ÖSTERREICH JOURNAL NR. 192 / 02. 06. 2020 Innenpolitik Weitere Erleichterungen ab 15. Juni Bundeskanzler Sebastian Kurz: Appell für mehr Eigenverantwortung Wir dürfen heute wieder gute Nachrichten verkünden“, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz am 29. Mai bei einer Pressekonferenz im Bundeskanzleramt gemeinsam mit Vizekanzler Werner Kogler, Gesundheitsminister Rudi Anschober und Innenminister Karl Nehammer. „Wir haben in Österreich weiterhin sehr niedrige Ansteckungszahlen und sind auf einem guten Weg. Daher können wir in die nächste Phase eintreten, die da lautet: weniger Regeln, mehr Eigenverantwortung. Der nächste Schritt in Richtung Normalität kann gesetzt werden. Gerade was den Mund-Nasen-Schutz betrifft, ist uns vollkommen bewußt, daß dieser für Ös - terreich ein Kulturwandel war und ist. Wir können aber noch nicht gänzlich darauf verzichten. Durch die guten Zahlen ist es aber möglich, daß wir Schritt für Schritt Lockerungen vornehmen können“, so Kurz. Eigenverantwortung wird wichtiger „Nach den Lockerungsschritten, die wir bereits in den letzten Wochen setzen konnten, ist es aus heutiger Sicht möglich, daß wir ab 15. Juni den Mund-Nasen-Schutz verpflichtend nur mehr in drei Bereichen tragen müssen: zum Ersten in den öffentlichen Verkehrsmitteln, zum Zweiten im Gesundheitsbereich sowie den Apotheken und zum Dritten bei Dienstleistungen, bei denen der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann, wie etwa bei Friseuren und den Angestellten in der Gastronomie“, informierte der Kanzler. Das bedeute, daß der Mund-Nasen-Schutz im Handel, der Schule oder für Gäste in der Gastronomie nicht mehr verpflichtend zu tra - gen sei. Der Bundeskanzler empfahl jedoch, da die Eigenverantwortung derzeit wichtiger werde, „dringend den Mund-Nasen-Schutz, weiterhin überall dort zu tragen, wo es Menschenansammlungen gibt, es eng ist und der Mindestabstand mit anderen Menschen nicht eingehalten werden kann“. Darüber hinaus habe die Bundesregierung ab 15. Juni auch weitere Lockerungsschritte für die Gastronomie beschlossen. „Die Sperrstunde soll dann auf 1:00 Uhr ausgeweitet und die Vier-Personen-Regel pro Tisch aufgehoben werden“, so Kurz. Der Ein- Meter-Abstand der Tische zwischen Gruppen, die nichts miteinander zu tun haben, bleibe jedoch aufrecht. Foto: BKA / Dragan Tatic Pressestatement zu den neuen Maßnahmen (v.l.): Innenminister Karl Nehammer, Vizekanzler Werner Kogler, Bundeskanzler Sebastian Kurz und Gesundheitsminister Rudolf Anschober. Die Regierung sehe es zudem positiv, daß viele Unternehmen und Institutionen in Österreich sich selbst Sicherheitskonzepte überlegt haben und so einen Beitrag dazu lei - sten, daß man die Ansteckungszahlen weiterhin niedrig halten könne. Regionale Maßnahmen bei Anstieg der Infektionszahlen Abschließend betonte der Bundeskanzler, daß man keinem Irrtum unterliegen solle: „Das Virus ist nicht ausgelöscht. Wir haben es geschafft, daß die Infektionszahlen in Ös - terreich schnell gesunken sind, aber genauso schnell können die Zahlen wieder ansteigen. Wir sollten daher alle gemeinsam nicht leichtsinnig werden. Die Grundregeln gelten nach wie vor und sind das Allerwichtigste.“ Die Bundesregierung werde die Maßnahmen anhand der Entwicklung der Ansteckungszahlen anpassen. „Wenn sich die Situation verschlechtert, wird es notwendig sein, re - gional wieder vermehrt Maßnahmen setzen. Wir stehen dabei in engem Dialog mit den Landeshauptleuten. Wenn ein Anstieg der Zah len über Regionen hinausgeht, dann wird es notwendig sein, national zu handeln. Das ist unsere Verantwortung als Regierung.“ »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at 38 Der Kanzler appellierte noch einmal an die Eigenverantwortung zum Schutz jeder und jedes Einzelnen und bat darum, die Grundregeln weiterhin einzuhalten. Vizekanzler Werner Kogler betonte, daß gemeinsam und durch Mitwirken der Bevölkerung bereits vieles gelungen sei. „Die Ei - genverantwortung und Freiwilligkeit wird nun zunehmend eine große Bedeutung spielen. Diese Säule wird noch wichtiger werden. Mit der wiedergewonnenen Freiheit und dem schrittweisen Ablegen des Mund-Nasen- Schutzes können wir uns umso stärker um Wirtschaft und Beschäftigung kümmern.“ Der Regierung sei vollkommen bewußt, daß man hier rasch vorwärtskommen müsse, so der Vizekanzler. Anschober: Risiko asymptomatischer Erkrankung nicht außer Acht lassen „Die weltweite Pandemie ist nicht beendet und nicht unter Kontrolle, sie entwickelt sich nach wie vor besorgniserregend. Wir sind mittlerweile weltweit bei 5,8 Millionen bestätigten Erkrankungen, 360.000 Menschen sind davon bisher gestorben. In Europa gibt es 2,1 Millionen Erkrankungsfälle und 76.000 Todesfälle“, zeigte sich Gesundheits-
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 192 / 02. 06. 2020 Innenpolitik 39 minister Rudolf Anschober besorgt über die derzeitige weltweite Situation. Was Österreich betreffe, habe man Mitte März mit der 1. Phase sehr offensive Maßnahmen gesetzt mit dem Ziel, von der exponentiellen Steigerungskurve wegzukommen. Diese 1. Phase habe man sehr gut bewältigt. Die 2. Phase hätte ein Experiment bedeutet, da man keine Vorbilder gehabt hätte. Der Gesundheitsminister erinnerte an die vier bis - herigen großen Schritte, die mit 14tägigem Abstand Lockerungen unter ständiger Beobachtungen der Erkrankungszahlen zugelassen hätten. Bisher seien keinerlei negative Auswirkungen dieser Öffnungsschritte zu verzeichnen. „Wir haben alle gemeinsam in diesem Land, sehr Vieles sehr richtig ge - macht in dieser Phase und sind derzeit auf einem guten Weg. Wir haben uns die Lockerungsmaßnahmen, die am 15. Juni möglich werden, gemeinsam erarbeitet“, zeigte sich der Gesundheitsminister über die Situation in Österreich erfreut. Noch könne jedoch keine Entwarnung gegeben werden, das Virus sei nach wie vor da. Besorgniserregend seien die asymptomatischen Fälle, das heißt, Menschen, die keine Symptome hätten: „Das ist das Risiko, das ist das Gefährliche an diesem Virus. Ein Nachlassen bei den positiven Testergebnissen bedeutet nicht automatisch, daß es in ei - nem Bezirk oder einem Land nicht mehr vorhanden ist“, so Anschober. Das Hauptziel sei daher, eine für Österreich verheerende zweite Welle zu vermeiden: „Die wollen wir mit allen demokratischen Möglichkeiten ge - meinsam verhindern und unterbinden“, sagte der Gesundheitsminister, der jedoch überzeugt ist, daß dies zu bewerkstelligen sei, „wenn wir alle konsequent weiter so handeln, wie in den vergangenen Wochen. Verhindern können man eine zweite Welle auch damit, daß bei einer Verschlechterung der Si - tuation, bei einer negativen Trendumkehr wieder konsequent eingegriffen werde“, hielt der Gesundheitsminister abschließend fest. n https://www.bundeskanzleramt.gv.at/ https://www.sozialministerium.at/ Andrea Mayer ist die neue Kulturstaatssekretärin Sie wolle eine mutige und zielgerichtete Kulturpolitik betreiben und zu einer spür - baren Verbesserung der Rahmenbedingungen beitragen, erklärte die neue Staatssekretärin Andrea Mayer am 29. Mai bei ihrer Vorstellung im Nationalrat. Mit dem vor kurzem prä - sentierten Überbrückungsfonds für KünstlerInnen in der Höhe von 90 Mio. € oder dem Hilfspaket für die Filmbranche wolle man dafür sorgen, daß alle im Kulturbereich Tätigen besser durch die Corona-Krise kommen. Es werde aber auch wieder eine Zeit kommen, wo wichtige Vorhaben angegangen wer - den können. Im Fokus stünden für sie dabei Fragen der fairen Bezahlung und Absicherung der Kulturschaffenden, die Gestaltung eines modernen Urheberrechts, die Schaffung von Anreizmodellen für privates Engagement oder die Förderung der Regionalkultur. Ein besonderes Augenmerk möchte sie auch der Gedenkkultur und einer gut aufgestellten Provenienzforschung schenken. Sowohl Bundeskanzler Sebastian Kurz, der Mayer als „herausragend geeignet“ be - zeichnete, als auch Vizekanzler Kogler, der von einer äußerst kompetenten Frau mit En - gagement und Herzblut sprach, streuten dem neuen Regierungsmitglied Rosen. Lob gab es großteils auch von Seiten der Oppositions - rednerInnen, die allerdings das späte Handeln der Regierung in Sachen Kunst und Kul - tur bemängelten. Angelobung durch den Bundespräsidenten „Ich habe Sie, Frau Mayer, in unserer aus gezeichneten Zusammenarbeit, als je - mand kennengelernt, die bestens vertraut ist mit Abläufen der Verwaltung und in den Ministerien bzw. in der Politik und die einen Foto: HBF / Carina Karlovits, Peter Lechner Bei der Angelobung in der Hofburg (v.l.): Bundeskanzler Sebastian Kurz, Staatssekretärin Andrea Mayer, Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Vizekanzler Werner Kogler hohen juristischen Sachverstand hat“, sagte Bundespräsident Alexander Van der Bellen am 20. Mai bei der Angelobung von Andrea Mayer in der Präsidentschaftskanzlei, deren Leiterin bis dato tätig war. „Vor allem aber, und das ist für Ihre künftige Aufgabe we - sentlich: Sie sind als langjährige Sektionschefin für Kunst und Kultur eine ausgewiesene Expertin. Sie kennen die Kunst- und Kulturszene wie kaum jemand sonst. Sei es die kleine unabhängige Kulturinitiative, sei es eine der großen Festspielbühnen. Und in den Mai-Tagen letztes Jahr haben Sie noch etwas bewiesen: Ihre Krisenfestigkeit. Wir sehen also, Sie bringen die besten Voraussetzungen für Ihre neue Aufgabe mit. Sie werden dazu beitragen können, die Kunst- und Kulturszene aus dieser schwierigen Zeit in »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at die Hochblüte zurückzuführen. Mein Team und ich, wir alle lassen Sie nur schweren Herzens gehen. Aber wir werden einander ja nicht aus den Augen verlieren“, so der Bun - despräsident. Die Kultur dürfe sich jedenfalls freuen auf eine „kompetente Krisenmanagerin, die diesem Bereich mit heißem Herzen zugetan ist. Ich gratuliere Ihnen sehr herzlich zu dieser hohen und verantwortungsvollen Aufgabe. Ich wünsche Ihnen dafür alles Gute.“ Andrea Mayers Berufung zur Kulturstaatssekretärin war der Rücktritt ihrer Vorgängerin Ulrike Lunacek vorangegangen, der man vor allem in der Kunst- und Kulturszene vorgeworfen hatte, mit ihrer Funktion mas siv überfordert gewesen zu sein. n Quellen: Präsidentschaftskanzlei, Parlamentskorrespondenz
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