ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 Kultur 94 den neuen Bildthemen und kompositorischen Lösungen. Es entstanden faszinierende Werke voller Dramatik und Leidenschaft, die sich durch Darstellung exzentrischer wie starker Bewegung und Gefühlsregung sowie durch eine theatralisch inszenierte Farbregie auszeichnen. Die Figuren zeigen in ihrer ausholenden Gestik, ihrer starken Mimik und in ihrem Handeln intensive Gefühle. Es wurde regelrecht zur künstlerischen Aufgabe, das Publikum emotional zu berühren. Nicht nur in der bildenden Kunst, sondern auch in Dichtung und Literatur sowie in Mu - sik und Theater kann man die vier Jahrzehnte von 1600 bis 1650 als Geburtsmoment einer Kunst der Affekte bezeichnen. Plötzliches Erschrecken, wie beispielsweise bei Caravaggios Knabe, von einer Eidechse ge - bissen, zeugen von dem regen Interesse an der Darstellung wirkmächtiger Gefühle. #barockstars Charakteristisch für diese Epoche, die man später als Frühbarock bezeichnen wird, ist auch eine zunehmende Bereitschaft zur Zusammenarbeit unter den Künstlern, wie die Gründung einer gemeinsamen Akademie (Accademia di San Luca) oder die persönlichen Freundschaften belegen. Maler und Bildhauer arbeiteten zusammen an der Ausstattung kostspieliger Familienkapellen und großer Galeriesäle, in denen sich die Medien ergänzten, gegenseitig in der Wirkung steigerten, ja mitunter so nebeneinander erschienen, daß ihre Grenzen fließend wurden ‒ ein weiteres Merkmal barocken Ausdrucks: Skulpturen können geradezu malerische Qualitäten aufweisen, während umgekehrt die Malerei illusionistisch Architektur und Skulptur hervorzubringen vermochte. Neue Perspektiven Die Ausstellung erhofft sich durch die Zusammenschau von Malerei und Skulptur neuartige Perspektiven auf die römische Kunstlandschaft des frühen 17. Jahrhunderts. Eine vergleichbar groß angelegte Auswahl herausragender Kunstwerke dieser Zeit hat es außerhalb Italiens bislang nicht ge - geben. Hauptwerke des römischen Frühbarocks werden zu einem einzigartigen Schauzusammenhang verdichtet, der erstmals die „Entdeckung der Gefühle“ als künstlerische Herausforderung thematisiert und die BesucherInnen zugleich auf eine Reise in die Ewige Stadt mitnimmt: Ganz direkt begegnen BetrachterInnen den zentralen Impulsen Caravaggios und Berninis, die begleitet werden von einem Kaleidoskop an Meisterwerken: von Malern wie Artemisia Gentileschi, Annibale Carracci, Nicolas Poussin, Mattia Preti, Guido Reni oder Pietro da Cortona und von Bildhauern wie Francesco Mochi, Giuliano Finelli, Alessandro Algardi oder François Du Quesnoy. Foto: Museo Nacional Thyssen-Bornemisza, Madrid Gian Lorenzo Bernini (1598 Neapel – 1680 Rom), Hl. Sebastian, Marmor, Privatsammlung Die Highlights Zu den Highlights der Ausstellung zählen neben den Gemälden aus dem Kunsthistorischen Museum weitere Schlüsselwerke Ca - ravaggios wie der Narziss, der Knabe, von einer Eidechse gebissen, der berühmte Jo - hannes der Täufer und das Porträt des Malteser Ritters Antonio Martelli. Aus dem Œuvre Berninis werden die Medusa, ein Modell des Elefanten mit Obelisk, eine Büste des Kardinal Richelieu, eine Statue des heiligen Sebastian und ein Modell für die Skulptur der Verzückung der heiligen Theresa von Ávila in Wien zu sehen sein. Vier kleine, bisher nie gezeigte Bronzeköpfe, die einst die Kutsche des Bildhauers zierten und sich bis heute im Besitz der Bernini-Erben befinden, werden ebenso nach Wien reisen. Zu den weiteren Highlights der Schau zählen Guido Renis »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 187 / 07. 08. 2019 Kultur 95 Bethlehemitischer Kindermord und das erst 2011 wiederaufgetauchte Werk Maria Magdalena von Artemisia Gentileschi, der einzigen Künstlerin, die es in den Kreis der italienischen Meistermaler des frühen 17. Jahrhunderts geschafft hat. Erstmals wird das Gemälde aus Privatbesitz im Zuge der Ausstellung der Öffentlichkeit zugänglich sein. Internationale Museen und Privatsammlungen als Leihgeber Die bedeutenden Leihgaben stammen u. a. aus dem Rijksmuseum in Amsterdam, dem Metropolitan Museum of Art in New York, dem Louvre in Paris, den Uffizien in Florenz, dem Victoria and Albert Museum in London, der National Gallery in London, der Eremitage in Sankt Petersburg, dem Art In - stitute in Chicago, der Sammlung Thyssen- Bornemisza in Madrid, den Staatlichen Mu - seen zu Berlin, dem Getty Museum in Los Angeles, der Pinacoteca Vaticana im Vatikan und von privaten Leihgebern. Kooperation mit dem Rijksmuseum Amsterdam Die Ausstellung entsteht in Kooperation mit dem Rijksmuseum Amsterdam, wo sie von 14. Februar bis 7. Juni 2020 zu sehen sein wird. Kuratiert wird die Ausstellung von Gudrun Swoboda, Kuratorin für Südeuropäische Barockmalerei am Kunsthistorischen Museum, Stefan Weppelmann, Direktor der Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums, und Frits Scholten, leitender Kurator für Skulptur am Rijksmuseum. © Sovrintendenza Capitolina, Musei Capitolini – Pinacoteca, Capitolina, Rom / Foto: Andrea Jemolo Gian Lorenzo Bernini (Neapel 1598 – 1680 Rom), Medusa, Rom, 1638–1640, Marmor mit Spuren einer ursprünglichen Patina, Höhe 46 cm; Rom, Musei Capitolini, Palazzo dei Conservatori, Inv.-Nr. S/1166 Timeslot-Ticket und erweiterte Öffnungszeiten Um das Besuchserlebnis so angenehm wie möglich zu gestalten, ist für den Besuch der Sonderausstellung die Buchung eines fixen Timeslots (Zeitfenster) erforderlich. Der Einlaß in die Sonderausstellung ist nur während des gebuchten Timeslots möglich – die Dauer des Aufenthalts in der Ausstellung ist jedoch nicht beschränkt. Darüber hinaus werden den BesucherInnen, z. B. mit einem Premium-Ticket oder Freitag-Abend-Special, unterschiedliche Mög lichkeiten geboten, Caravaggio & Bernini genießen zu können. Damit den BesucherInnen des Kunsthistorischen Museums mehr Zeit für dieses kulturelle Highlight bleibt, wurden die Öffnungszeiten der Sonderausstellung erwei - tert: Von 15. Oktober 2019 bis 19. Jänner 2020 ist sie Montag, Dienstag, Mittwoch und Freitag von 9 bis 18 Uhr sowie Donnerstag, Samstag und Sonntag von 9 bis 21 Uhr geöffnet. n https://caravaggio-bernini.khm.at Jan van Eyck »Als Ich Can« 10. Juli bis 20. September 2019 Die Kabinettausstellung ders KHM zeigt drei von rund 20 erhaltenen Werken Jan van Eycks und bietet den BesucherInnen einen Einblick in die Kunst zur Zeit Herzog Philipps des Guten, als die Burgundischen Niederlande im 15. Jahrhundert eine einmalige Blütezeit der höfischen und städtischen Kultur erlebten. »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at Aufgrund seines virtuosen Umgangs mit Ölmalerei und der Verbindung von Realis - mus mit brillanten Farben gilt Jan van Eyck (um 1390-1441), der bevorzugte Hofmaler Herzog Philipps des Guten von Burgund (1396–1467), als bahnbrechender Künstler. Bereits zu Lebzeiten zu höchstem Ruhm gelangt, wurde er bald in ganz Europa als Begründer der niederländischen Malerei gefeiert. Jan van Eyck gilt als einer der ersten Künstler nördlich der Alpen, der seine Werke signierte und datierte. Besonders beachtlich ist seine Devise. Im frühen 15. Jahrhundert war es ganz und gar nicht üblich für einen Maler, dessen Tätigkeit als Handwerk galt, ein Motto zu führen. n https://www.khm.at/besuchen/ausstellungen/jan-van-eyck/
Ausg. Nr. 187 • 7. August 2019 Da
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