ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 Österreich, Europa und die Welt Die größten thermischen Solaranalgen südlich der Sahara Mit technischem Know-how und finanzieller Unterstützung aus Österreich gelingt in sechs Ländern im südlichen Afrika die großangelegte Nutzung erneuerbarer Energien. 42 Foto: SOLTRAIN/AEE INTEC Die erste Nahwärmeanlage südlich der Sahara versorgt 14 Gebäude der WITS University in Johannesburg mit Warmwasser und Heizung. In Afrika südlich der Sahara haben nur 24 Prozent der Menschen Zugang zu Elektrizität. Stromausfälle zählen zum Alltag, ihre Auswirkungen hemmen langfristig das Wirtschaftswachstum und die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen vor Ort. Für die EndverbraucherInnen bedeutet die mangelhafte Stromversorgung hohe Kosten und wenig Sicherheit. Potential für erneuerbare Energien und Energieeffizienz nutzen Mit der Übergabe der zwei größten thermischen Solaranlagen in der Region ändert sich das nun schrittweise. Sie sorgen für zu - verlässige Warmwasserversorgung aus solarer Energie, die noch dazu Kosten spart. Die Kernelemente beider Anlagen stammen von der Kärntner GREENoneTEC. Den Rest – Speicher, Verrohrung, Wärmetauscher – er - zeugten Unternehmen vor Ort. Mitte Mai er - öffnete der österreichische Botschafter in Süd afrika, Johann Brieger, die Anlagen in Johannesburg. Konkret handelt es sich dabei um die erste Nahwärmeanlage südlich der Sahara für die WITS University in Johannesburg sowie eine großangelegte solare Prozeßwärmeanlage für eine Gerberei. Sie umfassen jeweils 600m² Kollektorenfläche und wurden im Rah men der „Southern African Solar Thermal Training and Demonstration Initiative” (SOLTRAIN) des österreichischen außeruniversitären Forschungsinstituts AEE INTEC errichtet. AEE INTEC arbeitet mit Universitäten, Forschungseinrichtungen sowie mit Berufsschulen, der lokalen Solarindustrie und Energieministerien in insgesamt sechs Ländern (Südafrika, Namibia, Botswana, Lesotho, Mosambik und Simbabwe) zusammen, um das enorme Potenzial für Solarthermie in der Region zu nutzen. Strom(kosten) sparen mit Warmwasser aus Solarenergie Solarthermische Anlagen unterstützen diese Länder langfristig bei der Erreichung ihrer Klimaziele. Denn in Namibia und Südafrika durchgeführte Messungen zeigen, daß lokale Haushalte 40 bis 50 Prozent des Stroms zur Warmwasserbereitung nutzen. Ein breit angelegter Umstieg auf thermische So - »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at laranlagen entlastet den Elektrizitätssektor massiv – und trägt darüber hinaus zur Re - duktion lokaler CO 2 -Emissionen bei. Der überwiegende Teil des Energiebedarfs der Region wird aktuell mit Kohle bedient. Letztenendes bedeuten diese Anlagen eine spürbare Verbesserung für die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort: Ihre Stromkosten sinken, die lokale Wertschöpfung steigt, sie haben gesicherten Zugang zu Warmwasser aus erneuerbarer Energie und neue Arbeitsplätze entstehen. In den vergangenen zehn Jahren profitierten bisher rund 7.000 Menschen jährlich von dem Projekt. Vorzeigeprojekt für Entwicklungszusammenarbeit Mittlerweile nennt sich SOLTRAIN ein Best-Practice-Beispiel der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit: Die Austrian Development Agency (ADA) unterstützte die Initiative mit einer Anschubfinanzierung und Förderungen in Höhe von knapp 8 Millionen Euro über drei Projektphasen hinweg. Denn der Zugang zu leistbarer, verläßlicher und ökologisch nachhaltiger Energie ist in Ent-
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 Österreich, Europa und die Welt 43 wicklungs- und Schwellenländern ein wichtiger Schlüssel zur Bekämpfung der Armut – und damit ein wesentliches Ziel der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit. Der OPEC Fonds für Internationale Entwicklung (OFID) ist weiterer Fördergeber. Beitrag zu bezahlbarer und sauberer Energie für alle „Die ADA steht seit zehn Jahren hinter SOLTRAIN. Wir gehen damit langfristig auf die konkreten Bedürfnisse unserer Partnerländer ein. Und wir leisten einen Beitrag für weniger Energiearmut im südlichen Afrika“, erläutert ADA-Geschäftsführer Martin Le - dolter die Bemühungen der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit, bis 2030 be - zahlbare und saubere Energie weltweit si - cherzustellen. „Mit SOLTRAIN im Allgemeinen und der Eröffnung der zwei größten thermischen Solaranlagen südlich der Sahara im Konkreten kommen wir diesem Ziel einen beträchtlichen Schritt näher. Vor Kurzem ha - ben wir weitere 2,5 Millionen Euro für eine vierte Projektphase zugesagt“, so Ledolter bei der Eröffnung in Johannesburg. „Erneuerbare Energie-, aber auch Effizienzdiskussionen konzentrieren sich fast aus - schließlich auf den Stromsektor. Dabei wird übersehen, daß rund die Hälfte des weltweiten Endenergiebedarfs auf Wärme und Klimatisierung entfallen. Lediglich 20 Prozent des Endenergiebedarfs entfallen auf Strom. Vor allem in Ländern südlich der Sahara nutzen Haushalte, Hotels, Restaurants und Spitäler, aber auch Gewerbe- und Industriebetriebe einen nicht unerheblichen Teil ihres Strombezugs für Heizung, Kühlung und Warmwasserbereitung. Das bedeutet eine Verschwendung von ohnedies rarer Energie. Gepaart mit der hohen Sonneneinstrahlung in der Region ergeben diese Rahmenbedingungen ein enormes Potenzial für thermische Solaranlagen. Mit SOLTRAIN sorgen wir dafür, daß dieses Potential nicht ungenutzt bleibt“, ergänzt Werner Weiss, Ge - schäftsführer von AEE INTEC. Die errichteten Anlagen reichen von kleineren Anlagen mit 2 m² Kollektorfläche zur Warmwasserbereitung von Einfamilienhäusern über mittelgroße Anlagen zwischen 20 und 50 m² Kollektorfläche für soziale Einrichtungen, Studentenheime oder Hotels bis hin zur Versorgung gewerblicher und industrieller Prozesse mit bis zu 600m² Kollektorfläche. Der jährliche Solarertrag aller er - richteten Anlagen beträgt 1,83 Millionen Ki - lowattstunden (kWh). Dies entspricht einer Stromeinsparung von 2,02 Millionen kWh und der Vermeidung von 1.222 Tonnen CO 2. In Summe wurden seit 2009 2.380 Personen in der Planung, Errichtung und Qualitätskontrolle von thermischen Solaranlagen ausgebildet. Das in den Kursen Gelernte setzen lokale Firmen in insgesamt 326 Demonstrationsprojekten um – und garantieren da - mit die langfristige fachgerechte Nutzung und Instandhaltung der Anlagen. Zusätzlich unterstützt das Projekt StudentInnen bei Masterarbeiten, die sich mit dem Thema Solarenergie beschäftigen. Die Austrian Development Agency Die Austrian Development Agency, die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit, unterstützt Länder in Afrika, Asien, Südost- und Osteuropa bei ihrer nachhaltigen Entwicklung. Gemeinsam mit öf fentlichen Einrichtungen, Nichtregierungs - organisationen und Unternehmen setzt die ADA derzeit Projekte und Programme mit einem Gesamtvolumen von 500 Millionen Euro um. n https://www.entwicklung.at/ https://www.aee-intec.at/ http://www.ofid.org/ http://www.wits.ac.za/ Oberösterreich: Umweltfreundliche Textilfaserfabrik in China Besondere Freude gibt es beim oberösterreichischen Industrieanlagenbauer one- A Engineering. Das Unternehmen mit Sitz in Regau hat am 8. Mai mit dem chinesischen Textilkonzern Hubei Golden Ring (HGR) eine Absichtserklärung zur Errichtung einer umweltfreundlichen Fabrik mit einer Gesamt - jahresproduktion von rund 100.000 Tonnen hochwertiger Lyocell-Fasern vereinbart. Der Baustart ist für das nächste Jahr geplant. Die Unterzeichnung des Letter of Intent fand im Linzer Landhaus unter Anwesenheit von Landtagspräsident Viktor Sigl statt. HGR-Konzernchef Ban Jun wurde bei der Vertragsunterzeichnung von einer zehnköpfigen Delegation aus China begleitet. Darunter auch Qie Yingcai, Bürgermeister der 6- Millionen-Metropole Xiangyang und weitere Politiker aus den Bereichen Wirtschaft, Technologie, Gesundheit und Tourismus. Auf dem Programm stand anschließend eine ge - meinsame Besichtigung des Landhauses, Sitz des Landtags und der Landesregierung. „Derzeit gibt es 164 oberösterreichische Niederlassungen in China und rund 500 oberösterreichische Exporteure. Vor dem Hin - tergrund der Seidenstraßen-Initiative bieten Foto: Land OÖ / Lisa Schaffner v.l.: Stefan Zikeli, Geschäftsführer one-A Engineering, Landtagspräsident Viktor Sigl und Ban Jun, Chairman Hubei Golden Ring sich auch für unser Bundesland vielfältige neue Chancen, die wirtschaftlichen Kontakte weiter zu vertiefen. Auch auf politischer Ebene – sowohl seitens der Landesregierung als auch seitens des Oö. Landtags – werden seit vielen Jahren gute freundschaftliche Be - ziehungen zu China gepflegt und regelmäßig »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at Delegationen bei uns begrüßt. Das Land Oberösterreich nimmt die Rolle als Türöffner und Begleiter der wirtschaftlichen Beziehungen sehr ernst. Es freut mich daher sehr, daß die Unterzeichnung der Absichtserklärung für das neue Lyocell-Textilfaser Projekt im Landhaus in Linz stattfindet“, so Landtagspräsident Sigl. „Der geplante Neuauftrag aus China ist der größte in unserer Unternehmensgeschich - te“, freut sich one-A Geschäftsführer Stefan Zikeli, der das Unternehmen vor zwölf Jahren gegründet hat. Das junge Unternehmen, das 20 Mitarbeiter beschäftigt und über eine Niederlassung in Shanghai sowie einem chinesischen Joint Venture verfügt, hat große Er - fahrung in der Planung und Errichtung von Industrieanlagen. Mehrere „Made in Regau“ Lyocell-Fabriken wurden für chinesische Textilkonzerne bereits gebaut. Die Herstellung von Lyocellmaterial gilt als umweltfreundlich, da das aus Zellstoff produzierte Gewebe biologisch abbaubar ist und bei der Produktion keine schädlichen Nebenprodukte entstehen. n http://www.one-a.at/ http://www.land-oberoesterreich.gv.at/
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Foto: Sebastian Zieba / Konstanze Z
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© Marina Apollonio / Courtesy Phot
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