ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 Österreich, Europa und die Welt 4 men seines Staatsbesuchs für das Gastgeberland parat, als er mit Präsident Marcelo Re - belo de Sousa zusammentraf: „Die portugiesische Wirtschaft hat Ende 2018 wieder Vorkrisenniveau erreicht“, stellte der Bundesprä - sident beeindruckt fest. Tatsächlich mach te Portugal zuletzt unter der Regierung des seit November 2015 amtierenden sozialistischen Ministerpräsidenten António Costa, des sen Minderheitsregierung von einem Linksblock („Bloco Esquerda“) aus Reformkommunisten und linken Grünen gestützt wird, eine positive ökonomische Entwicklung durch. Es wurden zentrale Anliegen der kleineren Linksparteien umgesetzt. Costa nahm Ge - halts- und Pensionskürzungen zurück, hob den Mindestlohn an und ließ die 35-Stunden-Woche einführen. Das führte laut Befürwortern seines Kurses zu einer Ankurbelung des Konsumverhaltens und damit der Wirtschaft. Gleichzeitig wurde aber dennoch auf Budgetdisziplin geachtet, um die EU-Fi - nanzminister nicht zu vergrämen. Laut der Portugal-Außenstelle der Wirtschaftskammer Österreich wuchs die lokale Ökonomie in den vergangenen zwei Jahren in einem Ausmaß von zwei bis drei Prozent. Neben dem Tourismus tragen der WKO zu - folge auch die steigenden Exporte, eine hö - here Inlandsnachfrage sowie der Bausektor maßgeblich zu diesem Wachstum bei.Gute Geschäftschancen bieten demnach die ex - portorientierten Industriezweige Portugals, aber auch der Bau-, Immobilien- und Energiebereich. Das hat auch zur Folge, daß die Arbeitslosigkeit in den vergangenen Jahren wieder gesunken ist. Sie betrug zuletzt unter sieben Prozent. Als Risikofaktor wird freilich weiter die hohe Staatsverschuldung ge - sehen, die weiter bei knapp 130 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) liegt. Alexander Van der Bellen jedenfalls ortete noch Potential „zur Intensivierung unserer Zusammenarbeit“ im wirtschaftlichen Be - reich, selbst wenn sich diese bereits in den vergangenen Jahren höchst positiv entwikkelt habe. Möglichkeiten für Kooperationen ge be es etwa in Feldern wie dem Tourismus. Dabei sollte der Fokus aber auch auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sein, forderte der Bundespräsident. Mit Präsident Rebelo de Sousa habe er auch über die „Zukunft der Europäischen Union“ gesprochen, erläuterte Alexander Van der Bellen. Die EU stehe derzeit vor wichtigen Weichenstellungen. Wobei: „Die gestiegene Wahlbeteiligung bei den Europawahlen in den meisten EU-Ländern läßt mich Mut schöpfen.“ Mehr denn je zuvor brauche es Fotos: HBF / Peter Lechner Der Bundespräsident legte am Grab des Nationaldichters Luís de Camões (16. Jhdt.) in der Kirche Santa Maria de Belém einen Kranz nieder. Fahrt mit einer historischen Straßenbahn durch die Altstadt Lissabons aber „eine starke, schlagkräftige Union, die ihre Interessen und jene ihrer Bürgerinnen und Bürger mit Deutlichkeit und Gewicht auf der Weltbühne vertritt“, formulierte der Bundespräsident. „Eine EU, die für Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechte, für fairen Welthandel und für die Bekämpfung der Klimakrise mit Glaubwürdigkeit eintritt.“ Rebelo de Sousa betonte die gemeinsame „Sicht einer offenen multilateralen Welt auf dem Fundament der Solidarität und der Förderung nachhaltiger Entwicklungen. Wir wol - »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at len Radikalismus, Extremismus aber auch Populismus bekämpfen und Projekte fördern, welche die Europäische Union stärken“, sagte Portugals Präsident und nannte auch die Bekämpfung des Klimawandels hoch - rangiges Anliegen: „Wir müssen warnen vor der Zerstörung unserer Planeten.“ In diesem Zusammenhang dankte Alexander Van der Bellen seinem Amtskollegen auch für die Unterstützung der „Initiative for More Climate Ambition“ und ergänzte: „Ge - meinsam wollen wir in diesem Rahmen im
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 Österreich, Europa und die Welt 5 Fotos: HBF / Peter Lechner Bundespräsident Alexander Van der Bellen bei seiner Begrüßung anläßlich des Wiedersehens mit den ehedem kleinen – und heute schon etwas betagten – Schützlingen aus Österreich und ihren Wohltätern (oder deren Nachkommen)… … und in diesem Bild mit seiner Frau Doris Schmidauer (links von ihm) Vorfeld des Klimagipfels von UNO-Generalsekretär Antonio Guterres im September in New York ein starkes Zeichen setzen.“ Der Bundespräsident war von Rebelo de Sousa mit militärischen Ehren empfangen worden und hatte am Grab des Nationaldichters Luís de Camões (16. Jhdt.) in der Kirche Santa Maria de Belém einen Kranz niedergelegt. Treffen mit ehemaligen österreichischen »Caritas-Kinder« Am Nachmittag des 18. Juni traf der Bun - despräsident nach einer Fahrt mit einer historischen Straßenbahn durch die Altstadt Lissabons mit den sogenannten „Caritas- Kindern“ zusammen. Es waren emotional be - wegende Momente in einem höchst festli - chen Rahmen: Alexander Van der Bellen traf ehemaligen österreichischen „Caritas-Kindern“ der Nachkriegsjahre und deren damaligen portugiesischen Gastfamilien zusammen. „Wir erinnern uns an eines der schönsten Kapitel in der Geschichte der Beziehungen zwischen Portugal und Österreich“, meinte der Bundespräsident. Nach einer Filmvorführung über Einzelschicksale und Erinnerungen mancher „Crianças austriacas da Caritas“ und dem Besuch einer kleinen Ausstellung zu den „Caritas- Kindern“ kam es im Prunksaal des Lissaboner Außenministeriums zu einem Wiedersehen der ehedem kleinen – und heute schon »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at etwas betagten – Schützlinge aus Österreich und ihren Wohltätern (oder deren Nachkommen) aus Portugal. Das kleine Land im Westen der Iberischen Halbinsel war im Zweiten Weltkrieg neutral und damit von den Wirren der Verwü - stungen verschont geblieben. Portugal ging es damals – zumindest von der Versorgungslage her – vergleichsweise gut. Die österreichische Caritas und ihre damals eben erst gegründete Schwesternorganisation in Portugal schickten zwischen 1947 und 1956 insgesamt 5.402 Mädchen und Buben zu portugiesischen Pflegefamilien. Die Aktion wurde auch durch den portugiesischen Diktator António de Oliveira Sa - lazar gefördert. Er hatte ab 1932 (und letztlich bis 1968) einen vom Katholizismus ge - kennzeichneten hierarchischen Ständestaat etabliert, der nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 im Zuge der Neuordnung Europas international salonfähig werden wollte. Die Kinder wurden auf Grundlage von Kriterien wie Unterernährung, Krankheit oder Wohnverhältnisse ausgewählt. Die meisten stammten aus den urbanen Zentren Österreichs, wo die Versorgung mit Nahrungsmitteln oft prekär war. Sie wurden mit Großtransporten mit der Eisenbahn über die Pyrenäen sowie über den Seeweg – mit dem Zug bis zum italienischen Hafen Genua und dann mit dem Schiff bis Lissabon – nach Portugal gebracht und wa - ren somit meist rund eine Woche unterwegs. In Lissabon erfolgte die Verteilung auf verschiedene portugiesische Diözesen. Die Unterbringung der „Caritas-Kinder“ erfolgte zwar in allen sozialen Schichten,
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Fotos: epd / Uschmann ÖSTERREICH J
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