ÖSTERREICH JOURNAL NR. 192 / 02. 06. 2020 Österreich, Europa und die Welt 20 Virtuelle Befreiungsfeier des KZ Mauthausen und virtuelle Gedenkwochen Die europaweit größte Internationale Befreiungsfeier fand am 10. Mai zum ersten Mal virtuell statt. Von 11:00 bis 12:00 Uhr konnte international unter www.mkoe.at und österreichweit in ORF III daran teilgenommen werden. Nach der internationalen Be - grüßung und der Verlesung des Mauthausen Schwurs in 17 verschiedenen Sprachen durch Jugendliche folgte die Begrüßung durch MKÖ-Vorsitzenden Willi Mernyi: „Eine virtuelle Befreiungsfeier ist für mich keinesfalls ein würdiger Ersatz für eine Befreiungs - feier in der Gedenkstätte Mauthausen. Die persönlichen Begegnungen mit den Überlebenden, ich denke da an Gespräche mit Ed Mosberg, Daniel Chanoch, Shaul Spielmann, Aba Lewit und mit dem kürzlich verstorbenen Richard Wadani – haben mich persönlich und politisch immer sehr berührt. Dazu gibt es keine virtuelle Alternative.“ Guy Dockendorf, Präsident des Comité International de Mauthausen mit Sitz in Luxemburg, nahm an schließ end in seinem Video-Statement zum thematischen Schwerpunkt „Menschlichkeit ohne Grenzen“ Stellung und legte dar, wie der Zusammenhang mit Corona auch in das Gedenken und zu dem diesjährigen Thema paßt: „Das Schlüsselwort lautet internationale Solidarität. Freilich ist es notwendig, daß der Begriff Solidarität in einer Zeit, in der die Grenzen physisch und mental geschlossen sind, in einer Zeit, in der der Neoliberalismus der gesamten Welt seine Regeln aufzuzwängen scheint, eine neue Bedeutung erlangt!“ Den Höhepunkt der virtuellen internationalen Befreiungsfeier bildeten die zahlreichen Überlebenden und Zeitzeugen, die aus der ganzen Welt teilnahmen. Unter ihnen waren Aba Lewit, Liliana Segre, Dusan Stefancic, Daniel Chanoch, Shaul Spielmann, Ed Mosberg, Max Garcia und Igor Malitskyi und Stanisław Zalewski. Zeitzeugin Li liana Segre, die mit den Wor - ten: „Nur das Bewußtsein über das, was ge - schehen ist, kann als Impfstoff gegen das die - nen, was es hervorgebracht hat“ sehr be rührt hat, ist be son ders in Erinnerung geblieben. Auch KZ-Überlebender Daniel Chanoch steht mit seiner Botschaft bei der virtuellen Befreiungsfeier ganz deutlich für ein „Niemals wieder“: „Die Botschaft an die Welt lautet: Stoppt jegliche Form von Rassismus, Faschismus und Antisemitismus. Wiederholen Sie nicht, was in der Vergangenheit ge - schah.“ David Sassoli, Präsident des Europäischen Parlaments, wandte sich in seiner Rede an die Jugend in Europa: „Die Worte des Mauthausen-Schwurs müssen eine Warnung für uns alle, vor allem aber für Euch, junge Europäerinnen und Europäer, sein: eine Mög - lichkeit, derer zu gedenken, aber auch das Opfer derer zu ehren, die in diesem Lager ihr Leben verloren haben, die für eine bessere Welt gekämpft haben, die für die Werte von Freiheit und Gerechtigkeit eingetreten sind. Ich wünsche Euch gutes Gelingen!“ n http://www.mkoe.at/ https://www.youtube.com/channel/UC8n1Z-V92qyVSMJlZGwlQ-w Ein Meilenstein für die Gedenkkultur in Österreich Für die KZ-Gedenkstätte Mauthausen ist der Beschluß der österreichischen Bun - desregierung, in Verhandlungen über Ankauf von Grundstücken in Gusen einzutreten, ein entscheidender Schritt. „Diese Entscheidung ist ein Meilenstein für die Gedenkkultur in Österreich und die Aufarbeitung der Ge - schichte zwischen 1938 und 1945“, sagt Barbara Glück, Direktorin der KZ-Gedenkstätte Mauthausen. Auf diesen Grundstücken befinden sich heute noch wesentliche historische Überreste und Gebäude des ehemaligen Konzentrationslagers Gusen. Die Integration dieser be - deutsamen Bereiche in die bestehende KZ- Gedenkstätte Gusen wäre eine wichtige Stärkung der Erinnerungskultur in Gedenken an die Opfer dieses in Österreich lange Zeit we - nig bekannten Zweiglagers des KZ Mauthausen. Barbara Glück sieht darin auch einen Erfolg der Arbeit der Gedenkstätte. Diese ist seit 1997 für den Erhalt des bestehenden Gu - sen Memorial zuständig und setzt sich seither in enger Zusammenarbeit mit regionalen Gedenkinitiativen für eine Stärkung des Gedenkens an diesem ehemaligen Verbrechens- und Leidensort ein. „Die KZ-Ge - denkstätte Mauthausen wird sich dafür einsetzen, daß die weitere Gestaltung der neuen Grundstücke unter Einbeziehung regionaler, Foto: KZ-Gedenkstätte Mauthausen nationaler und internationaler Interessenvertreter erfolgt. Auch die Anliegen der regionalen Bevölkerung müssen bei einer Erweiterung der Gedenkstätte, die mitten im Ortsgebiet von Langenstein liegt, gehört werden“, sagt Glück. Die KZ-Gedenkstätte Mauthausen ist angesichts ihres inhaltlichen und organisatorischen Know-hows bereit, gemeinsam mit regionalen, nationalen und internationalen Part nern, diesen so wichtigen Gedenkort weiterzuentwickeln und hofft, daß die Verhandlungen möglichst bald zu einem positiven Ergebnis führen. „75 Jahre nach der Be - »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at freiung ist dies die einzigartige Chance, eine angemessene und der historischen Dimension dieses Lagers entsprechende zeitgemässe Gedenkstätte zu errichten. Ein wichtiges Zeichen für alle Überlebende und eine würdige Erinnerungsstätte für die zahlreichen Opfer“, so Glück. Die bestehende KZ-Gedenkstätte Gusen geht auf eine Initiative der ehemaligen Häftlinge zurück. Der nun gesetzte Schritt der Bundesregierung unterstreicht eindeutig die nationale und internationale Bedeutung des Gedenkortes Gusen. n https://www.mauthausen-memorial.org/
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 192 / 02. 06. 2020 Österreich, Europa und die Welt Auch in Krisenzeiten starker und verläßlicher Partner 21 Reise von Außenminister Alexander Schallenberg und Europaministerin Karoline Edtstadler nach Albanien, Serbien und Kosovo als Ausdruck der Solidarität Foto: BKA / Andy Wenzel Die erste Auslandsreise nach Ausbruch der Covid-19 Pandemie in Europa führte Außenminister Alexander Schallenberg ge - meinsam mit Europaministerin Karoline Edtstadler am 28. Mai in die Westbalkanstaaten Albanien, Serbien und Kosovo. Auf dem Programm standen neben der Übergabe von dringend benötigten medizinischen Hilfsgütern im Kampf gegen die Pandemie, auch bilaterale Treffen mit den Amtskollegen. „Die österreichische Solidarität mit den Staaten des Westbalkans ist auch in Kri - senzei ten ungebrochen. Größtmögliche Stabilität und Sicherheit in den Nachbarländern in Südosteuropa liegt im ureigensten Interesse Österreichs“, der betonte Außenminister. So leiste auch die Hilfe vor Ort einen wichtigen Beitrag für die Gesundheitssysteme am West balkan. Tirana Der erste Tagesordnungspunkt führte die beiden österreichischen Minister in die albanische Hauptstadt Tirana zu einem Treffen mit dem amtsführenden Außenminister Cakaj Gent. Im Fokus des Gesprächs standen die Europaministerin Karoline Edtstadler und Außenminister Alexander Schallenberg (r.) trafen im Rahmen der Westbalkanreise den albanischen Außenminister Gent Cakaj erst kürzlich erfolgte Aufnahme der EU-Beitrittsverhandlungen und die damit verbundenen Reformen im Land. Außenminister Schallenberg bekräftigte dabei Österreichs Un terstützung bei der Heranführung Albaniens an die EU. Die enge Verbundenheit Österreichs mit den Staaten des Westbalkans zeigte sich auch bei den weiteren Treffen. Belgrad So ging es von Ti rana weiter nach Belgrad, wo Außenminister und Europaministerin, wie bereits zuvor in Albanien, ihren Amts - kollegen Ivica Dačić und Jadranka Joksimo - vić als Zeichen der ös terreichischen Solidarität eine Lieferung me dizinischer Hilfsgüter übergaben. Im anschließenden bilateralen Ge spräch wurde abermals betont, daß Österreich auch Serbien bei der Annäherung an die EU und den dafür notwendigen Reformen zur Seite steht. Priština Zuletzt stand ein Austausch mit dem ko - sovarischen Außenminister Glauk Konjufca und Europaminister Blerim Reka in Priština »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at auf dem Programm. Auch hier bekräftigte der österreichische Außenminister die Unterstützung Österreichs und der internationalen Gemeinschaft bei der Wiederbelebung des Belgrad Pristina Dialogs. Außenminister Schallenberg hat an Nach - mittag in Pristina ein Abkommen zur finanziellen Unterstützung des Kosovo im Kampf gegen Covid-19 unterzeichnet. Die Soforthilfe in Höhe von 250.000 Euro ist Teil des Nothilfeprogramms der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit, das zur lokalen Eindämmung der Covid-19 Pandemie beitragen soll. „Angesichts der globalen Gesundheitskrise ist Solidarität und europäischer Zu sam - menhalt wichtiger denn je. Mit dieser So - forthilfe zeigen wir den Staaten des Westbalkan, daß sie auf die Unterstützung Österreichs durch konkrete Hilfe vor Ort zählen können. Österreich ist und bleibt auch in der Krise ein verläßlicher Partner Südosteuro - pas. Das ist auch eine logische Ergänzung unseres nachdrücklichen Einsatzes für die Heranführung dieser Länder an die EU“, unterstreicht der Außenminister die engen Beziehungen Österreichs zur Region.
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© Leopold Museum, Wien, Foto: Leop
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