ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 Religion und Kirche 104 Schallenberg nahm in Vertretung von Bun - des kanzlerin Brigitte Bierlein am anschließenden Abschiedsfest teil. Bünker wird mit 31. August nach 12 Jahren als Bischof in Pension gehen, auf ihn folgt Michael Chalupka, den die Synode im Mai gewählt hat. Bünker: Einsetzen für das gute Leben für alle Den „guten Kampf des Glaubens“, wie er in seinem Konfirmationsspruch aus dem er - sten Timotheusbrief angesprochen wird, stellte Bünker in den Mittelpunkt seiner Predigt: Glaube bestimme „den ganzen Menschen, mit Kopf, Herz und Hand, mit Leib und Seele.“ Das Geborgensein in Jesus Christus sei nicht ein „Privatbesitz“ sondern ein Auftrag, für jene einzutreten, die am Rand stehen. Bünker erinnerte in diesem Zusam - menhang an Carola Rackete. Die 31jährige Kapitänin der Sea-Watch 3, hatte mir ihrem Schiff, auf dem sich gerettete Flüchtlinge befanden, auf Lampedusa angelegt und war daraufhin verhaftet worden. „Sie hat Menschen auf sicheren Boden gebracht und muß nun rechnen, dafür ins Gefängnis zu gehen“, sagte der Bischof. Einer offenen und pluralen Gesellschaft im weltanschaulich und religiös neutralen Verfassungsstaat „jetzt und in Zukunft“ tue es gut, wenn sich Menschen aus dem Glauben heraus einsetzen, „nicht nur für das Ei - gene, die eigenen Überzeugungen, die eigenen Leute, sondern für das Ganze, für das gute Leben für alle und für die Bewahrung der Schöpfung, die die Grundlage ist für das gute Leben für alle auch in Zukunft.“ Beim „guten Kampf des Glaubens“ gehe es schließlich „um das Morgen. Für die Kinder und Enkel. Für die an Freitagen streikenden Jugendlichen. Für das gedeihliche Miteinander in aller Vielfalt in Europa und in unserem Österreich. Für ein gutes Leben für alle.“ Van der Bellen: Als Minderheit für das Ganze mitverantwortlich Bundespräsident Van der Bellen erinnerte vor den Festgästen an Bundespräsident Ru - dolf Kirchschläger, der 1981 von der Evangelischen Kirche als „unverzichtbarem Teil des Ganzen“ gesprochen hat. „Sie haben als Bischof diesem unverzichtbaren Teil des Ganzen eine Stimme gegeben, die Gewicht hat weit über Österreich hinaus“, sagte Van der Bellen. Die Evangelische Kirche habe im mer ausgezeichnet, „daß sie sich als Minderheit für das Ganze mitverantwortlich sieht“. Denn neben den politischen Parteien brauche es auch „aufrechte Bürgerinnen und Fotos: epd / Uschmann Bundespräsident Van der Bellen: „Ihr Wirken als Bi schof hat unserer Republik viel gebracht!“ Bürgermeister Ludwig: Es sei sehr wichtig, über nationale Grenzen hinaus zu wirken… Weihbischof Krätzl: „Ich danke dir für alles, was ich persönlich von dir erfahren und gelernt habe.“ »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at
Fotos: epd / Uschmann ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 Bürger, die die Demokratie tragen“. Van der Bellen würdigte auch Bünkers „unerschrokkenen Blick in den Abgründe der Geschichte, auch der eigenen Kirche“. Dabei habe er es jedoch „nicht bei dem Gedenken allein“ belassen sondern „Konsequenzen für das Hier und Jetzt“ eingemahnt. „Ihr Wirken als Bi - schof hat unserer Republik viel gebracht“, schloß der Bundespräsident. Bürgermeister Ludwig: Wichtig, über nationale Grenzen hinaus zu wirken Wiens Bürgermeister Michael Ludwig hob in seinem Grußwort Bünkers internationales Engagement als Generalsekretär der Ge - mein schaft Evangelischer Kirchen in Europa hervor: „Gerade in Zeiten wie diesen ist es sehr wichtig, über nationale Grenzen hinaus zu wirken und aufzuzeigen, daß der Nationalismus nicht die Lösung der Probleme sein Religion und Kirche Synodenpräsident Peter Krömer dankte dem Bischof namens der Landeskirche… Die Festgemeinde in der Wiener lutherischen Stadtkirche kann.“ Ebenso würdigte Ludwig Bünkers frühzeitige Beschäftigung mit Fragen des Umweltschutzes und der Klimagerechtigkeit und seine Auseinandersetzung mit dem komplexen und potentiell gefährlichen Verhältnis von Politik und Religion: „Wir müssen darauf achten, daß Religion nie wieder dazu herangezogen wird, Konflikte und Kriege zu führen“, unterstrich Ludwig. Der scheidende Bischof sei ein starker Träger des Miteinanders der Religionen, auch in Wien, gewesen. Von Anfang an sei es ihm gelungen, Glaube mit Intellekt und sozialer Kompetenz zu verbinden. Weihbischof Krätzl: Kirchen verbindet mehr als sie trennt Seinen persönlichen Dank und den Dank des Kardinals Christoph Schönborns, der sich in Rom befand, sprach der emeritierte 105 römisch-katholische Weihbischof Helmut Krätzl aus: „Ich danke dir für alles, was ich persönlich von dir erfahren und gelernt habe: In der Ökumene, im Glauben, in der öffentlichen Tätigkeit.“ Erst in der persönlichen Begegnung mit Protestanten sei er „draufgekommen, daß unseren Glauben viel mehr verbindet als uns trennt.“ Das hätten die Kirchen auch in Europa zu zeigen: „Daß es bei aller Unterschiedlichkeit doch eine größere Einheit gibt.“ In einer Nebenbemerkung über den Streitpunkt des gemeinsamen Abendmahls betonte Krätzl allerdings: „Wenn wir gegenseitig die Taufe anerkennen, dann verstehe ich nicht, warum wir bis heute den eucharistischen Leib nicht teilen.“ In Gegenwart und Zukunft hätten die Kirchen „Werte zu vermitteln in einer Sprache, die die Menschen verstehen“. Synodenpräsident Krömer: Dank für unendlichen Einsatz Für Bünkers „unendlichen Einsatz, Fleiß, Treue und Gewissenhaftigkeit“ dankte na - mens der Landeskirche Synodenpräsident Peter Krömer. Über 20 Jahre – zwölf Jahre als Bischof und acht als Oberkirchenrat – ha - be Bünker seine Gaben in die Kirchenleitung eingebracht. Gerade das Reformationsjubiläum 2017 sei stark mit Bünker verbunden ge wesen, dabei sei es ihm gelungen, „die Bot schaft der Reformation in die Öffentlichkeit zu tragen“. In den letzten Monaten hätte die Debatten um die Trauung für alle und um den Karfreitag „viel abverlangt“, Bünker ha - be sich dabei immer „sehr stark für die evangelische Sache eingesetzt“. „Namens der Sy - node sind wir für diesen Einsatz sehr dankbar“, betonte der Synodenpräsident. Den Gottesdienst in der Wiener Innenstadt gestalteten die evangelisch-lutherischen OberkirchenrätInnen Ingrid Bachler, Dieter Beck, Gerhild Herrgesell, Günter Kö - ber und Karl Schiefermair ebenso wie der re - formierte Landessuperintendent und Vorsitzende des Ökumenischen Rats der Kirchen, Thomas Hennefeld, und der evangelisch-re - formierte Oberkirchenrat Klaus Heußler. Für die Musik verantwortlich zeichneten Heinz Haunold an der Violine und Landeskantor Matthias Krampe an der Orgel. Unter seiner Leitung war auch ein Ensemble des Albert Schweitzer Chors zu hören, das von einem Jazzensemble unter Flip Philipp begleitet wurde. Als Solistin wirkte Carole Alston. Die Grußworte moderierte Vikarin Julia Schnizlein-Riedler. n https://evang.at/ »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at
Ausg. Nr. 186 • 1. Juli 2019 Das
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