ÖSTERREICH JOURNAL NR. 191 / 11. 03. 2020 Kultur 128 tre und deren Protagonisten, authentisch, ohne moralische Beurteilung oder Idealisierung. Für ihn war die Prostitution ein Phänomen seiner Zeit, das er ohne Schamgefühle und Vorurteile beschreibt. Sein Interesse gilt dem Akt in Bewegung, der Handlung, im Gegensatz zum konventionell posierenden, liegenden oder stehenden Akt. Lautrec konzentriert sich auf die intimen Gepflogenheiten der Prostituierten beim Waschen oder Kämmen, auf die Momente des Wartens auf Kunden, ohne Letztere selbst zum Bildge - genstand werden zu lassen. Odilon Redon (1840–1916) Der Künstler hatte in Paris die Rolle des Mentors für die Künstler der Nabis übernommen, als Paul Gauguin 1891 nach Tahiti abgereist war. Bonnard und Vuillard und mit ihnen die Nabis verehren Redon als Meister der Traumwelt, „Prince du rève“. Das Verschmelzen von philosophisch-spirituellen und naturwissenschaftlichen Erkenntnissen und die unverwechselbare Farbexpressivität seiner Bilder machen ihn zu einem der kühnsten Wegbereiter der klassischen Moderne und zum Vater des Symbolismus. © Privatsammlung Henri Manguin, Akt unter den Bäumen, 1905, Öl auf Leinwand Félix Vallotton (1865–1925) Im Jahr 1908 lernen Arthur und Hedy Hahnloser Félix Vallotton in Paris kennen und beauftragen ihn, ihre Porträts zu malen. Noch im selben Jahr reist der Künstler nach Winterthur, wo er die Arbeit unter Zuhilfenahme von Fotos in Angriff nimmt. Die Landschaft nimmt in Vallottons Schaffen einen wichtigen Platz ein. Mit dem Prinzip der „paysage composé“ hat er für dieses Thema eine eigene Abstraktionstheorie formuliert. Sie erlaubt ihm, das für ihn We sentliche herauszufiltern. Vallottons kom - ponierte Landschaften gehen auf Eindrücke zurück, die sich dem Künstler während seiner Ferienaufenthalte in der Normandie oder an der Côte d’Azur eingeprägt haben. Es sind Erinnerungsbilder, die nicht im Freien gemalt werden, sondern erst nach der Rück - kehr ins Atelier. Vallotton stützt sich jedoch auf Bleistiftskizzen, die er an Ort und Stelle in einem Notizbuch festhält. Der flüchtige Augeneindruck wandelt sich im Bild zum autonomen künstlerischen Ausdruck. Aristide Maillol (1861–1944) Es ist Vallotton, der dem Sammlerpaar Hahnloser den Bildhauer Aristide Maillol empfiehlt. Die beiden Künstlern eigene klare Linienarchitektur steht im Gegensatz zu den Licht- und Farbvisionen von Renoir, Redon, Foto: Reto Pedrini, Zürich Félix Vallotton, Die Weiße und die Schwarze, 1913, Öl auf Leinwand »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at Bonnard und Vuillard. Maillol führt Rodins Bewegungsdramatik auf ein archaisches Weiblichkeitsidol zurück. Mit seinen ge - spannten Volumen reagiert er auf Vallottons stilisierte Akte und nimmt zugleich Picassos Neoklassik der 1920er-Jahre vorweg. Maillols schnörkellose Klarheit wiederum motiviert Vallotton, sich ab 1904 selbst bildhauerisch zu betätigen. Die lebensgroßen, in dieser Ausstellung vertretenen Bronzeplastiken Flora, Pomona und Venus mit Halskette werden im Garten der Villa Flora inszeniert. „Nichts ist ergreifender als zu sehen wie die Maillol-Statuen in Winterthur in wunderbaren Gärten leben, dies ist ihre ewige Bestimmung“, ruft Maillol 1933 bei seinem Besuch der Villa Flora aus. Pierre Bonnard (1867–1947) Um 1890 zählt Bonnard zu den Nabis und geht schließlich eigene Wege. Den Im - pressionismus hat er durch seine strenge Vor -
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 191 / 11. 03. 2020 Kultur 129 stellung von Komposition und durch Farbe als zusätzliches Ausdrucksmittel zur letztmöglichen Steigerung gebracht. Sein Themenkreis mit Szenen des Pariser Stadtlebens, mit Interieurs, Landschaften und den berühmten Badezimmerbildern ist begrenzt. Denn in der Wiederholung eines Sujets er - probt er die immer wieder neue Entdeckung seiner Umgebung als eine Facette unendlich vieler Möglichkeiten. So sehr die Inspiration des Künstlers im persönlichen Umfeld und Alltag wurzelt, beschreiben seine Bilder einen allgemeinen Zustand, in dem die Zeit stillsteht. Sie fordern den Betrachter rein formal und farblich heraus. © Privatsammlung, Schweiz © Privatsammlung Bild oben: Pierre Bonnard, Bootsfahrt auf dem Meer, 1924, Öl auf Leinwand Bild unten: Édouard Vuillard, Damespiel in Amfréville, 1906, Öl auf Karton Édouard Vuillard (1868–1940) Vuillard gehört wie Bonnard und Vallotton zur Künstlergruppe der Nabis. Dekorative Flächigkeit und strenge Konturen kennzeichnen ihre Bilder; intime Interieurs und Landschaften sind ihre bevorzugten Themen. Um 1900 blickt Vuillard zurück auf den Impressionismus und geht über zu einer befreiten Malerei mit neuen Sujets wie dem Akt, einer lichten Farbpalette und einem lokkeren, leichten Farbauftrag. Die für ihn typische zurückhaltende Beobachtung und Be - schreibung seiner Szenen hat ihm von sei- »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at
Ausg. Nr. 191 • 11. März 2020 Da
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