ÖSTERREICH JOURNAL NR. 191 / 11. 03. 2020 Wirtschaft 94 Österreich Konjukturprognose Prognose 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 Wirtschaftswachstum (real, Vdg. z. Vorjahr) 2,9 0,7 0,0 0,7 1,0 2,1 2,5 2,4 1,6 1,0 1,3 Industrieproduktion (real, Vdg. z. Vorjahr) 6,7 0,1 0,8 1,1 2,4 2,5 4,2 4,3 0,0 1,0 3,0 Privater Konsum (real, Vdg. z. Vorjahr in %) 1,3 0,5 -0,1 0,3 0,5 1,6 1,4 1,1 1,5 1,2 1,2 Investitionen (real, Vdg. z. Vorjahr in %) *) 6,6 0,9 1,6 -0,4 2,3 4,1 4,0 3,9 3,1 0,6 1,8 Inflationsrate (Vdg. zum Vorjahr in %) 3,3 2,4 2,0 1,7 0,9 0,9 2,1 2,0 1,5 1,5 1,8 Arbeitslosenquote (nationale Definition) 6,7 7,0 7,6 8,4 9,1 9,1 8,5 7,7 7,4 7,5 7,5 Beschäftigung (Vdg. zum Vorjahr in %) **) 1,9 1,4 0,6 0,7 1,0 1,6 2,0 2,5 1,6 0,8 1,0 Öff. Haushaltssaldo (in % des BIP) ***) -2,6 -2,2 -2,0 -2,7 -1,0 1,0 -0,7 0,2 0,5 0,2 0,2 Öffentliche Verschuldung (in % des BIP) 82,4 81,9 81,3 84,0 84,9 82,9 78,3 74,0 70,3 68,2 66,0 *) Bruttoanlageinvestitionen **) ohne Karenzgeldbezieher, Präsenzdiener und Schulungen ***) eigene Schätzung Quelle: UniCredit Research „Wir erwarten für das Gesamtjahr 2020 eine weitere Verringerung des BIP-Anstiegs auf 1,0 Prozent nach noch 1,6 Prozent 2019“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl und ergänzt: „Die schwächelnde Exportnachfrage und die in diesem Umfeld nur verhaltene Investitionsneigung können vom starken Konsum trotz neuer fiskalischer Impulse nicht gänzlich kompensiert werden, zumal die bestehenden Konjunkturunsicherheiten einen Anstieg der Sparquote auslösen dürften.“ Für 2021 kann mit etwas mehr internationaler Unterstützung von einer moderaten Erholung der österreichischen Wirtschaft ausgegangen werden, die sich in einem leichten Anstieg des Wirtschaftswachstums auf 1,3 Prozent niederschlagen sollte. Bauwirtschaft maßgeblicher Treiber Der Arbeitsmarkt spiegelt die unterschiedliche sektorale Entwicklung der österreichischen Wirtschaft sehr deutlich wider. Trotz der Abschwächung der Konjunktur verbessert sich die Lage am österreichischen Arbeitsmarkt insgesamt vorerst weiter. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote ist im Jän ner 2020 auf 7,1 Prozent gesunken. In der Sachgütererzeugung, die mit 3,7 Prozent die niedrigste Sektorarbeitslosenquote ausweist, sinkt mittlerweile die Beschäftigung und die Arbeitslosigkeit nimmt zu, sodaß die Ar - beitslosenquote eine leichte Aufwärtstendenz ausweist. Zum einen ist der gesamtwirtschaftliche Rückgang der Arbeitslosenquote den meisten Dienstleistungsbranchen geschuldet. Insbesondere der Tourismus sorgt für einen anhaltenden Beschäftigungsaufbau. Dadurch zeigt die Arbeitslosenquote im Dienstleistungssektor weiter eine schwach rückläufige Tendenz auf aktuell 7,5 Prozent. Zum anderen ist die gute Baukonjunktur verantwortlich, die durch das ungewöhnlich warme Winterwetter zusätzlich unterstützt wird. In der Bauwirtschaft ist die saisonbereinigte Arbeitslosenquote tendenziell stark sinkend und mit 8,2 Prozent im Jänner 2020 um einen ganzen Prozentpunkt tiefer als im Vorjahr. Die Bauwirtschaft, die einen Be - schäftigtenanteil von rund 7 Prozent hat, sorgt derzeit für ein Viertel des Beschäftigtenanstiegs und ist für fast 50 Prozent des Rückgangs an Arbeitssuchenden in Österreich verantwortlich. „Da der Vorteil durch das günstige Wetter, das derzeit die Arbeitslosigkeit dämpft, bald schwindet, wird sich in den kommenden Monaten die schwächere Konjunktur auf den Arbeitsmarkt niederschlagen und zu einem Anstieg der Arbeitslosenquote im weiteren Jahresverlauf führen. Nach 7,4 Prozent im Jahr 2019 erwarten wir für 2020 im Durchschnitt einen Anstieg der Arbeitslosenquote auf maximal 7,5 Prozent“, so Pudschedl. Inflation bleibt niedrig Die schwächere Konjunktur und der niedrige Ölpreis dämpfen die Inflation zu Jahresbeginn. „Die Teuerung in Österreich wird sich in den kommenden Monaten in einem engen Rahmen um rund 1,5 Prozent im Jahresvergleich bewegen. Im Jahresdurchschnitt 2020 erwarten wir – wie schon im Vorjahr – eine Inflation von 1,5 Prozent“, meint Pudschedl. Ein geringerer Preisauftrieb aufgrund der moderaten Konjunktur, für den auch der niedrige Ölpreis sprechen würde, wird durch die relativ hohe Dynamik der Dienstleistungspreise infolge des weiterhin starken Konsums verhindert werden, so daß die Inflation erneut höher als im Euroraum oder im Nachbarland Deutschland ausfallen wird. Die Ökonomen der UniCredit Bank Austria erwarten für den Euroraum eine Inflation im Jahresdurchschnitt 2020 von 1,0 Prozent und für Deutschland von 1,4 Prozent. n https://www.bankaustria.at/ »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 191 / 11. 03. 2020 Im November und Dezember 2019 konnte der österreichische Tourismus mit neuen Höchstwerten zum Start der Wintersaison aufwarten (Ankünfte +3,0%, Übernachtungen +4,5%, Umsätze nominell +5,5%) und damit das Ergebnis des Vorjahreszeitraumes noch deutlich übertreffen. Diese Zuwächse wurden erzielt, obwohl für den alpinen Wintertourismus eher ungünstige klimatische Bedingungen herrschten: Die Durchschnittstemperatur lag in den er - sten beiden Wintermonaten deutlich über dem langjährigen Mittel 1981/2010, dadurch zählten sowohl der November als auch der Dezember zu den jeweils 15 wärmsten Vergleichsmonaten der 253-jährigen Meßgeschichte. Im Süden Österreichs wurden im November starke Schneefälle verzeichnet, in den übrigen Bundesländern variierten die Nie derschläge dagegen je nach Seehöhe und Region, sodaß sich nicht überall eine ausreichende natürliche Schneedecke bildete. Die in den letzten Jahren getätigten Investitionen in die Beschneiungsinfrastruktur machten sich jedoch bezahlt, sodaß vielerorts die Ausübung von Wintersportaktivitäten ohne erhebliche Einschränkungen möglich war. Die Nächtigungsnachfrage in den alpinen Bun desländern, insbesondere in Salzburg und Tirol, stieg erheblich (+6,8% bzw. +5,7%). Gleichzeitig erhöhte sich die Nachfrage nach Aktivitäten jenseits des Wintersports: Davon profitierte vor allem das Burgen- land (+7,3%) mit seinen Thermenstandorten, etwas abgeschwächt auch die Steiermark (+2,7%). Der Städtetourismus konnte als jahreszeitlich unabhängige Alternative diesmal nicht ganz mit den auf Wintertourismus spezialisierten Bundesländern mithalten (Wien +3,5%), ausgehend jedoch von einem sehr hohen Vergleichsniveau 2018 (Wien +16,7%, Österreich insgesamt +8,0%). Wirtschaft Tourismusanalyse Ende 2019 Nachfrage steigt zu Beginn der Wintersaison 2019/20 deutlich an Zunahme der Zahl der Gästeankünfte Insgesamt ergeben die derzeit noch auf einer Hochrechnung von Statistik Austria be - ruhenden Daten für Österreich eine Zunahme der Zahl der Gästeankünfte um 3,0% im ersten Drittel der Wintersaison 2019/20 (Übernachtungen +4,5%). Damit wurden jeweils neue historische Höchstwerte für diesen Zeitraum erreicht: bei den Nächtigungen das dritte Jahr in Folge (auf ein Volumen von 17,39 Mio.) und bei den Ankünften durchgehend seit 2011 (auf aktuell 5,93 Mio.). Durchschnittlige Aufenthaltsdauer hat sich erhöht Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer von 2,93 Nächtigungen pro Gast (+1,5%) erhöhte sich wie schon im Analysezeitraum des Vorjahres (+2,0%) leicht. Der langjährige Trend zu kürzeren, häufigeren, Reisen wurde damit einstweilen unterbrochen: In den vergangenen 25 Jahren ging die Aufenthaltsdauer insgesamt um etwa eine Nacht bzw. ein Viertel zurück. Eine dauerhafte Umkehr dieses Trends ist nach derzeitiger Einschätzung aber nicht zu erwarten. Die Zuwächse bei Ankünften und Nächtigungen in den ersten beiden Monaten der Wintersaison 2019/20 führten nach einer ersten Schätzung 1) des WIFO auch zu einem Wachstum der touristischen Gesamteinnahmen auf einen nominellen Wert von 4,15 Mrd. € und damit auch einnahmenseitig zu einem neuen Höchstwert. Darin enthalten sind auch die aus dem Tagestourismus resultierenden Einnahmen. Schätzungen zur Veränderung der Zahl der Tagesgäste sind mangels Daten jedoch nicht möglich. Der Zu - wachs der Gesamteinnahmen gegenüber dem Vergleichszeitraum 2018 beträgt 5,5% (preisbereinigt +2,7%). Auf regionaler Ebene der Bundesländer zeigte sich die Entwicklung der Tourismuseinnahmen zwar unterschiedlich, aber durch - wegs positiv: Überdurchschnittlich stiegen die nominellen Umsätze im November und Dezember 2019 im Burgenland (+8,0%), in Salzburg (+7,5%), Tirol (+6,8%) und Wien (+6,0%), ebenso erhöhte sich die Zahl der Nächtigungen in den drei erstgenannten Bundesländern kräftig. Vorarlberg (+3,4%), die Steiermark und Kärnten (je +3,2%) sowie Ober- (+2,8%) und Niederösterreich (+2,6%) verbuchten zu laufenden Preisen ebenfalls recht deutliche Einnahmensteigerungen. Die Nächtigungsnachfrage der internationalen Reisenden entwickelte sich in den er - sten beiden Wintermonaten 2019/20 dyna - mischer als jene aus Österreich (+5,4% im Vergleich zu +2,2%). Das internationale Gästesegment generierte mit einem Anteil »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at 95 von 72,5% bzw. 12,60 Mio. Nächtigungen auch den Großteil der Nachfrage (im nächtigungsstärksten Bundes land Tirol lag der Anteil bei 91,5%, im Burgenland hingegen nur bei 12,1%). Ausländischen Herkunftsmärkte Unter den ausländischen Herkunftsmärkten gab es im November und Dezember 2019 die höchsten relativen Nachfragezuwächse bei Nächtigungen aus Dänemark (+15,6%, Marktanteil 1,0%), Niederlande (+12,4%, Marktanteil 8,4%), Schweden (+10,3%, Marktanteil 0,6%), Polen (7,8%, Marktanteil 2,1%) und den USA (7,3%, Marktanteil 2,3%). Deutschland als wichtigster Quellmarkt im österreichischen Tourismus (Marktanteil 46,5%) entwickelte sich dagegen mit einem Nächtigungsplus von 4,4% etwas unterdurchschnittlich. Gäste aus dem Vereinigten Königreich (Marktanteil 3,9%) nächtigten um +1,8% häufiger in heimischen Beherbergungsbetrieben, aus der Schweiz und Liechtenstein um +0,6% (Marktanteil 3,8%). Während die Nachfrage von Reisenden aus Rußland das Ergebnis von 2018 nur knapp verfehlte (–0,2%, Marktanteil 1,4%), ging die Zahl der Nächtigungen aus Italien deutlich zurück (–7,4%, Marktanteil 3,4%). Im Vergleich der unterschiedlichen Un - terkunftsarten erzielten in der Wintervorsaison 2019/20 erneut die Ferienwohnungen besonders starke Nächtigungssteigerungen (gewerblich +11,9%, privat +7,2%). Die Hotellerie entwickelte sich insgesamt unterdurchschnittlich (+3,5%), nur das 5/4-Stern- Segment expandierte mit +5,5% dynamischer als im Mittel aller Unterkünfte (3- Stern +0,3%, 2/1-Stern +0,9%). In den übrigen Unterkünften (Campingplätze, Unterkünfte für Kinder und Jugendliche, Kurheime, bewirtschaftete Schutzhütten, sonstige Unterkünfte) stieg die Nächtigungsnachfrage von November bis Dezember 2019 zu - sammen um +3,6%. n https://www.wifo.ac.at/ 1) Einen wesentlichen Parameter dieser Schnellschätzung stellt u. a. die Entwicklung der Nächtigungen, nicht aber jene der Tagesgäste dar; für zweitere liegen keine konsistenten Informationen vor. Weicht das Wachstum der Tagesgäste von jenem der Nächtigungen zu stark ab, kann es damit zu Verzerrungen in den Umsatzschätzungen kommen.
Ausg. Nr. 191 • 11. März 2020 Da
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