanochemia gibt. Als Teil der Geschäftsführung der Sanochemia wird b.e.imaging weiterhin alles unterneh-
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 192 / 02. 06. 2020 »Burgenland Journal« 45 men, um nachhaltigen Erfolg zu ermögli - chen.“ Für das steirische Technologieunternehmen EOSS, mit 49,9 Prozent nunmehr größter Teilhaber der Sanochemia, gilt die Beteiligung als wichtige strategische Erweiterung seiner Health-Tech-Sparte. EOSS-CEO Thomas Erkinger: „Wir gehen hier bei einem re - nommierten Betrieb an Bord, der in einen Sturm geraten ist. Unser Ziel ist ruhiges Fahr - wasser – und die Entwicklung zu einem in - novativen, technologisch führenden österreichischen Leitbetrieb.“ Hintergrund des Sanierungsplans Im Jahr 2018 kam es zu einem massiven Umsatzeinbruch geschuldet einer temporären Schließung und eines Produktionsstopps. Eine Überschuldung des Unternehmens, drohende Schadenersatzforderungen und Managementfehler der Vergangenheit hatten das Unternehmen in die Insolvenz geführt. Am 16. Dezember 2019 wurde vom Handelsgericht Wien das Sanierungsverfahren be - kanntgegeben. Ab diesem Zeitpunkt hat das neue, seit Februar 2019 agierende Management unter Zeitdruck versucht das Unternehmen mit neuen Kapitalgebern zu sanieren. Eine Einigung mit den Gläubigern konnte erzielt werden und auch die gesellschaftsrechtlich notwendigen Beschlüsse zum Einstieg neuer Investoren wurde in einer außerordentlichen Hauptversammlung der AG am 13. März 2020 gefaßt. Mit den Gläubigern konnte eine 20 Prozent-Quote vereinbart wer - den, welche nunmehr aufgrund des durch den Corona-Virus ausgelösten Produktionsstopps nicht bedient werden kann. Das Ma nagement mußte den vorgelegten Sanierungsplan zurückziehen und der Masseverwalter die Verwertung der Firmenliegenschaften sowie der Firmen Assets in die Wege leiten. Sanochemia: Flexibler pharmazeutischer Wirkstoff-Hersteller in Europa Die Auswirkungen der Corona-Krise machen deutlich, daß von Drittländern ab - hängige Lieferketten bei Arzneimitteln zu kritischen Lieferengpässen oder gar Lieferausfällen führen. Insbesondere bei pharmazeutischen Rohstoffen, sogenannten Active Pharmaceutical Ingredients (APIs), ist die Industrie stark von China und Indien abhängig. Daraus ergibt sich die Forderung, wichtige Produktionskapazitäten nachhaltig nach Europa zurückzuholen. Sanochemia hat die entsprechenden Voraussetzungen, um die Kompetenz in diesem Bereich innerhalb Ös - © Sanochemia Werk Neufeld / Foto Pflügl Neben der Wirkstoff-Kompetenz verfügt Sanochemia in seinem größten Geschäftsfeld über langjährige Erfahrung als Hersteller von Kontrastmitteln für die diagnostische Bildgebung. terreichs weiter auszubauen. Künftig will Sanochemia eine wesentliche Rolle in der kritischen Versorgungssicherheit mit Arzneimitteln spielen. Sanochemia ist ein lokaler Hersteller von Arzneimittel-Spezialitäten Gerade im Bereich der Auftragsherstellung von Spezialitäten plant das Unternehmen sich großen Pharmaunternehmen ge - genüber als europäische ‚Second Source‘ für die Herstellung von Spezialwirkstoffen an - zubieten. So wird am Standort im burgenländischen Neufeld etwa ein Wirkstoff für ein Muskelrelaxans hergestellt. Viele andere könn ten folgen, da Sanochemia über eine Allzweckproduktionsanlage verfügt, von de - https://www.burgenland.at nen es in Österreich mittlerweile nur noch eine Handvoll gibt. Neben der Wirkstoff-Kompetenz verfügt Sanochemia in seinem größten Geschäftsfeld über langjährige Erfahrung als Hersteller von Kontrastmitteln für die diagnostische Bildgebung. Sanochemia tritt in diesem Be - reich sowohl als Vertragshersteller (CMO) als auch als Anbieter einiger der etabliertesten generischen CT/XRT- und MRT-Produk - te auf dem Markt auf. Ein starkes Distributionsnetzwerk mit lokalen B2B-Partnern sichert einen adäquaten Marktzugang in über 35 Ländern. In den nächsten Jahren sollen zahlreiche neue Zielmärkte erschlossen werden. n http://sanochemia.at/
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