ÖSTERREICH JOURNAL NR. 180 / 19. 12. 2018 Österreich, Europa und die Welt 46 Bild oben: Ein Blick auf die Konzertgäste im Billroth Haus Bild links: Judith Weinmann-Stern, Obfrau des Vereins »Wien – Tel Aviv«, bei ihrer Begrüßung Fotos: Verein »Wien – Tel Aviv / Michael Gottlieb lich, gehen doch viele von ihnen schon auf die Hundert zu. Trotz ihrer Gehhilfen sind sie recht flott unterwegs. Die Gäste besuchten nicht nur Gedenkstätten und Friedhöfe, sondern erzählten auch an 25 verschiedenen Wiener Schulen ihre Le bensgeschichten. Im Stadttempel erhielten sie Urkunden über die Ehrenmitgliedschaft in der Israelitischen Kultusgemeinde Wien und sie wurden in der Hofburg bei der Ge - denkveranstaltung anläßlich des Novemberpogroms von Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Bundeskanzler Sebastian Kurz persönlich empfangen. Bei dieser Ge - legenheit wurden die Shoah-Überlebenden von Seiten der Regierung offiziell um Verzeihung gebeten. Auch zum Staatsakt anläßlich des 100. Geburtstages der Republik Ös - terreich waren sie in die Wiener Staatsoper geladen. Zusätzlich zum offiziellen Programm hat Judith Weinmann-Stern, die die betagten Alt- ÖsterreicherInnen die ganze Woche begleitete, am Samstag ein Konzert organisiert, einen Jüdischen-Wiener Abend, bzw. einen Wiener-Jüdischen Abend. Sie kennt die meisten der Gäste be reits persönlich durch ihre Organisation der Österreichischen Kulturtage in Tel Aviv. Vom 30. Oktober bis 4. No - vember 2019 wird sie bereits zum fünften Mal Österreichische Kultur und Musik – von ebenfalls verfolgten jüdischen Komponisten – zu ihnen nach Israel bringen, um die österreichisch-jüdische Kultur zu fördern und zu erhalten. Die betagten Gäste sind allesamt Judiths „Kinder“; sie besucht sie regelmäßig in Israel und es besteht eine enge Bindung zwischen ihnen. Das Billroth Haus nahe der Österreichischen Nationalbank war ein würdiger Ort für das Konzert und die BesucherInnen strömten nur so durch das Eingangstor. Es waren nicht nur die Shoah-Überlebenden und ihre Be - treuerInnen gekommen, sondern auch vie le Kinder und Enkelkinder, die aus eigener Ini - tiative nach Wien gereist sind, um die alte Heimat und die Wurzeln ihrer Vorfahren ken - nenzulernen. Die Gäste waren festlich ge - kleidet und voller Erwartung auf die Musik ihrer Kindheit. Judith Weinmann-Stern be - grüßte jeden auf das Herzlichste, die Begrüssungs-Mozartkugeln fanden reißenden Ab - satz und so manche Hand suchte sich ihren Weg durch die Menge, um schon vorher eine dieser süßen Köstlichkeiten zu ergattern. Es war ein bißchen wie früher… »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 180 / 19. 12. 2018 Österreich, Europa und die Welt 47 Für die Gäste aus Israel waren die vordersten Sitzreihen reserviert, die anderen geladenen Gäste – SponsorenInnen, PolitikerInnen und FreundInnen des Vereins Wien-Tel Aviv – mußten diesmal in den hinteren Reihen platznehmen. Das von Roman Grinberg hervorragend zusammengestellte Programm umfaßte Lieder von Hermann Leopoldi, Ope - retten-Melodien und jiddische Klänge. Ab - wechselnd begleiteten er und Bela Fischer die SängerInnen am Klavier. Die angespannte Erwartung wich bald einem Lächeln, ei - nem Strahlen in den Gesichtern der betagten Menschen, die in ihre Kindheit zurück versetzt wurden. Franz Gürtelschmied und Eva Dworschak sangen unter anderem „Im Prater blühen wieder die Bäume“ und „Wien, Wien nur du allein“ und es wurde dabei genauso mitgesungen wie bei Hermann Leopoldis „Schinkenfleckerln“, interpretiert von Su - sanna Marik. Die junge Hanna Schilhan sang zwei jüdische Lieder und die Stimmen der Gäste füllten den Saal in perfekter Harmonie … Musik verbindet Menschen, und das war hier einmal mehr sehr intensiv zu spüren. Die bezaubernden Belzer Sisters und Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg rissen das Publikum genauso mit wie Gerhard Ernst, der im Fiakerlied seine „Peitsche schnalzen“ ließ. Das Programm gefiel Jung und Alt, viele der Kinder und EnkelInnen der Gäste waren das erste Mal in Wien und waren von der Musik genauso begeistert wie ihre Eltern und Großeltern. Die Shoah-Überlebenden wa - ren Kinder, als sie Österreich verlassen mußten, aber sie haben die Musik mitgenommen, genauso wie ihre Sprache. In vielen Familien wurde und wird weiterhin deutsch ge - sprochen. Judith Weinmann-Stern übergab zum Ab - schied jedem ein kleines Wien-Geschenks- Packerl … unter anderem mit Manner Schnit - ten, die wie die Musik zu den bleibenden Er - innerungen an Wien gehören Es waren sehr bewegende Szenen, voll von Herzlichkeit und Freude. Judith Weinmann-Stern hat durch ihr Engagement vieles wieder „zurechtgerückt“ und dazu beigetragen, diesen Menschen zu vermitteln, daß man sie nicht vergessen hat. Am Sonntag kamen die kulinarischen Wiener Genüsse dran … es ist unglaublich, wie nicht nur Musik, sondern auch Gerüche und Geschmack ein Leben lang gespeichert werden. „Koscher essen können wir in Israel auch“ – das war der Tenor, „wir wollen eine richtige Wiener Küche“. Auf der Wunschliste ganz oben stand der Wiener Zwiebelrostbraten gefolgt vom Gulasch und einem echten Wiener Schnitzel (in Israel gibt es angeb- Fotos: Verein »Wien – Tel Aviv / Michael Gottlieb Judith Weinmann-Stern mit Akiva Qvitt, 81 Jahre alt, aus Wien … mit Trude Rosenberg, 98 Jahre alt, aus Neunkirchen … und mit Robert Perels, 81 Jahre alt, aus Wien, dessen Lebensgeschichte wurde in »Vergiss nicht deinen Namen« verfilmt; links im Bild Perels’ Partnerin Dvora »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at
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